Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 41. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Der dürre trockne AprilJst nicht der Bauren Will, Sondern des Aprillen Regen Jst ihnen gar gelegen. Jngleichen, Es war kein April nie so gut, Es schneyt den Hirten auf den Hut. Wenn die Graßmücke singt, ehe noch Gesundheits-Regel. Weil alles ietzt wächst mit Gewalt,Braucht Artzeney, so werd ihr alt, Schleim, böse Feuchte man ausführ Durch Schweiß-Bad, auch das Haupt purgir, Das Kräuter-Bad ist auch sehr gut, Vom Haupt und Leber lasse Blut, Salat, Gewürtze, Speiß und Wein, Salbey und Fenchel stärcken fein, Betonien und Würtze-Safft Dem Haupt und Magen geben Krafft. Weil nun die Nachtigall singt wohl, Jn Garten man spatzieren soll. Hauswirthschaffts-Regeln. Wenn die Bäume blühen, soll die Wann die Erd-Flöhe die Pflantzen Wenn die Wermuth blühet, soll man Vom MAJO. Bey diesem Monat heißt es recht: Jäger-Vers. Zu End des May blühen die Eichen,Vom edlen Hirsch merck ja die Zeichen, Den Leit-Hund brauch zu dieser Frist, Denn sonst du gar kein Jäger bist. Den 1. May ist Philippi und Jacobi' Von dem Walpurgis-Tag haben Sanct Urbani-Tag. Man findet fast im gantzen Jahr kei- werde.
Des Dritten Theils 41. Capitel/ [Spaltenumbruch]
Der duͤrre trockne AprilJſt nicht der Bauren Will, Sondern des Aprillen Regen Jſt ihnen gar gelegen. Jngleichen, Es war kein April nie ſo gut, Es ſchneyt den Hirten auf den Hut. Wenn die Graßmuͤcke ſingt, ehe noch Geſundheits-Regel. Weil alles ietzt waͤchſt mit Gewalt,Braucht Artzeney, ſo werd ihr alt, Schleim, boͤſe Feuchte man ausfuͤhr Durch Schweiß-Bad, auch das Haupt purgir, Das Kraͤuter-Bad iſt auch ſehr gut, Vom Haupt und Leber laſſe Blut, Salat, Gewuͤrtze, Speiß und Wein, Salbey und Fenchel ſtaͤrcken fein, Betonien und Wuͤrtze-Safft Dem Haupt und Magen geben Krafft. Weil nun die Nachtigall ſingt wohl, Jn Garten man ſpatzieren ſoll. Hauswirthſchaffts-Regeln. Wenn die Baͤume bluͤhen, ſoll die Wann die Erd-Floͤhe die Pflantzen Wenn die Wermuth bluͤhet, ſoll man Vom MAJO. Bey dieſem Monat heißt es recht: Jaͤger-Vers. Zu End des May bluͤhen die Eichen,Vom edlen Hirſch merck ja die Zeichen, Den Leit-Hund brauch zu dieſer Friſt, Denn ſonſt du gar kein Jaͤger biſt. Den 1. May iſt Philippi und Jacobi’ Von dem Walpurgis-Tag haben Sanct Urbani-Tag. Man findet faſt im gantzen Jahr kei- werde.
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Des Dritten Theils 41. Capitel/
Der duͤrre trockne April
Jſt nicht der Bauren Will,
Sondern des Aprillen Regen
Jſt ihnen gar gelegen.
Jngleichen,
Es war kein April nie ſo gut,
Es ſchneyt den Hirten auf den Hut.
Wenn die Graßmuͤcke ſingt, ehe noch
der Wein herfuͤrſproßt, ſo folgt gemei-
niglich ein gut Jahr, und iſt reicher Wein-
wachs zu hoffen.
Geſundheits-Regel.
Weil alles ietzt waͤchſt mit Gewalt,
Braucht Artzeney, ſo werd ihr alt,
Schleim, boͤſe Feuchte man ausfuͤhr
Durch Schweiß-Bad, auch das Haupt
purgir,
Das Kraͤuter-Bad iſt auch ſehr gut,
Vom Haupt und Leber laſſe Blut,
Salat, Gewuͤrtze, Speiß und Wein,
Salbey und Fenchel ſtaͤrcken fein,
Betonien und Wuͤrtze-Safft
Dem Haupt und Magen geben Krafft.
Weil nun die Nachtigall ſingt wohl,
Jn Garten man ſpatzieren ſoll.
Hauswirthſchaffts-Regeln.
