ten und des heitern Bildes voll Klang und Farbe sich zu freuen. Aber ein solcher Park ist es nicht, in den wir eben eingetreten sind. Nicht Cascaden und Fontainen sind hier zu Haus, sie sind zu laut, zu geräuschvoll; kein Bach rieselt und plätschert hier über Steine hinweg, als liefen spielende Kinder durch den Garten; ein breiter Graben durchschneidet statt seiner die ganze Quere des Parks und dehnt sich aus mit der dunkeln Stille eines Teichs. Die Buche ist hier zu Haus, deren Zweige in das Wasser niederhängen, und vor allem die Edeltanne, die ihre Schuppenäpfel über die Kiesgänge streut. Alles Bunte fehlt. Die dichten Rüsternalleen, die sich hoch oben wie Kirchenschiffe wölben, erscheinen nicht wie Gänge in die Natur hinaus, sondern wie Gitter und Spalier gegen den Andrang derselben. Dieser Park hat zu lachen verlernt; wenn die Sonne auf ihn fällt und seine Züge erheitern will, ist es wie eine Wittwe, die man mit Bändern und Blumen schmückt.
Wir waren eine halbe Stunde lang die dunkeln Gänge auf und ab geschritten und kehrten nun ins Wirthshaus zurück. Das Abendessen harrte unser bereits und Schwarzbrod und Bernauer Bier halfen über alle sonstigen Mängel hinweg. Die Magd er- schien inzwischen, um unser Nachtlager herzurichten. Zwei umge- kehrte Stühle (die vier Beine nach oben) gaben die Schrägung her; zwei Bündel Stroh wurden ausgebreitet und das rothe Deck- bett vollendete den Bau. Einer dicken, wulstigen Päonie nicht un- ähnlich lag es da, in deren Faltenfülle wir endlich verschwanden. Müdigkeit sorgte für Schlaf. Statt unserer Träume sei die Ge- schichte Buchs erzählt; sie wird uns andern Tages zu statten kom- men, wenn wir Schloß und Kirche besuchen.
Als die Hohenzollern in's Land kamen, gehörte Buch der Familie von Roebel; dieselbe blieb fast volle drei Jahrhunderte im Besitz des Gutes und verkaufte es erst um 1675 an den Frei- herrn Gerhardt Bernhardt von Poellnitz. Wir werden weiter unten von ihm hören. -- Die Familie von Poellnitz besaß Buch nur kurze Zeit. Die Söhne des Freiherrn veräußerten es bereits 1724 an den Staatsminister von Viereck. Nach Ableben des
ten und des heitern Bildes voll Klang und Farbe ſich zu freuen. Aber ein ſolcher Park iſt es nicht, in den wir eben eingetreten ſind. Nicht Cascaden und Fontainen ſind hier zu Haus, ſie ſind zu laut, zu geräuſchvoll; kein Bach rieſelt und plätſchert hier über Steine hinweg, als liefen ſpielende Kinder durch den Garten; ein breiter Graben durchſchneidet ſtatt ſeiner die ganze Quere des Parks und dehnt ſich aus mit der dunkeln Stille eines Teichs. Die Buche iſt hier zu Haus, deren Zweige in das Waſſer niederhängen, und vor allem die Edeltanne, die ihre Schuppenäpfel über die Kiesgänge ſtreut. Alles Bunte fehlt. Die dichten Rüſternalleen, die ſich hoch oben wie Kirchenſchiffe wölben, erſcheinen nicht wie Gänge in die Natur hinaus, ſondern wie Gitter und Spalier gegen den Andrang derſelben. Dieſer Park hat zu lachen verlernt; wenn die Sonne auf ihn fällt und ſeine Züge erheitern will, iſt es wie eine Wittwe, die man mit Bändern und Blumen ſchmückt.
