Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Anderes Buch. wo anders Liebe Liebe treibtund ihre Gluten nicht erkalten. Das weinen ist zu wehren nicht/ doch daß auch Masse nicht gebricht/ die sonsten selten sich wil finden. Und ist das Pflaster eben diß/ darmit ein Hertze seinen Riß/ selb-selbsten kan und sol verbinden. Wie sie zu allen Dingen gut/ So steifft und hält sie Sinn und Muth/ daß sie nicht brechen aus den Schrancken. Wenn ihr auch sie nehmt nicht in acht/ So habt ihrs zu dem Stande bracht/ daß ihr so sehr nicht werdet wancken. Jhr habt verlohren einen Freund/ den Jhr für euren besten meynt? Diß wissen wir ohn euer klagen. Doch daß noch viel ein beßrersey/ der Euch noch mehr als der ist treu/ das heißt euch unser Glaube sagen. Ach! seuffzet ihr/ wer' ich auch hin! Diß ist der wahren Liebe Sinn/ die ohn ihr Liebes nicht wil leben. Wie sollet ihr ihm aber thun? Jhr müßt in Gottes Willen ruhn. Er nimmt ja recht was er hat geben. Jhr nahmt ihn darüm ja allein/ daß ihr nicht woltet einsahm seyn. Nun kuntet ihr zuvor bedencken/ daß eben seine Sterbens-zeit Euch in den Thurn der Einsamkeit auch künfftig wider könte sencken. Und
Anderes Buch. wo anders Liebe Liebe treibtund ihre Gluten nicht erkalten. Das weinen iſt zu wehren nicht/ doch daß auch Maſſe nicht gebricht/ die ſonſten ſelten ſich wil finden. Und iſt das Pflaſter eben diß/ darmit ein Hertze ſeinen Riß/ ſelb-ſelbſten kan und ſol verbinden. Wie ſie zu allen Dingen gut/ So ſteifft und haͤlt ſie Sinn und Muth/ daß ſie nicht brechen aus den Schrancken. Wenn ihr auch ſie nehmt nicht in acht/ So habt ihrs zu dem Stande bracht/ daß ihr ſo ſehr nicht werdet wancken. Jhr habt verlohren einen Freund/ den Jhr fuͤr euren beſten meynt? Diß wiſſen wir ohn euer klagen. Doch daß noch viel ein beßrerſey/ der Euch noch mehr als der iſt treu/ das heißt euch unſer Glaube ſagen. Ach! ſeuffzet ihr/ wer’ ich auch hin! Diß iſt der wahren Liebe Sinn/ die ohn ihr Liebes nicht wil leben. Wie ſollet ihr ihm aber thun? Jhr muͤßt in Gottes Willen ruhn. Er nim̃t ja recht was er hat geben. Jhr nahmt ihn daruͤm ja allein/ daß ihr nicht woltet einſahm ſeyn. Nun kuntet ihr zuvor bedencken/ daß eben ſeine Sterbens-zeit Euch in den Thurn der Einſamkeit auch kuͤnfftig wider koͤnte ſencken. Und
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Anderes Buch.
wo anders Liebe Liebe treibt
und ihre Gluten nicht erkalten.
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doch daß auch Maſſe nicht gebricht/
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Und iſt das Pflaſter eben diß/
darmit ein Hertze ſeinen Riß/
ſelb-ſelbſten kan und ſol verbinden.
Wie ſie zu allen Dingen gut/
So ſteifft und haͤlt ſie Sinn und Muth/
daß ſie nicht brechen aus den Schrancken.
Wenn ihr auch ſie nehmt nicht in acht/
So habt ihrs zu dem Stande bracht/
daß ihr ſo ſehr nicht werdet wancken.
Jhr habt verlohren einen Freund/
den Jhr fuͤr euren beſten meynt?
Diß wiſſen wir ohn euer klagen.
Doch daß noch viel ein beßrerſey/
der Euch noch mehr als der iſt treu/
das heißt euch unſer Glaube ſagen.
Ach! ſeuffzet ihr/ wer’ ich auch hin!
Diß iſt der wahren Liebe Sinn/
die ohn ihr Liebes nicht wil leben.
Wie ſollet ihr ihm aber thun?
Jhr muͤßt in Gottes Willen ruhn.
Er nim̃t ja recht was er hat geben.
Jhr nahmt ihn daruͤm ja allein/
daß ihr nicht woltet einſahm ſeyn.
Nun kuntet ihr zuvor bedencken/
daß eben ſeine Sterbens-zeit
Euch in den Thurn der Einſamkeit
auch kuͤnfftig wider koͤnte ſencken.
Und
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