Sie werden so wohl in den Ströh- men und Flüssen, als in den Teichen ge- fangen. Diejenigen, die man in den Tei- chen findet, sind bißweilen besser, als die Fluß-Hechte, denn sie haben da bessere Nahrung von dem wohl-schmeckenden jungen Karpffen-Leich, davon werden sie gar fett und groß, und bißweilen so starck, daß sie ein 10. 12. 14. biß 16. und noch mehr Pfunde wiegen, und ihre Köpffe wie die kleinen Kälber-Köpffe sind. Jm Fe- bruario sind sie am besten, daher man ih- nen zu dieser Zeit vor andern nachstellen soll, am schlechtesten aber sind sie im Mer- tzen, wenn sie leichen. Sie lassen ihren Leich auf den Wiesen. Jhre Leich-Zeit ist nicht ordentlich, sondern sie richten sich, wie viel andere Fische, nach dem einfal- lenden warmen Wetter, und geschicht es in einem Teich manchmahl im Februario, manchmahl im Mertz, und noch später, auch wohl zu Ende des Mertzen. Sie haben bißweilen in ihren Mägen drey-biß vier-pfündige Karpffen.
§. 4.
Jn den Köpffen sollen viel Stücken, die zu der Passion des HErrn CHristi gehören, zu finden seyn, und ist gewiß, daß, wenn eine starcke Phantasie dazu kömmt, man unterschiedene Stü- cken herausbringen kan. Gewisser ist, daß die Hecht-Zähne in der Medicin ü- beraus wohl zu gebrauchen seyn, und so gut, als die Krebs-Augen, sie praecipiti- ren die Säure. Die Hechte erreichen ein sehr hohes Alter, und meynen einige, daß sie über hundert Jahr alt werden, wel- ches aber nicht so gar leicht zu beweisen. Lehmann bezeuget in seiner Speyerischen Chronicke, daß Anno 1497. in Schwaben- Land ein grosser Hecht bey Heylbrunn in einem stehenden Wasser sey gefangen worden, der einen küpffernen Ring um- gehabt, in welchem mit Griechischen Buch- staben geschrieben gestanden: Jch bin der erste Fisch, der in dieses Wasser ist gesetzet worden von den Händen Friderici II. Rö- mischen Käysers, im Jahr nach unsers Heylandes Geburth 1230. Jst also die- ser Fisch 267. Jahr in diesem Wasser ge- standen. Er ist neunzehen Fuß, oder et- was mehr, als drey Männer lang gewe- sen, man führte ihn nach Heidelberg, wo- selbst Chur-Fürst Philipp auf seiner Ta- fel davon gessen, und erstreckte sich sein Gewicht auf 350. Pfund.
§. 5.
Es hat der Hecht ein langes und dauerhafftes Leben, und berichtet Jon- ston, daß die Engelländer den Bauch die- [Spaltenumbruch]
ses Fisches zwey Finger lang und drüber aufschneiden, die Käuffer damit anzulo- cken, dafern sich aber niemand findet, der ihn kaufft, und das Fett des aufgeschnit- tenen Hechts admiriren will, so nähen sie die Wunde wieder zusammen, und setzen ihn in einen Behälter, wo viel Schleyen sind, da soll er sich durch das Anreiben an die glatten Schleyen die Wunde wieder zuheilen.
§. 6.
Zu verwundern ist, wie sich die Hechte in die Teiche machen, da sie doch niemahls hineingesetzt werden; Man giebt insgemein vor, daß die Enten in den Flüs- sen die Hechtgen mit Rogen verschlucken, und hernach diesen Hecht-Leich wieder ausschlucken, wenn sich nun etwas da- von, weil er noch frisch ist, an dem Gra- se oder Geröhrig in den Teichen anleget, wird es aus erfolgendem Sonnenschein lebend gemacht, und also kommen diese ungebetene Gäste zu Zeiten in die Teiche, nehmen aber das Jus hospitii gar schlecht in Acht.
§. 7.
