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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Anderes Buch.
Was Stall und Nest vermaag/ und was sein Garten trägt.
Sein trincken führt der Bach. Der wilde Foorst der hägt
Jhm was auff seinen Tisch. Gelüstet ihm zu jaagen.
Es steht ihm alles frey/ Er darf es sicher waagen.
Sein Wind- und Feder-spiel das ist sein Flitz und Pfeil/
Die er wohl selbst gemacht. Ein Messer und ein Beil
Das ist ihm Werck-zeugs satt. Sein Voorraht ist auf heute/
Auff morgen hat ihn Gott. Er zeugt nicht aus auff Beute/
Wie seine Nachbaarn tuhn/ die ümm das schwartze Meer/
Die Tont und Wolge sind. Sein Beutel ist nicht schweer/
Doch auch nicht all zu leer. So darf er sich nicht grämen/
Wo er den Unterhalt von Kleidern her sol nähmen.
Sein Schaaff trägt ihm den Beltz; sein Flaachs und Hanf
stehn wohl.
Daraus er spinnt und wirkt/ so viel er haben sol.
Wird mit Gesundheit alt/ weiß weenig von Gebrechen.
Sein Knooblauch ich sein Aartzt. Das übermachte zechen/
Die all zu offte Koost/ das zeitigt uns den Todt.
Mann leebe/ wie mann sol/ so hat es keine Noht.
Verbrechen nährt den Aartzt. Bey sechs mahl hundert Jahren
Hat Room sich frisch und stark bey Kohle können spaaren
Muß nicht zu Hofe ziehn. Darf keine Frohne tuhn/
Jn strengsten Diensten frey. Kann unbesorglich ruhn.
Scheut keinen Akavit. Strekt sich in seinen raasen.
Lässt ümm und neben sich sein weenigs Viehlein graasen/
Das ihm ist Reichtuhm satt. Die schöne Nachtigaal
Fleugt über seinen Kopf/ verfährt so manchen Schaal/
Und schläfft den müden ein. Da liegt er/ biß zu morgen.
Jhn plagt kein schwerer Traum ist weit von allen Sorgen/
Die uns den schlaaff zerreisst. Kein Dieb bricht bey ihm ein.
Frau Armuht lässt ihn wohl für diesen sicher seyn.
Gott muß ihn gütig seyn. Er tuht zu Mitternachte
Jn Kirchen sein Gebet'. Er fastet mit bedachte.
Fromm seyn ist seine Kunst. Vonn mehrem weiß er nicht/
Wenn er verstehen mag nur was sein Nachbaar spricht/
So
E v
Anderes Buch.
Was Stall und Neſt vermaag/ und was ſein Garten traͤgt.
Sein trincken fuͤhrt der Bach. Der wilde Foorſt der haͤgt
Jhm was auff ſeinen Tiſch. Geluͤſtet ihm zu jaagen.
Es ſteht ihm alles frey/ Er darf es ſicher waagen.
Sein Wind- und Feder-ſpiel das iſt ſein Flitz und Pfeil/
Die er wohl ſelbſt gemacht. Ein Meſſer und ein Beil
Das iſt ihm Werck-zeugs ſatt. Sein Voorraht iſt auf heute/
Auff morgen hat ihn Gott. Er zeugt nicht aus auff Beute/
Wie ſeine Nachbaarn tuhn/ die uͤmm das ſchwartze Meer/
Die Tont und Wolge ſind. Sein Beutel iſt nicht ſchweer/
Doch auch nicht all zu leer. So darf er ſich nicht graͤmen/
Wo er den Unterhalt von Kleidern her ſol naͤhmen.
Sein Schaaff traͤgt ihm den Beltz; ſein Flaachs und Hanf
ſtehn wohl.
Daraus er ſpinnt und wirkt/ ſo viel er haben ſol.
Wird mit Geſundheit alt/ weiß weenig von Gebrechen.
Sein Knooblauch ich ſein Aartzt. Das uͤbermachte zechen/
Die all zu offte Kooſt/ das zeitigt uns den Todt.
Mann leebe/ wie mann ſol/ ſo hat es keine Noht.
