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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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sei und dann und wann von nicht Ruhe habenden Aebtissinnen
und Nonnen besucht werde. Auch der übliche "unterirdische Gang"
wurde mir nicht erlassen. Ich war aber zu müde, um dadurch
besonders gestört zu werden, und schlief, bis die Sonne in's Zim-
mer schien. Eine Stunde später schlenderte ich durch die Stadt.

Beeskow hat zwei Sehenswürdigkeiten: das "Amt" und die
Kirche.

Das "Amt", auf einer Spreeinsel unmittelbar vor der Stadt
gelegen, war in alter Zeit ein Schloß (Schloß Beeskow), dann
später, seit 1519, ein bischöfliches Haus, das die Bischöfe von
Lebus -- die die Herrschaft Beeskow zu Anfang des sechszehnten
Jahrhunderts erwarben -- gelegentlich bewohnten. Viele der noch
jetzt vorhandenen alten Mauern reichen bis in die Zeit von Schloß
Beeskow zurück, das im fünfzehnten Jahrhundert (also vor den
Bischöfen) ausbrannte. Dies erwies sich 1828, als wegen Bau-
fälligkeit das dritte Stockwerk des alten Amtsgebäudes abgetragen
wurde. An vielen Stellen fand man doppeltes Mauerwerk. Die
Zimmerwände zeigten nach innen zu die Bischofsmütze, waren also
nicht älter als 1519; beim Niederreißen dieser Zimmer- oder In-
nenwände aber stieß man alsbald auf ältere Außenwände, halb
verbrannt und hier und da mit Moos und Asche bedeckt. Diese
Außenwände waren Ueberreste des alten Schlosses. In den untern
Stockwerken steckt noch einzelnes davon.

Die Bücher berichten wenig über "Schloß Beeskow" und
nicht viel mehr über das "bischöfliche Haus", das sich später an
gleicher Stelle erhob. Nur der Umfang und die Festigkeit der
Bauten zeigt, daß es eine bevorzugte Stelle war; und mit Recht.
Die Lage auf einer Insel, die nicht flach, sondern wie eine natür-
liche Hügelfestung sich aus der Spree erhebt, ist fest und malerisch
zugleich, und in diesem Augenblick vielleicht malerischer denn je
zuvor. Das alte, dunkelfarbige Mauerwerk ist überall von Grün
umrankt; braun und grün, die so schön zu einander stimmen,
mischen sich hier in allen erdenklichen Schattirungen, und Baum
und Strauch wachsen von Wall und Gräben aus in die Gitter-

ſei und dann und wann von nicht Ruhe habenden Aebtiſſinnen
und Nonnen beſucht werde. Auch der übliche „unterirdiſche Gang“
wurde mir nicht erlaſſen. Ich war aber zu müde, um dadurch
beſonders geſtört zu werden, und ſchlief, bis die Sonne in’s Zim-
mer ſchien. Eine Stunde ſpäter ſchlenderte ich durch die Stadt.

Beeskow hat zwei Sehenswürdigkeiten: das „Amt“ und die
Kirche.

Das „Amt“, auf einer Spreeinſel unmittelbar vor der Stadt
gelegen, war in alter Zeit ein Schloß (Schloß Beeskow), dann
ſpäter, ſeit 1519, ein biſchöfliches Haus, das die Biſchöfe von
Lebus — die die Herrſchaft Beeskow zu Anfang des ſechszehnten
Jahrhunderts erwarben — gelegentlich bewohnten. Viele der noch
jetzt vorhandenen alten Mauern reichen bis in die Zeit von Schloß
Beeskow zurück, das im fünfzehnten Jahrhundert (alſo vor den
Biſchöfen) ausbrannte. Dies erwies ſich 1828, als wegen Bau-
fälligkeit das dritte Stockwerk des alten Amtsgebäudes abgetragen
wurde. An vielen Stellen fand man doppeltes Mauerwerk. Die
Zimmerwände zeigten nach innen zu die Biſchofsmütze, waren alſo
nicht älter als 1519; beim Niederreißen dieſer Zimmer- oder In-
nenwände aber ſtieß man alsbald auf ältere Außenwände, halb
verbrannt und hier und da mit Moos und Aſche bedeckt. Dieſe
Außenwände waren Ueberreſte des alten Schloſſes. In den untern
Stockwerken ſteckt noch einzelnes davon.

