So sind sie alle; kleine Niedlichkeiten ohne tiefere Bedeutung, und doch an dieser Stelle ebenso ansprechend, wie sie als Grab- und Kirchen-Inschriften (vgl. das Kapitel über die Rheinsberger Kirche) uns widerstrebend sind. Jetzt feiern die Kinder und jungen Leute ihr Möskefest an dieser Stelle, bei welcher Gelegenheit sicherlich weniger philosophische Betrachtungen als die vorstehenden über das Glück der Freundschaft angestellt und die vorkommenden Fra- gen mehr zu Gunsten des obigen, ewig im Schwunge bleibenden "fils de la folie" entschieden werden. Ein Möskefest an dieser Stelle ist eine nicht üble Kritik und Ironie.
Vom Freundschaftstempel aus, am Obelisken vorbei (den ich in meinem Schlußcapitel besprechen werde), schreiten wir in den eigentlichen Park zurück, machen dem wohlerhaltenen "Theater im Grünen", das lebendige Hecken statt der Coulissen hat, unsern Besuch und biegen schließlich in allerhand schmale Gänge ein, deren Windungen uns zum Grabmal des Prinzen Heinrich führen. Es besteht aus einer Backstein-Pyramide, um die sich ein schlichtes Eisengitter zieht. Der Prinz, in seinem Testament, hatte die völlige Vermauerung dieser Pyramide angeordnet; doch ging man von dieser Anordnung ab und ließ einen Eingang offen. Im Jahre 1853 sah ich noch deutlich den großen Zinksarg stehen, auf dem ein rostiger Helm lag. Seitdem ist ein brutaler Versuch gemacht worden, das Grab zu bestehlen; man hoffte Gold im Sarge zu finden und durchwühlte die Asche des Todten. Natürlich vergeblich. Das hat nun zu einer nachträglichen Erfüllung der Testaments-Anordnung geführt, und die Pyramide ist jetzt ver- mauert. Wo früher der Eingang war, befindet sich jetzt die große Steintafel mit der von Prinz Heinrich selbst verfaßten Grab- schrift. Sie ist oft gedruckt worden. Ich gebe hier nur ihre ersten vier Zeilen, als besonders charakteristisch für den Mann und seine Zeit. Sie lauten:
Jette par sa naissance dans ce tourbillon de vaine fumee que le vulgaire appelle gloire et grandeur, mais dont le sage connoit le neant etc.
So ſind ſie alle; kleine Niedlichkeiten ohne tiefere Bedeutung, und doch an dieſer Stelle ebenſo anſprechend, wie ſie als Grab- und Kirchen-Inſchriften (vgl. das Kapitel über die Rheinsberger Kirche) uns widerſtrebend ſind. Jetzt feiern die Kinder und jungen Leute ihr Möskefeſt an dieſer Stelle, bei welcher Gelegenheit ſicherlich weniger philoſophiſche Betrachtungen als die vorſtehenden über das Glück der Freundſchaft angeſtellt und die vorkommenden Fra- gen mehr zu Gunſten des obigen, ewig im Schwunge bleibenden »fils de la folie« entſchieden werden. Ein Möskefeſt an dieſer Stelle iſt eine nicht üble Kritik und Ironie.
Vom Freundſchaftstempel aus, am Obelisken vorbei (den ich in meinem Schlußcapitel beſprechen werde), ſchreiten wir in den eigentlichen Park zurück, machen dem wohlerhaltenen „Theater im Grünen“, das lebendige Hecken ſtatt der Couliſſen hat, unſern Beſuch und biegen ſchließlich in allerhand ſchmale Gänge ein, deren Windungen uns zum Grabmal des Prinzen Heinrich führen. Es beſteht aus einer Backſtein-Pyramide, um die ſich ein ſchlichtes Eiſengitter zieht. Der Prinz, in ſeinem Teſtament, hatte die völlige Vermauerung dieſer Pyramide angeordnet; doch ging man von dieſer Anordnung ab und ließ einen Eingang offen. Im Jahre 1853 ſah ich noch deutlich den großen Zinkſarg ſtehen, auf dem ein roſtiger Helm lag. Seitdem iſt ein brutaler Verſuch gemacht worden, das Grab zu beſtehlen; man hoffte Gold im Sarge zu finden und durchwühlte die Aſche des Todten. Natürlich vergeblich. Das hat nun zu einer nachträglichen Erfüllung der Teſtaments-Anordnung geführt, und die Pyramide iſt jetzt ver- mauert. Wo früher der Eingang war, befindet ſich jetzt die große Steintafel mit der von Prinz Heinrich ſelbſt verfaßten Grab- ſchrift. Sie iſt oft gedruckt worden. Ich gebe hier nur ihre erſten vier Zeilen, als beſonders charakteriſtiſch für den Mann und ſeine Zeit. Sie lauten:
Jetté par sa naissance dans ce tourbillon de vaine fumée que le vulgaire appelle gloire et grandeur, mais dont le sage connoit le néant etc.
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So ſind ſie alle; kleine Niedlichkeiten ohne tiefere Bedeutung, und
doch an dieſer Stelle ebenſo anſprechend, wie ſie als Grab- und
Kirchen-Inſchriften (vgl. das Kapitel über die Rheinsberger Kirche)
uns widerſtrebend ſind. Jetzt feiern die Kinder und jungen Leute
ihr Möskefeſt an dieſer Stelle, bei welcher Gelegenheit ſicherlich
weniger philoſophiſche Betrachtungen als die vorſtehenden über
das Glück der Freundſchaft angeſtellt und die vorkommenden Fra-
gen mehr zu Gunſten des obigen, ewig im Schwunge bleibenden
»fils de la folie« entſchieden werden. Ein Möskefeſt an dieſer
Stelle iſt eine nicht üble Kritik und Ironie.
Vom Freundſchaftstempel aus, am Obelisken vorbei (den ich
in meinem Schlußcapitel beſprechen werde), ſchreiten wir in den
eigentlichen Park zurück, machen dem wohlerhaltenen „Theater im
Grünen“, das lebendige Hecken ſtatt der Couliſſen hat, unſern
Beſuch und biegen ſchließlich in allerhand ſchmale Gänge ein,
deren Windungen uns zum Grabmal des Prinzen Heinrich
führen. Es beſteht aus einer Backſtein-Pyramide, um die ſich ein
ſchlichtes Eiſengitter zieht. Der Prinz, in ſeinem Teſtament, hatte
die völlige Vermauerung dieſer Pyramide angeordnet; doch ging
man von dieſer Anordnung ab und ließ einen Eingang offen.
Im Jahre 1853 ſah ich noch deutlich den großen Zinkſarg ſtehen,
auf dem ein roſtiger Helm lag. Seitdem iſt ein brutaler Verſuch
gemacht worden, das Grab zu beſtehlen; man hoffte Gold im
Sarge zu finden und durchwühlte die Aſche des Todten. Natürlich
vergeblich. Das hat nun zu einer nachträglichen Erfüllung der
Teſtaments-Anordnung geführt, und die Pyramide iſt jetzt ver-
mauert. Wo früher der Eingang war, befindet ſich jetzt die große
Steintafel mit der von Prinz Heinrich ſelbſt verfaßten Grab-
ſchrift. Sie iſt oft gedruckt worden. Ich gebe hier nur ihre erſten
vier Zeilen, als beſonders charakteriſtiſch für den Mann und ſeine
Zeit. Sie lauten:
Jetté par sa naissance dans ce tourbillon de vaine fumée
que le vulgaire appelle
gloire et grandeur,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/122>, abgerufen am 24.11.2024.
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