Es gedencket auch Lehmann in seinem Schau-Platz der Ertzgebürgischen Merckwürdigkeiten, daß einsten an einer gewissen See ein Reuter auf einem gros- sen weissen Pferde geritten kommen, der zu einem armen Mann, der ihm das Pferd halten müssen, gesagt, es wäre ein anderer Wasser-Mann zu seiner Frau gekommen, er wolte sich gewiß wegen die- ser Untreue an ihm rächen. Darauf er denn mit vollem Galop, nachdem er mit der Spieß-Ruthe darauf geschlagen, in den Teich gerannt, in einer Weile dar- auf wäre der Teich gantz blutig gesehen, daraus der arme Mann, der einen Zu- schauer dabey abgegeben, geschlossen, der andere Wasser-Mann müste von diesem umgebracht worden seyn, und sey er also mit Furcht nach Hause gangen.
Eine andere Bewandniß hats mit denjenigen Creaturen zur See, die halb Mensch, halb Fisch sind. Also meldet Mi- chdel Pabst Part. 1. seines Wunder-Buchs, daß man Anno 1523. zu Rom ein Meer- Wunder gesehen, so eine Weibes-Person gewesen, die Haare auf dem Kopffe wie Stacheln oder Borsten gehabt, dem An- gesicht nach hätte sie mehr einem Affen, als Menschen, gleich gesehen, und Ohren wie ein Hund gehabt, im übrigen am Leibe glatt gewesen, und schöne runde weisse Brüste gehabt. Anno Christi 1584. hat Philippus, Ertz-Hertzog von Oe- sterreich, eine todte Syrene oder Meer- Frau mit sich gen Genua gebracht, des- gleichen zwey lebendige Satyros, deren ei- ner in eines rechten Mannes Alter, der andere aber noch jung in Knabens Ge- stalt gewesen.
§. 7.
Es ist in dem Crackauischen Striche eine sehr grosse See, welche man deswegen, daß die bösen Geister allda ge- wohnet, und das Wasser unsicher ge- macht, nicht zum Fisch-Fang gebrauchen können. Als aber im Jahr 1578. diesel- be im Winter zugefrohren, haben einige umliegende Nachbarn mit Zuziehung et- licher Pfaffen, welche Fahnen, Creutzen, und andere Heiligthümer, damit sie den bösen Geistern Widerstand zu thun, und sie zu vertreiben vermeynten, mit sich ge- tragen, in derselbigen See zu fischen sich versammlet. Als sie aber das Netz ausgeworffen, haben sie im ersten Zuge drey kleine Fischlein bekommen, im an- dern aber das Netz aufgewickelt. Auf dem dritten Zug aber fiengen sie ein greu- lich Monstrum und Ungeheuer mit einem [Spaltenumbruch]
Ziegen-Kopff, dessen Augen wie Feuer gebrannt und gefunckelt. Da sie alle er- schrocken, und davon gelauffen, ist das Gespenst unter das Eyß gefahren, den gantzen See durchlauffen, und ein greu- lich Gelärme und Gethöne auf dem Was- ser von sich gegeben.
§. 8.
Von der Jnsul Rügen meldet Philippus Cluverius Antiqu. German. c. 27. daß daselbst in einem dicken Walde ein tieffer See sey, so ein schwartz Wasser, und viel Fische habe; Man halte aber da- für, daß man nicht darauf fischen könne. Und da in vorigen Jahren etliche Fischer sich unterstanden, da zu fischen, und all- bereits ein Schiff dahin gebracht hatten, auch des andern Tages mit ihren Netzen daher kamen, habe einer unter ihnen ge- sehen, daß ihr Schiff auf einem hohen Buchen-Baum stehe, deswegen er ge- schryen: Welcher aller Teufel hat den Kahn auf den Baum gebracht? Darauf er eine Stimme in der Nähe gehöret, niemand aber gesehen, die gesagt: Es ha- bens nicht alle Teufel, sondern allein ich, mit meinem Bruder Nickel gethan.
§. 9.
