[Spaltenumbruch]
tzer frey bekommen, sondern sich auch die Bloche selbst abgezehlet. Wie dieses nun müsse geschehen seyn, da er Käuffer und Verkäuffer, Zu- und Abzehler zugleich gewesen, kan sich ein ieder leicht conci- piren.
§. 13.
Einer Herrschafftlichen Wal- dung wird auch dadurch wenig Nutzen zugezogen, wenn die Forst-Bedienten al- le in einer Freundschafft zusammenhän- gen, und der Herr Ober-Förster hier den Rechnungs-Führer oder Förster zum Eydam, dort den Sohn zum Jäger oder Läuffer hat; da gehet denn so viel Unter- schleif vor, daß die Herrschafft den wenig- sten Profit von ihren Höltzern ziehen kan. Jst eine Schneide-Mühle zu verkauffen, so muß dieselbe der Herr Schwager an sich handeln, alsdenn zehlet der Herr Ober- Förster dem Herrn Schwager die Bloche zu, mit was vor Gewissen, wird ihm am besten bekandt seyn. Es kaufft sodann der Herr Schwager einen Bloch um den vierdten Theil des Geldes, als er werth ist. Es kommt auch wohl weder der Baum, noch der Bloch, mit dem ordentli- chen Wald-Hammer auf die Mühle. Zu- weilen kommt es, daß die Blochmacher und Diehlen-Schneider auch Vettern sind, die Blochmacher machen die Bloche in dem schönsten grünen und gesunden Holtze, und die Brüche, so auch Bloche ge- ben, lassen sie zu der Herrschafft gröstem Schaden liegen.
§. 14.
Ferner wird der Ruin bey den Waldungen befördert, wenn die Forst- Bedienten auf die Fuhrleute und Reisen- den keine genaue Aufsicht haben, ob sie nicht etwan die ordentlichen Wege aus- fahren, und neue suchen, die Förster auch die neugemachten Wege nicht vergraben, noch verhauen lassen. Nicht weniger ge- schiehet mancher Schade, wenn auf den Schlägen und Hieben das Graßhauen nachläßiger Weise verstattet wird, weil der junge Wuchs und die Sommer-Lat- ten gar leichtlich mit abgehauen und ver- derbet werden kan. Die Nachläßigkeit der Forst-Bedienten äussert sich auch da- durch, wenn sie bey dem Schlagen der Höltzer nicht observiren, daß die Hiebe zuletzt recht reine gemacht werden. Es ist gewiß, daß die Höltzer, sonderlich die schwartzen, nicht ohne Unterscheid wegzu- schlagen, sondern man muß zu erst die be- sten Nutz-Höltzer heraus nehmen, und sie verkauffen. Jn dem schwartzen Hol- tze ist dem jungen Anwuchs nichts schäd- [Spaltenumbruch]
licher, als die Zimmer-Hiebe, wenn die Zulage des Gebäudes an Ort und Stelle, wo es gehauen worden, geschiehet. Denn durch das langwierige Hin- und Wieder- gehen der Zimmerleute, sonderlich im nassen Wetter und weichem Erdboden, wird das junge Holtz, oder der in der Er- de befindliche Saame nicht nur zertreten und zernichtet, sondern es verhindern auch die vielfältig auf dem Erdboden lie- genden Spähne desselben Wuchs und An- flug, so, daß es unmöglich durchkommen kan. Wolte man gleich einwenden, daß nach Verfertigung der Zulagen die Späh- ne von den Zimmerleuten weggeräumet würden, so sind doch noch viel kleine mit dem Beil gehauene dünne Spähne, wel- che liegen bleiben, den Erdboden bedeckt halten, und den Saamen eher nicht in die Höhe lassen, biß sie verfaulet. Es ist demnach allezeit, wenn es der Ort und die Gelegenheit zuläßt, dahin zu sehen, daß das Zimmer-Holtz, wenn es noch rund ist, mit den Pferden biß zu einem unschadhafften Ort hinausgeschleifft, und die Zulage des Gebaudes daselbst verfer- tiget werde.
§. 15.