Wer Teiche hat, darein Fisch- Bäche gehen, und man nicht verwehren kan, daß allerley Bach-Fische hineinkom- men, muß man die Bruth desto grösser hineinsetzen, und gar kleine Hechtlein, alle in einer Grösse, hineinthun, die die Bach- Bruth, welche sonst den Karpffen die Nah- rung nimmt, hinwegräumen, und kön- nen denen schon ergrösseten Karpffen nicht schaden; Es müssen aber Teiche seyn, die man gantz ablassen kan, denn wenn sich nur ein Hecht darinnen verschlägt, so wird er alle Bruth, was künfftig eingese- tzet wird, hinweg fressen; Nachdem in den Teichen viel kleine Bruth ist, muß man Hechte hineinlassen, sonsten soll man sie in keine Karpffen-Teiche bringen.
Das 31. Capitel/ Von den Karpffen und Karauschen.
§. 1.
Die Karpffen sind breite, und, der äus- serlichen Forme nach, den Schleyen gleichende Fische, mit grossen und starcken Schuppen besetzt, am Munde haben sie 2. Knebel-Bärte, der Rücken ist von Far- be dunckel, die Seiten gelblich, der Bauch weiß. Man unterscheidet sie 1) nach ih- rer Wohnung, und also hat man Strohm- Karpffen, See-Karpffen, und Teich-
Karpffen.
Des Fiſch-Buchs 30. Capitel/ von den Hechten.
[Spaltenumbruch]
§. 3.
Sie werden ſo wohl in den Stroͤh- men und Fluͤſſen, als in den Teichen ge- fangen. Diejenigen, die man in den Tei- chen findet, ſind bißweilen beſſer, als die Fluß-Hechte, denn ſie haben da beſſere Nahrung von dem wohl-ſchmeckenden jungen Karpffen-Leich, davon werden ſie gar fett und groß, und bißweilen ſo ſtarck, daß ſie ein 10. 12. 14. biß 16. und noch mehr Pfunde wiegen, und ihre Koͤpffe wie die kleinen Kaͤlber-Koͤpffe ſind. Jm Fe- bruario ſind ſie am beſten, daher man ih- nen zu dieſer Zeit vor andern nachſtellen ſoll, am ſchlechteſten aber ſind ſie im Mer- tzen, wenn ſie leichen. Sie laſſen ihren Leich auf den Wieſen. Jhre Leich-Zeit iſt nicht ordentlich, ſondern ſie richten ſich, wie viel andere Fiſche, nach dem einfal- lenden warmen Wetter, und geſchicht es in einem Teich manchmahl im Februario, manchmahl im Mertz, und noch ſpaͤter, auch wohl zu Ende des Mertzen. Sie haben bißweilen in ihren Maͤgen drey-biß vier-pfuͤndige Karpffen.
§. 4.
Jn den Koͤpffen ſollen viel Stuͤcken, die zu der Paſſion des HErrn CHriſti gehoͤren, zu finden ſeyn, und iſt gewiß, daß, wenn eine ſtarcke Phantaſie dazu koͤmmt, man unterſchiedene Stuͤ- cken herausbringen kan. Gewiſſer iſt, daß die Hecht-Zaͤhne in der Medicin uͤ- beraus wohl zu gebrauchen ſeyn, und ſo gut, als die Krebs-Augen, ſie præcipiti- ren die Saͤure. Die Hechte erreichen ein ſehr hohes Alter, und meynen einige, daß ſie uͤber hundert Jahr alt werden, wel- ches aber nicht ſo gar leicht zu beweiſen. Lehmann bezeuget in ſeiner Speyeriſchen Chronicke, daß Anno 1497. in Schwaben- Land ein groſſer Hecht bey Heylbrunn in einem ſtehenden Waſſer ſey gefangen worden, der einen kuͤpffernen Ring um- gehabt, in welchem mit Griechiſchen Buch- ſtaben geſchrieben geſtanden: Jch bin der erſte Fiſch, der in dieſes Waſſer iſt geſetzet worden von den Haͤnden Friderici II. Roͤ- miſchen Kaͤyſers, im Jahr nach unſers Heylandes Geburth 1230. Jſt alſo die- ſer Fiſch 267. Jahr in dieſem Waſſer ge- ſtanden. Er iſt neunzehen Fuß, oder et- was mehr, als drey Maͤnner lang gewe- ſen, man fuͤhrte ihn nach Heidelberg, wo- ſelbſt Chur-Fuͤrſt Philipp auf ſeiner Ta- fel davon geſſen, und erſtreckte ſich ſein Gewicht auf 350. Pfund.
§. 5.
