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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Kein Wunder, daß der alternde Prinz (er war 70 geworden)
von der Einsamkeit und Stille, die ihm Bedürfniß war, zu Zeiten
mehr hatte, als ihm lieb sein mochte, und unter dem Druck einer
gewissen Vereinsamung sein Bestreben dahin richtete, sich die weni-
gen Treuen, die ihm geblieben waren, für den Rest seiner Tage
zu erhalten. Er that dies seit Jahren durch Gunstbezeugungen aller
Art. Es schien, er wollte nicht unter Fremden sterben.

Baurath Steinert war ein Gegenstand seines besondern Ver-
trauens. Noch wenige Tage vor seinem (des Prinzen) Tode, als
sie die Pyramide besuchten, in der er beigesetzt zu werden wünschte,
sagte er lächelnd zu dem vielbewährten Diener: "stellt mich so,
Steinert, daß ich nach dem Schloß hinüber blicke und sagt es
den Leuten, daß ich so stehe, das wird manchen in heilsamer
Furcht halten."

Lebeauld, -- Le Bauldt de Nans, wie er in andern Büchern
genannt und geschrieben wird -- war Secretair des Prinzen;
führte aber zugleich den Titel eines Conseiller des chambres.
Zur Belohnung für langjährige Dienste, aber zugleich auch in
dem Streben, den Beschenkten dadurch fester an seine Person zu
fesseln, schenkte ihm der Prinz zwei der zum Amte Rheinsberg
gehörigen Erbzinsgüter: Schlaborn und Warenthin, die noch ge-
raume Zeit hindurch im Besitz derselben Familie waren. Seit
1850 sind sie zurückgekauft und wieder königlicher Besitz.

Steinert und Lebeauld waren bewährte Diener des Prinzen,
aber doch nichts weiter; der Graf La Roche-Aymon war der
Freund seiner letzten Jahre. Bei der Geschichte dieses Mannes,
"die den Roman auf seinem eignen Felde schlägt," werden wir
zum Schluß noch einige Zeit zu verweilen haben.

Antoine Charles Etienne Paul Graf La Roche-Aymon war
1775 geboren. 1792, siebzehn Jahr alt, verließ er mit andern
Emigre's sein Vaterland und trat als Volontair in das Conde'sche
Corps, nach einer andern Version (die sich auf Mittheilung von
Personen stützt, die den Grafen persönlich gekannt haben) in die
neapolitanische Armee. Gleichviel, 1794 erschien ein junger

Kein Wunder, daß der alternde Prinz (er war 70 geworden)
von der Einſamkeit und Stille, die ihm Bedürfniß war, zu Zeiten
mehr hatte, als ihm lieb ſein mochte, und unter dem Druck einer
gewiſſen Vereinſamung ſein Beſtreben dahin richtete, ſich die weni-
gen Treuen, die ihm geblieben waren, für den Reſt ſeiner Tage
zu erhalten. Er that dies ſeit Jahren durch Gunſtbezeugungen aller
Art. Es ſchien, er wollte nicht unter Fremden ſterben.

Baurath Steinert war ein Gegenſtand ſeines beſondern Ver-
trauens. Noch wenige Tage vor ſeinem (des Prinzen) Tode, als
ſie die Pyramide beſuchten, in der er beigeſetzt zu werden wünſchte,
ſagte er lächelnd zu dem vielbewährten Diener: „ſtellt mich ſo,
Steinert, daß ich nach dem Schloß hinüber blicke und ſagt es
den Leuten, daß ich ſo ſtehe, das wird manchen in heilſamer
Furcht halten.“

Lebeauld, — Le Bauldt de Nans, wie er in andern Büchern
genannt und geſchrieben wird — war Secretair des Prinzen;
führte aber zugleich den Titel eines Conseiller des chambres.
Zur Belohnung für langjährige Dienſte, aber zugleich auch in
dem Streben, den Beſchenkten dadurch feſter an ſeine Perſon zu
feſſeln, ſchenkte ihm der Prinz zwei der zum Amte Rheinsberg
gehörigen Erbzinsgüter: Schlaborn und Warenthin, die noch ge-
raume Zeit hindurch im Beſitz derſelben Familie waren. Seit
1850 ſind ſie zurückgekauft und wieder königlicher Beſitz.