Es ist ein Schloß in den äus- sersten Grentzen Finnlandes, unter der Cron Schweden, wird das neue Schloß genannt, ist wunderbarlich und seltzam erbauet, und nicht allein von der Natur wegen seiner guten Lage, sondern auch von der Kunst sehr wohl fortificirt. Es ist auf einem gar hohen und runden Berg erbauet, und hat nicht mehr, als einen eintzigen Eingang und Ausgang. Der- selbe ist über eine höltzerne Brücke ge- macht von grossen Bäumen, welche mit grossen und eisernen starcken Ketten zu- sammen gehefftet, und wird alle Tage mit grosser Mühe an grossen starcken Sei- len, so in Rollen gehen, wegen der Unge- stümigkeit des Wassers aufgezogen. Um dieses Castell fliesset ein trefflich grosses Wasser, welches so tief ist, daß mans nicht ergründen kan, und kommt aus dem weissen See. Von dem Boden aber oder Grunde wird es schwartz, und sonderlich so ferne, als es das gedachte Schloß umrin- get, da es denn eitel schwartze Fische giebt, die aber keinen bösen Geschmack haben. Endlich wird ein schwartzer See daraus, und fleust durch Weilburg. Jn diesem Fluß werden immer Gespenster gesehen, und wenn der Hauptmann, oder sonst einer von den Soldaten und Krieges-Leu- ten, welche in der Besatzung liegen, mit Tode abgehen soll, wird ein Harffen-
schläger
Des Fiſch-Buchs 51. Capitel/
[Spaltenumbruch]
§. 6.
Es gedencket auch Lehmann in ſeinem Schau-Platz der Ertzgebuͤrgiſchen Merckwuͤrdigkeiten, daß einſten an einer gewiſſen See ein Reuter auf einem groſ- ſen weiſſen Pferde geritten kommen, der zu einem armen Mann, der ihm das Pferd halten muͤſſen, geſagt, es waͤre ein anderer Waſſer-Mann zu ſeiner Frau gekommen, er wolte ſich gewiß wegen die- ſer Untreue an ihm raͤchen. Darauf er denn mit vollem Galop, nachdem er mit der Spieß-Ruthe darauf geſchlagen, in den Teich gerannt, in einer Weile dar- auf waͤre der Teich gantz blutig geſehen, daraus der arme Mann, der einen Zu- ſchauer dabey abgegeben, geſchloſſen, der andere Waſſer-Mann muͤſte von dieſem umgebracht worden ſeyn, und ſey er alſo mit Furcht nach Hauſe gangen.
Eine andere Bewandniß hats mit denjenigen Creaturen zur See, die halb Menſch, halb Fiſch ſind. Alſo meldet Mi- chdel Pabſt Part. 1. ſeines Wunder-Buchs, daß man Anno 1523. zu Rom ein Meer- Wunder geſehen, ſo eine Weibes-Perſon geweſen, die Haare auf dem Kopffe wie Stacheln oder Borſten gehabt, dem An- geſicht nach haͤtte ſie mehr einem Affen, als Menſchen, gleich geſehen, und Ohren wie ein Hund gehabt, im uͤbrigen am Leibe glatt geweſen, und ſchoͤne runde weiſſe Bruͤſte gehabt. Anno Chriſti 1584. hat Philippus, Ertz-Hertzog von Oe- ſterreich, eine todte Syrene oder Meer- Frau mit ſich gen Genua gebracht, des- gleichen zwey lebendige Satyros, deren ei- ner in eines rechten Mannes Alter, der andere aber noch jung in Knabens Ge- ſtalt geweſen.
§. 7.
Es iſt in dem Crackauiſchen Striche eine ſehr groſſe See, welche man deswegen, daß die boͤſen Geiſter allda ge- wohnet, und das Waſſer unſicher ge- macht, nicht zum Fiſch-Fang gebrauchen koͤnnen. Als aber im Jahr 1578. dieſel- be im Winter zugefrohren, haben einige umliegende Nachbarn mit Zuziehung et- licher Pfaffen, welche Fahnen, Creutzen, und andere Heiligthuͤmer, damit ſie den boͤſen Geiſtern Widerſtand zu thun, und ſie zu vertreiben vermeynten, mit ſich ge- tragen, in derſelbigen See zu fiſchen ſich verſammlet. Als ſie aber das Netz ausgeworffen, haben ſie im erſten Zuge drey kleine Fiſchlein bekommen, im an- dern aber das Netz aufgewickelt. Auf dem dritten Zug aber fiengen ſie ein greu- lich Monſtrum und Ungeheuer mit einem [Spaltenumbruch]
Ziegen-Kopff, deſſen Augen wie Feuer gebrannt und gefunckelt. Da ſie alle er- ſchrocken, und davon gelauffen, iſt das Geſpenſt unter das Eyß gefahren, den gantzen See durchlauffen, und ein greu- lich Gelaͤrme und Gethoͤne auf dem Waſ- ſer von ſich gegeben.
§. 8.
