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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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schwarzen Holz entlang. Sie ist wie ein Trauerrand, der dieses
Zimmer einfaßt, und mahnt deutlich an die letzten, halb in Dunkel
gehüllten Stunden eines liebenswürdigen und unglücklichen Prinzen.

Aus diesem engen Raum, der so trübe Bilder weckt, treten
wir (da die übrigen Zimmer unserer Betrachtung nichts bieten)
wieder in den Corridor hinaus und über den noch immer impo-
santen Vorflur endlich in's Freie.

Der Ball der untergehenden Sonne hängt am Horizont, leise
Schleier liegen über dem Park und die Abendkühle weht vom Fluß
und den Wiesen her zu uns herüber. Wir sitzen wieder auf der
Treppe des Gasthofs und blicken durch die Umrahmung der Bäume
in das Bild abendlichen Friedens hinein. Musikanten ziehen ge-
schäftig am Hause vorbei, über die Havelbrücke weg, hinein in die
Vorstadt; -- den Beschluß macht wie immer der Baß. Hinter
den Musikanten her folgt allerlei Volk. Was ist es? "Das Theater
fängt an," so lautet die Antwort, "die Stadtkapelle macht sich auf
den Weg, um mit dabei zu sein." Wir lesen jetzt erst den Theater-
zettel, der, in gleicher Höhe mit uns, an einen der Baumstämme
geklebt ist. "Das Testament des großen Churfürsten, Schauspiel
in fünf Aufzügen." Wir lieben das Stück, aber -- wir kennen
es eben, und während die Sonne hinter Schloß und Park ver-
sinkt, ziehen wir es vor, in Bilder und Träume gewiegt, auf
"Schloß Oranienburg" zu blicken, eine jener wirklichen
Schaubühnen, auf der die Gestalten jenes Stücks mit ihrem Haß
und ihrer Liebe heimisch waren.



ſchwarzen Holz entlang. Sie iſt wie ein Trauerrand, der dieſes
Zimmer einfaßt, und mahnt deutlich an die letzten, halb in Dunkel
gehüllten Stunden eines liebenswürdigen und unglücklichen Prinzen.

Aus dieſem engen Raum, der ſo trübe Bilder weckt, treten
wir (da die übrigen Zimmer unſerer Betrachtung nichts bieten)
wieder in den Corridor hinaus und über den noch immer impo-
ſanten Vorflur endlich in’s Freie.

Der Ball der untergehenden Sonne hängt am Horizont, leiſe
Schleier liegen über dem Park und die Abendkühle weht vom Fluß
und den Wieſen her zu uns herüber. Wir ſitzen wieder auf der
Treppe des Gaſthofs und blicken durch die Umrahmung der Bäume
in das Bild abendlichen Friedens hinein. Muſikanten ziehen ge-
ſchäftig am Hauſe vorbei, über die Havelbrücke weg, hinein in die
Vorſtadt; — den Beſchluß macht wie immer der Baß. Hinter
den Muſikanten her folgt allerlei Volk. Was iſt es? „Das Theater
fängt an,“ ſo lautet die Antwort, „die Stadtkapelle macht ſich auf
den Weg, um mit dabei zu ſein.“ Wir leſen jetzt erſt den Theater-
zettel, der, in gleicher Höhe mit uns, an einen der Baumſtämme
geklebt iſt. „Das Teſtament des großen Churfürſten, Schauſpiel
in fünf Aufzügen.“ Wir lieben das Stück, aber — wir kennen
es eben, und während die Sonne hinter Schloß und Park ver-
ſinkt, ziehen wir es vor, in Bilder und Träume gewiegt, auf
„Schloß Oranienburg“ zu blicken, eine jener wirklichen
Schaubühnen, auf der die Geſtalten jenes Stücks mit ihrem Haß
und ihrer Liebe heimiſch waren.



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[234/0252] ſchwarzen Holz entlang. Sie iſt wie ein Trauerrand, der dieſes Zimmer einfaßt, und mahnt deutlich an die letzten, halb in Dunkel gehüllten Stunden eines liebenswürdigen und unglücklichen Prinzen. Aus dieſem engen Raum, der ſo trübe Bilder weckt, treten wir (da die übrigen Zimmer unſerer Betrachtung nichts bieten) wieder in den Corridor hinaus und über den noch immer impo- ſanten Vorflur endlich in’s Freie. Der Ball der untergehenden Sonne hängt am Horizont, leiſe Schleier liegen über dem Park und die Abendkühle weht vom Fluß und den Wieſen her zu uns herüber. Wir ſitzen wieder auf der Treppe des Gaſthofs und blicken durch die Umrahmung der Bäume in das Bild abendlichen Friedens hinein. Muſikanten ziehen ge- ſchäftig am Hauſe vorbei, über die Havelbrücke weg, hinein in die Vorſtadt; — den Beſchluß macht wie immer der Baß. Hinter den Muſikanten her folgt allerlei Volk. Was iſt es? „Das Theater fängt an,“ ſo lautet die Antwort, „die Stadtkapelle macht ſich auf den Weg, um mit dabei zu ſein.“ Wir leſen jetzt erſt den Theater- zettel, der, in gleicher Höhe mit uns, an einen der Baumſtämme geklebt iſt. „Das Teſtament des großen Churfürſten, Schauſpiel in fünf Aufzügen.“ Wir lieben das Stück, aber — wir kennen es eben, und während die Sonne hinter Schloß und Park ver- ſinkt, ziehen wir es vor, in Bilder und Träume gewiegt, auf „Schloß Oranienburg“ zu blicken, eine jener wirklichen Schaubühnen, auf der die Geſtalten jenes Stücks mit ihrem Haß und ihrer Liebe heimiſch waren.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/252>, abgerufen am 23.11.2024.