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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Minuten verschied der Kurfürst mit den Worten: "das ist gewiß-
lich wahr." *)

Wir hören vom Schloß Coepenick (demselben Jagdschloß, das
Joachim II. erbaut hatte) erst wieder als im Jahre 1631 König
Gustav Adolph sein Hauptquartier in eben diesem Schlosse
nahm, und an den schwankenden Kurfürsten George Wilhelm
die Aufforderung schickte, ihm die Festungen Cüstrin und Spandau
ohne Weiteres einzuräumen. Dieser Brief führte zu jener bekann-
ten Zusammenkunft im Gehölz bei Coepenick, die von dem ent-
schlossenen, keine Halbheit duldenden Gustav Adolph mit den
Worten abgebrochen wurde: "Ich rathe Eurer churfürstlichen
Durchlaucht Ihre Parthei zu ergreifen, denn ich muß Ihnen sagen,
die Meinige ist schon ergriffen."

Neun Jahre später machte der Regierungsantritt des "großen
Kurfürsten" dem Elend des Landes ein Ende, aber Schloß Coepe-
nick sank an Ansehn und Bedeutung. Eine neue Zeit und ein
neuer Geschmack waren gekommen; die Zeit des französischen Ein-
flusses begann, und die alten Jagdschlösser mit gothischen Thürmen
und Giebeln, mit schmalen Treppen und niedrigen Zimmern, konn-

*) Nicht im Schlosse zu Coepenick, aber freilich nur eine halbe Meile
davon entfernt, in unmittelbarer Nähe des reizend gelegenen Dörfchens
Grünau, starb am 18. Juli 1608 der Enkel Joachims II., Kurfürst
Joachim Friedrich, derselbe, dem die Marken die Gründung des Joachims-
thal'schen Gymnasiums verdanken. Er kam von Storkow und war auf
dem Wege nach Berlin, als ihn der Tod im Wagen überraschte. An
der Stelle, wo er muthmaßlich gestorben ist, hat man jetzt ein einfaches,
aber eigenthümliches Denkmal errichtet. Es ist ein Steinbau, eine Art
offner Grabkapelle, deren auf vier Pfeilern ruhendes Dach sich über einem
Grabstein wölbt. Zu Häupten dieses Steins, in der einen Schmalwand
der Kapelle (die beiden Fronten sind offen und haben nur ein Gitter) be-
findet sich ein gußeisernes Kreuz, das einen Kurhut und darunter die
wenigen Worte trägt: "Hier starb den 18. Juli 1608 Joachim Friedrich,
Kurfürst von Brandenburg." Der Anblick des Denkmals, namentlich um
die Sommerzeit, wenn man, durch den offnen Rundbogen hindurch, die
jungen Eichen grünen sieht, die die Hinterfront der kleinen Kapelle um-
stehn, ist überaus reizend und malerisch.

Minuten verſchied der Kurfürſt mit den Worten: „das iſt gewiß-
lich wahr.“ *)

Wir hören vom Schloß Coepenick (demſelben Jagdſchloß, das
Joachim II. erbaut hatte) erſt wieder als im Jahre 1631 König
Guſtav Adolph ſein Hauptquartier in eben dieſem Schloſſe
nahm, und an den ſchwankenden Kurfürſten George Wilhelm
die Aufforderung ſchickte, ihm die Feſtungen Cüſtrin und Spandau
ohne Weiteres einzuräumen. Dieſer Brief führte zu jener bekann-
ten Zuſammenkunft im Gehölz bei Coepenick, die von dem ent-
ſchloſſenen, keine Halbheit duldenden Guſtav Adolph mit den
Worten abgebrochen wurde: „Ich rathe Eurer churfürſtlichen
Durchlaucht Ihre Parthei zu ergreifen, denn ich muß Ihnen ſagen,
die Meinige iſt ſchon ergriffen.“

Neun Jahre ſpäter machte der Regierungsantritt des „großen
Kurfürſten“ dem Elend des Landes ein Ende, aber Schloß Coepe-
nick ſank an Anſehn und Bedeutung. Eine neue Zeit und ein
neuer Geſchmack waren gekommen; die Zeit des franzöſiſchen Ein-
fluſſes begann, und die alten Jagdſchlöſſer mit gothiſchen Thürmen
und Giebeln, mit ſchmalen Treppen und niedrigen Zimmern, konn-