Es hat der Hecht ein langes und dauerhafftes Leben, und berichtet Jon- ſton, daß die Engellaͤnder den Bauch die- [Spaltenumbruch]
ſes Fiſches zwey Finger lang und druͤber aufſchneiden, die Kaͤuffer damit anzulo- cken, dafern ſich aber niemand findet, der ihn kaufft, und das Fett des aufgeſchnit- tenen Hechts admiriren will, ſo naͤhen ſie die Wunde wieder zuſammen, und ſetzen ihn in einen Behaͤlter, wo viel Schleyen ſind, da ſoll er ſich durch das Anreiben an die glatten Schleyen die Wunde wieder zuheilen.
§. 6.
Zu verwundern iſt, wie ſich die Hechte in die Teiche machen, da ſie doch niemahls hineingeſetzt werden; Man giebt insgemein vor, daß die Enten in den Fluͤſ- ſen die Hechtgen mit Rogen verſchlucken, und hernach dieſen Hecht-Leich wieder ausſchlucken, wenn ſich nun etwas da- von, weil er noch friſch iſt, an dem Gra- ſe oder Geroͤhrig in den Teichen anleget, wird es aus erfolgendem Sonnenſchein lebend gemacht, und alſo kommen dieſe ungebetene Gaͤſte zu Zeiten in die Teiche, nehmen aber das Jus hoſpitii gar ſchlecht in Acht.
§. 7.
Wer Teiche hat, darein Fiſch- Baͤche gehen, und man nicht verwehren kan, daß allerley Bach-Fiſche hineinkom- men, muß man die Bruth deſto groͤſſer hineinſetzen, und gar kleine Hechtlein, alle in einer Groͤſſe, hineinthun, die die Bach- Bruth, welche ſonſt den Karpffen die Nah- rung nimmt, hinwegraͤumen, und koͤn- nen denen ſchon ergroͤſſeten Karpffen nicht ſchaden; Es muͤſſen aber Teiche ſeyn, die man gantz ablaſſen kan, denn wenn ſich nur ein Hecht darinnen verſchlaͤgt, ſo wird er alle Bruth, was kuͤnfftig eingeſe- tzet wird, hinweg freſſen; Nachdem in den Teichen viel kleine Bruth iſt, muß man Hechte hineinlaſſen, ſonſten ſoll man ſie in keine Karpffen-Teiche bringen.
Das 31. Capitel/ Von den Karpffen und Karauſchen.
§. 1.
Die Karpffen ſind breite, und, der aͤuſ- ſerlichen Forme nach, den Schleyen gleichende Fiſche, mit groſſen und ſtarcken Schuppen beſetzt, am Munde haben ſie 2. Knebel-Baͤrte, der Ruͤcken iſt von Far- be dunckel, die Seiten gelblich, der Bauch weiß. Man unterſcheidet ſie 1) nach ih- rer Wohnung, und alſo hat man Strohm- Karpffen, See-Karpffen, und Teich-
Karpffen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0606"n="438"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Fiſch-Buchs 30. Capitel/ von den Hechten.</hi></fw><lb/><cb/></div><divn="3"><head>§. 3.</head><p>Sie werden ſo wohl in den Stroͤh-<lb/>
men und Fluͤſſen, als in den Teichen ge-<lb/>
fangen. Diejenigen, die man in den Tei-<lb/>
chen findet, ſind bißweilen beſſer, als die<lb/>
Fluß-Hechte, denn ſie haben da beſſere<lb/>
Nahrung von dem wohl-ſchmeckenden<lb/>
jungen Karpffen-Leich, davon werden ſie<lb/>
gar fett und groß, und bißweilen ſo ſtarck,<lb/>
daß ſie ein 10. 12. 14. biß 16. und noch mehr<lb/>
Pfunde wiegen, und ihre Koͤpffe wie die<lb/>
kleinen Kaͤlber-Koͤpffe ſind. Jm <hirendition="#aq">Fe-<lb/>
bruario</hi>ſind ſie am beſten, daher man ih-<lb/>
nen zu dieſer Zeit vor andern nachſtellen<lb/>ſoll, am ſchlechteſten aber ſind ſie im Mer-<lb/>
tzen, wenn ſie leichen. Sie laſſen ihren<lb/>
Leich auf den Wieſen. Jhre Leich-Zeit iſt<lb/>
nicht ordentlich, ſondern ſie richten ſich,<lb/>