Von der Jnſul Ruͤgen meldet Philippus Cluverius Antiqu. German. c. 27. daß daſelbſt in einem dicken Walde ein tieffer See ſey, ſo ein ſchwartz Waſſer, und viel Fiſche habe; Man halte aber da- fuͤr, daß man nicht darauf fiſchen koͤnne. Und da in vorigen Jahren etliche Fiſcher ſich unterſtanden, da zu fiſchen, und all- bereits ein Schiff dahin gebracht hatten, auch des andern Tages mit ihren Netzen daher kamen, habe einer unter ihnen ge- ſehen, daß ihr Schiff auf einem hohen Buchen-Baum ſtehe, deswegen er ge- ſchryen: Welcher aller Teufel hat den Kahn auf den Baum gebracht? Darauf er eine Stimme in der Naͤhe gehoͤret, niemand aber geſehen, die geſagt: Es ha- bens nicht alle Teufel, ſondern allein ich, mit meinem Bruder Nickel gethan.
§. 9.
Es iſt ein Schloß in den aͤuſ- ſerſten Grentzen Finnlandes, unter der Cron Schweden, wird das neue Schloß genannt, iſt wunderbarlich und ſeltzam erbauet, und nicht allein von der Natur wegen ſeiner guten Lage, ſondern auch von der Kunſt ſehr wohl fortificirt. Es iſt auf einem gar hohen und runden Berg erbauet, und hat nicht mehr, als einen eintzigen Eingang und Ausgang. Der- ſelbe iſt uͤber eine hoͤltzerne Bruͤcke ge- macht von groſſen Baͤumen, welche mit groſſen und eiſernen ſtarcken Ketten zu- ſammen gehefftet, und wird alle Tage mit groſſer Muͤhe an groſſen ſtarcken Sei- len, ſo in Rollen gehen, wegen der Unge- ſtuͤmigkeit des Waſſers aufgezogen. Um dieſes Caſtell flieſſet ein trefflich groſſes Waſſer, welches ſo tief iſt, daß mans nicht ergruͤnden kan, und kommt aus dem weiſſen See. Von dem Boden aber oder Grunde wird es ſchwartz, und ſonderlich ſo ferne, als es das gedachte Schloß umrin- get, da es denn eitel ſchwartze Fiſche giebt, die aber keinen boͤſen Geſchmack haben. Endlich wird ein ſchwartzer See daraus, und fleuſt durch Weilburg. Jn dieſem Fluß werden immer Geſpenſter geſehen, und wenn der Hauptmann, oder ſonſt einer von den Soldaten und Krieges-Leu- ten, welche in der Beſatzung liegen, mit Tode abgehen ſoll, wird ein Harffen-
ſchlaͤger
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[498/0666]
Des Fiſch-Buchs 51. Capitel/
§. 6. Es gedencket auch Lehmann in
ſeinem Schau-Platz der Ertzgebuͤrgiſchen
Merckwuͤrdigkeiten, daß einſten an einer
gewiſſen See ein Reuter auf einem groſ-
ſen weiſſen Pferde geritten kommen, der
zu einem armen Mann, der ihm das
Pferd halten muͤſſen, geſagt, es waͤre ein
anderer Waſſer-Mann zu ſeiner Frau
gekommen, er wolte ſich gewiß wegen die-
ſer Untreue an ihm raͤchen. Darauf er
denn mit vollem Galop, nachdem er mit
der Spieß-Ruthe darauf geſchlagen, in
den Teich gerannt, in einer Weile dar-
auf waͤre der Teich gantz blutig geſehen,
daraus der arme Mann, der einen Zu-
ſchauer dabey abgegeben, geſchloſſen, der
andere Waſſer-Mann muͤſte von dieſem
umgebracht worden ſeyn, und ſey er alſo
mit Furcht nach Hauſe gangen.
Eine andere Bewandniß hats mit
denjenigen Creaturen zur See, die halb
Menſch, halb Fiſch ſind. Alſo meldet Mi-
chdel Pabſt Part. 1. ſeines Wunder-Buchs,
daß man Anno 1523. zu Rom ein Meer-
Wunder geſehen, ſo eine Weibes-Perſon
geweſen, die Haare auf dem Kopffe wie
Stacheln oder Borſten gehabt, dem An-
geſicht nach haͤtte ſie mehr einem Affen,
als Menſchen, gleich geſehen, und Ohren
wie ein Hund gehabt, im uͤbrigen am
Leibe glatt geweſen, und ſchoͤne runde
weiſſe Bruͤſte gehabt. Anno Chriſti 1584.
hat Philippus, Ertz-Hertzog von Oe-
ſterreich, eine todte Syrene oder Meer-
Frau mit ſich gen Genua gebracht, des-
gleichen zwey lebendige Satyros, deren ei-
ner in eines rechten Mannes Alter, der
andere aber noch jung in Knabens Ge-
ſtalt geweſen.
