spiegelte, stieg wie eine grüne Mauer aus dem Grunde des See's auf. An solchem Tage begegneten sich Junker und Cornet am Ufer, plauderten hin und her von der Strenge des Dienstes und von der Lust des Krieges und kamen endlich überein, in Ermang- lung wirklichen Kampfes, zwischen Carwe und Wustrau eine See- schlacht aufzuführen. Man machte auch gleich den Plan. Die Carwe'schen sollten heftig angreifen und die Zieten'schen bis nach Wustrau hin zurückdrängen, dann aber sollten diese sich recolli- giren und die Knesebeck's in ihren Schilfwald zurückwerfen. So war es beschlossen; man schied mit herzlichem Händeschütteln und freute sich auf den andern Tag. Die Eltern nahmen auch Antheil und beide Dörfer waren in Aufregung. Nach Ruppin hin ergingen Einladungen an befreundete Offiziere, Pulver wurde beschafft, und während Cornet und Junker ihre Dispositionen trafen, nahmen die Herrenhäuser von Carwe und Wustrau den Charakter eines Kriegslaboratoriums an, drin allerhand Feuerwerk, Schwärmer, Raketen und Feuerräder in möglichster Eile hergestellt wurden. So kam der ersehnte Abend. Mit dem Schlage neun liefen beide Flotten aus, jede sechs Kähne stark, das Admiral-Boot vorauf. Als man an einander war, begann die Schwärmer-Kanonade; vom Ufer her scholl der Jubel einer dichtgedrängten Menschenmenge, und als ein pot a feu jetzt seine Leuchtkugeln in die Luft warf, zogen sich verabredetermaßen die Zieten'schen nach Wustrau hin zurück. Aber nur auf kurze Distance. Eh' sie noch in die Nähe des Hafens gekommen waren, wandten sie sich wieder und drei große Raketen, fast horizontal über das Wasser hinschießend, gin- gen sie jetzt ihrerseits mit verdoppeltem Ruderschlag zur Attaque über. Die Carwe'schen hielten einen Augenblick Stand, dann be- gann die Retraite immer eiliger, immer rascher. Die Wustrau'schen setzten nach und waren eben auf dem Punkt, die Fliehenden bis in das dichte Schilf hinein zu verfolgen, als ein lautes, staunendes Ah, das vom Ufer her herüberklang, die Verfolgenden stutzig machte und ihre Blicke nach rückwärts lenkte. Die Sieger waren gefangen. Im Carwe'schen Schilf hatte eine ganze Flotte von
ſpiegelte, ſtieg wie eine grüne Mauer aus dem Grunde des See’s auf. An ſolchem Tage begegneten ſich Junker und Cornet am Ufer, plauderten hin und her von der Strenge des Dienſtes und von der Luſt des Krieges und kamen endlich überein, in Ermang- lung wirklichen Kampfes, zwiſchen Carwe und Wuſtrau eine See- ſchlacht aufzuführen. Man machte auch gleich den Plan. Die Carwe’ſchen ſollten heftig angreifen und die Zieten’ſchen bis nach Wuſtrau hin zurückdrängen, dann aber ſollten dieſe ſich recolli- giren und die Kneſebeck’s in ihren Schilfwald zurückwerfen. So war es beſchloſſen; man ſchied mit herzlichem Händeſchütteln und freute ſich auf den andern Tag. Die Eltern nahmen auch Antheil und beide Dörfer waren in Aufregung. Nach Ruppin hin ergingen Einladungen an befreundete Offiziere, Pulver wurde beſchafft, und während Cornet und Junker ihre Dispoſitionen trafen, nahmen die Herrenhäuſer von Carwe und Wuſtrau den Charakter eines Kriegslaboratoriums an, drin allerhand Feuerwerk, Schwärmer, Raketen und Feuerräder in möglichſter Eile hergeſtellt wurden. So kam der erſehnte Abend. Mit dem Schlage neun liefen beide Flotten aus, jede ſechs Kähne ſtark, das