wie viel andere Fiſche, nach dem einfal-<lb/>
lenden warmen Wetter, und geſchicht es<lb/>
in einem Teich manchmahl im <hirendition="#aq">Februario,</hi><lb/>
manchmahl im Mertz, und noch ſpaͤter,<lb/>
auch wohl zu Ende des Mertzen. Sie<lb/>
haben bißweilen in ihren Maͤgen drey-biß<lb/>
vier-pfuͤndige Karpffen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 4.</head><p>Jn den Koͤpffen ſollen viel<lb/>
Stuͤcken, die zu der <hirendition="#aq">Paſſion</hi> des HErrn<lb/>
CHriſti gehoͤren, zu finden ſeyn, und iſt<lb/>
gewiß, daß, wenn eine ſtarcke <hirendition="#aq">Phantaſie</hi><lb/>
dazu koͤmmt, man unterſchiedene Stuͤ-<lb/>
cken herausbringen kan. Gewiſſer iſt,<lb/>
daß die Hecht-Zaͤhne in der <hirendition="#aq">Medicin</hi> uͤ-<lb/>
beraus wohl zu gebrauchen ſeyn, und ſo<lb/>
gut, als die Krebs-Augen, ſie <hirendition="#aq">præcipiti-</hi><lb/>
ren die Saͤure. Die Hechte erreichen ein<lb/>ſehr hohes Alter, und meynen einige, daß<lb/>ſie uͤber hundert Jahr alt werden, wel-<lb/>
ches aber nicht ſo gar leicht zu beweiſen.<lb/>
Lehmann bezeuget in ſeiner Speyeriſchen<lb/>
Chronicke, daß <hirendition="#aq">Anno</hi> 1497. in Schwaben-<lb/>
Land ein groſſer Hecht bey Heylbrunn<lb/>
in einem ſtehenden Waſſer ſey gefangen<lb/>
worden, der einen kuͤpffernen Ring um-<lb/>
gehabt, in welchem mit Griechiſchen Buch-<lb/>ſtaben geſchrieben geſtanden: Jch bin der<lb/>
erſte Fiſch, der in dieſes Waſſer iſt geſetzet<lb/>
worden von den Haͤnden <hirendition="#aq">Friderici II.</hi> Roͤ-<lb/>
miſchen Kaͤyſers, im Jahr nach unſers<lb/>
Heylandes Geburth 1230. Jſt alſo die-<lb/>ſer Fiſch 267. Jahr in dieſem Waſſer ge-<lb/>ſtanden. Er iſt neunzehen Fuß, oder et-<lb/>
was mehr, als drey Maͤnner lang gewe-<lb/>ſen, man fuͤhrte ihn nach Heidelberg, wo-<lb/>ſelbſt Chur-Fuͤrſt <hirendition="#aq">Philipp</hi> auf ſeiner Ta-<lb/>
fel davon geſſen, und erſtreckte ſich ſein<lb/>
Gewicht auf 350. Pfund.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 5.</head><p>Es hat der Hecht ein langes und<lb/>
dauerhafftes Leben, und berichtet <hirendition="#aq">Jon-<lb/>ſton,</hi> daß die Engellaͤnder den Bauch die-<lb/><cb/>ſes Fiſches zwey Finger lang und druͤber<lb/>
aufſchneiden, die Kaͤuffer damit anzulo-<lb/>
cken, dafern ſich aber niemand findet, der<lb/>
ihn kaufft, und das Fett des aufgeſchnit-<lb/>
tenen Hechts <hirendition="#aq">admirir</hi>en will, ſo naͤhen ſie<lb/>
die Wunde wieder zuſammen, und ſetzen<lb/>
ihn in einen Behaͤlter, wo viel Schleyen<lb/>ſind, da ſoll er ſich durch das Anreiben an<lb/>
die glatten Schleyen die Wunde wieder<lb/>
zuheilen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 6.</head><p>Zu verwundern iſt, wie ſich die<lb/>
Hechte in die Teiche machen, da ſie doch<lb/>
niemahls hineingeſetzt werden; Man giebt<lb/>
insgemein vor, daß die Enten in den Fluͤſ-<lb/>ſen die Hechtgen mit Rogen verſchlucken,<lb/>
und hernach dieſen Hecht-Leich wieder<lb/>
ausſchlucken, wenn ſich nun etwas da-<lb/>
von, weil er noch friſch iſt, an dem Gra-<lb/>ſe oder Geroͤhrig in den Teichen anleget,<lb/>
wird es aus erfolgendem Sonnenſchein<lb/>
lebend gemacht, und alſo kommen dieſe<lb/>
