Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.Lob des Krieges. Es leb' der Krieg! Im wilden Kriegerleben Da stählet sich der Muth! Frei kann die Kraft im Kriege nur sich heben; Der Krieg, der Krieg ist gut. Den falschen Freund, der listig Treue heuchelt, Der Krieg macht offenbar. In offner Schlacht das blanke Schwert nicht schmeichelt, Und jeder Hieb spricht wahr. Der Krieg ist gut! Er weckt die Kraft der Jugend Und zieht in seinem Schooß So manchen Sinn für hohe, wahre Tugend Zu schönen Thaten groß. Der Krieg ist gut! Er ruft aus feigem Schlummer Den trägen Weichling auf, Er lohnt Verdienst, und schafft er manchen Kummer, Löst er auch manchen auf! Der Krieg ist gut! Im Reiben seiner Kräfte Ist für die Welt Gewinn. Der Krieg macht froh, im Wechsel der Geschäfte Nimmt er die Grillen hin. Er lehrt die Kunst das Leben zu verachten, Wenn es die Pflicht gebeut, Und immer nur es als ein Gut betrachten, Das man der Tugend weiht. Er lehret uns entbehren und genießen, Er würzt auch schwarzes Brot, -- Und wenn durch ihn auch manche Thränen fließen, Er giebt den schönsten Tod. Es leb' der Krieg! wo hohe Kraft nur sieget, Nicht Trägheit Lorbeern flicht, Es leb' der Krieg! Unsterblichkeit erflieget, Wer durch ihn Palmen bricht. Es leb' der Krieg! nur dem gab er Verderben, Der frech den Frieden bricht. Zur Schlacht, zur Schlacht! wir Alle lernten sterben Für Vaterland und Pflicht. Lob des Krieges. Es leb’ der Krieg! Im wilden Kriegerleben Da ſtählet ſich der Muth! Frei kann die Kraft im Kriege nur ſich heben; Der Krieg, der Krieg iſt gut. Den falſchen Freund, der liſtig Treue heuchelt, Der Krieg macht offenbar. In offner Schlacht das blanke Schwert nicht ſchmeichelt, Und jeder Hieb ſpricht wahr. Der Krieg iſt gut! Er weckt die Kraft der Jugend Und zieht in ſeinem Schooß So manchen Sinn für hohe, wahre Tugend Zu ſchönen Thaten groß. Der Krieg iſt gut! Er ruft aus feigem Schlummer Den trägen Weichling auf, Er lohnt Verdienſt, und ſchafft er manchen Kummer, Löſt er auch manchen auf! Der Krieg iſt gut! Im Reiben ſeiner Kräfte Iſt für die Welt Gewinn. Der Krieg macht froh, im Wechſel der Geſchäfte Nimmt er die Grillen hin. Er lehrt die Kunſt das Leben zu verachten, Wenn es die Pflicht gebeut, Und immer nur es als ein Gut betrachten, Das man der Tugend weiht. Er lehret uns entbehren und genießen, Er würzt auch ſchwarzes Brot, — Und wenn durch ihn auch manche Thränen fließen, Er giebt den ſchönſten Tod. Es leb’ der Krieg! wo hohe Kraft nur ſieget, Nicht Trägheit Lorbeern flicht, Es leb’ der Krieg! Unſterblichkeit erflieget, Wer durch ihn Palmen bricht. Es leb’ der Krieg! nur dem gab er Verderben, Der frech den Frieden bricht. Zur Schlacht, zur Schlacht! wir Alle lernten ſterben Für Vaterland und Pflicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0463" n="445"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Lob des Krieges.</hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l>Es leb’ der Krieg! Im wilden Kriegerleben</l><lb/> <l>Da ſtählet ſich der Muth!</l><lb/> <l>Frei kann die Kraft im Kriege nur ſich heben;</l><lb/> <l>Der Krieg, der Krieg iſt gut.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Den falſchen Freund, der liſtig Treue heuchelt,</l><lb/> <l>Der Krieg macht offenbar.