Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfftes Buch.
kund/ uns andern heimlich sind.
Jn einer solchen Lust: Ja solchem Leben schwebt/
ein Liebes-voller Geist/ der in dem andern lebt.
Und sind die wiederümm so bald geküßten Küsse/
Als wenn zwey liebender geliebter Hertzen Füsse
ein ander unversehns begegneten/ so süsse.


Chor der Nymfen.
Die Erste.
DAß du Liebe blind solst seyn/
will mir gar nicht gehen ein/
Der dir gläubt/ den magst du blind/
So du wenig siehst/ O Kind/
Desto minder hast du Glauben.
Du wirst mich mir nicht berauben.
Du seyst blind gleich oder nicht;
und/ damit mir nichts geschicht/
Sieh/ so geh' ich weit von dir.
Du hast satten platz vor mir.
Also blind auch siehst du mehr/
Als wol Argus. Also sehr
hast du blind mich doch gefangen.
Blind hast du mich hintergangen.
Jtzund/ da ich ledig lebe
wenn ich dir mehr Glauben gebe/
O/ so wer' ich wohl geschossen/
fleuch und treibe deine Possen.
Nimmermehr magst du bey mir/
Daß ich mich vertraue dir.
Denn du kanst sonst gar nicht schertzen/
Du ermordest denn die Hertzen.
Die
M ij
Fuͤnfftes Buch.
kund/ uns andern heimlich ſind.
Jn einer ſolchen Luſt: Ja ſolchem Leben ſchwebt/
ein Liebes-voller Geiſt/ der in dem andern lebt.
Und ſind die wiederuͤmm ſo bald gekuͤßten Kuͤſſe/
Als wenn zwey liebender geliebter Hertzen Fuͤſſe
ein ander unverſehns begegneten/ ſo ſuͤſſe.


Chor der Nymfen.
Die Erſte.
DAß du Liebe blind ſolſt ſeyn/
will mir gar nicht gehen ein/
Der dir glaͤubt/ den magſt du blind/
So du wenig ſiehſt/ O Kind/
Deſto minder haſt du Glauben.
Du wirſt mich mir nicht berauben.
Du ſeyſt blind gleich oder nicht;
und/ damit mir nichts geſchicht/
Sieh/ ſo geh’ ich weit von dir.
Du haſt ſatten platz vor mir.
Alſo blind auch ſiehſt du mehr/
Als wol Argus. Alſo ſehr
haſt du blind mich doch gefangen.
Blind haſt du mich hintergangen.
Jtzund/ da ich ledig lebe
wenn ich dir mehr Glauben gebe/
O/ ſo wer’ ich wohl geſchoſſen/
fleuch und treibe deine Poſſen.
Nimmermehr magſt du bey mir/
Daß ich mich vertraue dir.
Denn du kanſt ſonſt gar nicht ſchertzen/
Du ermordeſt denn die Hertzen.
Die
M ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0199" n="179"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>kund/ uns andern heimlich &#x017F;ind.</l><lb/>
          <l>Jn einer &#x017F;olchen Lu&#x017F;t: Ja &#x017F;olchem Leben &#x017F;chwebt/</l><lb/>
          <l>ein Liebes-voller Gei&#x017F;t/ der in dem andern lebt.</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ind die wiederu&#x0364;mm &#x017F;o bald geku&#x0364;ßten Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Als wenn zwey liebender geliebter Hertzen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
          <l>ein ander unver&#x017F;ehns begegneten/ &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Chor der Nymfen.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <head> <hi rendition="#b">Die Er&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">D</hi>Aß du Liebe blind &#x017F;ol&#x017F;t &#x017F;eyn/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">will mir gar nicht gehen ein/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Der dir gla&#x0364;ubt/ den mag&#x017F;t du blind/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">So du wenig &#x017F;ieh&#x017F;t/ O Kind/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">De&#x017F;to minder ha&#x017F;t du Glauben.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Du wir&#x017F;t mich mir nicht berauben.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Du &#x017F;ey&#x017F;t blind gleich oder nicht;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">und/ damit mir nichts ge&#x017F;chicht/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Sieh/ &#x017F;o geh&#x2019; ich weit von dir.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Du ha&#x017F;t &#x017F;atten platz vor mir.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Al&#x017F;o blind auch &#x017F;ieh&#x017F;t du mehr/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Als wol Argus. Al&#x017F;o &#x017F;ehr</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">ha&#x017F;t du blind mich doch gefangen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Blind ha&#x017F;t du mich hintergangen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Jtzund/ da ich ledig lebe</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">wenn ich dir mehr Glauben gebe/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">O/ &#x017F;o wer&#x2019; ich wohl ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">fleuch und treibe deine Po&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Nimmermehr mag&#x017F;t du bey mir/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Daß ich mich vertraue dir.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Denn du kan&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t gar nicht &#x017F;chertzen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Du ermorde&#x017F;t denn die Hertzen.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M ij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0199] Fuͤnfftes Buch. kund/ uns andern heimlich ſind. Jn einer ſolchen Luſt: Ja ſolchem Leben ſchwebt/ ein Liebes-voller Geiſt/ der in dem andern lebt. Und ſind die wiederuͤmm ſo bald gekuͤßten Kuͤſſe/ Als wenn zwey liebender geliebter Hertzen Fuͤſſe ein ander unverſehns begegneten/ ſo ſuͤſſe. Chor der Nymfen. Die Erſte. DAß du Liebe blind ſolſt ſeyn/ will mir gar nicht gehen ein/ Der dir glaͤubt/ den magſt du blind/ So du wenig ſiehſt/ O Kind/ Deſto minder haſt du Glauben. Du wirſt mich mir nicht berauben. Du ſeyſt blind gleich oder nicht; und/ damit mir nichts geſchicht/ Sieh/ ſo geh’ ich weit von dir. Du haſt ſatten platz vor mir. Alſo blind auch ſiehſt du mehr/ Als wol Argus. Alſo ſehr haſt du blind mich doch gefangen. Blind haſt du mich hintergangen. Jtzund/ da ich ledig lebe wenn ich dir mehr Glauben gebe/ O/ ſo wer’ ich wohl geſchoſſen/ fleuch und treibe deine Poſſen. Nimmermehr magſt du bey mir/ Daß ich mich vertraue dir. Denn du kanſt ſonſt gar nicht ſchertzen/ Du ermordeſt denn die Hertzen. Die M ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/199
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/199>, abgerufen am 25.11.2024.