Dieser ist eine kleinere Sorte vom Cabliau, ohngefehr zwey Spannen lang, wiewohl auch einige die Länge einer Ellen erreichen. Jm Finstern gläntzen sie gantz Licht-weiß fast über den gantzen Leib, welches gar artig anzusehen.
Vom Dorsch.
§. 25.
Frischer Dorsch wird in der Ost-See gefangen, und hat in allen an derselben gelegenen Städten grossen Ruhm, ist auch in der That einer mit von den zärtesten Meer-Fischen. Der frische ist nicht so gemein, als der eingesal- tzene, oder gedorrte, welche beyde denn noch jenem an Gütigkeit sehr viel nach- geben.
Vom Rochen.
§. 26.
Der Rochen ist ein flacher knor- pelichter See-Fisch, nicht groß vom Lei- be, aber mit breiten Flügeln, und einem langen Schwantze versehen; Auf demsel- ben, wie auch auf dem Rücken längsthin ist er zum wenigsten mit einer Reyhe Stacheln besetzt, von Natur sehr frucht- bar, und vergleichen sich die Eyerstöcke der Weiblein mit den Hühnern, also, daß zugleich grosse und kleine Eyer darinnen, und zwar in Menge, zu finden, welche auch in solcher Ordnung, und der Grösse nach, wie bey den Hennen geschiehet, von ihnen gebohren werden.
Von den Butten.
§. 27.
Jhre äusserliche Gestalt zei- get genungsam, daß die Meer-Butten den Schollen nahe verwandt, nur, daß jene dicker, oder fleischigter, und auf der weissen Seite mit keinen Flecken besetzt, hergegen längst dem Rücken etwas schärf- fer anzufühlen sind, im übrigen findet sich zwischen ihnen eine ziemliche Gleich- heit. Sie sind, eben wie die Schollen, nicht alle einerley Gattung. Es werden zu uns gebracht 1) Frische Butten, deren etliche groß, einige klein, jene mehren- theils aus der West- und diese aus der Ost-See. 2) Rigische Butten, welche von Riga aus Liefland zu uns gebracht werden. Diese können wegen ihrer gros- sen Fettigkeit anders nicht, als durch das Räuchern erhalten werden. Durch so- thanes Räuchern erlangen sie einen son- derbaren Geruch, welcher einigen wider- [Spaltenumbruch]
lich, andern über die maasse angenehm ist, ja, man findet ihrer viel, die den ver- lohrnen Appetit damit zu erneuern su- chen, wann ihnen sonst nichts schmecken will.
§. 28.
Jhre Zubereitung erfordert nicht gar viel, sintemahl sie, dafern sie ih- re volle Fettigkeit haben, auf dem Rost nur warm werden dürffen. Jm Fall sie aber durch lange Zeit, oder übele Ver- wahrung schon etwas vertrocknet wären, muß man sie vorhero eine kleine Weile in Kofent einweichen. Die Flundern sind eine Gattung von Butten, welche in der Ost-See bey Dantzig gefangen, und geräuchert zu uns verführet werden. Sie sind etwas grösser, als die Rigischen, und ihr Fleisch läßt sich gar leicht von den Gräten ablösen.
Von Zungen.
§. 29.
Diese gehören mit unter die flachen Meer-Fische. Jhr/Leib ist läng- licher und mehr eingezogen, als der Schol- len. Sie sind eines Fußes lang. Die oberste Seite ist schwärtzlich, die unterste weiß. Der Mund geschoben, und ohne Zähne. Sie haben gar kleine Schup- pen, der Schwantz ist breit mit einer ein- tzigen Floß-Feder. Jhre ordinaire Woh- nung ist zwar das Meer, sie treten aber auch bißweilen in den Rhein, in die Elbe, und andere süsse Ströhme, daselbst sie noch schmackhaffter und zugleich theurer werden. Die Holländer achten eine gu- te Zunge so hoch, daß sie dieselben ein Rebhuhn in der See heissen, und unter die delicatesten Speisen zehlen.
§. 30.