Wenn die Baͤume bluͤhen, ſoll die
Leinwand am beſten und weiſſeſten blei-
chen, derowegen ſoll man ſich mit dem
Wircken darnach richten, daß man das
beſte Bleich-Wetter nicht verſaͤume. Auf
Georgii ſoll man die Kuͤhe des Tages drey-
mahl anfangen zu melcken, und waͤhret
biß auf Crucis.
Wann die Erd-Floͤhe die Pflantzen
abfreſſen, ſo ſtreue nur Aſche, Gerber-
Lohe, oder geſiebte Kohlen drauf, ſo ſol-
len ſie davon vertrieben werden.
Wenn die Wermuth bluͤhet, ſoll man
ſie den Pferden mit Hundstrab im Fut-
ter geben, das purgiret ſie. Etliche ge-
ben ihnen zur Sommers-Zeit Weg-
wart-Kraut und Wurtzeln gruͤn zu eſ-
ſen, es ſoll den Pferden gut ſeyn, und ſie
nicht leicht verſchlagen.
Vom MAJO.
Bey dieſem Monat heißt es recht:
Omnia nunc rident, nunc formoſisſimus
annus. Jetzund iſt die ſchoͤnſte Zeit im
gantzen Jahre, und die Lieblichkeit der
Gaͤrten und Felder hat ihre oberſte Spi-
tze erreichet. Die Wald-Muſic ſtimmet
ihre lieblichſten Concerte an. Die Baͤu-
me ſind voll Bluͤthen, das Getraͤide ſte-
het im Schoſſen, und Menſchen und Thie-
re erfreuen und verneuen ſich. War-
um man dieſen Monat alſo benennet, kan
man nicht eigentlich ſagen. Carolus Ma-
gnus hat ihn den Wonnen-Monat genen-
net, dazu ihm die liebliche und froͤliche
Mayen-Zeit Anlaß gegeben.
Jaͤger-Vers.
Zu End des May bluͤhen die Eichen,
Vom edlen Hirſch merck ja die Zeichen,
Den Leit-Hund brauch zu dieſer Friſt,
Denn ſonſt du gar kein Jaͤger biſt.
Den 1. May iſt Philippi und Jacobi’
oder Walpurgis. Philippus war buͤrtig
aus der Stadt Bethſaida, in Galilaͤa, wird
von CHriſto zum Apoſtel beruffen, Joh.
1, 43. 44. Jſt nach CHriſti Himmelfahrt
in Scythien gereiſt, und hat viel vom ſel-
bigen Volck zu CHriſto bekehret. Wei-
ter iſt er auch in Phrygien gezogen, und
hat in der Stadt Hierapoli gelehret, all-
wo er von den Abgoͤttiſchen gecreutziget,
und am Creutz mit Steinen zu Tode ge-
worffen worden. Walpurgis war eine
Aebtißin des Cloſters Eyſtaͤtt in Baͤyern,
Benedictiner-Ordens.
Von dem Walpurgis-Tag haben
viel Leute vor dieſen geglaubet, daß die
Zauberer, Unholden, und das Hexen-Ge-
ſchmeiß Teufeleyen vorhaben, damit ſie
die Leute vielfaͤltig zu beleidigen gedaͤch-
ten. Einige haben dawider wilden Knob-
lauch, Till, Mehl und Honig gebraucht,
dieſe Stuͤcke klein gemacht, in den Honig
geruͤhret, und dem Vieh freſſen laſſen,
und ſich alsdenn groſſen Nutzen davon
verſprochen. Vor Servatii Tag, ſagen
die Alten, ſoll man ſich keines gewiſſen
Sommers verſehen. Nach Servatii be-
fuͤrchtet man ſich keines Froſtes mehr, der
dem Wein ſchaden moͤgte.
Sanct Urbani-Tag.
Man findet faſt im gantzen Jahr kei-
nen Tag, an dem die Alten des Weines
halber ſo geſehen, als eben dieſen, denn ſie
ihn vor den rechten Wein-Heiligen ge-
halten, deswegen auch ſein Bildniß an et-
lichen Orten herum getragen wird; Wenn
ſich das Wetter ſchoͤn und luſtig erzeiget,
ſind ſie mit groſſem Frolocken in das
Wirths-Haus gezogen, und haben ſich
allda mit dem Trunck ſehr erfreuet, weil
ſie es fuͤr ein gutes Wein-Zeichen gehal-
ten, daß es ein reiches Wein-Jahr geben
werde.
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