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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder
Die lautere Fontein'/ entsprungen aus der Erden/
mit der Christallen nicht verglichen mögen werden.
Ergeußt das helle Quell/ und rauschet durch den Grund/
darinnen mancher Hirsch benetzt den dürren Mund/
und schläft ihr nüchtern ein. Der Wälder Raub/ die Hinden
gehn ungeschäuht zur Kest. Der Haß' ist noch zu finden
in jenem Stücke Korn/ in das er gestern lieff.
Und asse sich so satt/ daß er auch da entschlieff.
Jn dessen stiegen auff des munttern Föbus Pferde
die nichts als Feuer seyn. Da wird das Punct der Erde
von neuen gantz belebt. Dis ist die liebe Zeit. (freut.
Was GOTT und Menschlich ist/ das wird durch sie er-
Die geilen Satyren die springen auß den Wäldern
und lassen sich ersebn auff allen grünen Feldern/
wo Schäfferinnen sind. Pan kommt zu seiner Schaar.
Empanda nimmt für sich/ des Ackerbauen wahr.
Pomona giebet ümm den safft-gefüllten Bäumen
den grünen weissen Flor. Läst ihre Gärten räumen.
Die weichen Najaden stehn auff von ihrer Ruh/
und gehen schon geputzt auff ihre Bäder zu/
Die Marmorsteinern sind. Diana stelt die Netze/
daß sie den langen Tag mit hertzen sich ergetze.
Der gantze Helicon ist schon ümm diese Zeit
ümm seine Bücher her/ und dichtet allbereit/
Das was man rühmen muß. Die schönen Pierinnen/
die nun durch Opitzen auch hochteutsch reden können/
und lieber seyn/ als vor/ die sagten mir auch für/
bey früher Tages-zeit/ dis/ was ich schreibe hier.
Wie schlecht es immer ist. Die stillen Morgen-stunden
sind den Poeten recht/ was hohes zu erkunden/
und es zu setzen auff. Was lange bleiben soll/
das will bey früher Zeit bedacht seyn offt und woll
und weil man nüchtern ist. Frau Flora schläfft nicht lange/
nimmt dieser Zeiten war. Kommt mit geschwinden Gange
auff ihre Wiese zu/ verblühmet Feld und Wald/
und machet Berg und Thal mit Farben wol gestalt.

Sie

Poetiſcher Waͤlder
Die lautere Fontein’/ entſprungen aus der Erden/
mit der Chriſtallen nicht verglichen moͤgen werden.
Ergeußt das helle Quell/ und rauſchet durch den Grund/
darinnen mancher Hirſch benetzt den duͤrren Mund/
und ſchlaͤft ihr nuͤchtern ein. Der Waͤlder Raub/ die Hinden
gehn ungeſchaͤuht zur Keſt. Der Haß’ iſt noch zu finden
in jenem Stuͤcke Korn/ in das er geſtern lieff.
Und aſſe ſich ſo ſatt/ daß er auch da entſchlieff.
Jn deſſen ſtiegen auff des munttern Foͤbus Pferde
die nichts als Feuer ſeyn. Da wird das Punct der Erde
von neuen gantz belebt. Dis iſt die liebe Zeit. (freut.
Was GOTT und Menſchlich iſt/ das wird durch ſie er-
Die geilen Satyren die ſpringen auß den Waͤldern
und laſſen ſich erſebn auff allen gruͤnen Feldern/
wo Schaͤfferinnen ſind. Pan kommt zu ſeiner Schaar.
Empanda nimmt fuͤr ſich/ des Ackerbauen wahr.
Pomona giebet uͤmm den ſafft-gefuͤllten Baͤumen
den gruͤnen weiſſen Flor. Laͤſt ihre Gaͤrten raͤumen.
Die weichen Najaden ſtehn auff von ihrer Ruh/
und gehen ſchon geputzt auff ihre Baͤder zu/
Die Marmorſteinern ſind. Diana ſtelt die Netze/
daß ſie den langen Tag mit hertzen ſich ergetze.
Der gantze Helicon iſt ſchon uͤmm dieſe Zeit
uͤmm ſeine Buͤcher her/ und dichtet allbereit/
Das was man ruͤhmen muß. Die ſchoͤnen Pierinnen/
die nun durch Opitzen auch hochteutſch reden koͤnnen/
und lieber ſeyn/ als vor/ die ſagten mir auch fuͤr/
bey fruͤher Tages-zeit/ dis/ was ich ſchreibe hier.
Wie ſchlecht es immer iſt. Die ſtillen Morgen-ſtunden
ſind den Poeten recht/ was hohes zu erkunden/
und es zu ſetzen auff. Was lange bleiben ſoll/
das will bey fruͤher Zeit bedacht ſeyn offt und woll
und weil man nuͤchtern iſt. Frau Flora ſchlaͤfft nicht lange/
nimmt dieſer Zeiten war. Kommt mit geſchwinden Gange
auff ihre Wieſe zu/ verbluͤhmet Feld und Wald/
und machet Berg und Thal mit Farben wol geſtalt.