Steinert und Lebeauld waren bewährte Diener des Prinzen,
aber doch nichts weiter; der Graf La Roche-Aymon war der
Freund ſeiner letzten Jahre. Bei der Geſchichte dieſes Mannes,
„die den Roman auf ſeinem eignen Felde ſchlägt,“ werden wir
zum Schluß noch einige Zeit zu verweilen haben.

Antoine Charles Etienne Paul Graf La Roche-Aymon war
1775 geboren. 1792, ſiebzehn Jahr alt, verließ er mit andern
Emigré’s ſein Vaterland und trat als Volontair in das Condé’ſche
Corps, nach einer andern Verſion (die ſich auf Mittheilung von
Perſonen ſtützt, die den Grafen perſönlich gekannt haben) in die
neapolitaniſche Armee. Gleichviel, 1794 erſchien ein junger

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[134/0152] Kein Wunder, daß der alternde Prinz (er war 70 geworden) von der Einſamkeit und Stille, die ihm Bedürfniß war, zu Zeiten mehr hatte, als ihm lieb ſein mochte, und unter dem Druck einer gewiſſen Vereinſamung ſein Beſtreben dahin richtete, ſich die weni- gen Treuen, die ihm geblieben waren, für den Reſt ſeiner Tage zu erhalten. Er that dies ſeit Jahren durch Gunſtbezeugungen aller Art. Es ſchien, er wollte nicht unter Fremden ſterben. Baurath Steinert war ein Gegenſtand ſeines beſondern Ver- trauens. Noch wenige Tage vor ſeinem (des Prinzen) Tode, als ſie die Pyramide beſuchten, in der er beigeſetzt zu werden wünſchte, ſagte er lächelnd zu dem vielbewährten Diener: „ſtellt mich ſo, Steinert, daß ich nach dem Schloß hinüber blicke und ſagt es den Leuten, daß ich ſo ſtehe, das wird manchen in heilſamer Furcht halten.“ Lebeauld, — Le Bauldt de Nans, wie er in andern Büchern genannt und geſchrieben wird — war Secretair des Prinzen; führte aber zugleich den Titel eines Conseiller des chambres. Zur Belohnung für langjährige Dienſte, aber zugleich auch in dem Streben, den Beſchenkten dadurch feſter an ſeine Perſon zu feſſeln, ſchenkte ihm der Prinz zwei der zum Amte Rheinsberg gehörigen Erbzinsgüter: Schlaborn und Warenthin, die noch ge- raume Zeit hindurch im Beſitz derſelben Familie waren. Seit 1850 ſind ſie zurückgekauft und wieder königlicher Beſitz. Steinert und Lebeauld waren bewährte Diener des Prinzen, aber doch nichts weiter; der Graf La Roche-Aymon war der Freund ſeiner letzten Jahre. Bei der Geſchichte dieſes Mannes, „die den Roman auf ſeinem eignen Felde ſchlägt,“ werden wir zum Schluß noch einige Zeit zu verweilen haben. Antoine Charles Etienne Paul Graf La Roche-Aymon war 1775 geboren. 1792, ſiebzehn Jahr alt, verließ er mit andern Emigré’s ſein Vaterland und trat als Volontair in das Condé’ſche Corps, nach einer andern Verſion (die ſich auf Mittheilung von Perſonen ſtützt, die den Grafen perſönlich gekannt haben) in die neapolitaniſche Armee. Gleichviel, 1794 erſchien ein junger

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/152>, abgerufen am 28.11.2024.