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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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zu sein. So entstand also das Wartenslebensche Schloß in Mese-
berg, damit ein Wartenslebensches Palais in Berlin nicht zu
entstehen brauchte, und die Pracht, mit der jenes Schloß am
Huvenow-See emporwuchs, übertraf bei Weitem das gleichzeitig
in Umbau begriffene Rheinsberger Schloß. Die Sandsteinsäulen,
die die Facade bildeten, wurden aus den sächsischen Steinbrüchen,
die Marmor-Kamine aus Schlesien herbeigeschafft; breite mächtige
Steintreppen stiegen bis in die obern Stockwerke auf, eichne Paneele
umliefen die Zimmer, während andre boisirt waren bis an den
Plafond. Kostbare Blumenstücke, wahrscheinlich von der Hand
Dubuissons und bis diesen Augenblick noch in voller Schönheit
erhalten, füllten die Felder zwischen Decke und Thür, und eine
lateinische Inschrift in einem der Kellergewölbe erzählt getreulich
von Müntherus, dem Baumeister, auf dessen Anordnung hier
Eichen und Buchen zahllos in den See geworfen und die jetzigen
Parkanlagen, die in Terrassen zum See hinabsteigen, in's Leben
gerufen wurden. Der Bau überstieg den Reichthum des reichen
Grafen, er verbaute sich, der Bau hatte ihm eine Tonne
Goldes gekostet
.*)


*) Die alte, äußerlich sehr unscheinbare Kirche zu Meseberg ist in
ihrer Art nicht minder interessant als das Schloß. Grabsteine der Groe-
bens liegen vorm Altar und Denkmäler der verschiedensten Art, aber alle
der oben genannten Familie zugehörig, zieren die Wände hinter und
neben dem Altar. Rechts hängt ein großes, auch um seines künstlerischen
Gehaltes willen sehr bemerkenswerthes Familienbild aus dem Jahre 1588,
von dem ich vermuthen möchte, daß es von einem Schüler des Lucas
Cranach herrührt, wenigstens erinnert vieles an diesen Meister. Das Bild
ist sehr groß, etwa 12 bis 14 Fuß lang und 10 Fuß hoch und stellt
Ludwig v. d. Groeben und seine Gemahlin (eine geb. Anna v. Oppen)
sammt ihren 17 Kindern dar, 13 Knaben links und 4 Mädchen rechts.
Einige Köpfe sind höchst ansprechend. Eltern und Kinder knieen in einer
Art Kirchenhalle und über ihnen, wie Schildereien, die in dieser Halle
aufgehängt sind, befinden sich die Darstellungen des Sündenfalls und der
Auferstehung. (Ein noch größeres Bild der Art besitzen die Rohrs zu
Meyenburg in der Priegnitz, auf dem ein Graf Ravensberg, der Stamm-
vater der Rohrs, dem Kaiser 30 Söhne vorstellt.) -- In einem Anbau der
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zu ſein. So entſtand alſo das Wartenslebenſche Schloß in Meſe-
berg, damit ein Wartenslebenſches Palais in Berlin nicht zu
entſtehen brauchte, und die Pracht, mit der jenes Schloß am
Huvenow-See emporwuchs, übertraf bei Weitem das gleichzeitig
in Umbau begriffene Rheinsberger Schloß. Die Sandſteinſäulen,
die die Façade bildeten, wurden aus den ſächſiſchen Steinbrüchen,
die Marmor-Kamine aus Schleſien herbeigeſchafft; breite mächtige
Steintreppen ſtiegen bis in die obern Stockwerke auf, eichne Paneele
umliefen die Zimmer, während andre boiſirt waren bis an den
Plafond. Koſtbare Blumenſtücke, wahrſcheinlich von der Hand
Dubuiſſons und bis dieſen Augenblick noch in voller Schönheit
erhalten, füllten die Felder zwiſchen Decke und Thür, und eine
lateiniſche Inſchrift in einem der Kellergewölbe erzählt getreulich
von Müntherus, dem Baumeiſter, auf deſſen Anordnung hier
Eichen und Buchen zahllos in den See geworfen und die jetzigen
Parkanlagen, die in Terraſſen zum See hinabſteigen, in’s Leben
gerufen wurden. Der Bau überſtieg den Reichthum des reichen
Grafen, er verbaute ſich, der Bau hatte ihm eine Tonne
Goldes gekoſtet
.*)


