Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von Betrügereyen einiger Leute/die auf dem Wasser zu thun haben. [Spaltenumbruch]
damit durch solches Rütteln desto mehrGeträide hineingehen möge. 30) Als Schneide-Müller betrügen sie, wenn sie aus denen Blöchern das mittlere Kern- Bret dermassen künstlich herausschnei- den, daß es der Eigenthums-Herr nicht gewahr wird. Mühl-Knechte. §. 3. Diese betrügen ihren Herrn, Oel-Müller. §. 4. Solche betrügen, 1) wenn sie un- Teich-Gräber. §. 5. Diese betrügen 1) wenn sie die Die Schiffer. §. 6. Solche betrügen, 1) wenn sie zu be- O o o (Anderer Haupt-Theil.)
Von Betruͤgereyen einiger Leute/die auf dem Waſſer zu thun haben. [Spaltenumbruch]
damit durch ſolches Ruͤtteln deſto mehrGetraͤide hineingehen moͤge. 30) Als Schneide-Muͤller betruͤgen ſie, wenn ſie aus denen Bloͤchern das mittlere Kern- Bret dermaſſen kuͤnſtlich herausſchnei- den, daß es der Eigenthums-Herr nicht gewahr wird. Muͤhl-Knechte. §. 3. Dieſe betruͤgen ihren Herrn, Oel-Muͤller. §. 4. Solche betruͤgen, 1) wenn ſie un- Teich-Graͤber. §. 5. Dieſe betruͤgen 1) wenn ſie die Die Schiffer. §. 6. Solche betruͤgen, 1) wenn ſie zu be- O o o (Anderer Haupt-Theil.)
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Von Betruͤgereyen einiger Leute/die auf dem Waſſer zu thun haben.
damit durch ſolches Ruͤtteln deſto mehr
Getraͤide hineingehen moͤge. 30) Als
Schneide-Muͤller betruͤgen ſie, wenn ſie
aus denen Bloͤchern das mittlere Kern-
Bret dermaſſen kuͤnſtlich herausſchnei-
den, daß es der Eigenthums-Herr nicht
gewahr wird.
Muͤhl-Knechte.
§. 3. Dieſe betruͤgen ihren Herrn,
1) wenn ſie um Geſchencke oder Eigennu-
tzes willen den Leuten ungenetzet mahlen.
2) Wenn ſie um dergleichen willen einen
erſt ankommenden Mahl-Gaſt einem an-
dern, der bereits in der Muͤhle geweſen,
vorziehen. 3) Unter allerhand Vorwand
keinem Meiſter ums Lohn arbeiten, ſon-
dern lieber auf ihrem geſchenckten Hand-
werck umherlauffen, und den Meiſtern,
wo ſie hinkommen, Zehrungs-Unkoſten
verurſachen wollen.
Oel-Muͤller.
§. 4. Solche betruͤgen, 1) wenn ſie un-
ter das Lein-Oel Ruͤbſen-oder Hanff-
Oel mengen, und vor pures Lein-Oel
verkauffen. 2) Wenn ſie unter das Oel
Waſſer mengen, und es doch vor pur
ausgeben. 3) Wenn ſie das aus Doͤbern
geſchlagene Oel vor gut Lein-Oel ver-
kauffen. 5) Wenn ſie jung Oel vor al-
tes geben.
Teich-Graͤber.
§. 5. Dieſe betruͤgen 1) wenn ſie die
Teiche, welche ſie uͤberhaupt zu verferti-
gen angenom̃en, zu ihrem Vortheil nicht
juſt an eben dem Orte, wo mans angege-
ben hat, abſtechen. 2) Wenn ſie die Daͤm-
me liederlich verwahren, und die ausge-
ſtochenen Raaſen nicht dichte genug auf
einander treten. 3) Wenn ſie in den Tei-
chen nicht in gleicher Tiefe graben, ſon-
dern hie und da, ſonderlich in der Mit-
ten, da man nicht ſo leicht nachmißt, die
Raaſen nur obenhin ſachte abwerffen.
