Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Vierdtes Buch.
Wo sind Perianders Schrifften?
Chilon? Thales? Pittakus?
Weil ihr Fleiß flog nach Lüfften/
sind die Nahmen auch Verdruß.
Wie viel hundert andre seyn/
mit dem Nahmen gangen ein.
Haben sie bey ihrer Mühe
nicht Ergetzligkeit gehabt/
und sich wenns die Zeit verliehe/
nicht mit lieber Lust erlabt/
Was denn wird wol ihre seyn/
nun auch nicht mehr ist ihr Schein?
Lebe/ weil du bist im Leben/
und gebrauche deiner Lust.
Doch sey nicht zu sehr ergeben/
dem/ das du bald meyden must.
Dencke/ daß du auch einmahl/
wol berechnest deine Zahl.
Gott verwehrt uns keine Freuden/
wann sie Freuden bleiben nur.
Wenn wir hierbey nur vermeyden/
was lockt auff der Wollust-spur.
Und/ wie kan diß Freude seyn/
was sie nur ist auff den Schein?
Was hilfft das zu tode sauffen?
das verleihen seinen Leib?
das ümm Wollust reue kauffen?
borgen eines andern Weib?
Jst das Freude? heist das Lust/
das du Schande haben must?
Was für Freuden mir behagen/
sind von schnöden Lüsten weit.
Worzu
D d
Vierdtes Buch.
Wo ſind Perianders Schrifften?
Chilon? Thales? Pittakus?
Weil ihr Fleiß flog nach Luͤfften/
ſind die Nahmen auch Verdruß.
Wie viel hundert andre ſeyn/
mit dem Nahmen gangen ein.
Haben ſie bey ihrer Muͤhe
nicht Ergetzligkeit gehabt/
und ſich wenns die Zeit verliehe/
nicht mit lieber Luſt erlabt/
Was denn wird wol ihre ſeyn/
nun auch nicht mehr iſt ihr Schein?
Lebe/ weil du biſt im Leben/
und gebrauche deiner Luſt.
Doch ſey nicht zu ſehr ergeben/
dem/ das du bald meyden muſt.
Dencke/ daß du auch einmahl/
wol berechneſt deine Zahl.
Gott verwehrt uns keine Freuden/
wann ſie Freuden bleiben nur.
Wenn wir hierbey nur vermeyden/
was lockt auff der Wolluſt-ſpur.
Und/ wie kan diß Freude ſeyn/
was ſie nur iſt auff den Schein?
Was hilfft das zu tode ſauffen?
das verleihen ſeinen Leib?
das uͤmm Wolluſt reue kauffen?
borgen eines andern Weib?
Jſt das Freude? heiſt das Luſt/
das du Schande haben muſt?
Was fuͤr Freuden mir behagen/
ſind von ſchnoͤden Luͤſten weit.
Worzu
D d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0437" n="417"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierdtes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="8">
            <l> <hi rendition="#fr">Wo &#x017F;ind Perianders Schrifften?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Chilon? Thales? Pittakus?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Weil ihr Fleiß flog nach Lu&#x0364;fften/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">&#x017F;ind die Nahmen auch Verdruß.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wie viel hundert andre &#x017F;eyn/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">mit dem Nahmen gangen ein.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l> <hi rendition="#fr">Haben &#x017F;ie bey ihrer Mu&#x0364;he</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">nicht Ergetzligkeit gehabt/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und &#x017F;ich wenns die Zeit verliehe/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">nicht mit lieber Lu&#x017F;t erlabt/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Was denn wird wol ihre &#x017F;eyn/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">nun auch nicht mehr i&#x017F;t ihr Schein?</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l> <hi rendition="#fr">Lebe/ weil du bi&#x017F;t im Leben/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und gebrauche deiner Lu&#x017F;t.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Doch &#x017F;ey nicht zu &#x017F;ehr ergeben/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">dem/ das du bald meyden mu&#x017F;t.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Dencke/ daß du auch einmahl/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wol berechne&#x017F;t deine Zahl.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l> <hi rendition="#fr">Gott verwehrt uns keine Freuden/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wann &#x017F;ie Freuden bleiben nur.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wenn wir hierbey nur vermeyden/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">was lockt auff der Wollu&#x017F;t-&#x017F;pur.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">U</hi> <hi rendition="#fr">nd/ wie kan diß Freude &#x017F;eyn/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">was &#x017F;ie nur i&#x017F;t auff den Schein?</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l> <hi rendition="#fr">Was hilfft das zu tode &#x017F;auffen?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">das verleihen &#x017F;einen Leib?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">das u&#x0364;mm Wollu&#x017F;t reue kauffen?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">borgen eines andern Weib?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">J&#x017F;t das Freude? hei&#x017F;t das Lu&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">das du Schande haben mu&#x017F;t?</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l> <hi rendition="#fr">Was fu&#x0364;r Freuden mir behagen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">&#x017F;ind von &#x017F;chno&#x0364;den Lu&#x0364;&#x017F;ten weit.</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">D d</hi> </fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Worzu</hi> </fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[417/0437] Vierdtes Buch. Wo ſind Perianders Schrifften? Chilon? Thales? Pittakus? Weil ihr Fleiß flog nach Luͤfften/ ſind die Nahmen auch Verdruß. Wie viel hundert andre ſeyn/ mit dem Nahmen gangen ein. Haben ſie bey ihrer Muͤhe nicht Ergetzligkeit gehabt/ und ſich wenns die Zeit verliehe/ nicht mit lieber Luſt erlabt/ Was denn wird wol ihre ſeyn/ nun auch nicht mehr iſt ihr Schein? Lebe/ weil du biſt im Leben/ und gebrauche deiner Luſt. Doch ſey nicht zu ſehr ergeben/ dem/ das du bald meyden muſt. Dencke/ daß du auch einmahl/ wol berechneſt deine Zahl. Gott verwehrt uns keine Freuden/ wann ſie Freuden bleiben nur. Wenn wir hierbey nur vermeyden/ was lockt auff der Wolluſt-ſpur. Und/ wie kan diß Freude ſeyn/ was ſie nur iſt auff den Schein? Was hilfft das zu tode ſauffen? das verleihen ſeinen Leib? das uͤmm Wolluſt reue kauffen? borgen eines andern Weib? Jſt das Freude? heiſt das Luſt/ das du Schande haben muſt? Was fuͤr Freuden mir behagen/ ſind von ſchnoͤden Luͤſten weit. Worzu D d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/437
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/437>, abgerufen am 23.12.2024.