Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Vierdtes Buch. XV. Auff eines guten Freundes Geburts-Tag. LJebe hat die Pierinnen/ erst auff meine Seite bracht/ Liebe hat mich lieb gemacht/ bey den teutschen Kastalinnen; Liebe kan mit leichter Sachn uns zu Götter-Freunde machn. Dafnis/ Dafnis/ durch die Liebe/ ward ich anfangs dir vermählt. Sie/ Sie hat uns so ümmpfählt/ das uns nichts vonsammen triebe. Was sich treu und standhafft nennet/ wird durchaus durch nichts getrennet. Nun. Du bist mir zwar genommen durch das Thun/ so alles nimmt/ doch so lang' ein Auge glimmt/ solst du mir wol nicht entkommen. Musen/ Jhr/ und du/ O Liebe/ fraget nichts nach jenem Diebe. Weil ich athme/ weil ich lebe/ wil ich schreiben/ was ich kan/ nur daß dich der Blecke-zahn Todt ins Leben wiedergebe. Wem sich Lieb' und Musen geben/ der muß auch gestorben leben. Ach daß nun doch eine kähme/ der mich so/ wie Dafnis/ meynt'. Her/ wo ist ein solcher Freund/ Dem
Vierdtes Buch. XV. Auff eines guten Freundes Geburts-Tag. LJebe hat die Pierinnen/ erſt auff meine Seite bracht/ Liebe hat mich lieb gemacht/ bey den teutſchen Kaſtalinnen; Liebe kan mit leichter Sachn uns zu Goͤtter-Freunde machn. Dafnis/ Dafnis/ durch die Liebe/ ward ich anfangs dir vermaͤhlt. Sie/ Sie hat uns ſo uͤm̃pfaͤhlt/ das uns nichts vonſammen triebe. Was ſich treu und ſtandhafft nennet/ wird durchaus durch nichts getrennet. Nun. Du biſt mir zwar genommen durch das Thun/ ſo alles nim̃t/ doch ſo lang’ ein Auge glim̃t/ ſolſt du mir wol nicht entkommen. Muſen/ Jhr/ und du/ O Liebe/ fraget nichts nach jenem Diebe. Weil ich athme/ weil ich lebe/ wil ich ſchreiben/ was ich kan/ nur daß dich der Blecke-zahn Todt ins Leben wiedergebe. Wem ſich Lieb’ und Muſen geben/ der muß auch geſtorben leben. Ach daß nun doch eine kaͤhme/ der mich ſo/ wie Dafnis/ meynt’. Her/ wo iſt ein ſolcher Freund/ Dem
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Vierdtes Buch.
XV.
Auff eines guten Freundes
Geburts-Tag.
LJebe hat die Pierinnen/
erſt auff meine Seite bracht/
Liebe hat mich lieb gemacht/
bey den teutſchen Kaſtalinnen;
Liebe kan mit leichter Sachn
uns zu Goͤtter-Freunde machn.
Dafnis/ Dafnis/ durch die Liebe/
ward ich anfangs dir vermaͤhlt.
Sie/ Sie hat uns ſo uͤm̃pfaͤhlt/
das uns nichts vonſammen triebe.
Was ſich treu und ſtandhafft nennet/
wird durchaus durch nichts getrennet.
Nun. Du biſt mir zwar genommen
durch das Thun/ ſo alles nim̃t/
doch ſo lang’ ein Auge glim̃t/
ſolſt du mir wol nicht entkommen.
Muſen/ Jhr/ und du/ O Liebe/
fraget nichts nach jenem Diebe.
Weil ich athme/ weil ich lebe/
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Todt ins Leben wiedergebe.
Wem ſich Lieb’ und Muſen geben/
der muß auch geſtorben leben.
Ach daß nun doch eine kaͤhme/
der mich ſo/ wie Dafnis/ meynt’.
Her/ wo iſt ein ſolcher Freund/
Dem
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