§. 7. Es iſt in dem Crackauiſchen
Striche eine ſehr groſſe See, welche man
deswegen, daß die boͤſen Geiſter allda ge-
wohnet, und das Waſſer unſicher ge-
macht, nicht zum Fiſch-Fang gebrauchen
koͤnnen. Als aber im Jahr 1578. dieſel-
be im Winter zugefrohren, haben einige
umliegende Nachbarn mit Zuziehung et-
licher Pfaffen, welche Fahnen, Creutzen,
und andere Heiligthuͤmer, damit ſie den
boͤſen Geiſtern Widerſtand zu thun, und
ſie zu vertreiben vermeynten, mit ſich ge-
tragen, in derſelbigen See zu fiſchen
ſich verſammlet. Als ſie aber das Netz
ausgeworffen, haben ſie im erſten Zuge
drey kleine Fiſchlein bekommen, im an-
dern aber das Netz aufgewickelt. Auf
dem dritten Zug aber fiengen ſie ein greu-
lich Monſtrum und Ungeheuer mit einem
Ziegen-Kopff, deſſen Augen wie Feuer
gebrannt und gefunckelt. Da ſie alle er-
ſchrocken, und davon gelauffen, iſt das
Geſpenſt unter das Eyß gefahren, den
gantzen See durchlauffen, und ein greu-
lich Gelaͤrme und Gethoͤne auf dem Waſ-
ſer von ſich gegeben.
§. 8. Von der Jnſul Ruͤgen meldet
Philippus Cluverius Antiqu. German. c.
27. daß daſelbſt in einem dicken Walde ein
tieffer See ſey, ſo ein ſchwartz Waſſer,
und viel Fiſche habe; Man halte aber da-
fuͤr, daß man nicht darauf fiſchen koͤnne.
Und da in vorigen Jahren etliche Fiſcher
ſich unterſtanden, da zu fiſchen, und all-
bereits ein Schiff dahin gebracht hatten,
auch des andern Tages mit ihren Netzen
daher kamen, habe einer unter ihnen ge-
ſehen, daß ihr Schiff auf einem hohen
Buchen-Baum ſtehe, deswegen er ge-
ſchryen: Welcher aller Teufel hat den
Kahn auf den Baum gebracht? Darauf
er eine Stimme in der Naͤhe gehoͤret,
niemand aber geſehen, die geſagt: Es ha-
bens nicht alle Teufel, ſondern allein ich,
mit meinem Bruder Nickel gethan.
§. 9. Es iſt ein Schloß in den aͤuſ-
ſerſten Grentzen Finnlandes, unter der
Cron Schweden, wird das neue Schloß
genannt, iſt wunderbarlich und ſeltzam
erbauet, und nicht allein von der Natur
wegen ſeiner guten Lage, ſondern auch
von der Kunſt ſehr wohl fortificirt. Es
iſt auf einem gar hohen und runden Berg
erbauet, und hat nicht mehr, als einen
eintzigen Eingang und Ausgang. Der-
ſelbe iſt uͤber eine hoͤltzerne Bruͤcke ge-
macht von groſſen Baͤumen, welche mit
groſſen und eiſernen ſtarcken Ketten zu-
ſammen gehefftet, und wird alle Tage
mit groſſer Muͤhe an groſſen ſtarcken Sei-
len, ſo in Rollen gehen, wegen der Unge-
ſtuͤmigkeit des Waſſers aufgezogen. Um
dieſes Caſtell flieſſet ein trefflich groſſes
Waſſer, welches ſo tief iſt, daß mans nicht
ergruͤnden kan, und kommt aus dem
weiſſen See. Von dem Boden aber oder
Grunde wird es ſchwartz, und ſonderlich ſo
ferne, als es das gedachte Schloß umrin-
get, da es denn eitel ſchwartze Fiſche giebt,
die aber keinen boͤſen Geſchmack haben.
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und fleuſt durch Weilburg. Jn dieſem
Fluß werden immer Geſpenſter geſehen,
und wenn der Hauptmann, oder ſonſt
einer von den Soldaten und Krieges-Leu-
ten, welche in der Beſatzung liegen, mit
Tode abgehen ſoll, wird ein Harffen-
ſchlaͤger
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/666>, abgerufen am 22.12.2024.
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