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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Th. 14. C. vom Gewehr-Einschiessen u. Pulver-Prob.
[Spaltenumbruch] lichen Probe im Schiessen, etwas vom
trocknen Werge nimmt, und wenn das
Gewehr zuvor reine ist, mit dem Kretzer
damit in den Laufft fähret, da denn das
Werck blaulich wird, als ob Eisen dran
hienge. Es ist dieses nachgehends ein Zei-
chen, daß das Eisen weich ist, und folglich
auch gut schiesset.

§. 3.

Die Wind-Büchsen sind ein
sehr gefährlich Gewehr, und ist niemand
erlaubet, solche zu führen, ausser Perso-
nen, die in Pflichten stehen. Es darff
sie daher auch ein Meister nicht allen oh-
ne Unterscheid verkauffen, oder er wird
gestrafft. Sie sind mit einem Ventil ge-
macht, und der Wind wird unten bey
dem Anschlag eingeplumpt, daraus man
biß 15. mahl nach einander mit Kugeln
und Schroten schiessen kan. Die besten
sind Anno 1721. in Leipzig gemacht worden.
Hierbey ist zu mercken, daß man, wenn
man mit Schroten schiessen will, zuvor
einen kleinen Pfropff von Holtze hinein
thun muß, damit der Wind seinen Effect
erreiche, welches bey der Kugel nicht nö-
thig. Man hat auch Gewehr mit zwey
und mehr Läufften; es ist dieses aber ge-
fährlich, indem dergleichen Gewehr mit
der Spann-Schraube nicht wohl ver-
wahret, auch bey der Jägerey nicht wohl
zu gebrauchen. Will ein Jäger einen
rechten Uberfluß von dem schönsten und
raresten Gewehr sehen, so muß er die be-
sten Zeug-Häuser in Teutschland, als
Braunschweig, Dresden, Würtzburg,
und Straßburg, aufsuchen, in denen er
seine Curiosität stillen kan. So ist auch
in Hilpershausen von allerhand Gewehr
ein vortrefflicher Vorrath anzutreffen.

§. 4.

Ein Jäger muß vornemlich
um gutes Pulver bekümmert seyn, und
hat er darauf zu sehen, daß er solches be-
komme, welches nicht unter sich, sondern
über sich schlägt. Man hat unterschie-
dene Proben, das Pulver zu probieren,
wie ich in dem vorhergehenden allbereits
angeführet. Man kan es auch an dem
Geschmack dijudiciren. Man fasset nem-
lich etliche Körner auf die Zunge, wenn
sie beissen, ist es nicht tüchtig. Man nimmt
auch etliche Körner zwischen die Finger,
und reibet sie. Lassen sie sich nicht zer-
reiben, so wird das Pulver vor gut ge-
halten. Ein Jäger kan die Güte seines
Pulvers verbessern, wenn er solches mit
recht starckem Brandtwein oder Spiritu
Vini
wohl anfeuchtet, und durchmen-
get, solches hernach an einen warmen,
[Spaltenumbruch] aber doch sichern Ort setzet, und trocknen
läßt, so wird das Pulver um etliche Grad
stärcker schlagen.

§. 5.

Es ist auch etwas von dem Selb-
Schuß allhier zu gedencken. Es ist der-
selbe einer Ellen lang mit Schafft und
Laufft zusammen, mit einem teutschen
Schloß und verkehrten Schneller ge-
macht. An statt daß man an einer Büch-
se unten sticht, wird allhier oben gesto-
chen, und unten verkehrt durch einen Fa-
den bey der Mündung abgezogen. Wie
man sonst Flinten und Pistohlen mit dop-
pelten Läufften hat, so hat man auch der-
gleichen Selb-Schüsse. Will ein Jä-
ger sein Gewehr reinigen, so muß er den
Laufft durchaus nicht aus dem Schafft
nehmen, weil sich sonst der Laufft ver-
wirfft, und nachmahls das Gewehr sel-
ten so gut schiesset, als Anfangs. Es
darff also ohne die höchste Nothwendig-
keit nicht geschehen, es sey denn, daß eine
Kugel ohne Pulver in dem Laufft stecke,
die man nicht anders herausbringen kön-
te, oder daß man den Laufft ziehen, fri-
schen, oder gleich richten lassen müste.

§. 6.

