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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Physicalische Anmerckungen von den Fischen.
[Spaltenumbruch] den Stöhren vorzuziehen seyn, als die in
der Wolga gefangen, und aus selbigen
der Rußische Caviar verfertiget würde.
Von selbigen soll ein ieder anfänglich auf
einen eigenen Schlitten auf dem Eise, so
lang als möglich, fortgebracht, nachge-
hends aber sämtlich auf einen besondern
Wagen von 4. Pferden Tag und Nacht
gefahren worden seyn.

§. 9.

Anno 1719. wurde von Amster-
dam den 29. Maji geschrieben, daß zu
Schevelingen ein unbekandter Fisch von
sonderbarer Farbe gefangen worden, wel-
cher wie Perlen-Mutter ausgesehen. Ei-
nige sagen, daß es ein König der so ge-
nannten Sonn-Fische gewesen, andere
meynen, es wäre ein Ton oder Tun-
Fisch. Es wäre gut gewesen, wenn
man die Relation von diesem Fisch etwas
specieller abgefaßt hätte. Doch wenn es
ein würcklicher Ton gewesen, so dürffte
man sich eben über die Apprehension der
Leute so gar sehr nicht wundern, weil
doch selbiger schon mehrmahls der Leute
Augen wegen seiner Grösse nach sich ge-
zogen, wie Anno 1605., da einer bey Ecker-
förden Mense Novembri von neundte-
halb Fuß lang, und 6. Fuß breit, und
im Umfang gefangen worden, der denn,
weil er wegen dieser seiner Grösse von ie-
dermann bewundert wurde, auf das
Schloß nach Gottorff an Jhro Durch-
lauchtigkeit den Hertzog von Hollstein, Jo-
hann Adolphum,
gesendet worden.

§. 10.

Vor einigen Jahren haben die
Fischer zu Neapolis einen Fisch gefangen,
welcher zu Anfang dieses Monats einen
von ihren Cameraden verschlungen. Die-
ser Wunder-Fisch, so die Gestalt eines
See-Hundes gehabt, ist zwantzig kleine
Ellen lang, der Rachen desselben unge-
mein weit, und dieser mit drey Reyhen
Zähnen in Gestalt einer Säge besetzt ge-
wesen. Derselbe hatte zwey Floßfedern,
iede drey kleine Ellen lang, auf dem Rü-
cken aber eine Floßfeder, so die andern an
Grösse weit übertroffen. Der Schweif
desselben war sieben Ellen lang. Der Leib
aber, in Ansehung der übrigen Glieder,
von keiner Proportion, weil er 14. kleine
Ellen im Umfang gehabt. Den Tag dar-
auf haben ihm die Fischer den Bauch auf-
gehauen, und, nebst einer grossen Anzahl
von Fischen, die Helffte einer Hirnschaa-
le, zwey Beine, und dergleichen Reliquien
eines Cörpers gefunden, welche man des
oberwehnten unglücklichen Fischers seine
zu seyn glaubte. Aldrovandus gedencket
[Spaltenumbruch] von diesem Fisch, welcher, nach dem Zeug-
niß Plinii, bey den Alten unter dem Nah-
men Canis Carcharius bekandt gewesen.
Er ist sehr hungerig nach dem Menschen-
Fleisch. Seine Zähne, wenn sie in Sil-
ber gefaßt, und den Kindern um den
Hals gehangen werden, sollen ihnen vor
das Zahnfleisch sehr dienlich seyn.

§. 11.

Jonston gedencket in seiner Hi-
storia Naturali de piscibus Artic. 2. Punct.
1.
eines solchen Fisches, welcher 4000. Pfund
soll gewogen haben, woraus zu schlüssen,
daß dieser letztere viel kleiner muß gewe-
sen seyn. Der Gesundheits-Rath zu
Neapolis hat anbefohlen, man möchte
das Aas verbrennen, weil es die Lufft
leichtlich verunreinigen könte. Jnzwi-
schen soll sich ein anderer Fisch von dieser
Gattung an den Neapolitanischen Küsten
haben sehen lassen, den einige vor das
Männgen gehalten haben.

Das 21. Capitel/
Von allerhand Oeconomi-
schen Anmerckungen/ die Zu-
richtung und Aufbehaltung
der Fische betreffend.
§. 1.
Den moderigten Geschmack den
Fischen zu benehmen.

