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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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rechnet war, welches sicher beim ersten Entwurf mit in Anschlag kam;
statt daß jede spätere Herstellung es mehr oder minder als ein Zufälliges
erscheinen lassen müßte. Ich halte mich demnach für völlig über-
zeugt, daß das Monument eben nur den Stifter, Otto
Christof, vorstelle
. Ganz absurd ist die Angabe bei Küster a. a. O.,
daß die Hauptfigur der bei Lepanto gefallene Johanniter-Comthur Joachim
Sparr sei.

Die zweite Frage ist, wer ist der Künstler, der dies Grab-
denkmal muthmaßlich geschaffen hat?

Die Tradition nennt als den Künstler Artus Quellinus (König
S. 76, Nicolai 858 zweifelnd) und zwar genauer den zu St. Truijen
geb. Artus Quellinus den Sohn, Schüler seines gleichnamigen Vaters
(Nagler, Künstlerlex. etc.). Auch die Quelle dieser Sage habe ich nicht
zu entdecken vermocht. Der Zeit und den mannigfachen Beziehungen nach,
welche damals von hier aus nach Holland stattfanden, wäre es wohl
möglich. Selbst der vielfache und langjährige Aufenthalt Otto Christofs
Sparr am Niederrhein hätte auf die Wahl des Künstlers von Einfluß
sein können. Vielleicht auch, daß ein schärfstes Auge eine gewisse Aehnlich-
keit, zumal in den kleinen Ornamenten des Denkmals, mit dem Stil des
ältern Artus Quellinus, wie er uns in seinen Arbeiten am Amsterdamer
Rathhaus in seines Bruders bekanntem Werk über dieselben entgegentritt,
entdecken mag. Dennoch kennt die hiesige Kunstgeschichte von Werken
des Artus Quellinus außer diesem fraglichen Monument, nur eben so
fragliche ehedem im Potsdamer Lustgarten, auf dem Rondel nach der Havel
zu befindlich gewesene "vier Prinzen von Oranien von Marmor." (Nicolai
1167.). Das Denkmal selbst trägt, soweit ersichtlich, keines Künstlers
Namen oder Chiffre
. --

Das Monument hat übrigens mehrfache, wenn auch nicht gerade er-
hebliche Verletzungen und kleine Alterationen erlitten, weil es, vermöge
wohl jener Kirchenreparatur von 1817, ganz oder zum Theil von der
Wand abgenommen gewesen.

Von der Sparr'schen Familie haben inzwischen aller Wahrscheinlich-
keit nach nur die genannten drei: Ernst Georg, Otto Christof und Georg
Friedrich ihre Ruhestätte in der Gruft gefunden. 1766 waren (Kirchen-
akten zufolge) sechs große und zwei kleine Kinderleichen darin beigesetzt
und etwa noch Platz für zwei bis drei. Die Todtenregister nennen bis
dahin außer den drei Sparr's, den 1733 verstorbenen bekannten Minister
von Creutz und ein ihm 1718 vorangegangenes Kind. 1791 wird noch
dessen Wittwe (?) "Frau Gertrud von Creutz Exc." daselbst beigesetzt.
Wer die übrigen, ist nicht genau bekannt.

Der Anblick der Gruft ist jetzt etwas wüst. Rechts am Eingang
steht lediglich ein Kindersarg: links nach der Tiefe sind eine kaum mehr
unterscheidbare, beträchtliche Anzahl von Eichensärgen -- weit mehr als

rechnet war, welches ſicher beim erſten Entwurf mit in Anſchlag kam;
ſtatt daß jede ſpätere Herſtellung es mehr oder minder als ein Zufälliges
erſcheinen laſſen müßte. Ich halte mich demnach für völlig über-
zeugt, daß das Monument eben nur den Stifter, Otto
Chriſtof, vorſtelle
. Ganz abſurd iſt die Angabe bei Küſter a. a. O.,
daß die Hauptfigur der bei Lepanto gefallene Johanniter-Comthur Joachim
Sparr ſei.

Die zweite Frage iſt, wer iſt der Künſtler, der dies Grab-
denkmal muthmaßlich geſchaffen hat?

Die Tradition nennt als den Künſtler Artus Quellinus (König
S. 76, Nicolai 858 zweifelnd) und zwar genauer den zu St. Truijen
geb. Artus Quellinus den Sohn, Schüler ſeines gleichnamigen Vaters
(Nagler, Künſtlerlex. ꝛc.). Auch die Quelle dieſer Sage habe ich nicht
zu entdecken vermocht. Der Zeit und den mannigfachen Beziehungen nach,
welche damals von hier aus nach Holland ſtattfanden, wäre es wohl
möglich. Selbſt der vielfache und langjährige Aufenthalt Otto Chriſtofs
Sparr am Niederrhein hätte auf die Wahl des Künſtlers von Einfluß
ſein können. Vielleicht auch, daß ein ſchärfſtes Auge eine gewiſſe Aehnlich-
keit, zumal in den kleinen Ornamenten des Denkmals, mit dem Stil des
ältern Artus Quellinus, wie er uns in ſeinen Arbeiten am Amſterdamer
Rathhaus in ſeines Bruders bekanntem Werk über dieſelben entgegentritt,
entdecken mag. Dennoch kennt die hieſige Kunſtgeſchichte von Werken
des Artus Quellinus außer dieſem fraglichen Monument, nur eben ſo
fragliche ehedem im Potsdamer Luſtgarten, auf dem Rondel nach der Havel
zu befindlich geweſene „vier Prinzen von Oranien von Marmor.“ (Nicolai
1167.). Das Denkmal ſelbſt trägt, ſoweit erſichtlich, keines Künſtlers
Namen oder Chiffre
. —

Das Monument hat übrigens mehrfache, wenn auch nicht gerade er-
hebliche Verletzungen und kleine Alterationen erlitten, weil es, vermöge
wohl jener Kirchenreparatur von 1817, ganz oder zum Theil von der
Wand abgenommen geweſen.

