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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Räthen Mylius und Gerbett und behauptete während dessen eine
"kecke und beleidigende Zurückhaltung." Als Grumbkow ihm seine
Verwunderung darüber bezeugte, antwortete er: "Ich bin auf
alles gefaßt, was kommen kann, und hoffe, mein Muth wird grö-
ßer sein, als mein Unglück." --

Garnison stand damals noch nicht in Mittenwalde; es hatte
eine solche (Jäger) nur von 1780--1806. Die Stadt war über-
haupt noch klein und zählte (1730) nur 952 Einwohner. In
welchem Hause der Prinz bewacht wurde, habe ich nicht mehr er-
mitteln können; das "Schloß" existirte längst nicht mehr; das
Verhör fand muthmaßlich auf dem Rathhause statt.



Das war im September 1730. Fast siebenzig Jahre später,
am Sylvesterabend 1799, tritt noch einmal eine historische Figur
auf die bescheidene Mittenwalder Bühne, um ihr (sechs Jahre
lang, wie Paul Gerhardt) in Leid und Freude anzugehören. Ein
Kämpfer wie er, nicht mit mächtigeren, aber mit derberen Waffen.
Es genügt, seinen Namen zu nennen -- Major von York, der
spätere "alte York." Unterm 6. November hatte der König an den
damals in Johannisburg stehenden Major von York geschrieben:
"Mein lieber Major von York. Da die jetzt verfügte Versetzung
des Major von Uttenhoven vom Regiment Fußjäger als Com-
mandeur zum dritten Bataillon des Regiments von Zenge es
nothwendig macht, dem Jägerregiment (in Mittenwalde) einen
ganz capablen Commandeur zu geben und Ich Mich überzeuge,
daß Ihr die zu diesem wichtigen Posten erforderlichen Eigenschaf-
ten in Euch verbindet, so will ich Euch hierdurch zum Comman-
deur des Jägerregiments ernennen etc."

Am Sylvesterabend 1799, an der Neige des Jahrhunderts,
traf Major von York in Mittenwalde ein und überraschte seine
Herren Offiziers auf dem Sylvesterball. Die erste Begegnung war
gemüthlich genug, der dienstliche Ernst kam nach. Das Corps war

Räthen Mylius und Gerbett und behauptete während deſſen eine
„kecke und beleidigende Zurückhaltung.“ Als Grumbkow ihm ſeine
Verwunderung darüber bezeugte, antwortete er: „Ich bin auf
alles gefaßt, was kommen kann, und hoffe, mein Muth wird grö-
ßer ſein, als mein Unglück.“ —

Garniſon ſtand damals noch nicht in Mittenwalde; es hatte
eine ſolche (Jäger) nur von 1780—1806. Die Stadt war über-
haupt noch klein und zählte (1730) nur 952 Einwohner. In
welchem Hauſe der Prinz bewacht wurde, habe ich nicht mehr er-
mitteln können; das „Schloß“ exiſtirte längſt nicht mehr; das
Verhör fand muthmaßlich auf dem Rathhauſe ſtatt.



Das war im September 1730. Faſt ſiebenzig Jahre ſpäter,
am Sylveſterabend 1799, tritt noch einmal eine hiſtoriſche Figur
auf die beſcheidene Mittenwalder Bühne, um ihr (ſechs Jahre
lang, wie Paul Gerhardt) in Leid und Freude anzugehören. Ein
Kämpfer wie er, nicht mit mächtigeren, aber mit derberen Waffen.
Es genügt, ſeinen Namen zu nennen — Major von York, der
ſpätere „alte York.“ Unterm 6. November hatte der König an den
damals in Johannisburg ſtehenden Major von York geſchrieben:
„Mein lieber Major von York. Da die jetzt verfügte Verſetzung
des Major von Uttenhoven vom Regiment Fußjäger als Com-
mandeur zum dritten Bataillon des Regiments von Zenge es
nothwendig macht, dem Jägerregiment (in Mittenwalde) einen
ganz capablen Commandeur zu geben und Ich Mich überzeuge,
daß Ihr die zu dieſem wichtigen Poſten erforderlichen Eigenſchaf-
ten in Euch verbindet, ſo will ich Euch hierdurch zum Comman-
deur des Jägerregiments ernennen ꝛc.“

Am Sylveſterabend 1799, an der Neige des Jahrhunderts,
traf Major von York in Mittenwalde ein und überraſchte ſeine
Herren Offiziers auf dem Sylveſterball. Die erſte Begegnung war
gemüthlich genug, der dienſtliche Ernſt kam nach. Das Corps war

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[154/0166] Räthen Mylius und Gerbett und behauptete während deſſen eine „kecke und beleidigende Zurückhaltung.“ Als Grumbkow ihm ſeine Verwunderung darüber bezeugte, antwortete er: „Ich bin auf alles gefaßt, was kommen kann, und hoffe, mein Muth wird grö- ßer ſein, als mein Unglück.“ — Garniſon ſtand damals noch nicht in Mittenwalde; es hatte eine ſolche (Jäger) nur von 1780—1806. Die Stadt war über- haupt noch klein und zählte (1730) nur 952 Einwohner. In welchem Hauſe der Prinz bewacht wurde, habe ich nicht mehr er- mitteln können; das „Schloß“ exiſtirte längſt nicht mehr; das Verhör fand muthmaßlich auf dem Rathhauſe ſtatt. Das war im September 1730. Faſt ſiebenzig Jahre ſpäter, am Sylveſterabend 1799, tritt noch einmal eine hiſtoriſche Figur auf die beſcheidene Mittenwalder Bühne, um ihr (ſechs Jahre lang, wie Paul Gerhardt) in Leid und Freude anzugehören. Ein Kämpfer wie er, nicht mit mächtigeren, aber mit derberen Waffen. Es genügt, ſeinen Namen zu nennen — Major von York, der ſpätere „alte York.“ Unterm 6. November hatte der König an den damals in Johannisburg ſtehenden Major von York geſchrieben: „Mein lieber Major von York. Da die jetzt verfügte Verſetzung des Major von Uttenhoven vom Regiment Fußjäger als Com- mandeur zum dritten Bataillon des Regiments von Zenge es nothwendig macht, dem Jägerregiment (in Mittenwalde) einen ganz capablen Commandeur zu geben und Ich Mich überzeuge, daß Ihr die zu dieſem wichtigen Poſten erforderlichen Eigenſchaf- ten in Euch verbindet, ſo will ich Euch hierdurch zum Comman- deur des Jägerregiments ernennen ꝛc.“ Am Sylveſterabend 1799, an der Neige des Jahrhunderts, traf Major von York in Mittenwalde ein und überraſchte ſeine Herren Offiziers auf dem Sylveſterball. Die erſte Begegnung war gemüthlich genug, der dienſtliche Ernſt kam nach. Das Corps war

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/166>, abgerufen am 23.11.2024.