Verbrechen naͤhꝛt den Aartzt. Bey ſechs mahl hundert Jahren
Hat Room ſich friſch und ſtark bey Kohle koͤnnen ſpaaren
Muß nicht zu Hofe ziehn. Darf keine Frohne tuhn/
Jn ſtrengſten Dienſten frey. Kann unbeſorglich ruhn.
Scheut keinen Akavit. Strekt ſich in ſeinen raaſen.
Laͤſſt uͤmm und neben ſich ſein weenigs Viehlein graaſen/
Das ihm iſt Reichtuhm ſatt. Die ſchoͤne Nachtigaal
Fleugt uͤber ſeinen Kopf/ verfaͤhrt ſo manchen Schaal/
Und ſchlaͤfft den muͤden ein. Da liegt er/ biß zu morgen.
Jhn plagt kein ſchwerer Traum iſt weit von allen Sorgen/
Die uns den ſchlaaff zerreiſſt. Kein Dieb bricht bey ihm ein.
Frau Armuht laͤſſt ihn wohl fuͤr dieſen ſicher ſeyn.
Gott muß ihn guͤtig ſeyn. Er tuht zu Mitternachte
Jn Kirchen ſein Gebet’. Er faſtet mit bedachte.
Fromm ſeyn iſt ſeine Kunſt. Vonn mehrem weiß er nicht/
Wenn er verſtehen mag nur was ſein Nachbaar ſpricht/
So
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[73/0093] Anderes Buch. Was Stall und Neſt vermaag/ und was ſein Garten traͤgt. Sein trincken fuͤhrt der Bach. Der wilde Foorſt der haͤgt Jhm was auff ſeinen Tiſch. Geluͤſtet ihm zu jaagen. Es ſteht ihm alles frey/ Er darf es ſicher waagen. Sein Wind- und Feder-ſpiel das iſt ſein Flitz und Pfeil/ Die er wohl ſelbſt gemacht. Ein Meſſer und ein Beil Das iſt ihm Werck-zeugs ſatt. Sein Voorraht iſt auf heute/ Auff morgen hat ihn Gott. Er zeugt nicht aus auff Beute/ Wie ſeine Nachbaarn tuhn/ die uͤmm das ſchwartze Meer/ Die Tont und Wolge ſind. Sein Beutel iſt nicht ſchweer/ Doch auch nicht all zu leer. So darf er ſich nicht graͤmen/ Wo er den Unterhalt von Kleidern her ſol naͤhmen. Sein Schaaff traͤgt ihm den Beltz; ſein Flaachs und Hanf ſtehn wohl. Daraus er ſpinnt und wirkt/ ſo viel er haben ſol. Wird mit Geſundheit alt/ weiß weenig von Gebrechen. Sein Knooblauch ich ſein Aartzt. Das uͤbermachte zechen/ Die all zu offte Kooſt/ das zeitigt uns den Todt. Mann leebe/ wie mann ſol/ ſo hat es keine Noht. Verbrechen naͤhꝛt den Aartzt. Bey ſechs mahl hundert Jahren Hat Room ſich friſch und ſtark bey Kohle koͤnnen ſpaaren Muß nicht zu Hofe ziehn. Darf keine Frohne tuhn/ Jn ſtrengſten Dienſten frey. Kann unbeſorglich ruhn. Scheut keinen Akavit. Strekt ſich in ſeinen raaſen. Laͤſſt uͤmm und neben ſich ſein weenigs Viehlein graaſen/ Das ihm iſt Reichtuhm ſatt. Die ſchoͤne Nachtigaal Fleugt uͤber ſeinen Kopf/ verfaͤhrt ſo manchen Schaal/ Und ſchlaͤfft den muͤden ein. Da liegt er/ biß zu morgen. Jhn plagt kein ſchwerer Traum iſt weit von allen Sorgen/ Die uns den ſchlaaff zerreiſſt. Kein Dieb bricht bey ihm ein. Frau Armuht laͤſſt ihn wohl fuͤr dieſen ſicher ſeyn. Gott muß ihn guͤtig ſeyn. Er tuht zu Mitternachte Jn Kirchen ſein Gebet’. Er faſtet mit bedachte. Fromm ſeyn iſt ſeine Kunſt. Vonn mehrem weiß er nicht/ Wenn er verſtehen mag nur was ſein Nachbaar ſpricht/ So E v

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/93>, abgerufen am 27.11.2024.