Von der Sparr’ſchen Familie haben inzwiſchen aller Wahrſcheinlich-
keit nach nur die genannten drei: Ernſt Georg, Otto Chriſtof und Georg
Friedrich ihre Ruheſtätte in der Gruft gefunden. 1766 waren (Kirchen-
akten zufolge) ſechs große und zwei kleine Kinderleichen darin beigeſetzt
und etwa noch Platz für zwei bis drei. Die Todtenregiſter nennen bis
dahin außer den drei Sparr’s, den 1733 verſtorbenen bekannten Miniſter
von Creutz und ein ihm 1718 vorangegangenes Kind. 1791 wird noch
deſſen Wittwe (?) „Frau Gertrud von Creutz Exc.“ daſelbſt beigeſetzt.
Wer die übrigen, iſt nicht genau bekannt.

Der Anblick der Gruft iſt jetzt etwas wüſt. Rechts am Eingang
ſteht lediglich ein Kinderſarg: links nach der Tiefe ſind eine kaum mehr
unterſcheidbare, beträchtliche Anzahl von Eichenſärgen — weit mehr als

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[463/0481] rechnet war, welches ſicher beim erſten Entwurf mit in Anſchlag kam; ſtatt daß jede ſpätere Herſtellung es mehr oder minder als ein Zufälliges erſcheinen laſſen müßte. Ich halte mich demnach für völlig über- zeugt, daß das Monument eben nur den Stifter, Otto Chriſtof, vorſtelle. Ganz abſurd iſt die Angabe bei Küſter a. a. O., daß die Hauptfigur der bei Lepanto gefallene Johanniter-Comthur Joachim Sparr ſei. Die zweite Frage iſt, wer iſt der Künſtler, der dies Grab- denkmal muthmaßlich geſchaffen hat? Die Tradition nennt als den Künſtler Artus Quellinus (König S. 76, Nicolai 858 zweifelnd) und zwar genauer den zu St. Truijen geb. Artus Quellinus den Sohn, Schüler ſeines gleichnamigen Vaters (Nagler, Künſtlerlex. ꝛc.). Auch die Quelle dieſer Sage habe ich nicht zu entdecken vermocht. Der Zeit und den mannigfachen Beziehungen nach, welche damals von hier aus nach Holland ſtattfanden, wäre es wohl möglich. Selbſt der vielfache und langjährige Aufenthalt Otto Chriſtofs Sparr am Niederrhein hätte auf die Wahl des Künſtlers von Einfluß ſein können. Vielleicht auch, daß ein ſchärfſtes Auge eine gewiſſe Aehnlich- keit, zumal in den kleinen Ornamenten des Denkmals, mit dem Stil des ältern Artus Quellinus, wie er uns in ſeinen Arbeiten am Amſterdamer Rathhaus in ſeines Bruders bekanntem Werk über dieſelben entgegentritt, entdecken mag. Dennoch kennt die hieſige Kunſtgeſchichte von Werken des Artus Quellinus außer dieſem fraglichen Monument, nur eben ſo fragliche ehedem im Potsdamer Luſtgarten, auf dem Rondel nach der Havel zu befindlich geweſene „vier Prinzen von Oranien von Marmor.“ (Nicolai 1167.). Das Denkmal ſelbſt trägt, ſoweit erſichtlich, keines Künſtlers Namen oder Chiffre. — Das Monument hat übrigens mehrfache, wenn auch nicht gerade er- hebliche Verletzungen und kleine Alterationen erlitten, weil es, vermöge wohl jener Kirchenreparatur von 1817, ganz oder zum Theil von der Wand abgenommen geweſen. Von der Sparr’ſchen Familie haben inzwiſchen aller Wahrſcheinlich- keit nach nur die genannten drei: Ernſt Georg, Otto Chriſtof und Georg Friedrich ihre Ruheſtätte in der Gruft gefunden. 1766 waren (Kirchen- akten zufolge) ſechs große und zwei kleine Kinderleichen darin beigeſetzt und etwa noch Platz für zwei bis drei. Die Todtenregiſter nennen bis dahin außer den drei Sparr’s, den 1733 verſtorbenen bekannten Miniſter von Creutz und ein ihm 1718 vorangegangenes Kind. 1791 wird noch deſſen Wittwe (?) „Frau Gertrud von Creutz Exc.“ daſelbſt beigeſetzt. Wer die übrigen, iſt nicht genau bekannt. Der Anblick der Gruft iſt jetzt etwas wüſt. Rechts am Eingang ſteht lediglich ein Kinderſarg: links nach der Tiefe ſind eine kaum mehr unterſcheidbare, beträchtliche Anzahl von Eichenſärgen — weit mehr als

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/481>, abgerufen am 27.11.2024.