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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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alten kurfürstlichen Hauses ist auf uns gekommen, noch weniger
ein Bericht von Vorgängen innerhalb seiner Mauern. Kurfürst
Joachim gab den Spreeforsten den Vorzug und das Jagdhaus
zu Bötzow kam, dem Favorit-Jagdschloß zu Koepenick gegenüber,
nur ausnahmweise zu Ehren, wenn sich dem Reiz der Jagd über-
haupt noch der Reiz der Abwechselung hinzugesellen sollte. Burg
und Jagdhaus Bötzow sind spurlos verschwunden; nur bei dem
Umbau, dem, in jüngster Zeit erst, Schloß Oranienburg unter-
worfen wurde, stieß man auf gewölbte Feldstein-Fundamente, die
zweifellos wohl der alten Zeit von Burg Bötzow angehörten und
bei weiterer Nachforschung (die sich leider nicht ermöglichte) vielleicht
einzelne Aufschlüsse über die Vorgeschichte dieses Punktes gegeben
hätten.

(Schloß Oranienburg.) So kam das Jahr 1650. Die
Kurfürstin Louise Henriette, geborene Prinzessin von Oranien (seit
dem 7. December 1646 dem großen Kurfürsten vermählt), pflegte
ihren Gemahl auf seinen Jagdausflügen zu begleiten. Einer dieser
Ausflüge führte das junge Paar im Laufe des Sommers 1650
auch in die Nähe von Bötzow, und hier war es, wo die junge
Fürstin beim Anblick der lachenden Wiesen, die den Lauf der Havel
einfaßten, sich lebhaft in die fruchtbaren Niederungen ihrer hollän-
dischen Heimath zurückversetzt fühlte und der Freude darüber den
unverkennbarsten Ausdruck gab. Der Kurfürst, dessen Herz Liebe
und Verehrung gegen die schöne, an Gaben des Geistes und Ge-
müthes gleich ausgezeichnete Frau war, ergriff mit Eifer die Ge-
legenheit, ihr ein erneutes Zeichen dieser Liebe zu geben und
schenkte ihr das "Amt Bötzow mit allen dazu gehörigen Dörfern
und Mühlen, Triften und Weiden, Seen und Teichen." Die
Schenkung wurde dankbar angenommen, und an die Stelle des
alten Jagdhauses aus der Zeit Joachims II. trat jetzt ein Schloß,

oder 80) gab der Graf allerhand Verbesserungen an dem kurfürstlichen
Schloß oder Jagdhaus zu Bötzow an." Diese Verbesserungen waren
schwerlich im gothischen Styl.
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alten kurfürſtlichen Hauſes iſt auf uns gekommen, noch weniger
ein Bericht von Vorgängen innerhalb ſeiner Mauern. Kurfürſt
Joachim gab den Spreeforſten den Vorzug und das Jagdhaus
zu Bötzow kam, dem Favorit-Jagdſchloß zu Koepenick gegenüber,
nur ausnahmweiſe zu Ehren, wenn ſich dem Reiz der Jagd über-
haupt noch der Reiz der Abwechſelung hinzugeſellen ſollte. Burg
und Jagdhaus Bötzow ſind ſpurlos verſchwunden; nur bei dem
Umbau, dem, in jüngſter Zeit erſt, Schloß Oranienburg unter-
worfen wurde, ſtieß man auf gewölbte Feldſtein-Fundamente, die
zweifellos wohl der alten Zeit von Burg Bötzow angehörten und
bei weiterer Nachforſchung (die ſich leider nicht ermöglichte) vielleicht
einzelne Aufſchlüſſe über die Vorgeſchichte dieſes Punktes gegeben
hätten.

