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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Theils 7. Cap. vom Hahnen-Geschrey und Himmels-Thau.
[Spaltenumbruch] nur etwas grauet, oder der Tag anbre-
chen will, hören sie auf ferner zu krehen,
es wolte sich denn das Wetter anfangen
zu ändern, da sie denn auch ausser dieser
Zeit zu Mittag, oder zu Abend, oder sonst,
da sich ein Unterschied der Witterung erei-
gnen will, ihre Stimme erheben. Viel-
leicht hat der allweise Schöpffer dem ar-
men Landmann zum besten dieses um
zweyerley Ursachen willen verordnet;
theils, daß er, wenn er keinen Seiger o-
der Glocken in der Nähe hat, ungefehr
wissen mögte, wenn der Morgen bald an-
brechen würde; theils auch, daß mancher,
wenn etwan Diebs-Rotten oder böse
Leute einbrechen, die sich offters noch biß
um diese Zeit aufhalten, durch das Kre-
hen des Haus-Hahns zur Munterkeit
gebracht werde.

Vom Thau.
§. 2.

Der Thau setzet sich, wie be-
kandt, zur Sommers-Zeit wie die hellen
Wasser-Tropffen an den Gewächsen,
Kräutern und Blumen, zu Abends und
zur Morgen-Zeit an. Es entstehet der-
selbe aus den wässerichten Dünsten, die
in den untersten Gegenden der Lufft auf-
gezogen werden, und sich Tropffen-weise
anlegen. Wenn die Lufft kalt, und mit
Particulis nitrosis angefüllet, so wird der
Reiff generiret, da diese Tröpffgen zu ei-
ner festen Consistence kommen. Es muß
diese crystallene Feuchtigkeit, welche die
Gewächse gleichsam als mit einem präch-
tigen und hellgläntzenden Schmeltz über-
ziehet, in der heissen Sommers-Zeit den
Früchten, Blumen und Kräutern fast
eben die Dienste leisten, als ein fruchtba-
rer Regen. Der berühmte Frantzösische
Abt Vallemont meldet in seinen Merck-
würdigkeiten der Natur und Kunst, pag.
228. daß in dem Thau sehr viel Salpeter
enthalten, er hätte solchen vielmahl abge-
zogen, und dessen eine viel grössere Quan-
tit
ät in dem Thau, als in dem Regen
gefunden.

§. 3.

Einige Physici und Chymici
wissen von dem Thau wunderwürdige
Sachen anzuführen. Wenn man Gold-
blätlein in Mayen-Thau wirfft, so sol-
len sich selbige in der Digestion auflösen.
Wenn der Thau durch ein Filtrum coli-
ret wird, so setzt sich am Boden eine Ma-
terie, so weiß als Schnee, die das Hertz
sonderlich stärcket. Mathesius in Sarepta
Concion. III.
will, daß, wenn ein Duca-
ten mit Mayen-Thau, oder Regen-Was-
[Spaltenumbruch] ser etlichemahl befeuchtet, und dann in
der Sonne getrocknet, oder in der Erde
verdecket werde, selbiger ein grösser Ge-
wichte daher bekomme. Etliche wollen
auch aus Manna und dem Thau ein vor-
treffliches Menstruum zur Ausziehung
des Goldes und der Corallen-Tinctur zu-
bereiten, und sahe erstgelobter Mathesius
eine auf dergleichen Weise bereitete Tin-
ctur,
womit iemand sich selbst grossen
Reichthum versprach, und dieselbige ei-
nem Fürsten um eine nicht geringe Sum-
me entdeckte. Es ist der Thau bey den
Bauren eine allgemeine Purgation wegen
des flüchtigen Saltzes, wie denn auch die
mit Thau befeuchteten Sachen, z. E. die
Rosen, eine weit grössere Krafft zum La-
xi
ren haben; Ja der Thau selbst, wenn
er von den Rosen gesammlet wird, pur-
gi
ret mehrentheils. Die Krafft der giff-
tigen Thiere wird gleichsam durch den
Thau gehemmet. Wenn man den Thau
morgens frühe von Augen-Kräutern,
z. E. von Augen-Trost, Fenchel, u. s. w.
sammlet, so ist er äusserlich in den Kranck-
heiten der Augen vortrefflich wohl zu ge-
brauchen. S. D. Schröders Artzney-
Schatz bey mir p. 458. Jn dem Alten Te-
stament wurde der Thau des Himmels
unter diejenigen Arten der Güter und
zeitlichen Seegens mitgezehlet, so man sei-
nem Nächsten anzuwünschen pflegte, wie
aus unterschiedenen Schrifftstellen er-
weißlich zu machen wäre.