</l><lb/> <l>In offner Schlacht das blanke Schwert nicht ſchmeichelt,</l><lb/> <l>Und jeder Hieb ſpricht wahr.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Krieg iſt gut! Er weckt die Kraft der Jugend</l><lb/> <l>Und zieht in ſeinem Schooß</l><lb/> <l>So manchen Sinn für hohe, wahre Tugend</l><lb/> <l>Zu ſchönen Thaten groß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der Krieg iſt gut! Er ruft aus feigem Schlummer</l><lb/> <l>Den trägen Weichling auf,</l><lb/> <l>Er lohnt Verdienſt, und ſchafft er manchen Kummer,</l><lb/> <l>Löſt er auch manchen auf!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der Krieg iſt gut! Im Reiben ſeiner Kräfte</l><lb/> <l>Iſt für die Welt Gewinn.</l><lb/> <l>Der Krieg macht froh, im Wechſel der Geſchäfte</l><lb/> <l>Nimmt er die Grillen hin.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Er lehrt die Kunſt das Leben zu verachten,</l><lb/> <l>Wenn es die Pflicht gebeut,</l><lb/> <l>Und immer nur es als ein Gut betrachten,</l><lb/> <l>Das man der Tugend weiht.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Er lehret uns entbehren und genießen,</l><lb/> <l>Er würzt auch ſchwarzes Brot, —</l><lb/> <l>Und wenn durch ihn auch manche Thränen fließen,</l><lb/> <l>Er giebt den ſchönſten Tod.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Es leb’ der Krieg! wo hohe Kraft nur ſieget,</l><lb/> <l>Nicht Trägheit Lorbeern flicht,</l><lb/> <l>Es leb’ der Krieg! Unſterblichkeit erflieget,</l><lb/> <l>Wer durch ihn Palmen bricht.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Es leb’ der Krieg! nur dem gab er Verderben,</l><lb/> <l>Der frech den Frieden bricht.</l><lb/> <l>Zur Schlacht, zur Schlacht! wir Alle lernten ſterben</l><lb/> <l>Für Vaterland und Pflicht.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [445/0463]
Lob des Krieges.
Es leb’ der Krieg! Im wilden Kriegerleben
Da ſtählet ſich der Muth!
Frei kann die Kraft im Kriege nur ſich heben;
Der Krieg, der Krieg iſt gut.
Den falſchen Freund, der liſtig Treue heuchelt,
Der Krieg macht offenbar.
In offner Schlacht das blanke Schwert nicht ſchmeichelt,
Und jeder Hieb ſpricht wahr.
Der Krieg iſt gut! Er weckt die Kraft der Jugend
Und zieht in ſeinem Schooß
So manchen Sinn für hohe, wahre Tugend
Zu ſchönen Thaten groß.
Der Krieg iſt gut! Er ruft aus feigem Schlummer
Den trägen Weichling auf,
Er lohnt Verdienſt, und ſchafft er manchen Kummer,
Löſt er auch manchen auf!
Der Krieg iſt gut! Im Reiben ſeiner Kräfte
Iſt für die Welt Gewinn.
Der Krieg macht froh, im Wechſel der Geſchäfte
Nimmt er die Grillen hin.
Er lehrt die Kunſt das Leben zu verachten,
Wenn es die Pflicht gebeut,
Und immer nur es als ein Gut betrachten,
Das man der Tugend weiht.
Er lehret uns entbehren und genießen,
Er würzt auch ſchwarzes Brot, —
Und wenn durch ihn auch manche Thränen fließen,
Er giebt den ſchönſten Tod.
Es leb’ der Krieg! wo hohe Kraft nur ſieget,
Nicht Trägheit Lorbeern flicht,
Es leb’ der Krieg! Unſterblichkeit erflieget,
Wer durch ihn Palmen bricht.
Es leb’ der Krieg! nur dem gab er Verderben,
Der frech den Frieden bricht.
Zur Schlacht, zur Schlacht! wir Alle lernten ſterben
Für Vaterland und Pflicht.
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