*) Nicht im Schloſſe zu Coepenick, aber freilich nur eine halbe Meile
davon entfernt, in unmittelbarer Nähe des reizend gelegenen Dörfchens
Grünau, ſtarb am 18. Juli 1608 der Enkel Joachims II., Kurfürſt
Joachim Friedrich, derſelbe, dem die Marken die Gründung des Joachims-
thal’ſchen Gymnaſiums verdanken. Er kam von Storkow und war auf
dem Wege nach Berlin, als ihn der Tod im Wagen überraſchte. An
der Stelle, wo er muthmaßlich geſtorben iſt, hat man jetzt ein einfaches,
aber eigenthümliches Denkmal errichtet. Es iſt ein Steinbau, eine Art
offner Grabkapelle, deren auf vier Pfeilern ruhendes Dach ſich über einem
Grabſtein wölbt. Zu Häupten dieſes Steins, in der einen Schmalwand
der Kapelle (die beiden Fronten ſind offen und haben nur ein Gitter) be-
findet ſich ein gußeiſernes Kreuz, das einen Kurhut und darunter die
wenigen Worte trägt: „Hier ſtarb den 18. Juli 1608 Joachim Friedrich,
Kurfürſt von Brandenburg.“ Der Anblick des Denkmals, namentlich um
die Sommerzeit, wenn man, durch den offnen Rundbogen hindurch, die
jungen Eichen grünen ſieht, die die Hinterfront der kleinen Kapelle um-
ſtehn, iſt überaus reizend und maleriſch.
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[345/0363] Minuten verſchied der Kurfürſt mit den Worten: „das iſt gewiß- lich wahr.“ *) Wir hören vom Schloß Coepenick (demſelben Jagdſchloß, das Joachim II. erbaut hatte) erſt wieder als im Jahre 1631 König Guſtav Adolph ſein Hauptquartier in eben dieſem Schloſſe nahm, und an den ſchwankenden Kurfürſten George Wilhelm die Aufforderung ſchickte, ihm die Feſtungen Cüſtrin und Spandau ohne Weiteres einzuräumen. Dieſer Brief führte zu jener bekann- ten Zuſammenkunft im Gehölz bei Coepenick, die von dem ent- ſchloſſenen, keine Halbheit duldenden Guſtav Adolph mit den Worten abgebrochen wurde: „Ich rathe Eurer churfürſtlichen Durchlaucht Ihre Parthei zu ergreifen, denn ich muß Ihnen ſagen, die Meinige iſt ſchon ergriffen.“ Neun Jahre ſpäter machte der Regierungsantritt des „großen Kurfürſten“ dem Elend des Landes ein Ende, aber Schloß Coepe- nick ſank an Anſehn und Bedeutung. Eine neue Zeit und ein neuer Geſchmack waren gekommen; die Zeit des franzöſiſchen Ein- fluſſes begann, und die alten Jagdſchlöſſer mit gothiſchen Thürmen und Giebeln, mit ſchmalen Treppen und niedrigen Zimmern, konn- *) Nicht im Schloſſe zu Coepenick, aber freilich nur eine halbe Meile davon entfernt, in unmittelbarer Nähe des reizend gelegenen Dörfchens Grünau, ſtarb am 18. Juli 1608 der Enkel Joachims II., Kurfürſt Joachim Friedrich, derſelbe, dem die Marken die Gründung des Joachims- thal’ſchen Gymnaſiums verdanken. Er kam von Storkow und war auf dem Wege nach Berlin, als ihn der Tod im Wagen überraſchte. An der Stelle, wo er muthmaßlich geſtorben iſt, hat man jetzt ein einfaches, aber eigenthümliches Denkmal errichtet. Es iſt ein Steinbau, eine Art offner Grabkapelle, deren auf vier Pfeilern ruhendes Dach ſich über einem Grabſtein wölbt. Zu Häupten dieſes Steins, in der einen Schmalwand der Kapelle (die beiden Fronten ſind offen und haben nur ein Gitter) be- findet ſich ein gußeiſernes Kreuz, das einen Kurhut und darunter die wenigen Worte trägt: „Hier ſtarb den 18. Juli 1608 Joachim Friedrich, Kurfürſt von Brandenburg.“ Der Anblick des Denkmals, namentlich um die Sommerzeit, wenn man, durch den offnen Rundbogen hindurch, die jungen Eichen grünen ſieht, die die Hinterfront der kleinen Kapelle um- ſtehn, iſt überaus reizend und maleriſch.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/363>, abgerufen am 25.11.2024.