Bey den Meer-Fischen über- haupt hat man zu mercken, daß es deren dreyerley Arten giebt, als 1) Tief-Fische, welche in der Tieffe oder im Grunde des Meeres wohnen, und wegen Mangel der Sonnen-Strahlen und Härtigkeit des Fleisches die geringsten sind. 2) Die Strand-Fische, welche sich zwar von dem Auswurff des Meeres nehren, dennoch weil die Ufer von der Sonnen mehr er- leuchtet, und sie selbst durch stete Bewe- gung die Unsauberkeit der Nahrung ei- niger massen wieder loß werden, so ziehet man sie den Tief-Fischen an Gütigkeit vor. 3) Die Klipp-Fische, welche an Meer-Felsen und Steinklippen, da das Meer durch die Winde stets anschläget, sich aufhalten, und wegen sothaner ste- ten Bewegung für die besten und gesün- desten gehalten werden.
Das
Von allerhand auslaͤndiſchen und See-Fiſchen.
[Spaltenumbruch]
Vom Schellfiſch.
§. 24.
Dieſer iſt eine kleinere Sorte vom Cabliau, ohngefehr zwey Spannen lang, wiewohl auch einige die Laͤnge einer Ellen erreichen. Jm Finſtern glaͤntzen ſie gantz Licht-weiß faſt uͤber den gantzen Leib, welches gar artig anzuſehen.
Vom Dorſch.
§. 25.
Friſcher Dorſch wird in der Oſt-See gefangen, und hat in allen an derſelben gelegenen Staͤdten groſſen Ruhm, iſt auch in der That einer mit von den zaͤrteſten Meer-Fiſchen. Der friſche iſt nicht ſo gemein, als der eingeſal- tzene, oder gedorrte, welche beyde denn noch jenem an Guͤtigkeit ſehr viel nach- geben.
Vom Rochen.
§. 26.
Der Rochen iſt ein flacher knor- pelichter See-Fiſch, nicht groß vom Lei- be, aber mit breiten Fluͤgeln, und einem langen Schwantze verſehen; Auf demſel- ben, wie auch auf dem Ruͤcken laͤngſthin iſt er zum wenigſten mit einer Reyhe Stacheln beſetzt, von Natur ſehr frucht- bar, und vergleichen ſich die Eyerſtoͤcke der Weiblein mit den Huͤhnern, alſo, daß zugleich groſſe und kleine Eyer darinnen, und zwar in Menge, zu finden, welche auch in ſolcher Ordnung, und der Groͤſſe nach, wie bey den Hennen geſchiehet, von ihnen gebohren werden.
Von den Butten.
§. 27.
Jhre aͤuſſerliche Geſtalt zei- get genungſam, daß die Meer-Butten den Schollen nahe verwandt, nur, daß jene dicker, oder fleiſchigter, und auf der weiſſen Seite mit keinen Flecken beſetzt, hergegen laͤngſt dem Ruͤcken etwas ſchaͤrf- fer anzufuͤhlen ſind, im uͤbrigen findet ſich zwiſchen ihnen eine ziemliche Gleich- heit. Sie ſind, eben wie die Schollen, nicht alle einerley Gattung. Es werden zu uns gebracht 1) Friſche Butten, deren etliche groß, einige klein, jene mehren- theils aus der Weſt- und dieſe aus der Oſt-See. 2) Rigiſche Butten, welche von Riga aus Liefland zu uns gebracht werden. Dieſe koͤnnen wegen ihrer groſ- ſen Fettigkeit anders nicht, als durch das Raͤuchern erhalten werden. Durch ſo- thanes Raͤuchern erlangen ſie einen ſon- derbaren Geruch, welcher einigen wider- [Spaltenumbruch]
lich, andern uͤber die maaſſe angenehm iſt, ja, man findet ihrer viel, die den ver- lohrnen Appetit damit zu erneuern ſu- chen, wann ihnen ſonſt nichts ſchmecken will.
§. 28.
Jhre Zubereitung erfordert nicht gar viel, ſintemahl ſie, dafern ſie ih- re volle Fettigkeit haben, auf dem Roſt nur warm werden duͤrffen. Jm Fall ſie aber durch lange Zeit, oder uͤbele Ver- wahrung ſchon etwas vertrocknet waͤren, muß man ſie vorhero eine kleine Weile in Kofent einweichen. Die Flundern ſind eine Gattung von Butten, welche in der Oſt-See bey Dantzig gefangen, und geraͤuchert zu uns verfuͤhret werden. Sie ſind etwas groͤſſer, als die Rigiſchen, und ihr Fleiſch laͤßt ſich gar leicht von den Graͤten abloͤſen.
