Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Sonnetten Sie spannt die Seelen ein/ die ledig für dir stunden/Selbst Ursach ihres Jochs. Tritt vor das/ was sie stellt/ biß daß der schwache Geist in ihre Stricke fällt. Da liegt/ da zappelt er durch sich selbst überwunden. Jch kenn' und kan sie doch/ die falsche/ nicht verneiden. Jch fühle meinen Zwang/ und muß ihn willig leiden. Wo Zwang auch Willen hat. O Heyland/ mach mich frey/ Jch bin es/ der ich mich auch selbsten also binde/ Mach/ daß ich loß von mir/ bey dir noch heut empfinde/ was ungebunden seyn für eine Freyheit sey. JJX. JSt das nicht wolfeil satt? ümm nichts nicht biet' ich mich/Käuffet ohne Geld. der ich doch alles bin/ und niemand will mich käuffen. Jch bin ein starcker Stab; wer will sich an mich steiffen? Ein Licht; sie aber thun/ als sehn sie keinem stich. Jch bin die Liebe selbst; wer liebet mich für sich? Der Brunnen Jsrael/ wer will sich mit mir täuffen? Die Thür' ins Himmel-reich/ wer will mich doch ergreiffen? Jch ruffe Nacht und Tag/ sie schweigen trutziglich. Ach daß der sterbliche doch gar so ist verbolgen/ daß er der Warheit auch verschworen hat zu folgen! Jhr Menschen sagt doch selbst/ wie Jhr mich haben wollt! Jtzt weiß Jch wie Jch euch recht werde wolgefallen/ und wie ich angenähm und werth kan seyn bey allen. Weil Gold ein ieder liebt/ so will ich werden Gold. Jeru-
Der Sonnetten Sie ſpannt die Seelen ein/ die ledig fuͤr dir ſtunden/Selbſt Urſach ihres Jochs. Tritt vor das/ was ſie ſtellt/ biß daß der ſchwache Geiſt in ihre Stricke faͤllt. Da liegt/ da zappelt er durch ſich ſelbſt uͤberwunden. Jch kenn’ und kan ſie doch/ die falſche/ nicht verneiden. Jch fuͤhle meinen Zwang/ und muß ihn willig leiden. Wo Zwang auch Willen hat. O Heyland/ mach mich frey/ Jch bin es/ der ich mich auch ſelbſten alſo binde/ Mach/ daß ich loß von mir/ bey dir noch heut empfinde/ was ungebunden ſeyn fuͤr eine Freyheit ſey. JJX. JSt das nicht wolfeil ſatt? uͤm̃ nichts nicht biet’ ich mich/Kaͤuffet ohne Geld. der ich doch alles bin/ und niemand will mich kaͤuffen. Jch bin ein ſtarcker Stab; wer will ſich an mich ſteiffen? Ein Licht; ſie aber thun/ als ſehn ſie keinem ſtich. Jch bin die Liebe ſelbſt; wer liebet mich fuͤr ſich? Der Brunnen Jſrael/ wer will ſich mit mir taͤuffen? Die Thuͤr’ ins Himmel-reich/ wer will mich doch ergreiffen? Jch ruffe Nacht und Tag/ ſie ſchweigen trutziglich. Ach daß der ſterbliche doch gar ſo iſt verbolgen/ daß er der Warheit auch verſchworen hat zu folgen! Jhr Menſchen ſagt doch ſelbſt/ wie Jhr mich haben wollt! Jtzt weiß Jch wie Jch euch recht werde wolgefallen/ und wie ich angenaͤhm und werth kan ſeyn bey allen. Weil Gold ein ieder liebt/ ſo will ich werden Gold. Jeru-
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Der Sonnetten
Sie ſpannt die Seelen ein/ die ledig fuͤr dir ſtunden/
Selbſt Urſach ihres Jochs. Tritt vor das/ was ſie ſtellt/
biß daß der ſchwache Geiſt in ihre Stricke faͤllt.
Da liegt/ da zappelt er durch ſich ſelbſt uͤberwunden.
Jch kenn’ und kan ſie doch/ die falſche/ nicht verneiden.
Jch fuͤhle meinen Zwang/ und muß ihn willig leiden.
Wo Zwang auch Willen hat. O Heyland/ mach mich frey/
Jch bin es/ der ich mich auch ſelbſten alſo binde/
Mach/ daß ich loß von mir/ bey dir noch heut empfinde/
was ungebunden ſeyn fuͤr eine Freyheit ſey.
JJX.
Kaͤuffet ohne Geld.
JSt das nicht wolfeil ſatt? uͤm̃ nichts nicht biet’ ich mich/
der ich doch alles bin/ und niemand will mich kaͤuffen.
Jch bin ein ſtarcker Stab; wer will ſich an mich ſteiffen?
Ein Licht; ſie aber thun/ als ſehn ſie keinem ſtich.
Jch bin die Liebe ſelbſt; wer liebet mich fuͤr ſich?
Der Brunnen Jſrael/ wer will ſich mit mir taͤuffen?
Die Thuͤr’ ins Himmel-reich/ wer will mich doch ergreiffen?
Jch ruffe Nacht und Tag/ ſie ſchweigen trutziglich.
Ach daß der ſterbliche doch gar ſo iſt verbolgen/
daß er der Warheit auch verſchworen hat zu folgen!
Jhr Menſchen ſagt doch ſelbſt/ wie Jhr mich haben wollt!
Jtzt weiß Jch wie Jch euch recht werde wolgefallen/
und wie ich angenaͤhm und werth kan ſeyn bey allen.
Weil Gold ein ieder liebt/ ſo will ich werden Gold.
Jeru-
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