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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von Ruinirung einer Wildbahn/ und derselben Aufnehmen.
[Spaltenumbruch] Schoppen mit diesem Teufels-Dreck be-
schmieren, welches alles Wildpräth aus
gedachter Grentze hinüber auf die ihrigen
treibet.

§. 9.

Eine Wildbahne wird hinge-
gen sonderlich in Aufnehmen gebracht,
wenn ein Jäger zuförderst auf die Ab-
schaffung der Raub-Thiere wohl bedacht
ist. Zu dem Ende müssen die Wolffs-
und andere Jagden zu rechter Zeit ange-
stellet werden, und sind mit den Benach-
barten gute Vergleiche zu treffen, damit
den schädlichen Thieren an vielen Orten
zugleich nachgestellet, und sie desto eher
überwältiget werden mögen. Das Wild-
präth, so zu der Fürstlichen Hof-Küche zu
liefern befohlen wird, muß nicht in der
Wildfuhre in den geheegten Orten weg-
genommen werden, sondern an den Gren-
tzen, da es leichtlich in eine andere Wild-
fuhre passiren kan. Soll aber in Er-
mangelung dessen, dennoch etwas Wild-
präth geschafft werden, so kan man als-
denn wohl anderwerts vom Wilde et-
was pürschen, iedoch also, damit nicht
der Wildbahne Schaden zugezogen
werde.

§. 10.

Hiernächst hat ein Jäger wohl
zu observiren, ob der Ort, wo er pür-
schen will, von der Art sey, daß die Thiere
zwey Kälber tragen. Befindet sich die-
ses so, muß er sich hüten, daß er nicht da-
selbst ein altes Thier schiesse, auch nicht ein-
mahl ein geltes, weil sich offtmahls ein
Jäger hierinnen betrieget, und ein tragen-
des vor ein geltes ansiehet. Es gereicht
also zur Aufnahme der Wildbahne, wenn
er nichts anders, als Schmahl-Thiere
und junge Hirsche schießt. Er muß die-
ses auch darum thun, weil ein junger
Hirsch im Winter die Kälte nicht sonder-
lich vertragen kan, sondern viel eher cre-
pi
ret, als das alte Wildpräth. Es ge-
schicht auch offtmahls, daß der Jäger be-
fehliget wird, des Winters etliche Stück
Wildpräth zu liefern. Wenn er nun ein
gantzes Rudel antrifft, meynet mancher
unter sie zu schiessen, und dadurch etliche
zusammen zu bekommen, und so ja einige
nicht fallen solten, denckt er doch, sie wür-
den ihm nicht entgehen, indem er auf dem
Schnee die Haare und den Schweiß gar
zu wohl bemercken kan; es ist aber nicht
rathsam, massen manches dadurch zu
Holtz geschossen wird. Besser thut er,
wenn er nur eines allein fasset, und, da-
mit er doch die Anzahl des verlangten
Wildpräths schaffen möge, andere von
[Spaltenumbruch] seinen Leuten oder benachbarten Jägern
zu Hülffe nimmt, und solche an unter-
schiedliche Oerter ausgehen läßt.

§. 11.

Hauptsächlich muß er darauf
sehen, daß im Sommer die Saltze zu recht
gemacht werden, und zwar deren nicht
wenig, sondern an unterschiedlichen Or-
ten. Wie solches gemacht werde, habe
im vorhergehenden angeführet. Er muß
solche fleißig visitiren. Wenn er befindet,
daß etwan ein Schelmstück dran geschehen,
und das Wild solche nicht angehet, muß er
von andern Orten Erde herbey schaffen,
und die Saltze von neuen hoch und dichte
überschütten, damit der Gestanck durch die
Erde hinwegkomme. Einige pflegen un-
gebohrne Wildpräths-Kälber zu Pul-
ver zu brennen, und unter die Saltze zu
thun, und glauben, daß das Wildpräth
desto lieber darnach gehe. An den Heu-
Schoppen, die man des Winters hat, um
das Wild zu füttern, muß man einige
Bäume dabey umschlagen lassen, daß das
Wild von dem dürren Reisig, Schaalen,
und Laube gleich sein Geässe habe; dieses
thut besser, als das Heu alleine.