Sie
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[150/0170] Poetiſcher Waͤlder Die lautere Fontein’/ entſprungen aus der Erden/ mit der Chriſtallen nicht verglichen moͤgen werden. Ergeußt das helle Quell/ und rauſchet durch den Grund/ darinnen mancher Hirſch benetzt den duͤrren Mund/ und ſchlaͤft ihr nuͤchtern ein. Der Waͤlder Raub/ die Hinden gehn ungeſchaͤuht zur Keſt. Der Haß’ iſt noch zu finden in jenem Stuͤcke Korn/ in das er geſtern lieff. Und aſſe ſich ſo ſatt/ daß er auch da entſchlieff. Jn deſſen ſtiegen auff des munttern Foͤbus Pferde die nichts als Feuer ſeyn. Da wird das Punct der Erde von neuen gantz belebt. Dis iſt die liebe Zeit. (freut. Was GOTT und Menſchlich iſt/ das wird durch ſie er- Die geilen Satyren die ſpringen auß den Waͤldern und laſſen ſich erſebn auff allen gruͤnen Feldern/ wo Schaͤfferinnen ſind. Pan kommt zu ſeiner Schaar. Empanda nimmt fuͤr ſich/ des Ackerbauen wahr. Pomona giebet uͤmm den ſafft-gefuͤllten Baͤumen den gruͤnen weiſſen Flor. Laͤſt ihre Gaͤrten raͤumen. Die weichen Najaden ſtehn auff von ihrer Ruh/ und gehen ſchon geputzt auff ihre Baͤder zu/ Die Marmorſteinern ſind. Diana ſtelt die Netze/ daß ſie den langen Tag mit hertzen ſich ergetze. Der gantze Helicon iſt ſchon uͤmm dieſe Zeit uͤmm ſeine Buͤcher her/ und dichtet allbereit/ Das was man ruͤhmen muß. Die ſchoͤnen Pierinnen/ die nun durch Opitzen auch hochteutſch reden koͤnnen/ und lieber ſeyn/ als vor/ die ſagten mir auch fuͤr/ bey fruͤher Tages-zeit/ dis/ was ich ſchreibe hier. Wie ſchlecht es immer iſt. Die ſtillen Morgen-ſtunden ſind den Poeten recht/ was hohes zu erkunden/ und es zu ſetzen auff. Was lange bleiben ſoll/ das will bey fruͤher Zeit bedacht ſeyn offt und woll und weil man nuͤchtern iſt. Frau Flora ſchlaͤfft nicht lange/ nimmt dieſer Zeiten war. Kommt mit geſchwinden Gange auff ihre Wieſe zu/ verbluͤhmet Feld und Wald/ und machet Berg und Thal mit Farben wol geſtalt. Sie

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/170>, abgerufen am 25.11.2024.