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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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tion. Der Held, dessen Andenken der Obelisk und die Feier galt,
war Prinz August Wilhelm, der Vater des Fürsten, der eben
damals den Thron der Hohenzollern einnahm und seines alten
Oheims, des Rheinsberger Prinzen entrathen zu können glaubte,
der wohl Schlachten gewonnen hatte, aber kein Herz hatte -- für
Frauen und Wein.

Große Festlichkeiten sind dieser Enthüllungsfeier nicht mehr
gefolgt; die Schwere des Alters fing an zu drücken, und Einsam-
keit, Stille wurden erstes, wenn auch nicht ausschließliches Gebot.



Bis hieher bin ich bemüht gewesen, das Leben, wie es sich
am Rheinsberger Hofe während der letzten zehn oder funfzehn
Jahre gestaltete, in seinen allgemeinen Zügen zu schildern; ich
gehe nun zu einer Besprechung der einzelnen Persönlichkeiten über,
die, während dieser Epoche, die einen früher, die andern später,
die nächste Umgebung des Prinzen bildeten, und hoffe dabei Ge-
legenheit zu finden, ein bisher nur in Umrissen gegebenes Bild
durch eine Reihe von Details zu beleben.

Ich beginne mit nochmaliger Aufzählung der Persönlichkeiten
selbst. Es waren: Baron Kniphausen, Baron Knesebeck, zwei
Barone Wreich (auch Wreech geschrieben), Capitain v. Tauentzien,
Major v. Kaphengst, Baurath Steinert, Kammerrath Lebeauld,
Graf La Roche-Aymon und Graf Roeder. Von letzterem bin ich
außer Stande gewesen, irgend etwas in Erfahrung zu bringen.

(Baron Dodo von Kniphausen) war eine Art Ehren-
Kammerherr und gehörte dem Kreise mehr als Volontair, wie im
Besitz einer wirklichen Hofcharge an. Mehr noch als die Unabhän-
gigkeit seiner Stellung, gab ihm sein scharfer Verstand und seine
politische Bildung ein Ansehen am Rheinsberger Hofe, eine Bil-
dung, die bedeutend genug war, um die Aufmerksamkeit Mira-
beau's zu erregen, der der "politischen Hoffnungen" erwähnt, "die
das Land an den ostfriesischen Freiherrn knüpfte." Was ihn an

tion. Der Held, deſſen Andenken der Obelisk und die Feier galt,
war Prinz Auguſt Wilhelm, der Vater des Fürſten, der eben
damals den Thron der Hohenzollern einnahm und ſeines alten
Oheims, des Rheinsberger Prinzen entrathen zu können glaubte,
der wohl Schlachten gewonnen hatte, aber kein Herz hatte — für
Frauen und Wein.

Große Feſtlichkeiten ſind dieſer Enthüllungsfeier nicht mehr
gefolgt; die Schwere des Alters fing an zu drücken, und Einſam-
keit, Stille wurden erſtes, wenn auch nicht ausſchließliches Gebot.



Bis hieher bin ich bemüht geweſen, das Leben, wie es ſich
am Rheinsberger Hofe während der letzten zehn oder funfzehn
Jahre geſtaltete, in ſeinen allgemeinen Zügen zu ſchildern; ich
gehe nun zu einer Beſprechung der einzelnen Perſönlichkeiten über,
die, während dieſer Epoche, die einen früher, die andern ſpäter,
die nächſte Umgebung des Prinzen bildeten, und hoffe dabei Ge-
legenheit zu finden, ein bisher nur in Umriſſen gegebenes Bild
durch eine Reihe von Details zu beleben.

Ich beginne mit nochmaliger Aufzählung der Perſönlichkeiten
ſelbſt. Es waren: Baron Kniphauſen, Baron Kneſebeck, zwei
Barone Wreich (auch Wreech geſchrieben), Capitain v. Tauentzien,
Major v. Kaphengſt, Baurath Steinert, Kammerrath Lebeauld,
Graf La Roche-Aymon und Graf Roeder. Von letzterem bin ich
außer Stande geweſen, irgend etwas in Erfahrung zu bringen.

(Baron Dodo von Kniphauſen) war eine Art Ehren-
Kammerherr und gehörte dem Kreiſe mehr als Volontair, wie im
Beſitz einer wirklichen Hofcharge an. Mehr noch als die Unabhän-
gigkeit ſeiner Stellung, gab ihm ſein ſcharfer Verſtand und ſeine
politiſche Bildung ein Anſehen am Rheinsberger Hofe, eine Bil-
dung, die bedeutend genug war, um die Aufmerkſamkeit Mira-
beau’s zu erregen, der der „politiſchen Hoffnungen“ erwähnt, „die
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[121/0139] tion. Der Held, deſſen Andenken der Obelisk und die Feier galt, war Prinz Auguſt Wilhelm, der Vater des Fürſten, der eben damals den Thron der Hohenzollern einnahm und ſeines alten Oheims, des Rheinsberger Prinzen entrathen zu können glaubte, der wohl Schlachten gewonnen hatte, aber kein Herz hatte — für Frauen und Wein. Große Feſtlichkeiten ſind dieſer Enthüllungsfeier nicht mehr gefolgt; die Schwere des Alters fing an zu drücken, und Einſam- keit, Stille wurden erſtes, wenn auch nicht ausſchließliches Gebot. Bis hieher bin ich bemüht geweſen, das Leben, wie es ſich am Rheinsberger Hofe während der letzten zehn oder funfzehn Jahre geſtaltete, in ſeinen allgemeinen Zügen zu ſchildern; ich gehe nun zu einer Beſprechung der einzelnen Perſönlichkeiten über, die, während dieſer Epoche, die einen früher, die andern ſpäter, die nächſte Umgebung des Prinzen bildeten, und hoffe dabei Ge- legenheit zu finden, ein bisher nur in Umriſſen gegebenes Bild durch eine Reihe von Details zu beleben. Ich beginne mit nochmaliger Aufzählung der Perſönlichkeiten ſelbſt. Es waren: Baron Kniphauſen, Baron Kneſebeck, zwei Barone Wreich (auch Wreech geſchrieben), Capitain v. Tauentzien, Major v. Kaphengſt, Baurath Steinert, Kammerrath Lebeauld, Graf La Roche-Aymon und Graf Roeder. Von letzterem bin ich außer Stande geweſen, irgend etwas in Erfahrung zu bringen. (Baron Dodo von Kniphauſen) war eine Art Ehren- Kammerherr und gehörte dem Kreiſe mehr als Volontair, wie im Beſitz einer wirklichen Hofcharge an. Mehr noch als die Unabhän- gigkeit ſeiner Stellung, gab ihm ſein ſcharfer Verſtand und ſeine politiſche Bildung ein Anſehen am Rheinsberger Hofe, eine Bil- dung, die bedeutend genug war, um die Aufmerkſamkeit Mira- beau’s zu erregen, der der „politiſchen Hoffnungen“ erwähnt, „die das Land an den oſtfrieſiſchen Freiherrn knüpfte.“ Was ihn an

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/139>, abgerufen am 27.11.2024.