§. 12.

Die Wald-Wiesen sind in al-
ler Stille abzuhauen; Denn wenn die
Unterthanen bey dem Abmähen grossen
Lermen machen, so pflegt das Wildpräth
gerne wegzuweichen. Mercken nun sol-
ches die Benachbarten, so lassen sie mit
Abmähung ihrer Wald-Wiesen so lan-
ge innen halten, biß etwan diese hie fer-
tig sind. Dadurch denn das Wild, weil
es dort stille ist, desto lieber zu ihnen her-
über gehet. Weil es bißweilen geschicht,
daß eine Wildbahne in Krieges-Zeiten
oder durch das Wildpräth-Sterben gantz
ruiniret wird; Also pflegt man von an-
dern Orten Thiere in Kasten bringen zu
lassen, sie an einen solchen Ort, wo Berg
und Thal, Wasser und Geässe zu finden,
hinzubringen, und sie mit Tüchern zu
umstellen, biß sie selbigen Ortes gewohnt
sind, und daselbst verbleiben. Es pflegen
offtmahls die Aecker und Wiesen vor dem
Holtze so gefährlich umzäunet zu werden,
daß sich das Wild in denen darinnen be-
findlichen spitzigen Zaun-Pfählen spies-
set. Will nun ja eine Herrschafft solche
Umzäunung ihren Unterthanen gestat-
ten, so muß dennoch ein Jäger dahin se-
hen, daß solcher Zaun nicht gar zu hoch,
sondern gantz gleich, und obenher eben ge-
macht werde, denn das leichtfertige Bau-
ern-Volck thut solches offters mit Fleiß,
und zu dem Ende, damit viel Wild-

präth
L l (Anderer Haupt-Theil.)

Von Ruinirung einer Wildbahn/ und derſelben Aufnehmen.
[Spaltenumbruch] Schoppen mit dieſem Teufels-Dreck be-
ſchmieren, welches alles Wildpraͤth aus
gedachter Grentze hinuͤber auf die ihrigen
treibet.

§. 9.

Eine Wildbahne wird hinge-
gen ſonderlich in Aufnehmen gebracht,
wenn ein Jaͤger zufoͤrderſt auf die Ab-
ſchaffung der Raub-Thiere wohl bedacht
iſt. Zu dem Ende muͤſſen die Wolffs-
und andere Jagden zu rechter Zeit ange-
ſtellet werden, und ſind mit den Benach-
barten gute Vergleiche zu treffen, damit
den ſchaͤdlichen Thieren an vielen Orten
zugleich nachgeſtellet, und ſie deſto eher
uͤberwaͤltiget werden moͤgen. Das Wild-
praͤth, ſo zu der Fuͤrſtlichen Hof-Kuͤche zu
liefern befohlen wird, muß nicht in der
Wildfuhre in den geheegten Orten weg-
genommen werden, ſondern an den Gren-
tzen, da es leichtlich in eine andere Wild-
fuhre paſſiren kan. Soll aber in Er-
mangelung deſſen, dennoch etwas Wild-
praͤth geſchafft werden, ſo kan man als-
denn wohl anderwerts vom Wilde et-
was puͤrſchen, iedoch alſo, damit nicht
der Wildbahne Schaden zugezogen
werde.

§. 10.