Von Zungen.
§. 29.
Dieſe gehoͤren mit unter die flachen Meer-Fiſche. Jhr/Leib iſt laͤng- licher und mehr eingezogen, als der Schol- len. Sie ſind eines Fußes lang. Die oberſte Seite iſt ſchwaͤrtzlich, die unterſte weiß. Der Mund geſchoben, und ohne Zaͤhne. Sie haben gar kleine Schup- pen, der Schwantz iſt breit mit einer ein- tzigen Floß-Feder. Jhre ordinaire Woh- nung iſt zwar das Meer, ſie treten aber auch bißweilen in den Rhein, in die Elbe, und andere ſuͤſſe Stroͤhme, daſelbſt ſie noch ſchmackhaffter und zugleich theurer werden. Die Hollaͤnder achten eine gu- te Zunge ſo hoch, daß ſie dieſelben ein Rebhuhn in der See heiſſen, und unter die delicateſten Speiſen zehlen.
§. 30.
Bey den Meer-Fiſchen uͤber- haupt hat man zu mercken, daß es deren dreyerley Arten giebt, als 1) Tief-Fiſche, welche in der Tieffe oder im Grunde des Meeres wohnen, und wegen Mangel der Sonnen-Strahlen und Haͤrtigkeit des Fleiſches die geringſten ſind. 2) Die Strand-Fiſche, welche ſich zwar von dem Auswurff des Meeres nehren, dennoch weil die Ufer von der Sonnen mehr er- leuchtet, und ſie ſelbſt durch ſtete Bewe- gung die Unſauberkeit der Nahrung ei- niger maſſen wieder loß werden, ſo ziehet man ſie den Tief-Fiſchen an Guͤtigkeit vor. 3) Die Klipp-Fiſche, welche an Meer-Felſen und Steinklippen, da das Meer durch die Winde ſtets anſchlaͤget, ſich aufhalten, und wegen ſothaner ſte- ten Bewegung fuͤr die beſten und geſuͤn- deſten gehalten werden.
Das
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[451/0619]
Von allerhand auslaͤndiſchen und See-Fiſchen.
Vom Schellfiſch.
§. 24. Dieſer iſt eine kleinere Sorte
vom Cabliau, ohngefehr zwey Spannen
lang, wiewohl auch einige die Laͤnge einer
Ellen erreichen. Jm Finſtern glaͤntzen
ſie gantz Licht-weiß faſt uͤber den gantzen
Leib, welches gar artig anzuſehen.
Vom Dorſch.
§. 25. Friſcher Dorſch wird in der
Oſt-See gefangen, und hat in allen an
derſelben gelegenen Staͤdten groſſen
Ruhm, iſt auch in der That einer mit
von den zaͤrteſten Meer-Fiſchen. Der
friſche iſt nicht ſo gemein, als der eingeſal-
tzene, oder gedorrte, welche beyde denn
noch jenem an Guͤtigkeit ſehr viel nach-
geben.
Vom Rochen.
§. 26. Der Rochen iſt ein flacher knor-
pelichter See-Fiſch, nicht groß vom Lei-
be, aber mit breiten Fluͤgeln, und einem
langen Schwantze verſehen; Auf demſel-
ben, wie auch auf dem Ruͤcken laͤngſthin
iſt er zum wenigſten mit einer Reyhe
Stacheln beſetzt, von Natur ſehr frucht-
bar, und vergleichen ſich die Eyerſtoͤcke
der Weiblein mit den Huͤhnern, alſo, daß
zugleich groſſe und kleine Eyer darinnen,
und zwar in Menge, zu finden, welche
auch in ſolcher Ordnung, und der Groͤſſe
nach, wie bey den Hennen geſchiehet, von
ihnen gebohren werden.
Von den Butten.
