hat dienen müssen, die poetischen Tage alter königlicher Pracht neu in seinen Mauern erblicken wird, um dann auch ihrerseits aus ihrer Hülle herauszutreten und den neu einziehenden Glanz selbst in altem Glanz zu begrüßen. Dies gilt namentlich von dem im ersten Stockwerk gelegenen "Königssaal", der eine Fülle der schön- sten Bilder- und Plafond-Ornamente hinter einer Ueberkleidung ver- bergen soll.
Wir haben in dem Bestehn Schloß Coepenick's drei Perioden unterschieden und in Erinnerung an die mannigfachen Bauten, die hier standen, von einem alten, einem mittleren und einem neuen Schloß Coepenick gesprochen. Aber auch dies neue Schloß Coepe- nick, das wir eben in seiner Totalerscheinung zu beschreiben suchten, theilt sein 200 jähriges Leben wieder in verschiedene Stadien, in alte und neue Perioden ein, unter denen wir mit Umgehung gleich- gültigerer Jahrzehnte, vier Hauptepochen unterscheiden.
Diese vier Hauptepochen des neuen Schloß Coepenick's sind die folgenden: Erstens die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682--1688; zweitens die Zeit Friedrich WilhelmsI., in- sonderheit das Jahr 1730; drittens die Zeit Henriette Ma- ria's, gebornen Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, von 1749--1782, und viertens die Zeit des Grafen von Schmet- tau, von 1804--1806. An eine Besprechung dieser 4 Haupt- epochen wird sich schließlich noch eine kurze Darstellung der Schick- sale zu knüpfen haben, die Schloß Coepenick seitdem erfuhr.
(Die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682 bis 1688.) In welchem Jahre Kurprinz Friedrich seinen Einzug in Schloß Coepenick hielt, ist nicht genau mehr festzustellen, wahr- scheinlich um 1680. Der Schloßbau wurde zwar erst um 1681 beendet und das mehrerwähnte Sandsteinportal, durch das wir in den Schloßhof eintraten, trägt sogar die Jahreszahl 1682, es ist indeß nicht unwahrscheinlich, daß Kurprinz Friedrich die Vollen- dung des ganzen Bau's nicht erst abwartete und sich, zwei Jahre
hat dienen müſſen, die poetiſchen Tage alter königlicher Pracht neu in ſeinen Mauern erblicken wird, um dann auch ihrerſeits aus ihrer Hülle herauszutreten und den neu einziehenden Glanz ſelbſt in altem Glanz zu begrüßen. Dies gilt namentlich von dem im erſten Stockwerk gelegenen „Königsſaal“, der eine Fülle der ſchön- ſten Bilder- und Plafond-Ornamente hinter einer Ueberkleidung ver- bergen ſoll.
Wir haben in dem Beſtehn Schloß Coepenick’s drei Perioden unterſchieden und in Erinnerung an die mannigfachen Bauten, die hier ſtanden, von einem alten, einem mittleren und einem neuen Schloß Coepenick geſprochen. Aber auch dies neue Schloß Coepe- nick, das wir eben in ſeiner Totalerſcheinung zu beſchreiben ſuchten, theilt ſein 200 jähriges Leben wieder in verſchiedene Stadien, in alte und neue Perioden ein, unter denen wir mit Umgehung gleich- gültigerer Jahrzehnte, vier Hauptepochen unterſcheiden.
Dieſe vier Hauptepochen des neuen Schloß Coepenick’s ſind die folgenden: Erſtens die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682—1688; zweitens die Zeit Friedrich WilhelmsI., in- ſonderheit das Jahr 1730; drittens die Zeit Henriette Ma- ria’s, gebornen Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, von 1749—1782, und viertens die Zeit des Grafen von Schmet- tau, von 1804—1806. An eine Beſprechung dieſer 4 Haupt- epochen wird ſich ſchließlich noch eine kurze Darſtellung der Schick- ſale zu knüpfen haben, die Schloß Coepenick ſeitdem erfuhr.