Wenn die Fische einen moderigten Ge-
schmack haben, so darffst du nur ei-
ne glüende Kohle von dem Herd in den
Fisch-Tiegel schmeissen, so vergehet den
Fischen alsobald der moderigte Geschmack.

Allerhand Fische zu mariniren.
§. 2.

Saltze und siede die Fische erst-
lich im Wasser und Eßig, doch so, daß
mehr Eßig, als Wasser, sey, laß sie kalt
werden, lege sie in ein Fäßgen, und unten
auf dem Boden erstlich Lorbeer-Blät-
ter, Rosmarin, Jngwer und Pfeffer,
alsdenn die Fische, hernach wieder eine
Lage von Kräuterwercken, geuß Eßig
drauf, daß er gantz und gar drüber ge-
he, spünde das Fäßgen feste zu, und ver-
wahre es wohl, daß keine Lufft dazu
kommen möge. Auf diese Art kanst du
allerhand Sorten Fische, an Perschen,
Schleyen, Peißkern, und dergleichen, ein-
machen und mariniren.

Neun-
H h h (Anderer Haupt-Theil.)

Phyſicaliſche Anmerckungen von den Fiſchen.
[Spaltenumbruch] den Stoͤhren vorzuziehen ſeyn, als die in
der Wolga gefangen, und aus ſelbigen
der Rußiſche Caviar verfertiget wuͤrde.
Von ſelbigen ſoll ein ieder anfaͤnglich auf
einen eigenen Schlitten auf dem Eiſe, ſo
lang als moͤglich, fortgebracht, nachge-
hends aber ſaͤmtlich auf einen beſondern
Wagen von 4. Pferden Tag und Nacht
gefahren worden ſeyn.

§. 9.

Anno 1719. wurde von Amſter-
dam den 29. Maji geſchrieben, daß zu
Schevelingen ein unbekandter Fiſch von
ſonderbarer Farbe gefangen worden, wel-
cher wie Perlen-Mutter ausgeſehen. Ei-
nige ſagen, daß es ein Koͤnig der ſo ge-
nannten Sonn-Fiſche geweſen, andere
meynen, es waͤre ein Ton oder Tun-
Fiſch. Es waͤre gut geweſen, wenn
man die Relation von dieſem Fiſch etwas
ſpecieller abgefaßt haͤtte. Doch wenn es
ein wuͤrcklicher Ton geweſen, ſo duͤrffte
man ſich eben uͤber die Apprehenſion der
Leute ſo gar ſehr nicht wundern, weil
doch ſelbiger ſchon mehrmahls der Leute
Augen wegen ſeiner Groͤſſe nach ſich ge-
zogen, wie Anno 1605., da einer bey Ecker-
foͤrden Menſe Novembri von neundte-
halb Fuß lang, und 6. Fuß breit, und
im Umfang gefangen worden, der denn,
weil er wegen dieſer ſeiner Groͤſſe von ie-
dermann bewundert wurde, auf das
Schloß nach Gottorff an Jhro Durch-
lauchtigkeit den Hertzog von Hollſtein, Jo-
hann Adolphum,
geſendet worden.

§. 10.

Vor einigen Jahren haben die
Fiſcher zu Neapolis einen Fiſch gefangen,
welcher zu Anfang dieſes Monats einen
von ihren Cameraden verſchlungen. Die-
ſer Wunder-Fiſch, ſo die Geſtalt eines
See-Hundes gehabt, iſt zwantzig kleine
Ellen lang, der Rachen deſſelben unge-
mein weit, und dieſer mit drey Reyhen
Zaͤhnen in Geſtalt einer Saͤge beſetzt ge-
weſen. Derſelbe hatte zwey Floßfedern,
iede drey kleine Ellen lang, auf dem Ruͤ-
cken aber eine Floßfeder, ſo die andern an
Groͤſſe weit uͤbertroffen. Der Schweif
deſſelben war ſieben Ellen lang. Der Leib
aber, in Anſehung der uͤbrigen Glieder,
von keiner Proportion, weil er 14. kleine
Ellen im Umfang gehabt. Den Tag dar-
auf haben ihm die Fiſcher den Bauch auf-
gehauen, und, nebſt einer groſſen Anzahl
von Fiſchen, die Helffte einer Hirnſchaa-
le, zwey Beine, und dergleichen Reliquien
eines Coͤrpers gefunden, welche man des
oberwehnten ungluͤcklichen Fiſchers ſeine
zu ſeyn glaubte. Aldrovandus gedencket
[Spaltenumbruch] von dieſem Fiſch, welcher, nach dem Zeug-
niß Plinii, bey den Alten unter dem Nah-
men Canis Carcharius bekandt geweſen.
Er iſt ſehr hungerig nach dem Menſchen-
Fleiſch. Seine Zaͤhne, wenn ſie in Sil-
ber gefaßt, und den Kindern um den
Hals gehangen werden, ſollen ihnen vor
das Zahnfleiſch ſehr dienlich ſeyn.