Bey dem Schrot-giessen hat
man zu mercken, daß man unter das heis-
se und zergangene Bley Salmiac zu neh-
men pflegt, damit sich das Bley zertheile.
Nachgehends nimmt man ein Charten-
Blat, macht Löcher durch, so groß man
die Schrote haben will, spannet das Blat
feste in eine höltzerne Forme, und legt es
über ein Gefässe mit Wasser. Alsdenn
wird das Bley heiß und dunne aufgegos-
sen, und dazu geklopfft, daß es durch die
Löcher in das Wasser falle. Bey dem
Kugel-giessen muß ein Jäger zusehen,
daß er solch Bley bekommen möge, so man
von denen abgenutzten und untauglichen
bleyernen Pfannen nimmt, darinnen
der Schwefel geschmeltzet worden. Kan
er dieses nicht haben, muß er doch zum
wenigsten unter ander Bley, wenn es
recht heiß ist, etwas Schwefel thun, denn
es pflegt das angeschoßne Thier von die-
sem weit eher zu sterben, als von dem ge-
meinen Bley.

Das 15. Capitel/
Von dem Fang allerhand
Raub-Thiere.
§. 1.

Von der Bären-Jagd ist nicht viel zu
gedencken, indem sich dergleichen in

unsern

Des Vierdten Th. 14. C. vom Gewehr-Einſchieſſen u. Pulver-Prob.
[Spaltenumbruch] lichen Probe im Schieſſen, etwas vom
trocknen Werge nimmt, und wenn das
Gewehr zuvor reine iſt, mit dem Kretzer
damit in den Laufft faͤhret, da denn das
Werck blaulich wird, als ob Eiſen dran
hienge. Es iſt dieſes nachgehends ein Zei-
chen, daß das Eiſen weich iſt, und folglich
auch gut ſchieſſet.

§. 3.

Die Wind-Buͤchſen ſind ein
ſehr gefaͤhrlich Gewehr, und iſt niemand
erlaubet, ſolche zu fuͤhren, auſſer Perſo-
nen, die in Pflichten ſtehen. Es darff
ſie daher auch ein Meiſter nicht allen oh-
ne Unterſcheid verkauffen, oder er wird
geſtrafft. Sie ſind mit einem Ventil ge-
macht, und der Wind wird unten bey
dem Anſchlag eingeplumpt, daraus man
biß 15. mahl nach einander mit Kugeln
und Schroten ſchieſſen kan. Die beſten
ſind Anno 1721. in Leipzig gemacht worden.
Hierbey iſt zu mercken, daß man, wenn
man mit Schroten ſchieſſen will, zuvor
einen kleinen Pfropff von Holtze hinein
thun muß, damit der Wind ſeinen Effect
erreiche, welches bey der Kugel nicht noͤ-
thig. Man hat auch Gewehr mit zwey
und mehr Laͤufften; es iſt dieſes aber ge-
faͤhrlich, indem dergleichen Gewehr mit
der Spann-Schraube nicht wohl ver-
wahret, auch bey der Jaͤgerey nicht wohl
zu gebrauchen. Will ein Jaͤger einen
rechten Uberfluß von dem ſchoͤnſten und
rareſten Gewehr ſehen, ſo muß er die be-
ſten Zeug-Haͤuſer in Teutſchland, als
Braunſchweig, Dresden, Wuͤrtzburg,
und Straßburg, aufſuchen, in denen er
ſeine Curioſitaͤt ſtillen kan. So iſt auch
in Hilpershauſen von allerhand Gewehr
ein vortrefflicher Vorrath anzutreffen.

§. 4.

Ein Jaͤger muß vornemlich
um gutes Pulver bekuͤmmert ſeyn, und
hat er darauf zu ſehen, daß er ſolches be-
komme, welches nicht unter ſich, ſondern
uͤber ſich ſchlaͤgt. Man hat unterſchie-
dene Proben, das Pulver zu probieren,
wie ich in dem vorhergehenden allbereits
angefuͤhret. Man kan es auch an dem
Geſchmack dijudiciren. Man faſſet nem-
lich etliche Koͤrner auf die Zunge, wenn
ſie beiſſen, iſt es nicht tuͤchtig. Man nim̃t
auch etliche Koͤrner zwiſchen die Finger,
und reibet ſie. Laſſen ſie ſich nicht zer-
reiben, ſo wird das Pulver vor gut ge-
halten. Ein Jaͤger kan die Guͤte ſeines
Pulvers verbeſſern, wenn er ſolches mit
recht ſtarckem Brandtwein oder Spiritu
Vini
wohl anfeuchtet, und durchmen-
get, ſolches hernach an einen warmen,
[Spaltenumbruch] aber doch ſichern Ort ſetzet, und trocknen
laͤßt, ſo wird das Pulver um etliche Grad
ſtaͤrcker ſchlagen.