4) Wenn ſie uͤberhaupt vor dem getrof-
fenen Contract ſich ein Stuͤck Geld unter
der Arbeit voraus zahlen laſſen, und da
ſie mercken, daß ſie ſchon mehr heraus
haben, als ſie verdienet, den Teich ſtehen
laſſen, und heimlich von der Arbeit weg-
gehen. 5) Wenn ſie bey Ausgrabung
alter Teiche die abgeſtochenen Raſen nur
ein wenig auswerffen, und nicht tief ge-
nug auf die Wurtzel des Graſigs kom-
men, daß der Teich in kurtzer Zeit eben ſo
graſigt, als er vor geweſen, wieder aus-
ſiehet. 6) Wenn ſie diejenigen, welche
mit ihnen uͤberhaupt, wegen Aushebung
eines Teiches handeln, und die Arbeit
nicht verſtehen, folglich nicht ſo wohl,
als die Teich-Graͤber, die daran wenden-
de Muͤhe æſtimiren koͤnnen, im Geding-
Geld vervortheilen. 7) Wenn ſie ſich
zwar vor Teich-Graͤber ausgeben, aber
auf das Werck, und beſonders, wie der
Teich-Damm mit Raſen behoͤrig zu ver-
ſetzen, keinen Verſtand haben, und folg-
lich ſolche Arbeit daran machen, welche
ohne Beſtand, und dem Ausgeber dop-
pelte Koſten hernachmahls verurſachen.
8) Wenn ſie keine Aufſicht uͤber ſich ge-
ſtatten wollen, ſondern wegen ihres Fleiſ-
ſes alles Gutes verſprechen.
Die Schiffer.
§. 6. Solche betruͤgen, 1) wenn ſie
die Reiſenden bereden, daß ſie den und
den Tag vom Lande fahren, da ſie es doch
ſelbſt noch nicht gewiß wiſſen, nur damit
dieſelben deſto eher warten moͤgen. 2)
Wenn ſie diejenigen, von welchen ſie ver-
mercken, daß ſie viel Geld bey ſich haben,
auf die Seite bekommen, und nach abge-
nommenem Geld ins Waſſer ſtuͤrtzen. 3)
Wenn ſie den Leuten, welche ſie fahren,
eines und das andere von ihrer Bagage
heimlich entwenden. 4) Wenn ſie bey
Krieges-Zeiten unter aufgeſteckten frem-
den, oder ihrer Feinde Flaggen, an deren
Lande anfahren, und von dannen hin-
weg nehmen, was ſie nur bekommen koͤn-
nen. 5) Wenn ſie den Schiffer-Lohn
nicht gleich fordern, ſondern vorgeben,
wenn ſie an Ort und Stelle kaͤmen, ſo
wolten ſie es ſchon machen, hernach aber
den Leuten, die ſich alſo bereden laſſen,
wohl doppelte Fracht abfordern, und ſie
nicht eher aus dem Schiffe laſſen, biß ſie
contentirt worden. 6) Wenn ſie den
Reiſenden unſaubere und inficirte Ma-
tratzen geben, auch ſolchen ingleichen Ca-
juten, wenn nicht vorhero darum gehan-
delt wird, um einen hohen Preiß anſe-
tzen. 7) Wenn ſie denen Paſſagiers die ih-
nen an Eſſen und Trincken verſprochene
gute Koſt in geringere verwandeln. 8)
Wenn ſie mit denen ihnen anvertrauten
Guͤtern durchgehen, und ſich ſolche an
Orten und Enden, wo man ſie nicht ken-
net, durch Verkauf zueignen, und damit
ihren Nutzen ſchaffen. 9) Wenn ſie mit
einigen eine Compagnie und Complot
machen, eines Schiffes ſich ohnvermerckt
zu be-
O o o (Anderer Haupt-Theil.)
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