nick war. Es muß uns genügen, daß es war. Auch seine Ge- schichte verschwimmt in blassen und characterlosen Zügen, und alles, was mit bestimmtem Gepräge an uns herantritt, ist das eine, daß es an dieser Stelle, im alten Schlosse zu Coepenick war, wo ein Otterstedt an die Thür seines kurfürstlichen Herren die Worte schreiben konnte:
Jochimken, Jochimken höde Dy, Wo wi di krigen do hängen wi Dy.
Das alte Schloß Coepenick stand bis 1550; da trat ein neuer Bau an die Stelle des alten. Kurfürst JoachimII., ein leidenschaftlicher Jäger, dessen Waidmannslust ihn oft in die dich- ten Forsten um Coepenick herum führte und dem das alte Schloß zu eng verwachsen sein mochte mit dem Otterstedt'schen Reim- spruch, ließ den alten Bau niederreißen und ein Jagdschloß an Stelle desselben aufführen.
Dies Jagdschloß Joachim'sII., das mittlere Schloß Coepenick, wie wir es Eingangs genannt haben, stand wenig über 100 Jahre, aber seine Geschichte tritt schon in bestimmteren Um- rissen an uns heran und die Merian'sche Topographie, dies inter- essante und verdienstvolle Werk, dem wir, neben so vielem andern, auch eine bildliche Darstellung des alten Berlin verdanken, hat uns unter seinen zahlreichen Blättern auch ein Bild des damaligen Jagd- schlosses zu Coepenick (wie sich dasselbe im Jahre 1640 präsentirte) aufbewahrt. Nach diesem Bilde stellte das Ganze ein regelmäßiges Viereck dar, das zur Hälfte aus zwei rechtwinklig auf einander stoßenden Flügeln, zur andern Hälfte aus zwei niedrigen, aber das Viereck abschließenden Mauern bestand; der ganze Bau von fünf Thürmen überragt, vier an den Außenecken, der fünfte innerhalb des Schloßhofs, in dem von den beiden Flügeln gebil- deten rechten Winkel.
JoachimII. weilte gern in Schloß Coepenick. Sein Hof-
nick war. Es muß uns genügen, daß es war. Auch ſeine Ge- ſchichte verſchwimmt in blaſſen und characterloſen Zügen, und alles, was mit beſtimmtem Gepräge an uns herantritt, iſt das eine, daß es an dieſer Stelle, im alten Schloſſe zu Coepenick war, wo ein Otterſtedt an die Thür ſeines kurfürſtlichen Herren die Worte ſchreiben konnte:
Jochimken, Jochimken höde Dy, Wo wi di krigen do hängen wi Dy.
Das alte Schloß Coepenick ſtand bis 1550; da trat ein neuer Bau an die Stelle des alten. Kurfürſt JoachimII., ein leidenſchaftlicher Jäger, deſſen Waidmannsluſt ihn oft in die dich- ten Forſten um Coepenick herum führte und dem das alte Schloß zu eng verwachſen ſein mochte mit dem Otterſtedt’ſchen Reim- ſpruch, ließ den alten Bau niederreißen und ein Jagdſchloß an Stelle deſſelben aufführen.
Dies Jagdſchloß Joachim’sII., das mittlere Schloß Coepenick, wie wir es Eingangs genannt haben, ſtand wenig über 100 Jahre, aber ſeine Geſchichte tritt ſchon in beſtimmteren Um- riſſen an uns heran und die Merian’ſche Topographie, dies inter- eſſante und verdienſtvolle Werk, dem wir, neben ſo vielem andern, auch eine bildliche Darſtellung des alten Berlin verdanken, hat uns unter ſeinen zahlreichen Blättern auch ein Bild des damaligen Jagd- ſchloſſes zu Coepenick (wie ſich daſſelbe im Jahre 1640 präſentirte) aufbewahrt. Nach dieſem Bilde ſtellte das Ganze ein regelmäßiges Viereck dar, das zur Hälfte aus zwei rechtwinklig auf einander ſtoßenden Flügeln, zur andern Hälfte aus zwei niedrigen, aber das Viereck abſchließenden Mauern beſtand; der ganze Bau von fünf Thürmen überragt, vier an den Außenecken, der fünfte innerhalb des Schloßhofs, in dem von den beiden Flügeln gebil- deten rechten Winkel.
JoachimII. weilte gern in Schloß Coepenick. Sein Hof-
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nick war. Es muß uns genügen, daß es war. Auch ſeine Ge-
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alles, was mit beſtimmtem Gepräge an uns herantritt, iſt das
eine, daß es an dieſer Stelle, im alten Schloſſe zu Coepenick
war, wo ein Otterſtedt an die Thür ſeines kurfürſtlichen Herren
die Worte ſchreiben konnte:
Jochimken, Jochimken höde Dy,
Wo wi di krigen do hängen wi Dy.
Das alte Schloß Coepenick ſtand bis 1550; da trat ein
neuer Bau an die Stelle des alten. Kurfürſt Joachim II., ein
leidenſchaftlicher Jäger, deſſen Waidmannsluſt ihn oft in die dich-
ten Forſten um Coepenick herum führte und dem das alte Schloß
zu eng verwachſen ſein mochte mit dem Otterſtedt’ſchen Reim-
ſpruch, ließ den alten Bau niederreißen und ein Jagdſchloß an
Stelle deſſelben aufführen.
Dies Jagdſchloß Joachim’s II., das mittlere Schloß
Coepenick, wie wir es Eingangs genannt haben, ſtand wenig über
100 Jahre, aber ſeine Geſchichte tritt ſchon in beſtimmteren Um-
riſſen an uns heran und die Merian’ſche Topographie, dies inter-
eſſante und verdienſtvolle Werk, dem wir, neben ſo vielem andern,
auch eine bildliche Darſtellung des alten Berlin verdanken, hat uns
unter ſeinen zahlreichen Blättern auch ein Bild des damaligen Jagd-
ſchloſſes zu Coepenick (wie ſich daſſelbe im Jahre 1640 präſentirte)
aufbewahrt. Nach dieſem Bilde ſtellte das Ganze ein regelmäßiges
Viereck dar, das zur Hälfte aus zwei rechtwinklig auf einander
ſtoßenden Flügeln, zur andern Hälfte aus zwei niedrigen, aber
das Viereck abſchließenden Mauern beſtand; der ganze Bau von
fünf Thürmen überragt, vier an den Außenecken, der fünfte
innerhalb des Schloßhofs, in dem von den beiden Flügeln gebil-
deten rechten Winkel.
Joachim II. weilte gern in Schloß Coepenick. Sein Hof-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/361>, abgerufen am 24.11.2024.
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