Das Ausbrechen der Stöcke ist zwar ein den Forst-Bedienten von lan- gen Jahren her gewidmetes Accidens, und ihnen auch daher, wenn es in seiner Maasse bleibet, noch ferner zu gönnen, weil die Tannen-Fichten- und Kiefern- Stöcke ohne dem nicht wieder ausschla- gen, sondern nach und nach ausfaulen; Jedoch muß solches gleich nach Verferti- gung der Scheite geschehen, und nicht erstlich, wenn der junge Anflug um die Stöcke schon wieder zu sehen ist. Denn alsdenn brechen sich wohl die Stöcke mit leichter Mühe aus, es reisset aber die Wurtzel das junge umstehende Holtz mit heraus, und der Stockbrecher macht durch sein vielfaltiges Herumgehen gar viel zu schanden. Es sind diejenigen Stöcke, von welchen nutzbar Holtz geschlagen, und die mit dem Eisen bezeichnet worden, biß zu Räumung des gantzen Ortes nicht auszu- brechen, massen man sonst nicht sehen kan, was gestohlen, oder verkaufft sey. Sol- cher gestalt kan der Forst-Bediente, wenn er kein Gewissen hat, seinen Herrn gar leicht betriegen. Bey dem harten Holtze sind durchaus keine Stöcke zu brechen, indem solche Stöcke wieder ausschlagen. Grosse Stock-Schmatzen zu lassen, ist al- lewege unverantwortlich, und der Herr- schafft nachtheilig. Der Holtzhauer kan
sich
Vom Abnehmen einer Waldung.
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tzer frey bekommen, ſondern ſich auch die Bloche ſelbſt abgezehlet. Wie dieſes nun muͤſſe geſchehen ſeyn, da er Kaͤuffer und Verkaͤuffer, Zu- und Abzehler zugleich geweſen, kan ſich ein ieder leicht conci- piren.
§. 13.
Einer Herrſchafftlichen Wal- dung wird auch dadurch wenig Nutzen zugezogen, wenn die Forſt-Bedienten al- le in einer Freundſchafft zuſammenhaͤn- gen, und der Herr Ober-Foͤrſter hier den Rechnungs-Fuͤhrer oder Foͤrſter zum Eydam, dort den Sohn zum Jaͤger oder Laͤuffer hat; da gehet denn ſo viel Unter- ſchleif vor, daß die Herrſchafft den wenig- ſten Profit von ihren Hoͤltzern ziehen kan. Jſt eine Schneide-Muͤhle zu verkauffen, ſo muß dieſelbe der Herr Schwager an ſich handeln, alsdenn zehlet der Herr Ober- Foͤrſter dem Herrn Schwager die Bloche zu, mit was vor Gewiſſen, wird ihm am beſten bekandt ſeyn. Es kaufft ſodann der Herr Schwager einen Bloch um den vierdten Theil des Geldes, als er werth iſt. Es kommt auch wohl weder der Baum, noch der Bloch, mit dem ordentli- chen Wald-Hammer auf die Muͤhle. Zu- weilen kommt es, daß die Blochmacher und Diehlen-Schneider auch Vettern ſind, die Blochmacher machen die Bloche in dem ſchoͤnſten gruͤnen und geſunden Holtze, und die Bruͤche, ſo auch Bloche ge- ben, laſſen ſie zu der Herrſchafft groͤſtem Schaden liegen.
§. 14.
Ferner wird der Ruin bey den Waldungen befoͤrdert, wenn die Forſt- Bedienten auf die Fuhrleute und Reiſen- den keine genaue Aufſicht haben, ob ſie nicht etwan die ordentlichen Wege aus- fahren, und neue ſuchen, die Foͤrſter auch die neugemachten Wege nicht vergraben, noch verhauen laſſen. Nicht weniger ge- ſchiehet mancher Schade, wenn auf den Schlaͤgen und Hieben das Graßhauen nachlaͤßiger Weiſe verſtattet wird, weil der junge Wuchs und die Sommer-Lat- ten gar leichtlich mit abgehauen und ver- derbet werden kan. Die Nachlaͤßigkeit der Forſt-Bedienten aͤuſſert ſich auch da- durch, wenn ſie bey dem Schlagen der Hoͤltzer nicht obſerviren, daß die Hiebe zuletzt recht reine gemacht werden. Es iſt gewiß, daß die Hoͤltzer, ſonderlich die ſchwartzen, nicht ohne Unterſcheid wegzu- ſchlagen, ſondern man muß zu erſt die be- ſten Nutz-Hoͤltzer heraus nehmen, und ſie verkauffen. Jn dem ſchwartzen Hol- tze iſt dem jungen Anwuchs nichts ſchaͤd- [Spaltenumbruch]
licher, als die Zimmer-Hiebe, wenn die Zulage des Gebaͤudes an Ort und Stelle, wo es gehauen worden, geſchiehet. Denn durch das langwierige Hin- und Wieder- gehen der Zimmerleute, ſonderlich im naſſen Wetter und weichem Erdboden, wird das junge Holtz, oder der in der Er- de befindliche Saame nicht nur zertreten und zernichtet, ſondern es verhindern auch die vielfaͤltig auf dem Erdboden lie- genden Spaͤhne deſſelben Wuchs und An- flug, ſo, daß es unmoͤglich durchkommen kan. Wolte man gleich einwenden, daß nach Verfertigung der Zulagen die Spaͤh- ne von den Zimmerleuten weggeraͤumet wuͤrden, ſo ſind doch noch viel kleine mit dem Beil gehauene duͤnne Spaͤhne, wel- che liegen bleiben, den Erdboden bedeckt halten, und den Saamen eher nicht in die Hoͤhe laſſen, biß ſie verfaulet. Es iſt demnach allezeit, wenn es der Ort und die Gelegenheit zulaͤßt, dahin zu ſehen, daß das Zimmer-Holtz, wenn es noch rund iſt, mit den Pferden biß zu einem unſchadhafften Ort hinausgeſchleifft, und die Zulage des Gebaudes daſelbſt verfer- tiget werde.
