Kirche umsehn, sei noch ein orientirendes Vorwort gestattet, über die Hake's und Hacke's. Hinsichtlich dieser beiden Familien herrscht nämlich, was die Rechtschreibung ihrer Namen angeht, eine große Verwirrung, die schließlich zu Verwechselungen aller Art geführt hat. Erst neuerdings scheint man sich dahin geeinigt zu haben, nicht abwechselnd und nach Laune Hake, Haake, Haacke, Hacke etc. zu schreiben, sondern im Einklang damit, daß es zwei bestimmt geschiedene Familien giebt, auch zwei bestimmt geschiedene Namen anzunehmen: die Hake's und die Hacke's.
Die Hacke's sind, aller Wahrscheinlichkeit nach, aus Franken und zwar in verhältnißmäßig später Zeit in die Mark gekommen. Ihnen gehört vor allem Hans Christoph Friedrich v. Hacke, ge- nannt der "lange Hacke" der bekannte Liebling Friedrich Wil- helms I. an. Er war Oberst und Generaladjutant des Königs und derselbe, an den sich der bereits sterbende Monarch, als er die Stallknechte unten auf dem Hof eine falsche Schabracke aufle- gen sah, mit der bekannten Aufforderung wandte: "Gehen Sie doch hinunter Hacke und prügeln Sie die Schurken."
Dieser Oberst v. Hacke wurde par ordre des Königs, allen Einwendungen des künftigen Schwiegervaters ungeachtet, mit des Ministers v. Creutz Erb-Tochter im Jahre 1732 vermählt und 1740 durch Friedrich den Großen in den Grafenstand erhoben. Durch seine Frau in den Besitz eines bedeutenden Vermögens und großer Gütercomplexe in Pommern und der Ukermark gelangt, baute er, etwa um 1750, den Haackschen Markt, der eigentlich der Hacke'sche Markt heißen müßte und durch den irrthümlichen Namen, den er führt, nicht wenig zu der herrschenden Verwirrung über die Namen Hake und Hacke beigetragen hat. Graf Hacke, der Erbauer des Haackschen (Hacke'schen) Marktes, war der erste, der den gleich nach dem Regierungs-Antritt Friedrichs II. gestif- teten Orden pour le merite empfing. Er starb 1754 als Ge- neral-Lieutenant, Commandant von Berlin und Ritter des schwar- zen Adler-Ordens. Er hinterließ keine Nachkommenschaft. Da es aber nichtsdestoweniger Graf Hacke's bis diese Stunde giebt, so ist
Kirche umſehn, ſei noch ein orientirendes Vorwort geſtattet, über die Hake’s und Hacke’s. Hinſichtlich dieſer beiden Familien herrſcht nämlich, was die Rechtſchreibung ihrer Namen angeht, eine große Verwirrung, die ſchließlich zu Verwechſelungen aller Art geführt hat. Erſt neuerdings ſcheint man ſich dahin geeinigt zu haben, nicht abwechſelnd und nach Laune Hake, Haake, Haacke, Hacke ꝛc. zu ſchreiben, ſondern im Einklang damit, daß es zwei beſtimmt geſchiedene Familien giebt, auch zwei beſtimmt geſchiedene Namen anzunehmen: die Hake’s und die Hacke’s.