ungebetene Gaͤſte zu Zeiten in die Teiche,<lb/>
nehmen aber das <hirendition="#aq">Jus hoſpitii</hi> gar ſchlecht<lb/>
in Acht.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 7.</head><p>Wer Teiche hat, darein Fiſch-<lb/>
Baͤche gehen, und man nicht verwehren<lb/>
kan, daß allerley Bach-Fiſche hineinkom-<lb/>
men, muß man die Bruth deſto groͤſſer<lb/>
hineinſetzen, und gar kleine Hechtlein, alle<lb/>
in einer Groͤſſe, hineinthun, die die Bach-<lb/>
Bruth, welche ſonſt den Karpffen die Nah-<lb/>
rung nimmt, hinwegraͤumen, und koͤn-<lb/>
nen denen ſchon ergroͤſſeten Karpffen nicht<lb/>ſchaden; Es muͤſſen aber Teiche ſeyn, die<lb/>
man gantz ablaſſen kan, denn wenn ſich<lb/>
nur ein Hecht darinnen verſchlaͤgt, ſo<lb/>
wird er alle Bruth, was kuͤnfftig eingeſe-<lb/>
tzet wird, hinweg freſſen; Nachdem in<lb/>
den Teichen viel kleine Bruth iſt, muß<lb/>
man Hechte hineinlaſſen, ſonſten ſoll man<lb/>ſie in keine Karpffen-Teiche bringen.</p></div></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das 31. Capitel/<lb/>
Von den Karpffen und<lb/>
Karauſchen.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Karpffen ſind breite, und, der aͤuſ-<lb/>ſerlichen Forme nach, den Schleyen<lb/>
gleichende Fiſche, mit groſſen und ſtarcken<lb/>
Schuppen beſetzt, am Munde haben ſie 2.<lb/>
Knebel-Baͤrte, der Ruͤcken iſt von Far-<lb/>
be dunckel, die Seiten gelblich, der Bauch<lb/>
weiß. Man unterſcheidet ſie 1) nach ih-<lb/>
rer Wohnung, und alſo hat man Strohm-<lb/>
Karpffen, See-Karpffen, und Teich-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Karpffen.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[438/0606]
Des Fiſch-Buchs 30. Capitel/ von den Hechten.
§. 3. Sie werden ſo wohl in den Stroͤh-
men und Fluͤſſen, als in den Teichen ge-
fangen. Diejenigen, die man in den Tei-
chen findet, ſind bißweilen beſſer, als die
Fluß-Hechte, denn ſie haben da beſſere
Nahrung von dem wohl-ſchmeckenden
jungen Karpffen-Leich, davon werden ſie
gar fett und groß, und bißweilen ſo ſtarck,
daß ſie ein 10. 12. 14. biß 16. und noch mehr
Pfunde wiegen, und ihre Koͤpffe wie die
kleinen Kaͤlber-Koͤpffe ſind. Jm Fe-
bruario ſind ſie am beſten, daher man ih-
nen zu dieſer Zeit vor andern nachſtellen
ſoll, am ſchlechteſten aber ſind ſie im Mer-
tzen, wenn ſie leichen. Sie laſſen ihren
Leich auf den Wieſen. Jhre Leich-Zeit iſt
nicht ordentlich, ſondern ſie richten ſich,
wie viel andere Fiſche, nach dem einfal-
lenden warmen Wetter, und geſchicht es
in einem Teich manchmahl im Februario,
manchmahl im Mertz, und noch ſpaͤter,
auch wohl zu Ende des Mertzen. Sie
haben bißweilen in ihren Maͤgen drey-biß
vier-pfuͤndige Karpffen.
§. 4. Jn den Koͤpffen ſollen viel
Stuͤcken, die zu der Paſſion des HErrn
CHriſti gehoͤren, zu finden ſeyn, und iſt
gewiß, daß, wenn eine ſtarcke Phantaſie
dazu koͤmmt, man unterſchiedene Stuͤ-
cken herausbringen kan. Gewiſſer iſt,
daß die Hecht-Zaͤhne in der Medicin uͤ-
beraus wohl zu gebrauchen ſeyn, und ſo
gut, als die Krebs-Augen, ſie præcipiti-
ren die Saͤure. Die Hechte erreichen ein
ſehr hohes Alter, und meynen einige, daß
ſie uͤber hundert Jahr alt werden, wel-
ches aber nicht ſo gar leicht zu beweiſen.
