hält in der Linken einen Krummstab, während ihre Rechte auf einer Grafen- oder Fürstenkrone leise ruht. Dieser Altar befand sich in einem schlesischen Kloster, wo der damalige General-Major v. Zieten, bald nach der Schlacht von Hohenfriedberg, Quartier genommen hatte. Bei Tisch saß er, im Refektorium des Klosters, diesem Bilde stets gegenüber und pflegte lange zu ihm aufzublicken. Die Aebtissin, die von Zieten'schen Hu- saren nicht das Beste erwarten mochte, nahm Anstoß daran und es kam zu einem Gespräch zwischen ihr und dem General. Er sagte ihr unbefan- gen, daß er das Bild betrachte, weil es ihn Zug um Zug an seine ge- liebte Frau, fern daheim am Ruppiner See, erinnre, und das Gespräch nahm nun eine freundliche Wendung. Bald darauf erfolgte der Weiter- marsch. Einige Tage später bemerkte Zieten eine riesige Kiste auf einem seiner Gepäckwagen und begann zu schelten. Da hieß es denn zur Ent- schuldigung: "Die Nonnen hätten die Kiste aufgeladen und Vorsicht eigens zur Pflicht gemacht, denn sie gehöre dem General Zieten, der sie mit heim nehmen wolle nach Wustrau." Nun befahl Zieten die Kiste zu öffnen und man fand -- Altar und Altarbild.
3. Früher befand sich unter den Sehenswürdigkeiten, nicht der Rüst- und Kuriositätenkammer, sondern des Zietenschen Herrenhauses selbst, auch der Krückstock, den Friedrich II. (ich kann nicht sagen, bei welcher Ge- legenheit) dem schon alternden Zieten zum Geschenk gemacht hatte. Die Krücke ist von Elfenbein und ein eigenhändiges Schreiben des Königs läßt sich in gemüthvoller Weise darüber aus, warum sie von Elfenbein und nicht von Gold sei. Stock und Handschreiben befinden sich jetzt beide in der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar und werden, unter einer Menge ähnlicher Erinnerungsstücke, daselbst gezeigt.
4. Zu den Zieten-Bildern im Herrenhause gehören auch zwei Sta- tuetten. Die eine davon ist einfach eine Copie des Schadow'schen "alten Zieten" en miniature (vielleicht 11/2 Fuß hoch). Die andre ist ein Seiten- stück dazu, das ein alter Diener des Grafen Zieten, ich weiß nicht mehr mit Hülfe von welchem Material, sehr geschickt modellirt hat. -- Bernhard Rode hat nicht nur die Zeichnung zu dem Grabmal Zietens in der Wustrauer Kirche angefertigt, sondern außerdem noch ein großes Oel- bild zur Verherrlichung des alten Husaren-Generals gemalt. Es befindet sich, neben vier oder fünf Bildern andrer Helden des 7jährigen Krieges (alle von B. Rode), in der Garnisonkirche zu Berlin. Es hat alle die Rode'schen Vorzüge und Fehler, von letztren aber doch weniger als die Mehrzahl der Bilder dieses Meisters. Die Composition ist Dutzendarbeit und trotz der Prätension geistvoll sein zu wollen, eigentlich ohne allen Geist. Ein bequemes Operiren mit traditionellen Mittelchen und Arran- gements. Eine Urne mit dem Reliefbilde Zietens in Front derselben; am Boden ein Löwe, der ziemlich friedlich in einer Zietenschen Husaren- Tigerdecke drin steckt (wie etwa ein Kater in einem Damen-Muff);
hält in der Linken einen Krummſtab, während ihre Rechte auf einer Grafen- oder Fürſtenkrone leiſe ruht. Dieſer Altar befand ſich in einem ſchleſiſchen Kloſter, wo der damalige General-Major v. Zieten, bald nach der Schlacht von Hohenfriedberg, Quartier genommen hatte. Bei Tiſch ſaß er, im Refektorium des Kloſters, dieſem Bilde ſtets gegenüber und pflegte lange zu ihm aufzublicken. Die Aebtiſſin, die von Zieten’ſchen Hu- ſaren nicht das Beſte erwarten mochte, nahm Anſtoß daran und es kam zu einem Geſpräch zwiſchen ihr und dem General. Er ſagte ihr unbefan- gen, daß er das Bild betrachte, weil es ihn Zug um Zug an ſeine ge- liebte Frau, fern daheim am Ruppiner See, erinnre, und das Geſpräch nahm nun eine freundliche Wendung. Bald darauf erfolgte der Weiter- marſch. Einige Tage ſpäter bemerkte Zieten eine rieſige Kiſte auf einem ſeiner Gepäckwagen und begann zu ſchelten. Da hieß es denn zur Ent- ſchuldigung: „Die Nonnen hätten die Kiſte aufgeladen und Vorſicht eigens zur Pflicht gemacht, denn ſie gehöre dem General Zieten, der ſie mit heim nehmen wolle nach Wuſtrau.“ Nun befahl Zieten die Kiſte zu öffnen und man fand — Altar und Altarbild.
3. Früher befand ſich unter den Sehenswürdigkeiten, nicht der Rüſt- und Kurioſitätenkammer, ſondern des Zietenſchen Herrenhauſes ſelbſt, auch der Krückſtock, den Friedrich II. (ich kann nicht ſagen, bei welcher Ge- legenheit) dem ſchon alternden Zieten zum Geſchenk gemacht hatte. Die Krücke iſt von Elfenbein und ein eigenhändiges Schreiben des Königs läßt ſich in gemüthvoller Weiſe darüber aus, warum ſie von Elfenbein und nicht von Gold ſei. Stock und Handſchreiben befinden ſich jetzt beide in der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar und werden, unter einer Menge ähnlicher Erinnerungsſtücke, daſelbſt gezeigt.
