Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Oden Jederman der wirds gestehn/ Jahre häuffen Schuld und Sünde. Wolgeschiehet einem Kinde/ das mit Muthe hin kan gehn/ und dem Richter fein darff fragen: hast du was auff mich zu sagen? Und woher entsteht der grauß? Alten ist das Sterben bitter. Kinder fallen wie die Ritter/ die den Todt nur spotten auß. Wehrt ists/ daß man das verlachet/ das nichts fühlt und fühlen machet. Wen der Höchste hertzlich meynt/ den versetzt Er jung von Jahren in der Engel reine Schaaren. Lachen ist es/ das ihr weint. Denn auch ihr begehrt zu kommen/ wo er hin ist auffgenommen. Weiß Er schon nichts von der Welt/ und von Gottes Wundern drinnen. Er hat itzt den Himmel innen/ welcher alles in sich hält/ Gegen den das Thun der Erden gantz für nichts geschätzt mag werden. Gleichwol habt ihr ihn gehabt/ ist er schon hinweg getragen. Saget/ was ihr habt zu sagen/ Euer bleibts/ was ihr vergrabt. Und was heissen doch wir Thoren/ was uns selbsten sucht/ verlohren. Euer Sohn der gieng voran/ Euch die Bahne nur zu brechen/ und
Der Oden Jederman der wirds geſtehn/ Jahre haͤuffen Schuld und Suͤnde. Wolgeſchiehet einem Kinde/ das mit Muthe hin kan gehn/ und dem Richter fein darff fragen: haſt du was auff mich zu ſagen? Und woher entſteht der grauß? Alten iſt das Sterben bitter. Kinder fallen wie die Ritter/ die den Todt nur ſpotten auß. Wehrt iſts/ daß man das verlachet/ das nichts fuͤhlt und fuͤhlen machet. Wen der Hoͤchſte hertzlich meynt/ den verſetzt Er jung von Jahren in der Engel reine Schaaren. Lachen iſt es/ das ihr weint. Denn auch ihr begehrt zu kommen/ wo er hin iſt auffgenommen. Weiß Er ſchon nichts von der Welt/ und von Gottes Wundern drinnen. Er hat itzt den Himmel innen/ welcher alles in ſich haͤlt/ Gegen den das Thun der Erden gantz fuͤr nichts geſchaͤtzt mag werden. Gleichwol habt ihr ihn gehabt/ iſt er ſchon hinweg getragen. Saget/ was ihr habt zu ſagen/ Euer bleibts/ was ihr vergrabt. Und was heiſſen doch wir Thoren/ was uns ſelbſten ſucht/ verlohren. Euer Sohn der gieng voran/ Euch die Bahne nur zu brechen/ und
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Jederman der wirds geſtehn/
Jahre haͤuffen Schuld und Suͤnde.
Wolgeſchiehet einem Kinde/
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und dem Richter fein darff fragen:
haſt du was auff mich zu ſagen?
Und woher entſteht der grauß?
Alten iſt das Sterben bitter.
Kinder fallen wie die Ritter/
die den Todt nur ſpotten auß.
Wehrt iſts/ daß man das verlachet/
das nichts fuͤhlt und fuͤhlen machet.
Wen der Hoͤchſte hertzlich meynt/
den verſetzt Er jung von Jahren
in der Engel reine Schaaren.
Lachen iſt es/ das ihr weint.
Denn auch ihr begehrt zu kommen/
wo er hin iſt auffgenommen.
Weiß Er ſchon nichts von der Welt/
und von Gottes Wundern drinnen.
Er hat itzt den Himmel innen/
welcher alles in ſich haͤlt/
Gegen den das Thun der Erden
gantz fuͤr nichts geſchaͤtzt mag werden.
Gleichwol habt ihr ihn gehabt/
iſt er ſchon hinweg getragen.
Saget/ was ihr habt zu ſagen/
Euer bleibts/ was ihr vergrabt.
Und was heiſſen doch wir Thoren/
was uns ſelbſten ſucht/ verlohren.
Euer Sohn der gieng voran/
Euch die Bahne nur zu brechen/
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