Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Sonnetten Erstes Buch. XX. JTzt fällt man ins Konfect/ in unsre vollen Schalen/Er beklagt die Enderung und Furcht- samkeit itziger Deutschen. wie man uns längst gedräut. Wo ist nun unser Muth? der außgestählte Sinn? das kriegerische Blut? Es fällt kein Unger nicht von unserm eiteln pralen. Kein Pusch/ kein Schützen-Rock/ kein buntes Fahnen- mahlen schreckt den Krabaten ab. Das ansehn ist sehr gut/ das ansehn meyn' ich nur/ daß nichts zum schlagen thut. Wir feigsten Krieger wir/ die Föbus kan bestrahlen. Was ängsten wir uns doch und legen Rüstung an/ die doch der weiche Leib nicht ümm sich leiden kan? Deß großen Vatern Helm ist viel zu weit dem Sohne. Der Degen schändet ihn. Wir Männer ohne Mann/ Wir starcken auff den Schein/ so ists ümm uns gethan/ uns Nahmens-deutsche nur. Jch sags auch mir zum Hohne. Der Sonnetten Erſtes Buch. XX. JTzt faͤllt man ins Konfect/ in unſre vollen Schalen/Er beklagt die Enderung und Furcht- ſamkeit itziger Deutſchen. wie man uns laͤngſt gedraͤut. Wo iſt nun unſer Muth? der außgeſtaͤhlte Sinn? das kriegeriſche Blut? Es faͤllt kein Unger nicht von unſerm eiteln pralen. Kein Puſch/ kein Schuͤtzen-Rock/ kein buntes Fahnen- mahlen ſchreckt den Krabaten ab. Das anſehn iſt ſehr gut/ das anſehn meyn’ ich nur/ daß nichts zum ſchlagen thut. Wir feigſten Krieger wir/ die Foͤbus kan beſtrahlen. Was aͤngſten wir uns doch und legen Ruͤſtung an/ die doch der weiche Leib nicht uͤm̃ ſich leiden kan? Deß großen Vatern Helm iſt viel zu weit dem Sohne. Der Degen ſchaͤndet ihn. Wir Maͤnner ohne Mann/ Wir ſtarcken auff den Schein/ ſo iſts uͤm̃ uns gethan/ uns Nahmens-deutſche nur. Jch ſags auch mir zum Hohne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0578" n="558"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Sonnetten Erſtes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">XX.<lb/> Er beklagt die Enderung und Furcht-<lb/> ſamkeit itziger Deutſchen.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">J</hi>Tzt faͤllt man ins Konfect/ in unſre vollen Schalen/</l><lb/> <l>wie man uns laͤngſt gedraͤut. Wo iſt nun unſer Muth?</l><lb/> <l>der außgeſtaͤhlte Sinn? das kriegeriſche Blut?</l><lb/> <l>Es faͤllt kein <hi rendition="#aq">U</hi>nger nicht von unſerm eiteln pralen.</l><lb/> <l>Kein Puſch/ kein Schuͤtzen-Rock/ kein buntes Fahnen-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mahlen</hi> </l><lb/> <l>ſchreckt den Krabaten ab. Das anſehn iſt ſehr gut/</l><lb/> <l>das anſehn meyn’ ich nur/ daß nichts zum ſchlagen thut.</l><lb/> <l>Wir feigſten Krieger wir/ die Foͤbus kan beſtrahlen.</l><lb/> <l>Was aͤngſten wir uns doch und legen Ruͤſtung an/</l><lb/> <l>die doch der weiche Leib nicht uͤm̃ ſich leiden kan?</l><lb/> <l>Deß großen Vatern Helm iſt viel zu weit dem Sohne.</l><lb/> <l>Der Degen ſchaͤndet ihn. Wir Maͤnner ohne Mann/</l><lb/> <l>Wir ſtarcken auff den Schein/ ſo iſts uͤm̃ uns gethan/</l><lb/> <l>uns Nahmens-deutſche nur. Jch ſags auch mir zum Hohne.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [558/0578]
Der Sonnetten Erſtes Buch.
XX.
Er beklagt die Enderung und Furcht-
ſamkeit itziger Deutſchen.
JTzt faͤllt man ins Konfect/ in unſre vollen Schalen/
wie man uns laͤngſt gedraͤut. Wo iſt nun unſer Muth?
der außgeſtaͤhlte Sinn? das kriegeriſche Blut?
Es faͤllt kein Unger nicht von unſerm eiteln pralen.
Kein Puſch/ kein Schuͤtzen-Rock/ kein buntes Fahnen-
mahlen
ſchreckt den Krabaten ab. Das anſehn iſt ſehr gut/
das anſehn meyn’ ich nur/ daß nichts zum ſchlagen thut.
Wir feigſten Krieger wir/ die Foͤbus kan beſtrahlen.
Was aͤngſten wir uns doch und legen Ruͤſtung an/
die doch der weiche Leib nicht uͤm̃ ſich leiden kan?
Deß großen Vatern Helm iſt viel zu weit dem Sohne.
Der Degen ſchaͤndet ihn. Wir Maͤnner ohne Mann/
Wir ſtarcken auff den Schein/ ſo iſts uͤm̃ uns gethan/
uns Nahmens-deutſche nur. Jch ſags auch mir zum Hohne.
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