verkündigt seine Ankunft durch lautes Glockenläuten, als hielte eine Abtheilung Feuerwehr ihren Einzug in die Stadt, und hält jetzt auf einem unregelmäßigen, ziemlich geräumigen Platz, der zwi- schen dem Schloß und der Stadt Coepenick liegt. Wir steigen aus, werfen nach links hin einen Blick in eine leis' gebogene Straße hinein, deren beschnittene Lindenbäume dem Ganzen ein freund- liches Ansehn leihn, wenden uns aber, nach kurzem Aufenthalt, so- fort wieder nach rechts hin, wo unmittelbar vor uns Schloß Coe- penick mit allen seinen Dependenzien emporsteigt. Wir passiren die Brücke des Schloßgrabens, dann das dahinter gelegene Sandstein- portal und befinden uns nun auf einem viereckigen, vielfach mit Blumenbeeten eingefaßten Platz, der nach rechts und links hin von Schloß und Schloßkapelle, nach vorn und hinten zu von den alten Bäumen des Parks und dem Sandsteinportal, das wir eben pas- sirten, gebildet wird. Wir blicken einen Augenblick in die schattigen Gänge des Parks hinein, auf dessen thaufeuchtem Rasen schon mehr abgefallenes Laub als heitrer Sonnenschein liegt, dann aber machen wir eine Schwenkung nach rechts und haben die Haupt- front des Schlosses, den alten stattlichen Bau vor uns, den Rüt- ger von Langenfeld 1677 an dieser Stelle begann und 1682 beendete.
Das gegenwärtige Schloß Coepenick hat drei Stockwerke und besteht aus einem Corps de Logis und zwei Seitenflügeln. Die Stellung dieser Seitenflügel ist eigenthümlich, indem dieselben nicht nach einer Seite hin (wie gewöhnlich), sondern nach vorn und hinten zu kurz vorspringen und dadurch den übrigens beab- sichtigten Eindruck verstärken, daß das Schloß zwei Fronten habe, die eine nach dem Platz hinaus, auf dem wir stehen, die andere nach dem Flusse hin, dessen lange, höchst malerische Brücke wir bei unserer Ankunft passirten. Das Ganze unverkennbar eine venetia- nische Reminiscenz: die Facaden ziemlich einfach und schmucklos und nur das Frontispice mit Reliefs und Statuen geschmückt. Dabei der Dachfirst zu einem Balustradengange, zu einer Art Co-
verkündigt ſeine Ankunft durch lautes Glockenläuten, als hielte eine Abtheilung Feuerwehr ihren Einzug in die Stadt, und hält jetzt auf einem unregelmäßigen, ziemlich geräumigen Platz, der zwi- ſchen dem Schloß und der Stadt Coepenick liegt. Wir ſteigen aus, werfen nach links hin einen Blick in eine leiſ’ gebogene Straße hinein, deren beſchnittene Lindenbäume dem Ganzen ein freund- liches Anſehn leihn, wenden uns aber, nach kurzem Aufenthalt, ſo- fort wieder nach rechts hin, wo unmittelbar vor uns Schloß Coe- penick mit allen ſeinen Dependenzien emporſteigt. Wir paſſiren die Brücke des Schloßgrabens, dann das dahinter gelegene Sandſtein- portal und befinden uns nun auf einem viereckigen, vielfach mit Blumenbeeten eingefaßten Platz, der nach rechts und links hin von Schloß und Schloßkapelle, nach vorn und hinten zu von den alten Bäumen des Parks und dem Sandſteinportal, das wir eben paſ- ſirten, gebildet wird. Wir blicken einen Augenblick in die ſchattigen Gänge des Parks hinein, auf deſſen thaufeuchtem Raſen ſchon mehr abgefallenes Laub als heitrer Sonnenſchein liegt, dann aber machen wir eine Schwenkung nach rechts und haben die Haupt- front des Schloſſes, den alten ſtattlichen Bau vor uns, den Rüt- ger von Langenfeld 1677 an dieſer Stelle begann und 1682 beendete.
Das gegenwärtige Schloß Coepenick hat drei Stockwerke und beſteht aus einem Corps de Logis und zwei Seitenflügeln. Die Stellung dieſer Seitenflügel iſt eigenthümlich, indem dieſelben nicht nach einer Seite hin (wie gewöhnlich), ſondern nach vorn und hinten zu kurz vorſpringen und dadurch den übrigens beab- ſichtigten Eindruck verſtärken, daß das Schloß zwei Fronten habe, die eine nach dem Platz hinaus, auf dem wir ſtehen, die andere nach dem Fluſſe hin, deſſen lange, höchſt maleriſche Brücke wir bei unſerer Ankunft paſſirten. Das Ganze unverkennbar eine venetia- niſche Reminiscenz: die Façaden ziemlich einfach und ſchmucklos und nur das Frontispice mit Reliefs und Statuen geſchmückt. Dabei der Dachfirſt zu einem Baluſtradengange, zu einer Art Co-
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verkündigt ſeine Ankunft durch lautes Glockenläuten, als hielte
eine Abtheilung Feuerwehr ihren Einzug in die Stadt, und hält
jetzt auf einem unregelmäßigen, ziemlich geräumigen Platz, der zwi-
ſchen dem Schloß und der Stadt Coepenick liegt. Wir ſteigen aus,
werfen nach links hin einen Blick in eine leiſ’ gebogene Straße
hinein, deren beſchnittene Lindenbäume dem Ganzen ein freund-
liches Anſehn leihn, wenden uns aber, nach kurzem Aufenthalt, ſo-
fort wieder nach rechts hin, wo unmittelbar vor uns Schloß Coe-
penick mit allen ſeinen Dependenzien emporſteigt. Wir paſſiren die
Brücke des Schloßgrabens, dann das dahinter gelegene Sandſtein-
portal und befinden uns nun auf einem viereckigen, vielfach mit
Blumenbeeten eingefaßten Platz, der nach rechts und links hin von
Schloß und Schloßkapelle, nach vorn und hinten zu von den alten
Bäumen des Parks und dem Sandſteinportal, das wir eben paſ-
ſirten, gebildet wird. Wir blicken einen Augenblick in die ſchattigen
Gänge des Parks hinein, auf deſſen thaufeuchtem Raſen ſchon
mehr abgefallenes Laub als heitrer Sonnenſchein liegt, dann aber
machen wir eine Schwenkung nach rechts und haben die Haupt-
front des Schloſſes, den alten ſtattlichen Bau vor uns, den Rüt-
ger von Langenfeld 1677 an dieſer Stelle begann und 1682
beendete.
Das gegenwärtige Schloß Coepenick hat drei Stockwerke
und beſteht aus einem Corps de Logis und zwei Seitenflügeln.
Die Stellung dieſer Seitenflügel iſt eigenthümlich, indem dieſelben
nicht nach einer Seite hin (wie gewöhnlich), ſondern nach vorn
und hinten zu kurz vorſpringen und dadurch den übrigens beab-
ſichtigten Eindruck verſtärken, daß das Schloß zwei Fronten habe,
die eine nach dem Platz hinaus, auf dem wir ſtehen, die andere
nach dem Fluſſe hin, deſſen lange, höchſt maleriſche Brücke wir bei
unſerer Ankunft paſſirten. Das Ganze unverkennbar eine venetia-
niſche Reminiscenz: die Façaden ziemlich einfach und ſchmucklos
und nur das Frontispice mit Reliefs und Statuen geſchmückt.
Dabei der Dachfirſt zu einem Baluſtradengange, zu einer Art Co-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/365>, abgerufen am 28.11.2024.
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