*) Die alte, äußerlich ſehr unſcheinbare Kirche zu Meſeberg iſt in
ihrer Art nicht minder intereſſant als das Schloß. Grabſteine der Groe-
bens liegen vorm Altar und Denkmäler der verſchiedenſten Art, aber alle
der oben genannten Familie zugehörig, zieren die Wände hinter und
neben dem Altar. Rechts hängt ein großes, auch um ſeines künſtleriſchen
Gehaltes willen ſehr bemerkenswerthes Familienbild aus dem Jahre 1588,
von dem ich vermuthen möchte, daß es von einem Schüler des Lucas
Cranach herrührt, wenigſtens erinnert vieles an dieſen Meiſter. Das Bild
iſt ſehr groß, etwa 12 bis 14 Fuß lang und 10 Fuß hoch und ſtellt
Ludwig v. d. Groeben und ſeine Gemahlin (eine geb. Anna v. Oppen)
ſammt ihren 17 Kindern dar, 13 Knaben links und 4 Mädchen rechts.
Einige Köpfe ſind höchſt anſprechend. Eltern und Kinder knieen in einer
Art Kirchenhalle und über ihnen, wie Schildereien, die in dieſer Halle
aufgehängt ſind, befinden ſich die Darſtellungen des Sündenfalls und der
Auferſtehung. (Ein noch größeres Bild der Art beſitzen die Rohrs zu
Meyenburg in der Priegnitz, auf dem ein Graf Ravensberg, der Stamm-
vater der Rohrs, dem Kaiſer 30 Söhne vorſtellt.) — In einem Anbau der
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[129/0147] zu ſein. So entſtand alſo das Wartenslebenſche Schloß in Meſe- berg, damit ein Wartenslebenſches Palais in Berlin nicht zu entſtehen brauchte, und die Pracht, mit der jenes Schloß am Huvenow-See emporwuchs, übertraf bei Weitem das gleichzeitig in Umbau begriffene Rheinsberger Schloß. Die Sandſteinſäulen, die die Façade bildeten, wurden aus den ſächſiſchen Steinbrüchen, die Marmor-Kamine aus Schleſien herbeigeſchafft; breite mächtige Steintreppen ſtiegen bis in die obern Stockwerke auf, eichne Paneele umliefen die Zimmer, während andre boiſirt waren bis an den Plafond. Koſtbare Blumenſtücke, wahrſcheinlich von der Hand Dubuiſſons und bis dieſen Augenblick noch in voller Schönheit erhalten, füllten die Felder zwiſchen Decke und Thür, und eine lateiniſche Inſchrift in einem der Kellergewölbe erzählt getreulich von Müntherus, dem Baumeiſter, auf deſſen Anordnung hier Eichen und Buchen zahllos in den See geworfen und die jetzigen Parkanlagen, die in Terraſſen zum See hinabſteigen, in’s Leben gerufen wurden. Der Bau überſtieg den Reichthum des reichen Grafen, er verbaute ſich, der Bau hatte ihm eine Tonne Goldes gekoſtet. *) *) Die alte, äußerlich ſehr unſcheinbare Kirche zu Meſeberg iſt in ihrer Art nicht minder intereſſant als das Schloß. Grabſteine der Groe- bens liegen vorm Altar und Denkmäler der verſchiedenſten Art, aber alle der oben genannten Familie zugehörig, zieren die Wände hinter und neben dem Altar. Rechts hängt ein großes, auch um ſeines künſtleriſchen Gehaltes willen ſehr bemerkenswerthes Familienbild aus dem Jahre 1588, von dem ich vermuthen möchte, daß es von einem Schüler des Lucas Cranach herrührt, wenigſtens erinnert vieles an dieſen Meiſter. Das Bild iſt ſehr groß, etwa 12 bis 14 Fuß lang und 10 Fuß hoch und ſtellt Ludwig v. d. Groeben und ſeine Gemahlin (eine geb. Anna v. Oppen) ſammt ihren 17 Kindern dar, 13 Knaben links und 4 Mädchen rechts. Einige Köpfe ſind höchſt anſprechend. Eltern und Kinder knieen in einer Art Kirchenhalle und über ihnen, wie Schildereien, die in dieſer Halle aufgehängt ſind, befinden ſich die Darſtellungen des Sündenfalls und der Auferſtehung. (Ein noch größeres Bild der Art beſitzen die Rohrs zu Meyenburg in der Priegnitz, auf dem ein Graf Ravensberg, der Stamm- vater der Rohrs, dem Kaiſer 30 Söhne vorſtellt.) — In einem Anbau der 9

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/147>, abgerufen am 28.11.2024.