§. 11.

Jonſton gedencket in ſeiner Hi-
ſtoria Naturali de piſcibus Artic. 2. Punct.
1.
eines ſolchen Fiſches, welcher 4000. Pfund
ſoll gewogen haben, woraus zu ſchluͤſſen,
daß dieſer letztere viel kleiner muß gewe-
ſen ſeyn. Der Geſundheits-Rath zu
Neapolis hat anbefohlen, man moͤchte
das Aas verbrennen, weil es die Lufft
leichtlich verunreinigen koͤnte. Jnzwi-
ſchen ſoll ſich ein anderer Fiſch von dieſer
Gattung an den Neapolitaniſchen Kuͤſten
haben ſehen laſſen, den einige vor das
Maͤnngen gehalten haben.

Das 21. Capitel/
Von allerhand Oeconomi-
ſchen Anmerckungen/ die Zu-
richtung und Aufbehaltung
der Fiſche betreffend.
§. 1.
Den moderigten Geſchmack den
Fiſchen zu benehmen.

Wenn die Fiſche einen moderigten Ge-
ſchmack haben, ſo darffſt du nur ei-
ne gluͤende Kohle von dem Herd in den
Fiſch-Tiegel ſchmeiſſen, ſo vergehet den
Fiſchen alſobald der moderigte Geſchmack.

Allerhand Fiſche zu mariniren.
§. 2.

Saltze und ſiede die Fiſche erſt-
lich im Waſſer und Eßig, doch ſo, daß
mehr Eßig, als Waſſer, ſey, laß ſie kalt
werden, lege ſie in ein Faͤßgen, und unten
auf dem Boden erſtlich Lorbeer-Blaͤt-
ter, Rosmarin, Jngwer und Pfeffer,
alsdenn die Fiſche, hernach wieder eine
Lage von Kraͤuterwercken, geuß Eßig
drauf, daß er gantz und gar druͤber ge-
he, ſpuͤnde das Faͤßgen feſte zu, und ver-
wahre es wohl, daß keine Lufft dazu
kommen moͤge. Auf dieſe Art kanſt du
allerhand Sorten Fiſche, an Perſchen,
Schleyen, Peißkern, und dergleichen, ein-
machen und mariniren.

