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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Vierdtes Buch.
Dieweil die Jungfrau bleibt. Die lieben Sternen blincken
diß lehrt uns/ wie auch wir der Liebsten sollen wincken.
Jn summa/ was in sich Lufft/ See und Erde hält/
das heisst uns lieben itzt/ und mitte seyn gesellt/
Seht/ wie der Eppich kan die grünen Armen schlingen/
Ringt ümm den Rüstbaum her und ihn zu Liebe zwingen
Seht/ was die Wicke thut/ das buhlerische Kraut/
wie sie ihr brünstiglich den Stengel anvertraut/
und hängt sich fäst' an ihn. Die stummen Wasser schaaren
die reissen durch den Strand bey hundert tausend Paaren/
Wie denn das Luftvolck auch/ da manche Frau und Mann
sich schnabeln züchtiglich ümm süße Hochzeit an.
Diß ist die süße Lust/ die aus dem Himmel brachte
den heissen Jupiter. Die ihn zum Stiere machte.
Der hochverliebte Gott ließ seinen Nector stehn
Jn fall er muste fort nach andrer Weide gehn.
Man kennet keinen Gott/ der nicht geliebet hätte.
Diß ist der Nymfen Kunst/ sie lieben ümm die Wette.
Der außverschämte Pan hält seinen Syrinx fest'.
Eh wird Neptun ein Pferd/ eh er die Zeres lesst.
Die Kugel-runde Welt muß unbestrahlet liegen/
wenn Phöbus listig meynt die Dafne zu betriegen/
wie wol vergebens nur. Die Winde reissen loß/
weil Eolus sich legt in seiner Liebsten Schoß.
Auch wir sind Göttern gleich durch unsrer Liebe Gaben.
Da meynt ein ieder schon ein Himmelreich zu haben.
Der fäst und stete liebt/ wenn die ihm/ die er liebt
ein treues Unterpfand der Gegenliebe giebt.
Das liebliche Geschlecht/ das wir die Jungfern nennen/
was kan es nicht bey uns? was mag man sonst wol kennen
das einem Manne mehr die strengen Sinnen bricht/
und macht balde zahm? ohn dis Volck denck man nicht.
Ohn innerliche Lust. Jhr Nahme machet rege
was in und an uns ist. Wer' einer noch so träge.
Durch lieben wird er frisch/ und kriget einen Muht.
Kupido ist fürwar der Faulheit gar nicht gut.

Da
K v

Vierdtes Buch.
Dieweil die Jungfrau bleibt. Die lieben Sternen blincken
diß lehrt uns/ wie auch wir der Liebſten ſollen wincken.
Jn ſumma/ was in ſich Lufft/ See und Erde haͤlt/
das heiſſt uns lieben itzt/ und mitte ſeyn geſellt/
Seht/ wie der Eppich kan die gruͤnen Armen ſchlingen/
Ringt uͤmm den Ruͤſtbaum her und ihn zu Liebe zwingen
Seht/ was die Wicke thut/ das buhleriſche Kraut/
wie ſie ihr bruͤnſtiglich den Stengel anvertraut/
und haͤngt ſich faͤſt’ an ihn. Die ſtummen Waſſer ſchaaren
die reiſſen durch den Strand bey hundert tauſend Paaren/
Wie denn das Luftvolck auch/ da manche Frau und Mañ
ſich ſchnabeln zuͤchtiglich uͤmm ſuͤße Hochzeit an.
Diß iſt die ſuͤße Luſt/ die aus dem Himmel brachte
den heiſſen Jupiter. Die ihn zum Stiere machte.
Der hochverliebte Gott ließ ſeinen Nector ſtehn
Jn fall er muſte fort nach andrer Weide gehn.
Man kennet keinen Gott/ der nicht geliebet haͤtte.
Diß iſt der Nymfen Kunſt/ ſie lieben uͤmm die Wette.
Der außverſchaͤmte Pan haͤlt ſeinen Syrinx feſt’.
Eh wird Neptun ein Pferd/ eh er die Zeres leſſt.
Die Kugel-runde Welt muß unbeſtrahlet liegen/
wenn Phoͤbus liſtig meynt die Dafne zu betriegen/
wie wol vergebens nur. Die Winde reiſſen loß/
weil Eolus ſich legt in ſeiner Liebſten Schoß.
Auch wir ſind Goͤttern gleich durch unſrer Liebe Gaben.
Da meynt ein ieder ſchon ein Himmelreich zu haben.
Der faͤſt und ſtete liebt/ wenn die ihm/ die er liebt
ein treues Unterpfand der Gegenliebe giebt.
Das liebliche Geſchlecht/ das wir die Jungfern nennen/
was kan es nicht bey uns? was mag man ſonſt wol kennen
das einem Manne mehr die ſtrengen Sinnen bricht/
und macht balde zahm? ohn dis Volck denck man nicht.
Ohn innerliche Luſt. Jhr Nahme machet rege
was in und an uns iſt. Wer’ einer noch ſo traͤge.
Durch lieben wird er friſch/ und kriget einen Muht.
Kupido iſt fuͤrwar der Faulheit gar nicht gut.