Hiernaͤchſt hat ein Jaͤger wohl
zu obſerviren, ob der Ort, wo er puͤr-
ſchen will, von der Art ſey, daß die Thiere
zwey Kaͤlber tragen. Befindet ſich die-
ſes ſo, muß er ſich huͤten, daß er nicht da-
ſelbſt ein altes Thier ſchieſſe, auch nicht ein-
mahl ein geltes, weil ſich offtmahls ein
Jaͤger hierinnen betrieget, und ein tragen-
des vor ein geltes anſiehet. Es gereicht
alſo zur Aufnahme der Wildbahne, wenn
er nichts anders, als Schmahl-Thiere
und junge Hirſche ſchießt. Er muß die-
ſes auch darum thun, weil ein junger
Hirſch im Winter die Kaͤlte nicht ſonder-
lich vertragen kan, ſondern viel eher cre-
pi
ret, als das alte Wildpraͤth. Es ge-
ſchicht auch offtmahls, daß der Jaͤger be-
fehliget wird, des Winters etliche Stuͤck
Wildpraͤth zu liefern. Wenn er nun ein
gantzes Rudel antrifft, meynet mancher
unter ſie zu ſchieſſen, und dadurch etliche
zuſammen zu bekommen, und ſo ja einige
nicht fallen ſolten, denckt er doch, ſie wuͤr-
den ihm nicht entgehen, indem er auf dem
Schnee die Haare und den Schweiß gar
zu wohl bemercken kan; es iſt aber nicht
rathſam, maſſen manches dadurch zu
Holtz geſchoſſen wird. Beſſer thut er,
wenn er nur eines allein faſſet, und, da-
mit er doch die Anzahl des verlangten
Wildpraͤths ſchaffen moͤge, andere von
[Spaltenumbruch] ſeinen Leuten oder benachbarten Jaͤgern
zu Huͤlffe nimmt, und ſolche an unter-
ſchiedliche Oerter ausgehen laͤßt.

§. 11.

Hauptſaͤchlich muß er darauf
ſehen, daß im Sommer die Saltze zu recht
gemacht werden, und zwar deren nicht
wenig, ſondern an unterſchiedlichen Or-
ten. Wie ſolches gemacht werde, habe
im vorhergehenden angefuͤhret. Er muß
ſolche fleißig viſitiren. Wenn er befindet,
daß etwan ein Schelmſtuͤck dran geſchehen,
und das Wild ſolche nicht angehet, muß er
von andern Orten Erde herbey ſchaffen,
und die Saltze von neuen hoch und dichte
uͤberſchuͤtten, damit der Geſtanck durch die
Erde hinwegkomme. Einige pflegen un-
gebohrne Wildpraͤths-Kaͤlber zu Pul-
ver zu brennen, und unter die Saltze zu
thun, und glauben, daß das Wildpraͤth
deſto lieber darnach gehe. An den Heu-
Schoppen, die man des Winters hat, um
das Wild zu fuͤttern, muß man einige
Baͤume dabey umſchlagen laſſen, daß das
Wild von dem duͤrren Reiſig, Schaalen,
und Laube gleich ſein Geaͤſſe habe; dieſes
thut beſſer, als das Heu alleine.

§. 12.

Die Wald-Wieſen ſind in al-
ler Stille abzuhauen; Denn wenn die
Unterthanen bey dem Abmaͤhen groſſen
Lermen machen, ſo pflegt das Wildpraͤth
gerne wegzuweichen. Mercken nun ſol-
ches die Benachbarten, ſo laſſen ſie mit
Abmaͤhung ihrer Wald-Wieſen ſo lan-
ge innen halten, biß etwan dieſe hie fer-
tig ſind. Dadurch denn das Wild, weil
es dort ſtille iſt, deſto lieber zu ihnen her-
uͤber gehet. Weil es bißweilen geſchicht,
daß eine Wildbahne in Krieges-Zeiten
oder durch das Wildpraͤth-Sterben gantz
ruiniret wird; Alſo pflegt man von an-
dern Orten Thiere in Kaſten bringen zu
laſſen, ſie an einen ſolchen Ort, wo Berg
und Thal, Waſſer und Geaͤſſe zu finden,
hinzubringen, und ſie mit Tuͤchern zu
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ſind, und daſelbſt verbleiben. Es pflegen
offtmahls die Aecker und Wieſen vor dem
Holtze ſo gefaͤhrlich umzaͤunet zu werden,
daß ſich das Wild in denen darinnen be-
findlichen ſpitzigen Zaun-Pfaͤhlen ſpieſ-
ſet. Will nun ja eine Herrſchafft ſolche
Umzaͤunung ihren Unterthanen geſtat-
ten, ſo muß dennoch ein Jaͤger dahin ſe-
hen, daß ſolcher Zaun nicht gar zu hoch,
ſondern gantz gleich, und obenher eben ge-
macht werde, denn das leichtfertige Bau-
ern-Volck thut ſolches offters mit Fleiß,
und zu dem Ende, damit viel Wild-

praͤth
L l (Anderer Haupt-Theil.)
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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/405>, abgerufen am 23.11.2024.