Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Drittes Buch. und wie Hochzeit machen sieht.Da nun in erwärmter Erden alle Sachen rege werden. Wie bey Buhlern auch geschicht. Die verlebte Welt wird jünger/ und streicht mit verliebtem Finger Jhre Runtzeln von der Haut. Seht/ seht/ wie sie aus den Feldern/ aus den Auen/ aus den Wäldern mit verbuhlten Augen schaut. Sie schaut nach dem lieben Freyer/ der uns bringt ein neues Heuer/ der sich ihr schon anvertraut/ und in ihre Glieder dringet. Unser Bräutgam wird verjünget in der Schoß der schönen Braut. Gleiches Paar/ doch nicht an Jahren/ Jhr laßt uns an Euch erfahren/ daß auch ungleich gleiche sey. Doch/ wer fraget nach den Jahren. Was sich soll/ das muß sich pahren. Lieb' ist hier/ wir allzeit frey. Wenn sich ein Paar Liebe küssen/ und mit halb-gemachten Bissen Mund mit Munde lieblich ringt/ daß die küssenden Korallen etwas lassen wiederschallen/ das den Sternen gleiche klingt. Da verlauffen sich die Seelen in die unerforschten Hölen/ und verwirren sich in sich. Jn den Zimmet-süßen Kählen da Z
Drittes Buch. und wie Hochzeit machen ſieht.Da nun in erwaͤrmter Erden alle Sachen rege werden. Wie bey Buhlern auch geſchicht. Die verlebte Welt wird juͤnger/ und ſtreicht mit verliebtem Finger Jhre Runtzeln von der Haut. Seht/ ſeht/ wie ſie aus den Feldern/ aus den Auen/ aus den Waͤldern mit verbuhlten Augen ſchaut. Sie ſchaut nach dem lieben Freyer/ der uns bringt ein neues Heuer/ der ſich ihr ſchon anvertraut/ und in ihre Glieder dringet. Unſer Braͤutgam wird verjuͤnget in der Schoß der ſchoͤnen Braut. Gleiches Paar/ doch nicht an Jahren/ Jhr laßt uns an Euch erfahren/ daß auch ungleich gleiche ſey. Doch/ wer fraget nach den Jahren. Was ſich ſoll/ das muß ſich pahren. Lieb’ iſt hier/ wir allzeit frey. Wenn ſich ein Paar Liebe kuͤſſen/ und mit halb-gemachten Biſſen Mund mit Munde lieblich ringt/ daß die kuͤſſenden Korallen etwas laſſen wiederſchallen/ das den Sternen gleiche klingt. Da verlauffen ſich die Seelen in die unerforſchten Hoͤlen/ und verwirꝛen ſich in ſich. Jn den Zimmet-ſuͤßen Kaͤhlen da Z
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Drittes Buch.
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Da nun in erwaͤrmter Erden
alle Sachen rege werden.
Wie bey Buhlern auch geſchicht.
Die verlebte Welt wird juͤnger/
und ſtreicht mit verliebtem Finger
Jhre Runtzeln von der Haut.
Seht/ ſeht/ wie ſie aus den Feldern/
aus den Auen/ aus den Waͤldern
mit verbuhlten Augen ſchaut.
Sie ſchaut nach dem lieben Freyer/
der uns bringt ein neues Heuer/
der ſich ihr ſchon anvertraut/
und in ihre Glieder dringet.
Unſer Braͤutgam wird verjuͤnget
in der Schoß der ſchoͤnen Braut.
Gleiches Paar/ doch nicht an Jahren/
Jhr laßt uns an Euch erfahren/
daß auch ungleich gleiche ſey.
Doch/ wer fraget nach den Jahren.
Was ſich ſoll/ das muß ſich pahren.
Lieb’ iſt hier/ wir allzeit frey.
Wenn ſich ein Paar Liebe kuͤſſen/
und mit halb-gemachten Biſſen
Mund mit Munde lieblich ringt/
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etwas laſſen wiederſchallen/
das den Sternen gleiche klingt.
Da verlauffen ſich die Seelen
in die unerforſchten Hoͤlen/
und verwirꝛen ſich in ſich.
Jn den Zimmet-ſuͤßen Kaͤhlen
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