Das 8. Capitel/
Vom Sonnen-Seiger und
Schlag-Uhr.
§. 1.

Nachdem die wenigsten Jäger in dem
Stande sind, daß sie Sack-Uhren
bey sich führen und bezahlen können, und
gleichwohl mancher, wenn er sich in einem
wüsten Walde befindet, gerne wissen mög-
te, welche Zeit es wäre, damit er zu rech-
ter Zeit, um seine ordentliche Beruffs-Ge-
schäffte zu expediren, wieder zu Hause seyn
könte, so dürffte manchem ehrlichen Wey-
demann folgende Invention nicht gantz
unangenehm seyn. Man nimmt die
rechte Hand, und hält sie gantz flach aus-
gestrecket, die Finger und den Daumen
erhält man neben einander, doch derge-
stalt frey, daß der Arm nach dem Leibe ge-
gen Morgen, die flache Breite gegen Mit-
tag, die Fingerspitzen gegen Abend, und

der

Des Erſten Theils 7. Cap. vom Hahnen-Geſchrey und Him̃els-Thau.
[Spaltenumbruch] nur etwas grauet, oder der Tag anbre-
chen will, hoͤren ſie auf ferner zu krehen,
es wolte ſich denn das Wetter anfangen
zu aͤndern, da ſie denn auch auſſer dieſer
Zeit zu Mittag, oder zu Abend, oder ſonſt,
da ſich ein Unterſchied der Witterung erei-
gnen will, ihre Stimme erheben. Viel-
leicht hat der allweiſe Schoͤpffer dem ar-
men Landmann zum beſten dieſes um
zweyerley Urſachen willen verordnet;
theils, daß er, wenn er keinen Seiger o-
der Glocken in der Naͤhe hat, ungefehr
wiſſen moͤgte, wenn der Morgen bald an-
brechen wuͤrde; theils auch, daß mancher,
wenn etwan Diebs-Rotten oder boͤſe
Leute einbrechen, die ſich offters noch biß
um dieſe Zeit aufhalten, durch das Kre-
hen des Haus-Hahns zur Munterkeit
gebracht werde.

Vom Thau.
§. 2.

Der Thau ſetzet ſich, wie be-
kandt, zur Sommers-Zeit wie die hellen
Waſſer-Tropffen an den Gewaͤchſen,
Kraͤutern und Blumen, zu Abends und
zur Morgen-Zeit an. Es entſtehet der-
ſelbe aus den waͤſſerichten Duͤnſten, die
in den unterſten Gegenden der Lufft auf-
gezogen werden, und ſich Tropffen-weiſe
anlegen. Wenn die Lufft kalt, und mit
Particulis nitroſis angefuͤllet, ſo wird der
Reiff generiret, da dieſe Troͤpffgen zu ei-
ner feſten Conſiſtence kommen. Es muß
dieſe cryſtallene Feuchtigkeit, welche die
Gewaͤchſe gleichſam als mit einem praͤch-
tigen und hellglaͤntzenden Schmeltz uͤber-
ziehet, in der heiſſen Sommers-Zeit den
Fruͤchten, Blumen und Kraͤutern faſt
eben die Dienſte leiſten, als ein fruchtba-
rer Regen. Der beruͤhmte Frantzoͤſiſche
Abt Vallemont meldet in ſeinen Merck-
wuͤrdigkeiten der Natur und Kunſt, pag.
228. daß in dem Thau ſehr viel Salpeter
enthalten, er haͤtte ſolchen vielmahl abge-
zogen, und deſſen eine viel groͤſſere Quan-
tit
aͤt in dem Thau, als in dem Regen
gefunden.

§. 3.