Lehmann bezeuget in ſeiner Speyeriſchen
Chronicke, daß Anno 1497. in Schwaben-
Land ein groſſer Hecht bey Heylbrunn
in einem ſtehenden Waſſer ſey gefangen
worden, der einen kuͤpffernen Ring um-
gehabt, in welchem mit Griechiſchen Buch-
ſtaben geſchrieben geſtanden: Jch bin der
erſte Fiſch, der in dieſes Waſſer iſt geſetzet
worden von den Haͤnden Friderici II. Roͤ-
miſchen Kaͤyſers, im Jahr nach unſers
Heylandes Geburth 1230. Jſt alſo die-
ſer Fiſch 267. Jahr in dieſem Waſſer ge-
ſtanden. Er iſt neunzehen Fuß, oder et-
was mehr, als drey Maͤnner lang gewe-
ſen, man fuͤhrte ihn nach Heidelberg, wo-
ſelbſt Chur-Fuͤrſt Philipp auf ſeiner Ta-
fel davon geſſen, und erſtreckte ſich ſein
Gewicht auf 350. Pfund.
§. 5. Es hat der Hecht ein langes und
dauerhafftes Leben, und berichtet Jon-
ſton, daß die Engellaͤnder den Bauch die-
ſes Fiſches zwey Finger lang und druͤber
aufſchneiden, die Kaͤuffer damit anzulo-
cken, dafern ſich aber niemand findet, der
ihn kaufft, und das Fett des aufgeſchnit-
tenen Hechts admiriren will, ſo naͤhen ſie
die Wunde wieder zuſammen, und ſetzen
ihn in einen Behaͤlter, wo viel Schleyen
ſind, da ſoll er ſich durch das Anreiben an
die glatten Schleyen die Wunde wieder
zuheilen.
§. 6. Zu verwundern iſt, wie ſich die
Hechte in die Teiche machen, da ſie doch
niemahls hineingeſetzt werden; Man giebt
insgemein vor, daß die Enten in den Fluͤſ-
ſen die Hechtgen mit Rogen verſchlucken,
und hernach dieſen Hecht-Leich wieder
ausſchlucken, wenn ſich nun etwas da-
von, weil er noch friſch iſt, an dem Gra-
ſe oder Geroͤhrig in den Teichen anleget,
wird es aus erfolgendem Sonnenſchein
lebend gemacht, und alſo kommen dieſe
ungebetene Gaͤſte zu Zeiten in die Teiche,
nehmen aber das Jus hoſpitii gar ſchlecht
in Acht.
§. 7. Wer Teiche hat, darein Fiſch-
Baͤche gehen, und man nicht verwehren
kan, daß allerley Bach-Fiſche hineinkom-
men, muß man die Bruth deſto groͤſſer
hineinſetzen, und gar kleine Hechtlein, alle
in einer Groͤſſe, hineinthun, die die Bach-
Bruth, welche ſonſt den Karpffen die Nah-
rung nimmt, hinwegraͤumen, und koͤn-
nen denen ſchon ergroͤſſeten Karpffen nicht
ſchaden; Es muͤſſen aber Teiche ſeyn, die
man gantz ablaſſen kan, denn wenn ſich
nur ein Hecht darinnen verſchlaͤgt, ſo
wird er alle Bruth, was kuͤnfftig eingeſe-
tzet wird, hinweg freſſen; Nachdem in
den Teichen viel kleine Bruth iſt, muß
man Hechte hineinlaſſen, ſonſten ſoll man
ſie in keine Karpffen-Teiche bringen.
Das 31. Capitel/
Von den Karpffen und
Karauſchen.
§. 1.
Die Karpffen ſind breite, und, der aͤuſ-
ſerlichen Forme nach, den Schleyen
gleichende Fiſche, mit groſſen und ſtarcken
Schuppen beſetzt, am Munde haben ſie 2.
Knebel-Baͤrte, der Ruͤcken iſt von Far-
be dunckel, die Seiten gelblich, der Bauch
weiß. Man unterſcheidet ſie 1) nach ih-
rer Wohnung, und alſo hat man Strohm-
Karpffen, See-Karpffen, und Teich-
Karpffen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/606>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.