Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.Und als sie sich nahten dem streitigen Grund, Vernehmbar aus dem Gehege Herklangen durch die stille Luft Der Holzaxt dumpfe Schläge. Der Tag war heiß, die Luft war still, Der Wald schwieg wie beklommen, Nur leise rauschten die Wipfel sich zu: "Sie sind es; die Buckower kommen." Der Kampf ist kurz. Die gräflichen Holzschläger strecken die Die Buckower sprechen noch immer zu Vom Forst und ihrem Streite; Und doch wo das strittige Waldstück stand, Da stehen jetzt Klafter und Scheite. Und kommt ein Buckower still entlang Halb traurig und halb verbissen, Da singen die Vögel so lustig; warum? Die Vögel werden's schon wissen. Aber ich habe vielleicht zu lange schon bei den Buckowern Und als ſie ſich nahten dem ſtreitigen Grund, Vernehmbar aus dem Gehege Herklangen durch die ſtille Luft Der Holzaxt dumpfe Schläge. Der Tag war heiß, die Luft war ſtill, Der Wald ſchwieg wie beklommen, Nur leiſe rauſchten die Wipfel ſich zu: „Sie ſind es; die Buckower kommen.“ Der Kampf iſt kurz. Die gräflichen Holzſchläger ſtrecken die Die Buckower ſprechen noch immer zu Vom Forſt und ihrem Streite; Und doch wo das ſtrittige Waldſtück ſtand, Da ſtehen jetzt Klafter und Scheite. Und kommt ein Buckower ſtill entlang Halb traurig und halb verbiſſen, Da ſingen die Vögel ſo luſtig; warum? Die Vögel werden’s ſchon wiſſen. Aber ich habe vielleicht zu lange ſchon bei den Buckowern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0190" n="178"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Und als ſie ſich nahten dem ſtreitigen Grund,</l><lb/> <l>Vernehmbar aus dem Gehege</l><lb/> <l>Herklangen durch die ſtille Luft</l><lb/> <l>Der Holzaxt dumpfe Schläge.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Der Tag war heiß, die Luft war ſtill,</l><lb/> <l>Der Wald ſchwieg wie beklommen,</l><lb/> <l>Nur leiſe rauſchten die Wipfel ſich zu:</l><lb/> <l>„Sie ſind es; die Buckower kommen.“</l> </lg> </lg><lb/> <p>Der Kampf iſt kurz. Die gräflichen Holzſchläger ſtrecken die<lb/> Waffen und die Sägen und Äxte werden gepfändet. Ein Hurrah<lb/> klingt dreimal durch den Wald. Aber der Sieg iſt von kurzer<lb/> Dauer. Die Gräflichen verſtärken ſich und rücken andren Tags,<lb/> unterſtützt durch die ganze Polizeimacht der Kreiſe Barnim und<lb/> Lebus in’s Feld. Die Polizei, bekanntlich ein proſaiſches Inſtitut<lb/> und ohne Glauben an Geſpenſter, hat auch kein Herz für Roman-<lb/> tik und Mittelalter und ſchickt die Buckower in ſehr beſtimmten<lb/> Ausdrücken heim.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Buckower ſprechen noch immer zu</l><lb/> <l>Vom Forſt und ihrem Streite;</l><lb/> <l>Und doch wo das ſtrittige Waldſtück ſtand,</l><lb/> <l>Da ſtehen jetzt Klafter und Scheite.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und kommt ein Buckower ſtill entlang</l><lb/> <l>Halb traurig und halb verbiſſen,</l><lb/> <l>Da ſingen die Vögel ſo luſtig; warum?</l><lb/> <l>Die Vögel werden’s ſchon wiſſen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Aber ich habe vielleicht zu lange ſchon bei den Buckowern<lb/> verweilt; wenden wir uns wieder ihrer Stadt zu. Buckow und<lb/> ſeine Umgebungen bilden die „märkiſche Schweiz.“ Freilich geht<lb/> es der Stadt mit dieſem Namen und Anſpruch nicht viel beſſer<lb/> als mit ihrem Forſt, denn Freienwalde tritt mit überlegner Miene<lb/> in die Schranken und ſagt: „dieſer Name iſt mein.“ Dabei iſt es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0190]
Und als ſie ſich nahten dem ſtreitigen Grund,
Vernehmbar aus dem Gehege
Herklangen durch die ſtille Luft
Der Holzaxt dumpfe Schläge.
Der Tag war heiß, die Luft war ſtill,
Der Wald ſchwieg wie beklommen,
Nur leiſe rauſchten die Wipfel ſich zu:
„Sie ſind es; die Buckower kommen.“
Der Kampf iſt kurz. Die gräflichen Holzſchläger ſtrecken die
Waffen und die Sägen und Äxte werden gepfändet. Ein Hurrah
klingt dreimal durch den Wald. Aber der Sieg iſt von kurzer
Dauer. Die Gräflichen verſtärken ſich und rücken andren Tags,
unterſtützt durch die ganze Polizeimacht der Kreiſe Barnim und
Lebus in’s Feld. Die Polizei, bekanntlich ein proſaiſches Inſtitut
und ohne Glauben an Geſpenſter, hat auch kein Herz für Roman-
tik und Mittelalter und ſchickt die Buckower in ſehr beſtimmten
Ausdrücken heim.
Die Buckower ſprechen noch immer zu
Vom Forſt und ihrem Streite;
Und doch wo das ſtrittige Waldſtück ſtand,
Da ſtehen jetzt Klafter und Scheite.
Und kommt ein Buckower ſtill entlang
Halb traurig und halb verbiſſen,
Da ſingen die Vögel ſo luſtig; warum?
Die Vögel werden’s ſchon wiſſen.
Aber ich habe vielleicht zu lange ſchon bei den Buckowern
verweilt; wenden wir uns wieder ihrer Stadt zu. Buckow und
ſeine Umgebungen bilden die „märkiſche Schweiz.“ Freilich geht
es der Stadt mit dieſem Namen und Anſpruch nicht viel beſſer
als mit ihrem Forſt, denn Freienwalde tritt mit überlegner Miene
in die Schranken und ſagt: „dieſer Name iſt mein.“ Dabei iſt es
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