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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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So sah es im Sommer 1809 in Werneuchen und seinem
Pfarrhaus aus. Ich glaubte, den Mann, dem diese Darstellung
gilt, nicht besser einführen zu können, als durch eine Schilderung,
die ihn uns in Wald und Feld und im Kreise der Seinen zeigt.
Eine kindliche Natur, hing sein Herz an dem Stillleben des Kin-
derherzens und der Natur.

Bevor ich dazu übergehe, eine eingehendere Charakteristik des
Mannes und seiner Werke zu versuchen, schick' ich eine Zusammen-
stellung der biographischen Notizen vorauf, die ich über den äußer-
lichen Gang seines Lebens erhalten konnte.

Friedrich Wilhelm August Schmidt, genannt Schmidt von
Werneuchen, wurde am 23. März (nicht Mai) 1764 in dem
reizend gelegenen Dorfe Fahrland bei Potsdam geboren. Sein
Vater war Pfarrer daselbst. Von den glücklichen Tagen seiner
Kindheit erzählt uns eine seiner gelungensten Idyllen: "An das
Dorf Fahrland":

Ach, ich kenne dich noch, als hätt' ich dich gestern verlassen;
Kenne das hangende Pfarrhaus noch mit verwittertem Rohrdach,
Wo die treu'ste der Mütter die erste Nahrung mir schenkte.

Es scheint, daß er seine Eltern, wenigstens den Vater, früh-
zeitig verlor; denn er kam schon um 1775 auf das Schindler'sche
Waisenhaus nach Berlin, wo der spätere, auch als Dichter ausge-
zeichnete Staatsrath Friedrich August v. Staegemann (eines Ucker-
märkischen Predigers Sohn) sein Mitschüler war. Ob er, wie
dieser, auf dem "grauen Kloster" oder aber auf einer anderen
Schule seine Gymnasial-Bildung vollendete, ist nicht zu ersehen.
Etwa um 1785 ging er nach Halle, um daselbst Theologie zu
studiren. Seine Lage muß damals eine ziemlich bedrängte gewesen
sein, wie die Anfangszeilen einer poetischen Epistel an seinen Freund
Christian Heinrich Schultze (Prediger in Döbritz) vermuthen lassen.
Diese lauten:

Du mir theuer, seit bei magrer Krume
Und beim Wasserglas der Freundschaft Band
Uns umschlungen an der Saale Strand etc.

So ſah es im Sommer 1809 in Werneuchen und ſeinem
Pfarrhaus aus. Ich glaubte, den Mann, dem dieſe Darſtellung
gilt, nicht beſſer einführen zu können, als durch eine Schilderung,
die ihn uns in Wald und Feld und im Kreiſe der Seinen zeigt.
Eine kindliche Natur, hing ſein Herz an dem Stillleben des Kin-
derherzens und der Natur.

Bevor ich dazu übergehe, eine eingehendere Charakteriſtik des
Mannes und ſeiner Werke zu verſuchen, ſchick’ ich eine Zuſammen-
ſtellung der biographiſchen Notizen vorauf, die ich über den äußer-
lichen Gang ſeines Lebens erhalten konnte.

Friedrich Wilhelm Auguſt Schmidt, genannt Schmidt von
Werneuchen, wurde am 23. März (nicht Mai) 1764 in dem
reizend gelegenen Dorfe Fahrland bei Potsdam geboren. Sein
Vater war Pfarrer daſelbſt. Von den glücklichen Tagen ſeiner
Kindheit erzählt uns eine ſeiner gelungenſten Idyllen: „An das
Dorf Fahrland“:

Ach, ich kenne dich noch, als hätt’ ich dich geſtern verlaſſen;
Kenne das hangende Pfarrhaus noch mit verwittertem Rohrdach,
Wo die treu’ſte der Mütter die erſte Nahrung mir ſchenkte.

Es ſcheint, daß er ſeine Eltern, wenigſtens den Vater, früh-
zeitig verlor; denn er kam ſchon um 1775 auf das Schindler’ſche
Waiſenhaus nach Berlin, wo der ſpätere, auch als Dichter ausge-
zeichnete Staatsrath Friedrich Auguſt v. Staegemann (eines Ucker-
märkiſchen Predigers Sohn) ſein Mitſchüler war. Ob er, wie
dieſer, auf dem „grauen Kloſter“ oder aber auf einer anderen
Schule ſeine Gymnaſial-Bildung vollendete, iſt nicht zu erſehen.
Etwa um 1785 ging er nach Halle, um daſelbſt Theologie zu
ſtudiren. Seine Lage muß damals eine ziemlich bedrängte geweſen
ſein, wie die Anfangszeilen einer poetiſchen Epiſtel an ſeinen Freund
Chriſtian Heinrich Schultze (Prediger in Döbritz) vermuthen laſſen.
Dieſe lauten:

Du mir theuer, ſeit bei magrer Krume
Und beim Waſſerglas der Freundſchaft Band
Uns umſchlungen an der Saale Strand ꝛc.

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[283/0301] So ſah es im Sommer 1809 in Werneuchen und ſeinem Pfarrhaus aus. Ich glaubte, den Mann, dem dieſe Darſtellung gilt, nicht beſſer einführen zu können, als durch eine Schilderung, die ihn uns in Wald und Feld und im Kreiſe der Seinen zeigt. Eine kindliche Natur, hing ſein Herz an dem Stillleben des Kin- derherzens und der Natur. Bevor ich dazu übergehe, eine eingehendere Charakteriſtik des Mannes und ſeiner Werke zu verſuchen, ſchick’ ich eine Zuſammen- ſtellung der biographiſchen Notizen vorauf, die ich über den äußer- lichen Gang ſeines Lebens erhalten konnte. Friedrich Wilhelm Auguſt Schmidt, genannt Schmidt von Werneuchen, wurde am 23. März (nicht Mai) 1764 in dem reizend gelegenen Dorfe Fahrland bei Potsdam geboren. Sein Vater war Pfarrer daſelbſt. Von den glücklichen Tagen ſeiner Kindheit erzählt uns eine ſeiner gelungenſten Idyllen: „An das Dorf Fahrland“: Ach, ich kenne dich noch, als hätt’ ich dich geſtern verlaſſen; Kenne das hangende Pfarrhaus noch mit verwittertem Rohrdach, Wo die treu’ſte der Mütter die erſte Nahrung mir ſchenkte. Es ſcheint, daß er ſeine Eltern, wenigſtens den Vater, früh- zeitig verlor; denn er kam ſchon um 1775 auf das Schindler’ſche Waiſenhaus nach Berlin, wo der ſpätere, auch als Dichter ausge- zeichnete Staatsrath Friedrich Auguſt v. Staegemann (eines Ucker- märkiſchen Predigers Sohn) ſein Mitſchüler war. Ob er, wie dieſer, auf dem „grauen Kloſter“ oder aber auf einer anderen Schule ſeine Gymnaſial-Bildung vollendete, iſt nicht zu erſehen. Etwa um 1785 ging er nach Halle, um daſelbſt Theologie zu ſtudiren. Seine Lage muß damals eine ziemlich bedrängte geweſen ſein, wie die Anfangszeilen einer poetiſchen Epiſtel an ſeinen Freund Chriſtian Heinrich Schultze (Prediger in Döbritz) vermuthen laſſen. Dieſe lauten: Du mir theuer, ſeit bei magrer Krume Und beim Waſſerglas der Freundſchaft Band Uns umſchlungen an der Saale Strand ꝛc.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/301>, abgerufen am 27.11.2024.