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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Oranienburg zu finden waren, sondern ist ein in der Nähe gele-
genes Dorf, das bis 1694 den Namen Cossebant führte.

Diese Neuschöpfungen, mit denen der Kurfürst Schloß Ora-
nienburg umgab, beweisen genugsam, daß dies Havelschloß, dies
Vermächtniß von der Mutter her, ein bevorzugter Aufenthalt des
Kurfürsten und spätern Königs war, aber auch einzelne Berichte
sind uns zur Hand, die uns, trotz einer gewissen Dürftigkeit der
Details, den Kurfürsten (damals schon König) direct an dieser
Stelle zeigen. "Im Sommer 1708," so erzählt Poellnitz, "riethen
die Aerzte dem Könige, das Karlsbad in Böhmen zu gebrauchen,
wohin er sich im Laufe des Sommers auch wirklich begab. Vor-
her war er in Oranienburg und hatte auf dem dortigen Schlosse
eine Zusammenkunft mit dem regierenden Herzog von Mecklenburg-
Schwerin (Friedrich Wilhelm). Diese Zusammenkunft war nicht
ohne Bedeutung: sie hatte zunächst nur eine Erneuerung und Be-
stätigung des alten Erbfolgevergleichs im Auge, der im Jahre
1442, zu Wittstock, zwischen Friedrich II. (dem Eisernen) und den
Herzögen von Mecklenburg, geschlossen worden war, mußte aber
natürlich, da man Gefallen an einander fand, einige Monate später
die Schritte wesentlich erleichtern, die (im November 1708) zu
einer dritten Vermählung des Königs, und zwar mit Luisa Do-
rothee, der Schwester des regierenden Herzogs von Mecklenburg
führten. "Am 24. November," so fährt unsere Quelle fort, "traf
die neue Königin in Oranienburg ein und wurde daselbst vom
Könige und dem ganzen Hofe empfangen. Nachdem die Vorstellung
aller Prinzen und Prinzessinnen stattgefunden hatte, verließ man
das Schloß und begab sich nach Berlin, wo am 27. desselben
Monats die Königin ihren feierlichen Einzug hielt." Der König,
trotz seiner Jahre, war anfänglich von der Königin bezaubert;
keine Ahnung beschlich sein Herz, daß vier Jahre später dieselbe
Prinzessin geistesgestört, wie eine Mahnung des Todes, an ihn
herantreten werde. Das war im Berliner Schloß, in den Januar-
tagen 1713. Der König, krank schon, ruhte auf einem Armstuhl
und war eben eingeschlummert, als er sich plötzlich angefaßt und

Oranienburg zu finden waren, ſondern iſt ein in der Nähe gele-
genes Dorf, das bis 1694 den Namen Coſſebant führte.