Einige Phyſici und Chymici
wiſſen von dem Thau wunderwuͤrdige
Sachen anzufuͤhren. Wenn man Gold-
blaͤtlein in Mayen-Thau wirfft, ſo ſol-
len ſich ſelbige in der Digeſtion aufloͤſen.
Wenn der Thau durch ein Filtrum coli-
ret wird, ſo ſetzt ſich am Boden eine Ma-
terie, ſo weiß als Schnee, die das Hertz
ſonderlich ſtaͤrcket. Matheſius in Sarepta
Concion. III.
will, daß, wenn ein Duca-
ten mit Mayen-Thau, oder Regen-Waſ-
[Spaltenumbruch] ſer etlichemahl befeuchtet, und dann in
der Sonne getrocknet, oder in der Erde
verdecket werde, ſelbiger ein groͤſſer Ge-
wichte daher bekomme. Etliche wollen
auch aus Manna und dem Thau ein vor-
treffliches Menſtruum zur Ausziehung
des Goldes und der Corallen-Tinctur zu-
bereiten, und ſahe erſtgelobter Matheſius
eine auf dergleichen Weiſe bereitete Tin-
ctur,
womit iemand ſich ſelbſt groſſen
Reichthum verſprach, und dieſelbige ei-
nem Fuͤrſten um eine nicht geringe Sum-
me entdeckte. Es iſt der Thau bey den
Bauren eine allgemeine Purgation wegen
des fluͤchtigen Saltzes, wie denn auch die
mit Thau befeuchteten Sachen, z. E. die
Roſen, eine weit groͤſſere Krafft zum La-
xi
ren haben; Ja der Thau ſelbſt, wenn
er von den Roſen geſammlet wird, pur-
gi
ret mehrentheils. Die Krafft der giff-
tigen Thiere wird gleichſam durch den
Thau gehemmet. Wenn man den Thau
morgens fruͤhe von Augen-Kraͤutern,
z. E. von Augen-Troſt, Fenchel, u. ſ. w.
ſammlet, ſo iſt er aͤuſſerlich in den Kranck-
heiten der Augen vortrefflich wohl zu ge-
brauchen. S. D. Schroͤders Artzney-
Schatz bey mir p. 458. Jn dem Alten Te-
ſtament wurde der Thau des Himmels
unter diejenigen Arten der Guͤter und
zeitlichen Seegens mitgezehlet, ſo man ſei-
nem Naͤchſten anzuwuͤnſchen pflegte, wie
aus unterſchiedenen Schrifftſtellen er-
weißlich zu machen waͤre.

Das 8. Capitel/
Vom Sonnen-Seiger und
Schlag-Uhr.
§. 1.

Nachdem die wenigſten Jaͤger in dem
Stande ſind, daß ſie Sack-Uhren
bey ſich fuͤhren und bezahlen koͤnnen, und
gleichwohl mancher, wenn er ſich in einem
wuͤſten Walde befindet, gerne wiſſen moͤg-
te, welche Zeit es waͤre, damit er zu rech-
ter Zeit, um ſeine ordentliche Beruffs-Ge-
ſchaͤffte zu expediren, wieder zu Hauſe ſeyn
koͤnte, ſo duͤrffte manchem ehrlichen Wey-
demann folgende Invention nicht gantz
unangenehm ſeyn. Man nimmt die
rechte Hand, und haͤlt ſie gantz flach aus-
geſtrecket, die Finger und den Daumen
erhaͤlt man neben einander, doch derge-
ſtalt frey, daß der Arm nach dem Leibe ge-
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tag, die Fingerſpitzen gegen Abend, und