Da
K v
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[153/0173] Vierdtes Buch. Dieweil die Jungfrau bleibt. Die lieben Sternen blincken diß lehrt uns/ wie auch wir der Liebſten ſollen wincken. Jn ſumma/ was in ſich Lufft/ See und Erde haͤlt/ das heiſſt uns lieben itzt/ und mitte ſeyn geſellt/ Seht/ wie der Eppich kan die gruͤnen Armen ſchlingen/ Ringt uͤmm den Ruͤſtbaum her und ihn zu Liebe zwingen Seht/ was die Wicke thut/ das buhleriſche Kraut/ wie ſie ihr bruͤnſtiglich den Stengel anvertraut/ und haͤngt ſich faͤſt’ an ihn. Die ſtummen Waſſer ſchaaren die reiſſen durch den Strand bey hundert tauſend Paaren/ Wie denn das Luftvolck auch/ da manche Frau und Mañ ſich ſchnabeln zuͤchtiglich uͤmm ſuͤße Hochzeit an. Diß iſt die ſuͤße Luſt/ die aus dem Himmel brachte den heiſſen Jupiter. Die ihn zum Stiere machte. Der hochverliebte Gott ließ ſeinen Nector ſtehn Jn fall er muſte fort nach andrer Weide gehn. Man kennet keinen Gott/ der nicht geliebet haͤtte. Diß iſt der Nymfen Kunſt/ ſie lieben uͤmm die Wette. Der außverſchaͤmte Pan haͤlt ſeinen Syrinx feſt’. Eh wird Neptun ein Pferd/ eh er die Zeres leſſt. Die Kugel-runde Welt muß unbeſtrahlet liegen/ wenn Phoͤbus liſtig meynt die Dafne zu betriegen/ wie wol vergebens nur. Die Winde reiſſen loß/ weil Eolus ſich legt in ſeiner Liebſten Schoß. Auch wir ſind Goͤttern gleich durch unſrer Liebe Gaben. Da meynt ein ieder ſchon ein Himmelreich zu haben. Der faͤſt und ſtete liebt/ wenn die ihm/ die er liebt ein treues Unterpfand der Gegenliebe giebt. Das liebliche Geſchlecht/ das wir die Jungfern nennen/ was kan es nicht bey uns? was mag man ſonſt wol kennen das einem Manne mehr die ſtrengen Sinnen bricht/ und macht balde zahm? ohn dis Volck denck man nicht. Ohn innerliche Luſt. Jhr Nahme machet rege was in und an uns iſt. Wer’ einer noch ſo traͤge. Durch lieben wird er friſch/ und kriget einen Muht. Kupido iſt fuͤrwar der Faulheit gar nicht gut. Da K v

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/173>, abgerufen am 25.11.2024.