Neun-
H h h (Anderer Haupt-Theil.)
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[421/0589] Phyſicaliſche Anmerckungen von den Fiſchen. den Stoͤhren vorzuziehen ſeyn, als die in der Wolga gefangen, und aus ſelbigen der Rußiſche Caviar verfertiget wuͤrde. Von ſelbigen ſoll ein ieder anfaͤnglich auf einen eigenen Schlitten auf dem Eiſe, ſo lang als moͤglich, fortgebracht, nachge- hends aber ſaͤmtlich auf einen beſondern Wagen von 4. Pferden Tag und Nacht gefahren worden ſeyn. §. 9. Anno 1719. wurde von Amſter- dam den 29. Maji geſchrieben, daß zu Schevelingen ein unbekandter Fiſch von ſonderbarer Farbe gefangen worden, wel- cher wie Perlen-Mutter ausgeſehen. Ei- nige ſagen, daß es ein Koͤnig der ſo ge- nannten Sonn-Fiſche geweſen, andere meynen, es waͤre ein Ton oder Tun- Fiſch. Es waͤre gut geweſen, wenn man die Relation von dieſem Fiſch etwas ſpecieller abgefaßt haͤtte. Doch wenn es ein wuͤrcklicher Ton geweſen, ſo duͤrffte man ſich eben uͤber die Apprehenſion der Leute ſo gar ſehr nicht wundern, weil doch ſelbiger ſchon mehrmahls der Leute Augen wegen ſeiner Groͤſſe nach ſich ge- zogen, wie Anno 1605., da einer bey Ecker- foͤrden Menſe Novembri von neundte- halb Fuß lang, und 6. Fuß breit, und im Umfang gefangen worden, der denn, weil er wegen dieſer ſeiner Groͤſſe von ie- dermann bewundert wurde, auf das Schloß nach Gottorff an Jhro Durch- lauchtigkeit den Hertzog von Hollſtein, Jo- hann Adolphum, geſendet worden. §. 10. Vor einigen Jahren haben die Fiſcher zu Neapolis einen Fiſch gefangen, welcher zu Anfang dieſes Monats einen von ihren Cameraden verſchlungen. Die- ſer Wunder-Fiſch, ſo die Geſtalt eines See-Hundes gehabt, iſt zwantzig kleine Ellen lang, der Rachen deſſelben unge- mein weit, und dieſer mit drey Reyhen Zaͤhnen in Geſtalt einer Saͤge beſetzt ge- weſen. Derſelbe hatte zwey Floßfedern, iede drey kleine Ellen lang, auf dem Ruͤ- cken aber eine Floßfeder, ſo die andern an Groͤſſe weit uͤbertroffen. Der Schweif deſſelben war ſieben Ellen lang. Der Leib aber, in Anſehung der uͤbrigen Glieder, von keiner Proportion, weil er 14. kleine Ellen im Umfang gehabt. Den Tag dar- auf haben ihm die Fiſcher den Bauch auf- gehauen, und, nebſt einer groſſen Anzahl von Fiſchen, die Helffte einer Hirnſchaa- le, zwey Beine, und dergleichen Reliquien eines Coͤrpers gefunden, welche man des oberwehnten ungluͤcklichen Fiſchers ſeine zu ſeyn glaubte. Aldrovandus gedencket von dieſem Fiſch, welcher, nach dem Zeug- niß Plinii, bey den Alten unter dem Nah- men Canis Carcharius bekandt geweſen. Er iſt ſehr hungerig nach dem Menſchen- Fleiſch. Seine Zaͤhne, wenn ſie in Sil- ber gefaßt, und den Kindern um den Hals gehangen werden, ſollen ihnen vor das Zahnfleiſch ſehr dienlich ſeyn. §. 11. Jonſton gedencket in ſeiner Hi- ſtoria Naturali de piſcibus Artic. 2. Punct. 1. eines ſolchen Fiſches, welcher 4000. Pfund ſoll gewogen haben, woraus zu ſchluͤſſen, daß dieſer letztere viel kleiner muß gewe- ſen ſeyn. Der Geſundheits-Rath zu Neapolis hat anbefohlen, man moͤchte das Aas verbrennen, weil es die Lufft leichtlich verunreinigen koͤnte. Jnzwi- ſchen ſoll ſich ein anderer Fiſch von dieſer Gattung an den Neapolitaniſchen Kuͤſten haben ſehen laſſen, den einige vor das Maͤnngen gehalten haben. Das 21. Capitel/ Von allerhand Oeconomi- ſchen Anmerckungen/ die Zu- richtung und Aufbehaltung der Fiſche betreffend. §. 1. Den moderigten Geſchmack den Fiſchen zu benehmen. Wenn die Fiſche einen moderigten Ge- ſchmack haben, ſo darffſt du nur ei- ne gluͤende Kohle von dem Herd in den Fiſch-Tiegel ſchmeiſſen, ſo vergehet den Fiſchen alſobald der moderigte Geſchmack. Allerhand Fiſche zu mariniren. §. 2. Saltze und ſiede die Fiſche erſt- lich im Waſſer und Eßig, doch ſo, daß mehr Eßig, als Waſſer, ſey, laß ſie kalt werden, lege ſie in ein Faͤßgen, und unten auf dem Boden erſtlich Lorbeer-Blaͤt- ter, Rosmarin, Jngwer und Pfeffer, alsdenn die Fiſche, hernach wieder eine Lage von Kraͤuterwercken, geuß Eßig drauf, daß er gantz und gar druͤber ge- he, ſpuͤnde das Faͤßgen feſte zu, und ver- wahre es wohl, daß keine Lufft dazu kommen moͤge. Auf dieſe Art kanſt du allerhand Sorten Fiſche, an Perſchen, Schleyen, Peißkern, und dergleichen, ein- machen und mariniren. Neun- H h h (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/589>, abgerufen am 23.11.2024.