§. 27. Jhre aͤuſſerliche Geſtalt zei-
get genungſam, daß die Meer-Butten
den Schollen nahe verwandt, nur, daß
jene dicker, oder fleiſchigter, und auf der
weiſſen Seite mit keinen Flecken beſetzt,
hergegen laͤngſt dem Ruͤcken etwas ſchaͤrf-
fer anzufuͤhlen ſind, im uͤbrigen findet
ſich zwiſchen ihnen eine ziemliche Gleich-
heit. Sie ſind, eben wie die Schollen,
nicht alle einerley Gattung. Es werden
zu uns gebracht 1) Friſche Butten, deren
etliche groß, einige klein, jene mehren-
theils aus der Weſt- und dieſe aus der
Oſt-See. 2) Rigiſche Butten, welche
von Riga aus Liefland zu uns gebracht
werden. Dieſe koͤnnen wegen ihrer groſ-
ſen Fettigkeit anders nicht, als durch das
Raͤuchern erhalten werden. Durch ſo-
thanes Raͤuchern erlangen ſie einen ſon-
derbaren Geruch, welcher einigen wider-
lich, andern uͤber die maaſſe angenehm
iſt, ja, man findet ihrer viel, die den ver-
lohrnen Appetit damit zu erneuern ſu-
chen, wann ihnen ſonſt nichts ſchmecken
will.
§. 28. Jhre Zubereitung erfordert
nicht gar viel, ſintemahl ſie, dafern ſie ih-
re volle Fettigkeit haben, auf dem Roſt
nur warm werden duͤrffen. Jm Fall
ſie aber durch lange Zeit, oder uͤbele Ver-
wahrung ſchon etwas vertrocknet waͤren,
muß man ſie vorhero eine kleine Weile
in Kofent einweichen. Die Flundern
ſind eine Gattung von Butten, welche in
der Oſt-See bey Dantzig gefangen, und
geraͤuchert zu uns verfuͤhret werden.
Sie ſind etwas groͤſſer, als die Rigiſchen,
und ihr Fleiſch laͤßt ſich gar leicht von den
Graͤten abloͤſen.
Von Zungen.
§. 29. Dieſe gehoͤren mit unter die
flachen Meer-Fiſche. Jhr/Leib iſt laͤng-
licher und mehr eingezogen, als der Schol-
len. Sie ſind eines Fußes lang. Die
oberſte Seite iſt ſchwaͤrtzlich, die unterſte
weiß. Der Mund geſchoben, und ohne
Zaͤhne. Sie haben gar kleine Schup-
pen, der Schwantz iſt breit mit einer ein-
tzigen Floß-Feder. Jhre ordinaire Woh-
nung iſt zwar das Meer, ſie treten aber
auch bißweilen in den Rhein, in die Elbe,
und andere ſuͤſſe Stroͤhme, daſelbſt ſie
noch ſchmackhaffter und zugleich theurer
werden. Die Hollaͤnder achten eine gu-
te Zunge ſo hoch, daß ſie dieſelben ein
Rebhuhn in der See heiſſen, und unter
die delicateſten Speiſen zehlen.
§. 30. Bey den Meer-Fiſchen uͤber-
haupt hat man zu mercken, daß es deren
dreyerley Arten giebt, als 1) Tief-Fiſche,
welche in der Tieffe oder im Grunde des
Meeres wohnen, und wegen Mangel
der Sonnen-Strahlen und Haͤrtigkeit
des Fleiſches die geringſten ſind. 2) Die
Strand-Fiſche, welche ſich zwar von dem
Auswurff des Meeres nehren, dennoch
weil die Ufer von der Sonnen mehr er-
leuchtet, und ſie ſelbſt durch ſtete Bewe-
gung die Unſauberkeit der Nahrung ei-
niger maſſen wieder loß werden, ſo ziehet
man ſie den Tief-Fiſchen an Guͤtigkeit
vor. 3) Die Klipp-Fiſche, welche an
Meer-Felſen und Steinklippen, da das
Meer durch die Winde ſtets anſchlaͤget,
ſich aufhalten, und wegen ſothaner ſte-
ten Bewegung fuͤr die beſten und geſuͤn-
deſten gehalten werden.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/619>, abgerufen am 23.11.2024.
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