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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Gusower Kirche geschehen ist, um vor weiterer Profanirung zu
schützen; aber wir können andererseits den Wunsch nicht unter-
drücken, daß alle diejenigen, die nach dieser Kirche pilgern, um den
Begräbnißplatz des alten Derfflinger zu sehen, nicht darauf ange-
wiesen sein möchten, sich mit dem Anblick von Fallthür und Vor-
legeschloß zu begnügen. Wenn man früher mehr zeigte, als
nöthig war, so zeigt man jetzt zu wenig. Das Motiv ist in
beiden Fällen dasselbe -- Indifferenz. Früher äußerte sie sich
darin, daß man jeden, der wollte, durch die Kellerthür hinabsteigen
ließ, jetzt dadurch, daß man die Kellerthür ein für allemal ver-
schlossen hält. Der Besucher an dieser Stelle hat ein Gefühl, daß
nicht alles so ist, wie es sein sollte. Der alte Derfflinger müßte
in Gusow deutlicher, leibhaftiger zu dem Reisenden sprechen, wenn
nicht als Mumie (worauf wir Verzicht leisten), so doch in Erz
oder Stein. Was da ist, genügt nicht. Die schöne, monumenten-
reiche Kirche im benachbarten Friedensdorff (einem Besitzthum der
alten Familie von der Marwitz) zeigt am besten, wie man eine
historische Vergangenheit zu conserviren hat. Ein Volk, dessen beste
Kraft in seinem Patriotismus steckt, hat in gewissem Sinne ein
Anrecht an seine großen Männer, und es ist Pflicht, eine Em-
pfindung zu pflegen und zu nähren, an die der Ernst kommender
Zeiten immer wieder sich wenden wird.



Guſower Kirche geſchehen iſt, um vor weiterer Profanirung zu
ſchützen; aber wir können andererſeits den Wunſch nicht unter-
drücken, daß alle diejenigen, die nach dieſer Kirche pilgern, um den
Begräbnißplatz des alten Derfflinger zu ſehen, nicht darauf ange-
wieſen ſein möchten, ſich mit dem Anblick von Fallthür und Vor-
legeſchloß zu begnügen. Wenn man früher mehr zeigte, als
nöthig war, ſo zeigt man jetzt zu wenig. Das Motiv iſt in
beiden Fällen daſſelbe — Indifferenz. Früher äußerte ſie ſich
darin, daß man jeden, der wollte, durch die Kellerthür hinabſteigen
ließ, jetzt dadurch, daß man die Kellerthür ein für allemal ver-
ſchloſſen hält. Der Beſucher an dieſer Stelle hat ein Gefühl, daß
nicht alles ſo iſt, wie es ſein ſollte. Der alte Derfflinger müßte
in Guſow deutlicher, leibhaftiger zu dem Reiſenden ſprechen, wenn
nicht als Mumie (worauf wir Verzicht leiſten), ſo doch in Erz
oder Stein. Was da iſt, genügt nicht. Die ſchöne, monumenten-
reiche Kirche im benachbarten Friedensdorff (einem Beſitzthum der
alten Familie von der Marwitz) zeigt am beſten, wie man eine
hiſtoriſche Vergangenheit zu conſerviren hat. Ein Volk, deſſen beſte
Kraft in ſeinem Patriotismus ſteckt, hat in gewiſſem Sinne ein
Anrecht an ſeine großen Männer, und es iſt Pflicht, eine Em-
pfindung zu pflegen und zu nähren, an die der Ernſt kommender
Zeiten immer wieder ſich wenden wird.



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[327/0345] Guſower Kirche geſchehen iſt, um vor weiterer Profanirung zu ſchützen; aber wir können andererſeits den Wunſch nicht unter- drücken, daß alle diejenigen, die nach dieſer Kirche pilgern, um den Begräbnißplatz des alten Derfflinger zu ſehen, nicht darauf ange- wieſen ſein möchten, ſich mit dem Anblick von Fallthür und Vor- legeſchloß zu begnügen. Wenn man früher mehr zeigte, als nöthig war, ſo zeigt man jetzt zu wenig. Das Motiv iſt in beiden Fällen daſſelbe — Indifferenz. Früher äußerte ſie ſich darin, daß man jeden, der wollte, durch die Kellerthür hinabſteigen ließ, jetzt dadurch, daß man die Kellerthür ein für allemal ver- ſchloſſen hält. Der Beſucher an dieſer Stelle hat ein Gefühl, daß nicht alles ſo iſt, wie es ſein ſollte. Der alte Derfflinger müßte in Guſow deutlicher, leibhaftiger zu dem Reiſenden ſprechen, wenn nicht als Mumie (worauf wir Verzicht leiſten), ſo doch in Erz oder Stein. Was da iſt, genügt nicht. Die ſchöne, monumenten- reiche Kirche im benachbarten Friedensdorff (einem Beſitzthum der alten Familie von der Marwitz) zeigt am beſten, wie man eine hiſtoriſche Vergangenheit zu conſerviren hat. Ein Volk, deſſen beſte Kraft in ſeinem Patriotismus ſteckt, hat in gewiſſem Sinne ein Anrecht an ſeine großen Männer, und es iſt Pflicht, eine Em- pfindung zu pflegen und zu nähren, an die der Ernſt kommender Zeiten immer wieder ſich wenden wird.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/345>, abgerufen am 27.11.2024.