§. 15.
Das Ausbrechen der Stoͤcke iſt zwar ein den Forſt-Bedienten von lan- gen Jahren her gewidmetes Accidens, und ihnen auch daher, wenn es in ſeiner Maaſſe bleibet, noch ferner zu goͤnnen, weil die Tannen-Fichten- und Kiefern- Stoͤcke ohne dem nicht wieder ausſchla- gen, ſondern nach und nach ausfaulen; Jedoch muß ſolches gleich nach Verferti- gung der Scheite geſchehen, und nicht erſtlich, wenn der junge Anflug um die Stoͤcke ſchon wieder zu ſehen iſt. Denn alsdenn brechen ſich wohl die Stoͤcke mit leichter Muͤhe aus, es reiſſet aber die Wurtzel das junge umſtehende Holtz mit heraus, und der Stockbrecher macht durch ſein vielfaltiges Herumgehen gar viel zu ſchanden. Es ſind diejenigen Stoͤcke, von welchen nutzbar Holtz geſchlagen, und die mit dem Eiſen bezeichnet worden, biß zu Raͤumung des gantzen Ortes nicht auszu- brechen, maſſen man ſonſt nicht ſehen kan, was geſtohlen, oder verkaufft ſey. Sol- cher geſtalt kan der Forſt-Bediente, wenn er kein Gewiſſen hat, ſeinen Herrn gar leicht betriegen. Bey dem harten Holtze ſind durchaus keine Stoͤcke zu brechen, indem ſolche Stoͤcke wieder ausſchlagen. Groſſe Stock-Schmatzen zu laſſen, iſt al- lewege unverantwortlich, und der Herr- ſchafft nachtheilig. Der Holtzhauer kan
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[287/0431]
Vom Abnehmen einer Waldung.
tzer frey bekommen, ſondern ſich auch die
Bloche ſelbſt abgezehlet. Wie dieſes nun
muͤſſe geſchehen ſeyn, da er Kaͤuffer und
Verkaͤuffer, Zu- und Abzehler zugleich
geweſen, kan ſich ein ieder leicht conci-
piren.
§. 13.Einer Herrſchafftlichen Wal-
dung wird auch dadurch wenig Nutzen
zugezogen, wenn die Forſt-Bedienten al-
le in einer Freundſchafft zuſammenhaͤn-
gen, und der Herr Ober-Foͤrſter hier den
Rechnungs-Fuͤhrer oder Foͤrſter zum
Eydam, dort den Sohn zum Jaͤger oder
Laͤuffer hat; da gehet denn ſo viel Unter-
ſchleif vor, daß die Herrſchafft den wenig-
ſten Profit von ihren Hoͤltzern ziehen kan.
Jſt eine Schneide-Muͤhle zu verkauffen,
ſo muß dieſelbe der Herr Schwager an ſich
handeln, alsdenn zehlet der Herr Ober-
Foͤrſter dem Herrn Schwager die Bloche
zu, mit was vor Gewiſſen, wird ihm am
beſten bekandt ſeyn. Es kaufft ſodann
der Herr Schwager einen Bloch um den
vierdten Theil des Geldes, als er werth
iſt. Es kommt auch wohl weder der
Baum, noch der Bloch, mit dem ordentli-
chen Wald-Hammer auf die Muͤhle. Zu-
weilen kommt es, daß die Blochmacher
und Diehlen-Schneider auch Vettern
ſind, die Blochmacher machen die Bloche
in dem ſchoͤnſten gruͤnen und geſunden
Holtze, und die Bruͤche, ſo auch Bloche ge-
ben, laſſen ſie zu der Herrſchafft groͤſtem
Schaden liegen.
