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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Das war in den ersten Augusttagen 1808. Die französischen
Truppen marschirten ab, aber nicht in die Heimath, vielmehr --
nach Spanien. König Friedrich Wilhelm kehrte aus den östlichen
Provinzen nach Berlin zurück; bange Friedensjahre kamen, endlich
die Tage erneuten Kampfes und der Hoffnung auf Erlösung.
Knesebeck jubelte; er hoffte den großen Kampf mitkämpfen zu
können; eine Compagnie war ihm zugesichert, -- da berief ihn
eine Cabinetsordre als ständischen Commissarius nach Potsdam,
wo ihm die Aufgabe zufiel, bei der Organisation der kurmärkischen
Landwehr miteinzugreifen. So blieb es ihm versagt, mit in's
Feld zu rücken und an den Ehren jener großen Zeit unmittelbar
Theil zu nehmen, bis endlich die Rückkehr Napoleon's von Elba
und das rasche Vorrücken der Preußen, um dem drohenden Stoß
so früh wie möglich zu begegnen, ihm auch diesen Wunsch erfüllte.
Er erhielt eine Compagnie im 6. kurmärkischen Landwehrregiment,
rückte mit in Flandern ein und focht bei Ligny, Sombref und
Wavre.

So kam er nach Paris. Sein erster Gang war zu --
Vilatte, damals Chef der Gendarmerie der Hauptstadt. "Bon
jour, General!
da bin ich; erkennen Sie mich wieder?" --
"Mon Dieu, Knesebeck, c'est vous", -- und die alten Geg-
ner und Freunde schüttelten sich die Hand. Knesebeck hatte sein
Wort gelöst; er war gekommen, aber "in großer Gesellschaft", wie
er prophezeiht hatte.

Weihnachten 1815 kehrte er heim, ererbte 1823 Löwenbruch
und zog sich 1829 nach dem benachbarten Jühnsdorf zurück.
Unter allen Tagen seines Lebens blieb ihm der Sylvestertag 1807
der theuerste, wo die Bürgerschaft der Stadt Ruppin ihm, in fest-
licher Versammlung, die Bürgerkrone überreicht hatte, und mit
freudigem Stolze mochte er sich der Liedesworte erinnern, die
damals, in noch frischer Dankbarkeit, an ihn gerichtet worden
waren:


Das war in den erſten Auguſttagen 1808. Die franzöſiſchen
Truppen marſchirten ab, aber nicht in die Heimath, vielmehr —
nach Spanien. König Friedrich Wilhelm kehrte aus den öſtlichen
Provinzen nach Berlin zurück; bange Friedensjahre kamen, endlich
die Tage erneuten Kampfes und der Hoffnung auf Erlöſung.
Kneſebeck jubelte; er hoffte den großen Kampf mitkämpfen zu
können; eine Compagnie war ihm zugeſichert, — da berief ihn
eine Cabinetsordre als ſtändiſchen Commiſſarius nach Potsdam,
wo ihm die Aufgabe zufiel, bei der Organiſation der kurmärkiſchen
Landwehr miteinzugreifen. So blieb es ihm verſagt, mit in’s
Feld zu rücken und an den Ehren jener großen Zeit unmittelbar
Theil zu nehmen, bis endlich die Rückkehr Napoleon’s von Elba
und das raſche Vorrücken der Preußen, um dem drohenden Stoß
ſo früh wie möglich zu begegnen, ihm auch dieſen Wunſch erfüllte.
Er erhielt eine Compagnie im 6. kurmärkiſchen Landwehrregiment,
rückte mit in Flandern ein und focht bei Ligny, Sombref und
Wavre.

So kam er nach Paris. Sein erſter Gang war zu —
Vilatte, damals Chef der Gendarmerie der Hauptſtadt. „Bon
jour, Général!
da bin ich; erkennen Sie mich wieder?“ —
„Mon Dieu, Knesebeck, c’est vous“, — und die alten Geg-
ner und Freunde ſchüttelten ſich die Hand. Kneſebeck hatte ſein
Wort gelöſt; er war gekommen, aber „in großer Geſellſchaft“, wie
er prophezeiht hatte.

Weihnachten 1815 kehrte er heim, ererbte 1823 Löwenbruch
und zog ſich 1829 nach dem benachbarten Jühnsdorf zurück.
Unter allen Tagen ſeines Lebens blieb ihm der Sylveſtertag 1807
der theuerſte, wo die Bürgerſchaft der Stadt Ruppin ihm, in feſt-
licher Verſammlung, die Bürgerkrone überreicht hatte, und mit
freudigem Stolze mochte er ſich der Liedesworte erinnern, die
damals, in noch friſcher Dankbarkeit, an ihn gerichtet worden
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[411/0429] Das war in den erſten Auguſttagen 1808. Die franzöſiſchen Truppen marſchirten ab, aber nicht in die Heimath, vielmehr — nach Spanien. König Friedrich Wilhelm kehrte aus den öſtlichen Provinzen nach Berlin zurück; bange Friedensjahre kamen, endlich die Tage erneuten Kampfes und der Hoffnung auf Erlöſung. Kneſebeck jubelte; er hoffte den großen Kampf mitkämpfen zu können; eine Compagnie war ihm zugeſichert, — da berief ihn eine Cabinetsordre als ſtändiſchen Commiſſarius nach Potsdam, wo ihm die Aufgabe zufiel, bei der Organiſation der kurmärkiſchen Landwehr miteinzugreifen. So blieb es ihm verſagt, mit in’s Feld zu rücken und an den Ehren jener großen Zeit unmittelbar Theil zu nehmen, bis endlich die Rückkehr Napoleon’s von Elba und das raſche Vorrücken der Preußen, um dem drohenden Stoß ſo früh wie möglich zu begegnen, ihm auch dieſen Wunſch erfüllte. Er erhielt eine Compagnie im 6. kurmärkiſchen Landwehrregiment, rückte mit in Flandern ein und focht bei Ligny, Sombref und Wavre. So kam er nach Paris. Sein erſter Gang war zu — Vilatte, damals Chef der Gendarmerie der Hauptſtadt. „Bon jour, Général! da bin ich; erkennen Sie mich wieder?“ — „Mon Dieu, Knesebeck, c’est vous“, — und die alten Geg- ner und Freunde ſchüttelten ſich die Hand. Kneſebeck hatte ſein Wort gelöſt; er war gekommen, aber „in großer Geſellſchaft“, wie er prophezeiht hatte. Weihnachten 1815 kehrte er heim, ererbte 1823 Löwenbruch und zog ſich 1829 nach dem benachbarten Jühnsdorf zurück. Unter allen Tagen ſeines Lebens blieb ihm der Sylveſtertag 1807 der theuerſte, wo die Bürgerſchaft der Stadt Ruppin ihm, in feſt- licher Verſammlung, die Bürgerkrone überreicht hatte, und mit freudigem Stolze mochte er ſich der Liedesworte erinnern, die damals, in noch friſcher Dankbarkeit, an ihn gerichtet worden waren:

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/429>, abgerufen am 23.11.2024.