Admiral-Boot vorauf. Als man an einander war, begann die Schwärmer-Kanonade; vom Ufer her ſcholl der Jubel einer dichtgedrängten Menſchenmenge, und als ein pot à feu jetzt ſeine Leuchtkugeln in die Luft warf, zogen ſich verabredetermaßen die Zieten’ſchen nach Wuſtrau hin zurück. Aber nur auf kurze Diſtance. Eh’ ſie noch in die Nähe des Hafens gekommen waren, wandten ſie ſich wieder und drei große Raketen, faſt horizontal über das Waſſer hinſchießend, gin- gen ſie jetzt ihrerſeits mit verdoppeltem Ruderſchlag zur Attaque über. Die Carwe’ſchen hielten einen Augenblick Stand, dann be- gann die Retraite immer eiliger, immer raſcher. Die Wuſtrau’ſchen ſetzten nach und waren eben auf dem Punkt, die Fliehenden bis in das dichte Schilf hinein zu verfolgen, als ein lautes, ſtaunendes Ah, das vom Ufer her herüberklang, die Verfolgenden ſtutzig machte und ihre Blicke nach rückwärts lenkte. Die Sieger waren gefangen. Im Carwe’ſchen Schilf hatte eine ganze Flotte von
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ſpiegelte, ſtieg wie eine grüne Mauer aus dem Grunde des See’s
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Ufer, plauderten hin und her von der Strenge des Dienſtes und
von der Luſt des Krieges und kamen endlich überein, in Ermang-
lung wirklichen Kampfes, zwiſchen Carwe und Wuſtrau eine See-
ſchlacht aufzuführen. Man machte auch gleich den Plan. Die
Carwe’ſchen ſollten heftig angreifen und die Zieten’ſchen bis nach
Wuſtrau hin zurückdrängen, dann aber ſollten dieſe ſich recolli-
giren und die Kneſebeck’s in ihren Schilfwald zurückwerfen. So
war es beſchloſſen; man ſchied mit herzlichem Händeſchütteln und
freute ſich auf den andern Tag. Die Eltern nahmen auch Antheil
und beide Dörfer waren in Aufregung. Nach Ruppin hin ergingen
Einladungen an befreundete Offiziere, Pulver wurde beſchafft, und
während Cornet und Junker ihre Dispoſitionen trafen, nahmen
die Herrenhäuſer von Carwe und Wuſtrau den Charakter eines
Kriegslaboratoriums an, drin allerhand Feuerwerk, Schwärmer,
Raketen und Feuerräder in möglichſter Eile hergeſtellt wurden. So
kam der erſehnte Abend. Mit dem Schlage neun liefen beide
Flotten aus, jede ſechs Kähne ſtark, das Admiral-Boot vorauf.
Als man an einander war, begann die Schwärmer-Kanonade;
vom Ufer her ſcholl der Jubel einer dichtgedrängten Menſchenmenge,
und als ein pot à feu jetzt ſeine Leuchtkugeln in die Luft warf,
zogen ſich verabredetermaßen die Zieten’ſchen nach Wuſtrau hin
zurück. Aber nur auf kurze Diſtance. Eh’ ſie noch in die Nähe
des Hafens gekommen waren, wandten ſie ſich wieder und drei
große Raketen, faſt horizontal über das Waſſer hinſchießend, gin-
gen ſie jetzt ihrerſeits mit verdoppeltem Ruderſchlag zur Attaque
über. Die Carwe’ſchen hielten einen Augenblick Stand, dann be-
gann die Retraite immer eiliger, immer raſcher. Die Wuſtrau’ſchen
ſetzten nach und waren eben auf dem Punkt, die Fliehenden bis
in das dichte Schilf hinein zu verfolgen, als ein lautes, ſtaunendes
Ah, das vom Ufer her herüberklang, die Verfolgenden ſtutzig
machte und ihre Blicke nach rückwärts lenkte. Die Sieger waren
gefangen. Im Carwe’ſchen Schilf hatte eine ganze Flotte von
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/33>, abgerufen am 24.11.2024.
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