Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 36. Cap. von allerhand Wasser-Vögeln. [Spaltenumbruch]
ist sonst eine gute Speise vor die Nachti-gallen, die man in den Kefichen aufbehält. Einige geben ihnen niemahls den Mohn gantz, sondern reiben ihn auf einem Stein, oder sie stossen ihn in einem steinernen Mörsel, und giessen ein wenig Wasser daran, daß es wie eine Milch wird. Etliche giessen gar ein wenig Milch dar- unter. Das 36. Capitel/ Von allerhand Wasser- Vögeln. Von Schwahnen. §. 1. Es hat der Schwahn einen rothen, Von Reyhern. §. 2. Es sind die Reyher gar unter- Vmo Storch. §. 3. Die Störche sind iederman be- dürre, C c 3
Des Dritten Theils 36. Cap. von allerhand Waſſer-Voͤgeln. [Spaltenumbruch]
iſt ſonſt eine gute Speiſe vor die Nachti-gallen, die man in den Kefichen aufbehaͤlt. Einige geben ihnen niemahls den Mohn gantz, ſondern reiben ihn auf einem Stein, oder ſie ſtoſſen ihn in einem ſteinernen Moͤrſel, und gieſſen ein wenig Waſſer daran, daß es wie eine Milch wird. Etliche gieſſen gar ein wenig Milch dar- unter. Das 36. Capitel/ Von allerhand Waſſer- Voͤgeln. Von Schwahnen. §. 1. Es hat der Schwahn einen rothen, Von Reyhern. §. 2. Es ſind die Reyher gar unter- Vmo Storch. §. 3. Die Stoͤrche ſind iederman be- duͤrre, C c 3
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Des Dritten Theils 36. Cap. von allerhand Waſſer-Voͤgeln.
iſt ſonſt eine gute Speiſe vor die Nachti-
gallen, die man in den Kefichen aufbehaͤlt.
Einige geben ihnen niemahls den Mohn
gantz, ſondern reiben ihn auf einem Stein,
oder ſie ſtoſſen ihn in einem ſteinernen
Moͤrſel, und gieſſen ein wenig Waſſer
daran, daß es wie eine Milch wird.
Etliche gieſſen gar ein wenig Milch dar-
unter.
Das 36. Capitel/
Von allerhand Waſſer-
Voͤgeln.
Von Schwahnen.
§. 1.
Es hat der Schwahn einen rothen,
im erſten Jahre aber gelblichten
Schnabel, und oben auf demſelben unter
den Augen einen ſchwartzen Huͤgel oder
Knoten, als eine welſche Nuß, welches
ihn ſonderlich zieret, und die Fuͤſſe ſind
ihm gantz ſchwartz, ſonſt aber nebſt dem
Schnabel, wie eine Ganß formirt. Die
jungen Schwaͤhne ſind nicht gleich von
Anfange weiß, ſondern ſie haben graue
wollichte Federlein, als die jungen Gaͤnſe,
wenn ſie ſich aber verkielen, ſo werden ſie
braun von Federn, biß ſie ſich nach und
nach vermauſen, alsdenn bekommen ſie
gantz weiſſe.
Von Reyhern.
§. 2. Es ſind die Reyher gar unter-
ſchiedlich, erſtlich ſind die groſſen, welche
licht-grau auf dem Ruͤcken, am Leibe a-
ber weiß ſind, mit ſchwartzen Flincker-
lein geſprengt; ſie haben einen ungemei-
nen groſſen langen geſchaͤrfften rothen
Schnabel, und gelbe Fuͤſſe. Dieſe ſind
noch halb ſo groß, als andere, auch haben
ſie einen ungemeinen weiten Kropf, in
welchen man ein gut Maaß fuͤllen kan.
Weiter findet man kleinere, welche gantz
dunckel-grau auf dem Ruͤcken, am Kopffe
aber ſchwartz ſind, auch einen ſchwartzen
Schnabel, und blaue kurtze Fuͤſſe haben.
Dieſe beyden Arten haben auf den Koͤpf-
fen ihre ſchoͤnen Federn, gemeiniglich 2.
oder 3. welche ihnen, zumahl im Fliegen,
hinterwaͤrts auf dem Kopffe aufliegen; ſie
horſten auch beyde nicht hier. Die drit-
te Art ſind die bekandten grauen, und
hier zu Lande horſtenden Reyher, davon
ich in dem erſten Theil bereits gehandelt.
Obwohl die Reyher ihre Nahrung in
Waſſern ſuchen, ſo ſchwimmen ſie doch
nicht, wie andere Waſſer-Voͤgel, ſondern
niſten auf hohen Baͤumen im Walde.
Herbſt-Zeit halten ſie ſich gerne bey ein-
ander, daß ſie ihre Jungen vor den Raub-
Voͤgeln vertheidigen koͤnnen.
Vmo Storch.
§. 3. Die Stoͤrche ſind iederman be-
kandte Voͤgel, die um Gregorii ankom-
men, und gegen den Herbſt wieder weg
ziehen. Sie niſten ſehr gerne auf den
Haͤuſern, und tragen ſie ſich ihre Neſter
von duͤrren Reißig zuſammen. Man hat
obſervirt, daß ſie, wenn gut Wetter wer-
den ſoll, duͤrr Reiß in ihren Schnaͤbeln in
das Neſt tragen, hingegen, wenn es reg-
nen ſoll, tragen ſie Mooß ein. Jhre
Speiſe iſt Fiſche, Froͤſche, Kroͤten, und an-
der dergleichen Ungeziefer, und wiſſen ſie
die Wieſen gar wohl davon zu reinigen.
Bißweilen kommen fremde Stoͤrche, die
ſie depoſſediren wollen, und da giebt es
denn ein ſolchen ſcharffen Kampff, daß die
Federn um ſie herum ſtieben. Man kan
die jungen Stoͤrche aufziehen und gewoͤh-
nen, daß ſie fruͤh Morgens ausgehen, und
des Abends wieder nach Hauſe kommen.
So bald ein Ungewitter kommen ſoll,
kommen ſie mit einer barmhertzigen Mi-
ne nach Hauſe, und retiriren ſich in dasje-
nige Behaͤltniß, welches vor ſie gewidmet
iſt. Man muß ihnen nicht viel zu Leyde
thun, ſonſt ſind ſie haͤmiſch, und hacken
mit ihren langen Schnaͤbeln einem gerne
nach dem Geſicht und nach den Augen. Die
Bruth der Stoͤrche waͤhret drey Wochen,
und bringen ſie meiſtentheils 3. biß 4. Jun-
ge aus. Es giebt auch eine Art ſchwartze
Stoͤrche, die ihre Horſten nicht ſo gerne an
oder auf die Haͤuſer zu machen ſich ge-
trauen, ſondern lieber in den Waͤldern
ſind. Sie ſind gantz ſchwartz, und haben
einen roͤthlichen Schnabel, und derglei-
chen Fuͤſſe. Man giebt von den Stoͤr-
chen vor, daß ihre Jahre die Jahre des
menſchlichen Lebens weit uͤberſteigen;
Man kan dieſes leicht experimentiren,
wenn man ſich die Muͤhe giebt, etliche alte
Stoͤrche auf dem Neſt zu zeichnen. Es iſt
biß dieſe Stunde noch nicht recht ausge-
macht, wo die Stoͤrche ſich im Winter
aufhalten, maſſen man in keiner Reiſe-
Beſchreibung noch etwas tuͤchtiges und
wahres hiervon angemercket. Zum Spei-
ſen taugen die Stoͤrche nicht, denn ſie ſind
duͤrre,
C c 3
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