(Schloß Oranienburg.) So kam das Jahr 1650. Die
Kurfürſtin Louiſe Henriette, geborene Prinzeſſin von Oranien (ſeit
dem 7. December 1646 dem großen Kurfürſten vermählt), pflegte
ihren Gemahl auf ſeinen Jagdausflügen zu begleiten. Einer dieſer
Ausflüge führte das junge Paar im Laufe des Sommers 1650
auch in die Nähe von Bötzow, und hier war es, wo die junge
Fürſtin beim Anblick der lachenden Wieſen, die den Lauf der Havel
einfaßten, ſich lebhaft in die fruchtbaren Niederungen ihrer hollän-
diſchen Heimath zurückverſetzt fühlte und der Freude darüber den
unverkennbarſten Ausdruck gab. Der Kurfürſt, deſſen Herz Liebe
und Verehrung gegen die ſchöne, an Gaben des Geiſtes und Ge-
müthes gleich ausgezeichnete Frau war, ergriff mit Eifer die Ge-
legenheit, ihr ein erneutes Zeichen dieſer Liebe zu geben und
ſchenkte ihr das „Amt Bötzow mit allen dazu gehörigen Dörfern
und Mühlen, Triften und Weiden, Seen und Teichen.“ Die
Schenkung wurde dankbar angenommen, und an die Stelle des
alten Jagdhauſes aus der Zeit Joachims II. trat jetzt ein Schloß,

oder 80) gab der Graf allerhand Verbeſſerungen an dem kurfürſtlichen
Schloß oder Jagdhaus zu Bötzow an.“ Dieſe Verbeſſerungen waren
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[211/0229] alten kurfürſtlichen Hauſes iſt auf uns gekommen, noch weniger ein Bericht von Vorgängen innerhalb ſeiner Mauern. Kurfürſt Joachim gab den Spreeforſten den Vorzug und das Jagdhaus zu Bötzow kam, dem Favorit-Jagdſchloß zu Koepenick gegenüber, nur ausnahmweiſe zu Ehren, wenn ſich dem Reiz der Jagd über- haupt noch der Reiz der Abwechſelung hinzugeſellen ſollte. Burg und Jagdhaus Bötzow ſind ſpurlos verſchwunden; nur bei dem Umbau, dem, in jüngſter Zeit erſt, Schloß Oranienburg unter- worfen wurde, ſtieß man auf gewölbte Feldſtein-Fundamente, die zweifellos wohl der alten Zeit von Burg Bötzow angehörten und bei weiterer Nachforſchung (die ſich leider nicht ermöglichte) vielleicht einzelne Aufſchlüſſe über die Vorgeſchichte dieſes Punktes gegeben hätten. (Schloß Oranienburg.) So kam das Jahr 1650. Die Kurfürſtin Louiſe Henriette, geborene Prinzeſſin von Oranien (ſeit dem 7. December 1646 dem großen Kurfürſten vermählt), pflegte ihren Gemahl auf ſeinen Jagdausflügen zu begleiten. Einer dieſer Ausflüge führte das junge Paar im Laufe des Sommers 1650 auch in die Nähe von Bötzow, und hier war es, wo die junge Fürſtin beim Anblick der lachenden Wieſen, die den Lauf der Havel einfaßten, ſich lebhaft in die fruchtbaren Niederungen ihrer hollän- diſchen Heimath zurückverſetzt fühlte und der Freude darüber den unverkennbarſten Ausdruck gab. Der Kurfürſt, deſſen Herz Liebe und Verehrung gegen die ſchöne, an Gaben des Geiſtes und Ge- müthes gleich ausgezeichnete Frau war, ergriff mit Eifer die Ge- legenheit, ihr ein erneutes Zeichen dieſer Liebe zu geben und ſchenkte ihr das „Amt Bötzow mit allen dazu gehörigen Dörfern und Mühlen, Triften und Weiden, Seen und Teichen.“ Die Schenkung wurde dankbar angenommen, und an die Stelle des alten Jagdhauſes aus der Zeit Joachims II. trat jetzt ein Schloß, *) *) oder 80) gab der Graf allerhand Verbeſſerungen an dem kurfürſtlichen Schloß oder Jagdhaus zu Bötzow an.“ Dieſe Verbeſſerungen waren ſchwerlich im gothiſchen Styl. 14*

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/229>, abgerufen am 25.11.2024.