(Die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682 bis 1688.) In welchem Jahre Kurprinz Friedrich ſeinen Einzug in Schloß Coepenick hielt, iſt nicht genau mehr feſtzuſtellen, wahr- ſcheinlich um 1680. Der Schloßbau wurde zwar erſt um 1681 beendet und das mehrerwähnte Sandſteinportal, durch das wir in den Schloßhof eintraten, trägt ſogar die Jahreszahl 1682, es iſt indeß nicht unwahrſcheinlich, daß Kurprinz Friedrich die Vollen- dung des ganzen Bau’s nicht erſt abwartete und ſich, zwei Jahre
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0367"n="349"/>
hat dienen müſſen, die poetiſchen Tage alter königlicher Pracht neu<lb/>
in ſeinen Mauern erblicken wird, um dann auch ihrerſeits aus<lb/>
ihrer Hülle herauszutreten und den neu einziehenden Glanz ſelbſt<lb/>
in altem Glanz zu begrüßen. Dies gilt namentlich von dem im<lb/>
erſten Stockwerk gelegenen „Königsſaal“, der eine Fülle der ſchön-<lb/>ſten Bilder- und Plafond-Ornamente hinter einer Ueberkleidung ver-<lb/>
bergen ſoll.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Wir haben in dem Beſtehn Schloß Coepenick’s drei Perioden<lb/>
unterſchieden und in Erinnerung an die mannigfachen Bauten, die<lb/>
hier ſtanden, von einem alten, einem mittleren und einem neuen<lb/>
Schloß Coepenick geſprochen. Aber auch dies <hirendition="#g">neue</hi> Schloß Coepe-<lb/>
nick, das wir eben in ſeiner Totalerſcheinung zu beſchreiben ſuchten,<lb/>
theilt ſein 200 jähriges Leben wieder in verſchiedene Stadien, in<lb/>
alte und neue Perioden ein, unter denen wir mit Umgehung gleich-<lb/>
gültigerer Jahrzehnte, <hirendition="#g">vier</hi> Hauptepochen unterſcheiden.</p><lb/><p>Dieſe vier Hauptepochen des <hirendition="#g">neuen</hi> Schloß Coepenick’s ſind<lb/>
die folgenden: <hirendition="#g">Erſtens</hi> die Zeit des Kurprinzen <hirendition="#g">Friedrich</hi> von<lb/>
1682—1688; <hirendition="#g">zweitens</hi> die Zeit <hirendition="#g">Friedrich Wilhelms</hi><hirendition="#aq">I.</hi>, in-<lb/>ſonderheit das Jahr 1730; <hirendition="#g">drittens</hi> die Zeit <hirendition="#g">Henriette Ma-<lb/>
ria</hi>’s, gebornen Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, von<lb/>
1749—1782, und <hirendition="#g">viertens</hi> die Zeit des Grafen von <hirendition="#g">Schmet-<lb/>
tau</hi>, von 1804—1806. An eine Beſprechung dieſer 4 Haupt-<lb/>
epochen wird ſich ſchließlich noch eine kurze Darſtellung der Schick-<lb/>ſale zu knüpfen haben, die Schloß Coepenick ſeitdem erfuhr.</p><lb/><p>(<hirendition="#g">Die Zeit des Kurprinzen Friedrich von</hi> 1682 bis<lb/>
1688.) In welchem Jahre Kurprinz <hirendition="#g">Friedrich</hi>ſeinen Einzug in<lb/>
Schloß Coepenick hielt, iſt nicht genau mehr feſtzuſtellen, wahr-<lb/>ſcheinlich um 1680. Der Schloßbau wurde zwar erſt um 1681<lb/>
beendet und das mehrerwähnte Sandſteinportal, durch das wir in<lb/>
den Schloßhof eintraten, trägt ſogar die Jahreszahl 1682, es iſt<lb/>
indeß nicht unwahrſcheinlich, daß Kurprinz <hirendition="#g">Friedrich</hi> die Vollen-<lb/>
dung des ganzen Bau’s nicht erſt abwartete und ſich, zwei Jahre<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[349/0367]
hat dienen müſſen, die poetiſchen Tage alter königlicher Pracht neu
in ſeinen Mauern erblicken wird, um dann auch ihrerſeits aus
ihrer Hülle herauszutreten und den neu einziehenden Glanz ſelbſt
in altem Glanz zu begrüßen. Dies gilt namentlich von dem im
erſten Stockwerk gelegenen „Königsſaal“, der eine Fülle der ſchön-
ſten Bilder- und Plafond-Ornamente hinter einer Ueberkleidung ver-
bergen ſoll.
Wir haben in dem Beſtehn Schloß Coepenick’s drei Perioden
unterſchieden und in Erinnerung an die mannigfachen Bauten, die
hier ſtanden, von einem alten, einem mittleren und einem neuen
Schloß Coepenick geſprochen. Aber auch dies neue Schloß Coepe-
nick, das wir eben in ſeiner Totalerſcheinung zu beſchreiben ſuchten,
theilt ſein 200 jähriges Leben wieder in verſchiedene Stadien, in
alte und neue Perioden ein, unter denen wir mit Umgehung gleich-
gültigerer Jahrzehnte, vier Hauptepochen unterſcheiden.
Dieſe vier Hauptepochen des neuen Schloß Coepenick’s ſind
die folgenden: Erſtens die Zeit des Kurprinzen Friedrich von
1682—1688; zweitens die Zeit Friedrich Wilhelms I., in-
ſonderheit das Jahr 1730; drittens die Zeit Henriette Ma-
ria’s, gebornen Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, von
1749—1782, und viertens die Zeit des Grafen von Schmet-
tau, von 1804—1806. An eine Beſprechung dieſer 4 Haupt-
epochen wird ſich ſchließlich noch eine kurze Darſtellung der Schick-
ſale zu knüpfen haben, die Schloß Coepenick ſeitdem erfuhr.
(Die Zeit des Kurprinzen Friedrich von 1682 bis
1688.) In welchem Jahre Kurprinz Friedrich ſeinen Einzug in
Schloß Coepenick hielt, iſt nicht genau mehr feſtzuſtellen, wahr-
ſcheinlich um 1680. Der Schloßbau wurde zwar erſt um 1681
beendet und das mehrerwähnte Sandſteinportal, durch das wir in
den Schloßhof eintraten, trägt ſogar die Jahreszahl 1682, es iſt
indeß nicht unwahrſcheinlich, daß Kurprinz Friedrich die Vollen-
dung des ganzen Bau’s nicht erſt abwartete und ſich, zwei Jahre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/367>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.