Die Hacke’s ſind, aller Wahrſcheinlichkeit nach, aus Franken und zwar in verhältnißmäßig ſpäter Zeit in die Mark gekommen. Ihnen gehört vor allem Hans Chriſtoph Friedrich v. Hacke, ge- nannt der „lange Hacke“ der bekannte Liebling Friedrich Wil- helms I. an. Er war Oberſt und Generaladjutant des Königs und derſelbe, an den ſich der bereits ſterbende Monarch, als er die Stallknechte unten auf dem Hof eine falſche Schabracke aufle- gen ſah, mit der bekannten Aufforderung wandte: „Gehen Sie doch hinunter Hacke und prügeln Sie die Schurken.“
Dieſer Oberſt v. Hacke wurde par ordre des Königs, allen Einwendungen des künftigen Schwiegervaters ungeachtet, mit des Miniſters v. Creutz Erb-Tochter im Jahre 1732 vermählt und 1740 durch Friedrich den Großen in den Grafenſtand erhoben. Durch ſeine Frau in den Beſitz eines bedeutenden Vermögens und großer Gütercomplexe in Pommern und der Ukermark gelangt, baute er, etwa um 1750, den Haackſchen Markt, der eigentlich der Hacke’ſche Markt heißen müßte und durch den irrthümlichen Namen, den er führt, nicht wenig zu der herrſchenden Verwirrung über die Namen Hake und Hacke beigetragen hat. Graf Hacke, der Erbauer des Haackſchen (Hacke’ſchen) Marktes, war der erſte, der den gleich nach dem Regierungs-Antritt Friedrichs II. geſtif- teten Orden pour le merite empfing. Er ſtarb 1754 als Ge- neral-Lieutenant, Commandant von Berlin und Ritter des ſchwar- zen Adler-Ordens. Er hinterließ keine Nachkommenſchaft. Da es aber nichtsdeſtoweniger Graf Hacke’s bis dieſe Stunde giebt, ſo iſt
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Kirche umſehn, ſei noch ein orientirendes Vorwort geſtattet, über
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eine große Verwirrung, die ſchließlich zu Verwechſelungen aller
Art geführt hat. Erſt neuerdings ſcheint man ſich dahin geeinigt
zu haben, nicht abwechſelnd und nach Laune Hake, Haake, Haacke,
Hacke ꝛc. zu ſchreiben, ſondern im Einklang damit, daß es zwei
beſtimmt geſchiedene Familien giebt, auch zwei beſtimmt geſchiedene
Namen anzunehmen: die Hake’s und die Hacke’s.
Die Hacke’s ſind, aller Wahrſcheinlichkeit nach, aus Franken
und zwar in verhältnißmäßig ſpäter Zeit in die Mark gekommen.
Ihnen gehört vor allem Hans Chriſtoph Friedrich v. Hacke, ge-
nannt der „lange Hacke“ der bekannte Liebling Friedrich Wil-
helms I. an. Er war Oberſt und Generaladjutant des Königs
und derſelbe, an den ſich der bereits ſterbende Monarch, als er
die Stallknechte unten auf dem Hof eine falſche Schabracke aufle-
gen ſah, mit der bekannten Aufforderung wandte: „Gehen Sie
doch hinunter Hacke und prügeln Sie die Schurken.“
Dieſer Oberſt v. Hacke wurde par ordre des Königs, allen
Einwendungen des künftigen Schwiegervaters ungeachtet, mit des
Miniſters v. Creutz Erb-Tochter im Jahre 1732 vermählt und
1740 durch Friedrich den Großen in den Grafenſtand erhoben.
Durch ſeine Frau in den Beſitz eines bedeutenden Vermögens und
großer Gütercomplexe in Pommern und der Ukermark gelangt,
baute er, etwa um 1750, den Haackſchen Markt, der eigentlich
der Hacke’ſche Markt heißen müßte und durch den irrthümlichen
Namen, den er führt, nicht wenig zu der herrſchenden Verwirrung
über die Namen Hake und Hacke beigetragen hat. Graf Hacke,
der Erbauer des Haackſchen (Hacke’ſchen) Marktes, war der erſte,
der den gleich nach dem Regierungs-Antritt Friedrichs II. geſtif-
teten Orden pour le merite empfing. Er ſtarb 1754 als Ge-
neral-Lieutenant, Commandant von Berlin und Ritter des ſchwar-
zen Adler-Ordens. Er hinterließ keine Nachkommenſchaft. Da es
aber nichtsdeſtoweniger Graf Hacke’s bis dieſe Stunde giebt, ſo iſt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/402>, abgerufen am 23.11.2024.
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