§. 5.

Es iſt auch etwas von dem Selb-
Schuß allhier zu gedencken. Es iſt der-
ſelbe einer Ellen lang mit Schafft und
Laufft zuſammen, mit einem teutſchen
Schloß und verkehrten Schneller ge-
macht. An ſtatt daß man an einer Buͤch-
ſe unten ſticht, wird allhier oben geſto-
chen, und unten verkehrt durch einen Fa-
den bey der Muͤndung abgezogen. Wie
man ſonſt Flinten und Piſtohlen mit dop-
pelten Laͤufften hat, ſo hat man auch der-
gleichen Selb-Schuͤſſe. Will ein Jaͤ-
ger ſein Gewehr reinigen, ſo muß er den
Laufft durchaus nicht aus dem Schafft
nehmen, weil ſich ſonſt der Laufft ver-
wirfft, und nachmahls das Gewehr ſel-
ten ſo gut ſchieſſet, als Anfangs. Es
darff alſo ohne die hoͤchſte Nothwendig-
keit nicht geſchehen, es ſey denn, daß eine
Kugel ohne Pulver in dem Laufft ſtecke,
die man nicht anders herausbringen koͤn-
te, oder daß man den Laufft ziehen, fri-
ſchen, oder gleich richten laſſen muͤſte.

§. 6.

Bey dem Schrot-gieſſen hat
man zu mercken, daß man unter das heiſ-
ſe und zergangene Bley Salmiac zu neh-
men pflegt, damit ſich das Bley zertheile.
Nachgehends nimmt man ein Charten-
Blat, macht Loͤcher durch, ſo groß man
die Schrote haben will, ſpannet das Blat
feſte in eine hoͤltzerne Forme, und legt es
uͤber ein Gefaͤſſe mit Waſſer. Alsdenn
wird das Bley heiß und dunne aufgegoſ-
ſen, und dazu geklopfft, daß es durch die
Loͤcher in das Waſſer falle. Bey dem
Kugel-gieſſen muß ein Jaͤger zuſehen,
daß er ſolch Bley bekommen moͤge, ſo man
von denen abgenutzten und untauglichen
bleyernen Pfannen nimmt, darinnen
der Schwefel geſchmeltzet worden. Kan
er dieſes nicht haben, muß er doch zum
wenigſten unter ander Bley, wenn es
recht heiß iſt, etwas Schwefel thun, denn
es pflegt das angeſchoßne Thier von die-
ſem weit eher zu ſterben, als von dem ge-
meinen Bley.

Das 15. Capitel/
Von dem Fang allerhand
Raub-Thiere.
§. 1.