§. 14.Ferner wird der Ruin bey den
Waldungen befoͤrdert, wenn die Forſt-
Bedienten auf die Fuhrleute und Reiſen-
den keine genaue Aufſicht haben, ob ſie
nicht etwan die ordentlichen Wege aus-
fahren, und neue ſuchen, die Foͤrſter auch
die neugemachten Wege nicht vergraben,
noch verhauen laſſen. Nicht weniger ge-
ſchiehet mancher Schade, wenn auf den
Schlaͤgen und Hieben das Graßhauen
nachlaͤßiger Weiſe verſtattet wird, weil
der junge Wuchs und die Sommer-Lat-
ten gar leichtlich mit abgehauen und ver-
derbet werden kan. Die Nachlaͤßigkeit
der Forſt-Bedienten aͤuſſert ſich auch da-
durch, wenn ſie bey dem Schlagen der
Hoͤltzer nicht obſerviren, daß die Hiebe
zuletzt recht reine gemacht werden. Es
iſt gewiß, daß die Hoͤltzer, ſonderlich die
ſchwartzen, nicht ohne Unterſcheid wegzu-
ſchlagen, ſondern man muß zu erſt die be-
ſten Nutz-Hoͤltzer heraus nehmen, und
ſie verkauffen. Jn dem ſchwartzen Hol-
tze iſt dem jungen Anwuchs nichts ſchaͤd-
licher, als die Zimmer-Hiebe, wenn die
Zulage des Gebaͤudes an Ort und Stelle,
wo es gehauen worden, geſchiehet. Denn
durch das langwierige Hin- und Wieder-
gehen der Zimmerleute, ſonderlich im
naſſen Wetter und weichem Erdboden,
wird das junge Holtz, oder der in der Er-
de befindliche Saame nicht nur zertreten
und zernichtet, ſondern es verhindern
auch die vielfaͤltig auf dem Erdboden lie-
genden Spaͤhne deſſelben Wuchs und An-
flug, ſo, daß es unmoͤglich durchkommen
kan. Wolte man gleich einwenden, daß
nach Verfertigung der Zulagen die Spaͤh-
ne von den Zimmerleuten weggeraͤumet
wuͤrden, ſo ſind doch noch viel kleine mit
dem Beil gehauene duͤnne Spaͤhne, wel-
che liegen bleiben, den Erdboden bedeckt
halten, und den Saamen eher nicht in die
Hoͤhe laſſen, biß ſie verfaulet. Es iſt
demnach allezeit, wenn es der Ort und
die Gelegenheit zulaͤßt, dahin zu ſehen,
daß das Zimmer-Holtz, wenn es noch
rund iſt, mit den Pferden biß zu einem
unſchadhafften Ort hinausgeſchleifft, und
die Zulage des Gebaudes daſelbſt verfer-
tiget werde.
§. 15.Das Ausbrechen der Stoͤcke iſt
zwar ein den Forſt-Bedienten von lan-
gen Jahren her gewidmetes Accidens,
und ihnen auch daher, wenn es in ſeiner
Maaſſe bleibet, noch ferner zu goͤnnen,
weil die Tannen-Fichten- und Kiefern-
Stoͤcke ohne dem nicht wieder ausſchla-
gen, ſondern nach und nach ausfaulen;
Jedoch muß ſolches gleich nach Verferti-
gung der Scheite geſchehen, und nicht
erſtlich, wenn der junge Anflug um die
Stoͤcke ſchon wieder zu ſehen iſt. Denn
alsdenn brechen ſich wohl die Stoͤcke mit
leichter Muͤhe aus, es reiſſet aber die
Wurtzel das junge umſtehende Holtz mit
heraus, und der Stockbrecher macht durch
ſein vielfaltiges Herumgehen gar viel zu
ſchanden. Es ſind diejenigen Stoͤcke, von
welchen nutzbar Holtz geſchlagen, und die
mit dem Eiſen bezeichnet worden, biß zu
Raͤumung des gantzen Ortes nicht auszu-
brechen, maſſen man ſonſt nicht ſehen kan,
was geſtohlen, oder verkaufft ſey. Sol-
cher geſtalt kan der Forſt-Bediente, wenn
er kein Gewiſſen hat, ſeinen Herrn gar
leicht betriegen. Bey dem harten Holtze
ſind durchaus keine Stoͤcke zu brechen,
indem ſolche Stoͤcke wieder ausſchlagen.
Groſſe Stock-Schmatzen zu laſſen, iſt al-
lewege unverantwortlich, und der Herr-
ſchafft nachtheilig. Der Holtzhauer kan
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/431>, abgerufen am 23.11.2024.
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