Wir waren eine halbe Stunde lang die dunkeln Gänge auf und ab geſchritten und kehrten nun ins Wirthshaus zurück. Das Abendeſſen harrte unſer bereits und Schwarzbrod und Bernauer Bier halfen über alle ſonſtigen Mängel hinweg. Die Magd er- ſchien inzwiſchen, um unſer Nachtlager herzurichten. Zwei umge- kehrte Stühle (die vier Beine nach oben) gaben die Schrägung her; zwei Bündel Stroh wurden ausgebreitet und das rothe Deck- bett vollendete den Bau. Einer dicken, wulſtigen Päonie nicht un- ähnlich lag es da, in deren Faltenfülle wir endlich verſchwanden. Müdigkeit ſorgte für Schlaf. Statt unſerer Träume ſei die Ge- ſchichte Buchs erzählt; ſie wird uns andern Tages zu ſtatten kom- men, wenn wir Schloß und Kirche beſuchen.
Als die Hohenzollern in’s Land kamen, gehörte Buch der Familie von Roebel; dieſelbe blieb faſt volle drei Jahrhunderte im Beſitz des Gutes und verkaufte es erſt um 1675 an den Frei- herrn Gerhardt Bernhardt von Poellnitz. Wir werden weiter unten von ihm hören. — Die Familie von Poellnitz beſaß Buch nur kurze Zeit. Die Söhne des Freiherrn veräußerten es bereits 1724 an den Staatsminiſter von Viereck. Nach Ableben des
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ten und des heitern Bildes voll Klang und Farbe ſich zu freuen.
Aber ein ſolcher Park iſt es nicht, in den wir eben eingetreten
ſind. Nicht Cascaden und Fontainen ſind hier zu Haus, ſie ſind
zu laut, zu geräuſchvoll; kein Bach rieſelt und plätſchert hier über
Steine hinweg, als liefen ſpielende Kinder durch den Garten; ein
breiter Graben durchſchneidet ſtatt ſeiner die ganze Quere des Parks
und dehnt ſich aus mit der dunkeln Stille eines Teichs. Die
Buche iſt hier zu Haus, deren Zweige in das Waſſer niederhängen,
und vor allem die Edeltanne, die ihre Schuppenäpfel über die
Kiesgänge ſtreut. Alles Bunte fehlt. Die dichten Rüſternalleen, die
ſich hoch oben wie Kirchenſchiffe wölben, erſcheinen nicht wie Gänge
in die Natur hinaus, ſondern wie Gitter und Spalier gegen den
Andrang derſelben. Dieſer Park hat zu lachen verlernt; wenn die
Sonne auf ihn fällt und ſeine Züge erheitern will, iſt es wie
eine Wittwe, die man mit Bändern und Blumen ſchmückt.
Wir waren eine halbe Stunde lang die dunkeln Gänge auf
und ab geſchritten und kehrten nun ins Wirthshaus zurück. Das
Abendeſſen harrte unſer bereits und Schwarzbrod und Bernauer
Bier halfen über alle ſonſtigen Mängel hinweg. Die Magd er-
ſchien inzwiſchen, um unſer Nachtlager herzurichten. Zwei umge-
kehrte Stühle (die vier Beine nach oben) gaben die Schrägung
her; zwei Bündel Stroh wurden ausgebreitet und das rothe Deck-
bett vollendete den Bau. Einer dicken, wulſtigen Päonie nicht un-
ähnlich lag es da, in deren Faltenfülle wir endlich verſchwanden.
Müdigkeit ſorgte für Schlaf. Statt unſerer Träume ſei die Ge-
ſchichte Buchs erzählt; ſie wird uns andern Tages zu ſtatten kom-
men, wenn wir Schloß und Kirche beſuchen.
Als die Hohenzollern in’s Land kamen, gehörte Buch der
Familie von Roebel; dieſelbe blieb faſt volle drei Jahrhunderte
im Beſitz des Gutes und verkaufte es erſt um 1675 an den Frei-
herrn Gerhardt Bernhardt von Poellnitz. Wir werden weiter
unten von ihm hören. — Die Familie von Poellnitz beſaß Buch
nur kurze Zeit. Die Söhne des Freiherrn veräußerten es bereits
1724 an den Staatsminiſter von Viereck. Nach Ableben des
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/255>, abgerufen am 23.11.2024.
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