Von der Baͤren-Jagd iſt nicht viel zu
gedencken, indem ſich dergleichen in

unſern
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[318/0470] Des Vierdten Th. 14. C. vom Gewehr-Einſchieſſen u. Pulver-Prob. lichen Probe im Schieſſen, etwas vom trocknen Werge nimmt, und wenn das Gewehr zuvor reine iſt, mit dem Kretzer damit in den Laufft faͤhret, da denn das Werck blaulich wird, als ob Eiſen dran hienge. Es iſt dieſes nachgehends ein Zei- chen, daß das Eiſen weich iſt, und folglich auch gut ſchieſſet. §. 3. Die Wind-Buͤchſen ſind ein ſehr gefaͤhrlich Gewehr, und iſt niemand erlaubet, ſolche zu fuͤhren, auſſer Perſo- nen, die in Pflichten ſtehen. Es darff ſie daher auch ein Meiſter nicht allen oh- ne Unterſcheid verkauffen, oder er wird geſtrafft. Sie ſind mit einem Ventil ge- macht, und der Wind wird unten bey dem Anſchlag eingeplumpt, daraus man biß 15. mahl nach einander mit Kugeln und Schroten ſchieſſen kan. Die beſten ſind Anno 1721. in Leipzig gemacht worden. Hierbey iſt zu mercken, daß man, wenn man mit Schroten ſchieſſen will, zuvor einen kleinen Pfropff von Holtze hinein thun muß, damit der Wind ſeinen Effect erreiche, welches bey der Kugel nicht noͤ- thig. Man hat auch Gewehr mit zwey und mehr Laͤufften; es iſt dieſes aber ge- faͤhrlich, indem dergleichen Gewehr mit der Spann-Schraube nicht wohl ver- wahret, auch bey der Jaͤgerey nicht wohl zu gebrauchen. Will ein Jaͤger einen rechten Uberfluß von dem ſchoͤnſten und rareſten Gewehr ſehen, ſo muß er die be- ſten Zeug-Haͤuſer in Teutſchland, als Braunſchweig, Dresden, Wuͤrtzburg, und Straßburg, aufſuchen, in denen er ſeine Curioſitaͤt ſtillen kan. So iſt auch in Hilpershauſen von allerhand Gewehr ein vortrefflicher Vorrath anzutreffen. §. 4. Ein Jaͤger muß vornemlich um gutes Pulver bekuͤmmert ſeyn, und hat er darauf zu ſehen, daß er ſolches be- komme, welches nicht unter ſich, ſondern uͤber ſich ſchlaͤgt. Man hat unterſchie- dene Proben, das Pulver zu probieren, wie ich in dem vorhergehenden allbereits angefuͤhret. Man kan es auch an dem Geſchmack dijudiciren. Man faſſet nem- lich etliche Koͤrner auf die Zunge, wenn ſie beiſſen, iſt es nicht tuͤchtig. Man nim̃t auch etliche Koͤrner zwiſchen die Finger, und reibet ſie. Laſſen ſie ſich nicht zer- reiben, ſo wird das Pulver vor gut ge- halten. Ein Jaͤger kan die Guͤte ſeines Pulvers verbeſſern, wenn er ſolches mit recht ſtarckem Brandtwein oder Spiritu Vini wohl anfeuchtet, und durchmen- get, ſolches hernach an einen warmen, aber doch ſichern Ort ſetzet, und trocknen laͤßt, ſo wird das Pulver um etliche Grad ſtaͤrcker ſchlagen. §. 5. Es iſt auch etwas von dem Selb- Schuß allhier zu gedencken. Es iſt der- ſelbe einer Ellen lang mit Schafft und Laufft zuſammen, mit einem teutſchen Schloß und verkehrten Schneller ge- macht. An ſtatt daß man an einer Buͤch- ſe unten ſticht, wird allhier oben geſto- chen, und unten verkehrt durch einen Fa- den bey der Muͤndung abgezogen. Wie man ſonſt Flinten und Piſtohlen mit dop- pelten Laͤufften hat, ſo hat man auch der- gleichen Selb-Schuͤſſe. Will ein Jaͤ- ger ſein Gewehr reinigen, ſo muß er den Laufft durchaus nicht aus dem Schafft nehmen, weil ſich ſonſt der Laufft ver- wirfft, und nachmahls das Gewehr ſel- ten ſo gut ſchieſſet, als Anfangs. Es darff alſo ohne die hoͤchſte Nothwendig- keit nicht geſchehen, es ſey denn, daß eine Kugel ohne Pulver in dem Laufft ſtecke, die man nicht anders herausbringen koͤn- te, oder daß man den Laufft ziehen, fri- ſchen, oder gleich richten laſſen muͤſte. §. 6. Bey dem Schrot-gieſſen hat man zu mercken, daß man unter das heiſ- ſe und zergangene Bley Salmiac zu neh- men pflegt, damit ſich das Bley zertheile. Nachgehends nimmt man ein Charten- Blat, macht Loͤcher durch, ſo groß man die Schrote haben will, ſpannet das Blat feſte in eine hoͤltzerne Forme, und legt es uͤber ein Gefaͤſſe mit Waſſer. Alsdenn wird das Bley heiß und dunne aufgegoſ- ſen, und dazu geklopfft, daß es durch die Loͤcher in das Waſſer falle. Bey dem Kugel-gieſſen muß ein Jaͤger zuſehen, daß er ſolch Bley bekommen moͤge, ſo man von denen abgenutzten und untauglichen bleyernen Pfannen nimmt, darinnen der Schwefel geſchmeltzet worden. Kan er dieſes nicht haben, muß er doch zum wenigſten unter ander Bley, wenn es recht heiß iſt, etwas Schwefel thun, denn es pflegt das angeſchoßne Thier von die- ſem weit eher zu ſterben, als von dem ge- meinen Bley. Das 15. Capitel/ Von dem Fang allerhand Raub-Thiere. §. 1. Von der Baͤren-Jagd iſt nicht viel zu gedencken, indem ſich dergleichen in unſern

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/470>, abgerufen am 23.11.2024.