Dieſe Neuſchöpfungen, mit denen der Kurfürſt Schloß Ora-
nienburg umgab, beweiſen genugſam, daß dies Havelſchloß, dies
Vermächtniß von der Mutter her, ein bevorzugter Aufenthalt des
Kurfürſten und ſpätern Königs war, aber auch einzelne Berichte
ſind uns zur Hand, die uns, trotz einer gewiſſen Dürftigkeit der
Details, den Kurfürſten (damals ſchon König) direct an dieſer
Stelle zeigen. „Im Sommer 1708,“ ſo erzählt Poellnitz, „riethen
die Aerzte dem Könige, das Karlsbad in Böhmen zu gebrauchen,
wohin er ſich im Laufe des Sommers auch wirklich begab. Vor-
her war er in Oranienburg und hatte auf dem dortigen Schloſſe
eine Zuſammenkunft mit dem regierenden Herzog von Mecklenburg-
Schwerin (Friedrich Wilhelm). Dieſe Zuſammenkunft war nicht
ohne Bedeutung: ſie hatte zunächſt nur eine Erneuerung und Be-
ſtätigung des alten Erbfolgevergleichs im Auge, der im Jahre
1442, zu Wittſtock, zwiſchen Friedrich II. (dem Eiſernen) und den
Herzögen von Mecklenburg, geſchloſſen worden war, mußte aber
natürlich, da man Gefallen an einander fand, einige Monate ſpäter
die Schritte weſentlich erleichtern, die (im November 1708) zu
einer dritten Vermählung des Königs, und zwar mit Luiſa Do-
rothee, der Schweſter des regierenden Herzogs von Mecklenburg
führten. „Am 24. November,“ ſo fährt unſere Quelle fort, „traf
die neue Königin in Oranienburg ein und wurde daſelbſt vom
Könige und dem ganzen Hofe empfangen. Nachdem die Vorſtellung
aller Prinzen und Prinzeſſinnen ſtattgefunden hatte, verließ man
das Schloß und begab ſich nach Berlin, wo am 27. deſſelben
Monats die Königin ihren feierlichen Einzug hielt.“ Der König,
trotz ſeiner Jahre, war anfänglich von der Königin bezaubert;
keine Ahnung beſchlich ſein Herz, daß vier Jahre ſpäter dieſelbe
Prinzeſſin geiſtesgeſtört, wie eine Mahnung des Todes, an ihn
herantreten werde. Das war im Berliner Schloß, in den Januar-
tagen 1713. Der König, krank ſchon, ruhte auf einem Armſtuhl
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[221/0239] Oranienburg zu finden waren, ſondern iſt ein in der Nähe gele- genes Dorf, das bis 1694 den Namen Coſſebant führte. Dieſe Neuſchöpfungen, mit denen der Kurfürſt Schloß Ora- nienburg umgab, beweiſen genugſam, daß dies Havelſchloß, dies Vermächtniß von der Mutter her, ein bevorzugter Aufenthalt des Kurfürſten und ſpätern Königs war, aber auch einzelne Berichte ſind uns zur Hand, die uns, trotz einer gewiſſen Dürftigkeit der Details, den Kurfürſten (damals ſchon König) direct an dieſer Stelle zeigen. „Im Sommer 1708,“ ſo erzählt Poellnitz, „riethen die Aerzte dem Könige, das Karlsbad in Böhmen zu gebrauchen, wohin er ſich im Laufe des Sommers auch wirklich begab. Vor- her war er in Oranienburg und hatte auf dem dortigen Schloſſe eine Zuſammenkunft mit dem regierenden Herzog von Mecklenburg- Schwerin (Friedrich Wilhelm). Dieſe Zuſammenkunft war nicht ohne Bedeutung: ſie hatte zunächſt nur eine Erneuerung und Be- ſtätigung des alten Erbfolgevergleichs im Auge, der im Jahre 1442, zu Wittſtock, zwiſchen Friedrich II. (dem Eiſernen) und den Herzögen von Mecklenburg, geſchloſſen worden war, mußte aber natürlich, da man Gefallen an einander fand, einige Monate ſpäter die Schritte weſentlich erleichtern, die (im November 1708) zu einer dritten Vermählung des Königs, und zwar mit Luiſa Do- rothee, der Schweſter des regierenden Herzogs von Mecklenburg führten. „Am 24. November,“ ſo fährt unſere Quelle fort, „traf die neue Königin in Oranienburg ein und wurde daſelbſt vom Könige und dem ganzen Hofe empfangen. Nachdem die Vorſtellung aller Prinzen und Prinzeſſinnen ſtattgefunden hatte, verließ man das Schloß und begab ſich nach Berlin, wo am 27. deſſelben Monats die Königin ihren feierlichen Einzug hielt.“ Der König, trotz ſeiner Jahre, war anfänglich von der Königin bezaubert; keine Ahnung beſchlich ſein Herz, daß vier Jahre ſpäter dieſelbe Prinzeſſin geiſtesgeſtört, wie eine Mahnung des Todes, an ihn herantreten werde. Das war im Berliner Schloß, in den Januar- tagen 1713. Der König, krank ſchon, ruhte auf einem Armſtuhl und war eben eingeſchlummert, als er ſich plötzlich angefaßt und

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/239>, abgerufen am 24.11.2024.