4. Zu den Zieten-Bildern im Herrenhauſe gehören auch zwei Sta- tuetten. Die eine davon iſt einfach eine Copie des Schadow’ſchen „alten Zieten“ en miniature (vielleicht 1½ Fuß hoch). Die andre iſt ein Seiten- ſtück dazu, das ein alter Diener des Grafen Zieten, ich weiß nicht mehr mit Hülfe von welchem Material, ſehr geſchickt modellirt hat. — Bernhard Rode hat nicht nur die Zeichnung zu dem Grabmal Zietens in der Wuſtrauer Kirche angefertigt, ſondern außerdem noch ein großes Oel- bild zur Verherrlichung des alten Huſaren-Generals gemalt. Es befindet ſich, neben vier oder fünf Bildern andrer Helden des 7jährigen Krieges (alle von B. Rode), in der Garniſonkirche zu Berlin. Es hat alle die Rode’ſchen Vorzüge und Fehler, von letztren aber doch weniger als die Mehrzahl der Bilder dieſes Meiſters. Die Compoſition iſt Dutzendarbeit und trotz der Prätenſion geiſtvoll ſein zu wollen, eigentlich ohne allen Geiſt. Ein bequemes Operiren mit traditionellen Mittelchen und Arran- gements. Eine Urne mit dem Reliefbilde Zietens in Front derſelben; am Boden ein Löwe, der ziemlich friedlich in einer Zietenſchen Huſaren- Tigerdecke drin ſteckt (wie etwa ein Kater in einem Damen-Muff);
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hält in der Linken einen Krummſtab, während ihre Rechte auf einer
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ſchleſiſchen Kloſter, wo der damalige General-Major v. Zieten, bald nach
der Schlacht von Hohenfriedberg, Quartier genommen hatte. Bei Tiſch
ſaß er, im Refektorium des Kloſters, dieſem Bilde ſtets gegenüber und
pflegte lange zu ihm aufzublicken. Die Aebtiſſin, die von Zieten’ſchen Hu-
ſaren nicht das Beſte erwarten mochte, nahm Anſtoß daran und es kam
zu einem Geſpräch zwiſchen ihr und dem General. Er ſagte ihr unbefan-
gen, daß er das Bild betrachte, weil es ihn Zug um Zug an ſeine ge-
liebte Frau, fern daheim am Ruppiner See, erinnre, und das Geſpräch
nahm nun eine freundliche Wendung. Bald darauf erfolgte der Weiter-
marſch. Einige Tage ſpäter bemerkte Zieten eine rieſige Kiſte auf einem
ſeiner Gepäckwagen und begann zu ſchelten. Da hieß es denn zur Ent-
ſchuldigung: „Die Nonnen hätten die Kiſte aufgeladen und Vorſicht
eigens zur Pflicht gemacht, denn ſie gehöre dem General Zieten, der ſie
mit heim nehmen wolle nach Wuſtrau.“ Nun befahl Zieten die Kiſte zu
öffnen und man fand — Altar und Altarbild.
3. Früher befand ſich unter den Sehenswürdigkeiten, nicht der Rüſt-
und Kurioſitätenkammer, ſondern des Zietenſchen Herrenhauſes ſelbſt, auch
der Krückſtock, den Friedrich II. (ich kann nicht ſagen, bei welcher Ge-
legenheit) dem ſchon alternden Zieten zum Geſchenk gemacht hatte. Die
Krücke iſt von Elfenbein und ein eigenhändiges Schreiben des Königs
läßt ſich in gemüthvoller Weiſe darüber aus, warum ſie von Elfenbein
und nicht von Gold ſei. Stock und Handſchreiben befinden ſich jetzt
beide in der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar und werden, unter
einer Menge ähnlicher Erinnerungsſtücke, daſelbſt gezeigt.
4. Zu den Zieten-Bildern im Herrenhauſe gehören auch zwei Sta-
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Zieten“ en miniature (vielleicht 1½ Fuß hoch). Die andre iſt ein Seiten-
ſtück dazu, das ein alter Diener des Grafen Zieten, ich weiß nicht mehr
mit Hülfe von welchem Material, ſehr geſchickt modellirt hat. — Bernhard
Rode hat nicht nur die Zeichnung zu dem Grabmal Zietens in der
Wuſtrauer Kirche angefertigt, ſondern außerdem noch ein großes Oel-
bild zur Verherrlichung des alten Huſaren-Generals gemalt. Es befindet
ſich, neben vier oder fünf Bildern andrer Helden des 7jährigen Krieges
(alle von B. Rode), in der Garniſonkirche zu Berlin. Es hat alle die
Rode’ſchen Vorzüge und Fehler, von letztren aber doch weniger als die
Mehrzahl der Bilder dieſes Meiſters. Die Compoſition iſt Dutzendarbeit
und trotz der Prätenſion geiſtvoll ſein zu wollen, eigentlich ohne allen
Geiſt. Ein bequemes Operiren mit traditionellen Mittelchen und Arran-
gements. Eine Urne mit dem Reliefbilde Zietens in Front derſelben; am
Boden ein Löwe, der ziemlich friedlich in einer Zietenſchen Huſaren-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/459>, abgerufen am 27.11.2024.
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