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[12/0052] Des Erſten Theils 7. Cap. vom Hahnen-Geſchrey und Him̃els-Thau. nur etwas grauet, oder der Tag anbre- chen will, hoͤren ſie auf ferner zu krehen, es wolte ſich denn das Wetter anfangen zu aͤndern, da ſie denn auch auſſer dieſer Zeit zu Mittag, oder zu Abend, oder ſonſt, da ſich ein Unterſchied der Witterung erei- gnen will, ihre Stimme erheben. Viel- leicht hat der allweiſe Schoͤpffer dem ar- men Landmann zum beſten dieſes um zweyerley Urſachen willen verordnet; theils, daß er, wenn er keinen Seiger o- der Glocken in der Naͤhe hat, ungefehr wiſſen moͤgte, wenn der Morgen bald an- brechen wuͤrde; theils auch, daß mancher, wenn etwan Diebs-Rotten oder boͤſe Leute einbrechen, die ſich offters noch biß um dieſe Zeit aufhalten, durch das Kre- hen des Haus-Hahns zur Munterkeit gebracht werde. Vom Thau. §. 2. Der Thau ſetzet ſich, wie be- kandt, zur Sommers-Zeit wie die hellen Waſſer-Tropffen an den Gewaͤchſen, Kraͤutern und Blumen, zu Abends und zur Morgen-Zeit an. Es entſtehet der- ſelbe aus den waͤſſerichten Duͤnſten, die in den unterſten Gegenden der Lufft auf- gezogen werden, und ſich Tropffen-weiſe anlegen. Wenn die Lufft kalt, und mit Particulis nitroſis angefuͤllet, ſo wird der Reiff generiret, da dieſe Troͤpffgen zu ei- ner feſten Conſiſtence kommen. Es muß dieſe cryſtallene Feuchtigkeit, welche die Gewaͤchſe gleichſam als mit einem praͤch- tigen und hellglaͤntzenden Schmeltz uͤber- ziehet, in der heiſſen Sommers-Zeit den Fruͤchten, Blumen und Kraͤutern faſt eben die Dienſte leiſten, als ein fruchtba- rer Regen. Der beruͤhmte Frantzoͤſiſche Abt Vallemont meldet in ſeinen Merck- wuͤrdigkeiten der Natur und Kunſt, pag. 228. daß in dem Thau ſehr viel Salpeter enthalten, er haͤtte ſolchen vielmahl abge- zogen, und deſſen eine viel groͤſſere Quan- titaͤt in dem Thau, als in dem Regen gefunden. §. 3. Einige Phyſici und Chymici wiſſen von dem Thau wunderwuͤrdige Sachen anzufuͤhren. Wenn man Gold- blaͤtlein in Mayen-Thau wirfft, ſo ſol- len ſich ſelbige in der Digeſtion aufloͤſen. Wenn der Thau durch ein Filtrum coli- ret wird, ſo ſetzt ſich am Boden eine Ma- terie, ſo weiß als Schnee, die das Hertz ſonderlich ſtaͤrcket. Matheſius in Sarepta Concion. III. will, daß, wenn ein Duca- ten mit Mayen-Thau, oder Regen-Waſ- ſer etlichemahl befeuchtet, und dann in der Sonne getrocknet, oder in der Erde verdecket werde, ſelbiger ein groͤſſer Ge- wichte daher bekomme. Etliche wollen auch aus Manna und dem Thau ein vor- treffliches Menſtruum zur Ausziehung des Goldes und der Corallen-Tinctur zu- bereiten, und ſahe erſtgelobter Matheſius eine auf dergleichen Weiſe bereitete Tin- ctur, womit iemand ſich ſelbſt groſſen Reichthum verſprach, und dieſelbige ei- nem Fuͤrſten um eine nicht geringe Sum- me entdeckte. Es iſt der Thau bey den Bauren eine allgemeine Purgation wegen des fluͤchtigen Saltzes, wie denn auch die mit Thau befeuchteten Sachen, z. E. die Roſen, eine weit groͤſſere Krafft zum La- xiren haben; Ja der Thau ſelbſt, wenn er von den Roſen geſammlet wird, pur- giret mehrentheils. Die Krafft der giff- tigen Thiere wird gleichſam durch den Thau gehemmet. Wenn man den Thau morgens fruͤhe von Augen-Kraͤutern, z. E. von Augen-Troſt, Fenchel, u. ſ. w. ſammlet, ſo iſt er aͤuſſerlich in den Kranck- heiten der Augen vortrefflich wohl zu ge- brauchen. S. D. Schroͤders Artzney- Schatz bey mir p. 458. Jn dem Alten Te- ſtament wurde der Thau des Himmels unter diejenigen Arten der Guͤter und zeitlichen Seegens mitgezehlet, ſo man ſei- nem Naͤchſten anzuwuͤnſchen pflegte, wie aus unterſchiedenen Schrifftſtellen er- weißlich zu machen waͤre. Das 8. Capitel/ Vom Sonnen-Seiger und Schlag-Uhr. §. 1. Nachdem die wenigſten Jaͤger in dem Stande ſind, daß ſie Sack-Uhren bey ſich fuͤhren und bezahlen koͤnnen, und gleichwohl mancher, wenn er ſich in einem wuͤſten Walde befindet, gerne wiſſen moͤg- te, welche Zeit es waͤre, damit er zu rech- ter Zeit, um ſeine ordentliche Beruffs-Ge- ſchaͤffte zu expediren, wieder zu Hauſe ſeyn koͤnte, ſo duͤrffte manchem ehrlichen Wey- demann folgende Invention nicht gantz unangenehm ſeyn. Man nimmt die rechte Hand, und haͤlt ſie gantz flach aus- geſtrecket, die Finger und den Daumen erhaͤlt man neben einander, doch derge- ſtalt frey, daß der Arm nach dem Leibe ge- gen Morgen, die flache Breite gegen Mit- tag, die Fingerſpitzen gegen Abend, und der

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/52>, abgerufen am 21.11.2024.