Die Bücher berichten wenig über „Schloß Beeskow“ und
nicht viel mehr über das „biſchöfliche Haus“, das ſich ſpäter an
gleicher Stelle erhob. Nur der Umfang und die Feſtigkeit der
Bauten zeigt, daß es eine bevorzugte Stelle war; und mit Recht.
Die Lage auf einer Inſel, die nicht flach, ſondern wie eine natür-
liche Hügelfeſtung ſich aus der Spree erhebt, iſt feſt und maleriſch
zugleich, und in dieſem Augenblick vielleicht maleriſcher denn je
zuvor. Das alte, dunkelfarbige Mauerwerk iſt überall von Grün
umrankt; braun und grün, die ſo ſchön zu einander ſtimmen,
miſchen ſich hier in allen erdenklichen Schattirungen, und Baum
und Strauch wachſen von Wall und Gräben aus in die Gitter-

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[103/0115] ſei und dann und wann von nicht Ruhe habenden Aebtiſſinnen und Nonnen beſucht werde. Auch der übliche „unterirdiſche Gang“ wurde mir nicht erlaſſen. Ich war aber zu müde, um dadurch beſonders geſtört zu werden, und ſchlief, bis die Sonne in’s Zim- mer ſchien. Eine Stunde ſpäter ſchlenderte ich durch die Stadt. Beeskow hat zwei Sehenswürdigkeiten: das „Amt“ und die Kirche. Das „Amt“, auf einer Spreeinſel unmittelbar vor der Stadt gelegen, war in alter Zeit ein Schloß (Schloß Beeskow), dann ſpäter, ſeit 1519, ein biſchöfliches Haus, das die Biſchöfe von Lebus — die die Herrſchaft Beeskow zu Anfang des ſechszehnten Jahrhunderts erwarben — gelegentlich bewohnten. Viele der noch jetzt vorhandenen alten Mauern reichen bis in die Zeit von Schloß Beeskow zurück, das im fünfzehnten Jahrhundert (alſo vor den Biſchöfen) ausbrannte. Dies erwies ſich 1828, als wegen Bau- fälligkeit das dritte Stockwerk des alten Amtsgebäudes abgetragen wurde. An vielen Stellen fand man doppeltes Mauerwerk. Die Zimmerwände zeigten nach innen zu die Biſchofsmütze, waren alſo nicht älter als 1519; beim Niederreißen dieſer Zimmer- oder In- nenwände aber ſtieß man alsbald auf ältere Außenwände, halb verbrannt und hier und da mit Moos und Aſche bedeckt. Dieſe Außenwände waren Ueberreſte des alten Schloſſes. In den untern Stockwerken ſteckt noch einzelnes davon. Die Bücher berichten wenig über „Schloß Beeskow“ und nicht viel mehr über das „biſchöfliche Haus“, das ſich ſpäter an gleicher Stelle erhob. Nur der Umfang und die Feſtigkeit der Bauten zeigt, daß es eine bevorzugte Stelle war; und mit Recht. Die Lage auf einer Inſel, die nicht flach, ſondern wie eine natür- liche Hügelfeſtung ſich aus der Spree erhebt, iſt feſt und maleriſch zugleich, und in dieſem Augenblick vielleicht maleriſcher denn je zuvor. Das alte, dunkelfarbige Mauerwerk iſt überall von Grün umrankt; braun und grün, die ſo ſchön zu einander ſtimmen, miſchen ſich hier in allen erdenklichen Schattirungen, und Baum und Strauch wachſen von Wall und Gräben aus in die Gitter-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/115>, abgerufen am 25.11.2024.