Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Dritten Theils 35. Capitel/ von mancherley Feder-Wildpräth.
[Spaltenumbruch] denn ob er gleich zahm wird, läßt er sich
doch ab- und zuzufliegen nicht gewöhnen,
übertreffen aber an der Geschicklichkeit,
Lieder pfeiffen zu lernen, viel andere Vö-
gel; was sie einmahl können, behalten sie
ihr Lebtage, und wenn sie auch unter
hundert andern Vögeln sässen. Die
Amseln werden mit Habichten und Sper-
bern gebeitzet, mit Netzen, Dohnen,
Sprenckeln, Hütten, Kloben und Leim-
Ruthen gefangen. Es werden die Am-
seln ebenfalls wie die Drosseln, oder
Krammets-Vögel, und andere derglei-
chen gespeiset, in der Küchen zugerichtet,
und auf dem Rost gebraten.

§. 37.

Der Amseln giebt es unter-
schiedene Arten, als die Schwartz-Amsel,
die Stein-Amsel, und Meer-Amsel. Von
der Schwartz-Amsel hab ich im vorher-
gehenden gehandelt; Dieses muß ich noch
hierbey mit anfügen, daß dieser Vogel
an den Höltzern Abends-Zeit eine beson-
dere Art hat, indem derselbe, wenn er et-
was von Wildpräth, als Hasen, Füch-
sen, oder auch hoch Wildpräth mercket,
ohn Aufhören pflegt zu schnippen und zu
ruffen, daher sich der Weydemann offt-
mahls hiernach richtet, und wahrnimmt.
Die Stein-Amsel ist an Farbe Aschen-
farbigt, am Kopff biß auf den Rumpff,
der Bauch aber Ziegel-roth, mit unver-
merckten weissen Federlein eingesprengt,
und einem rothen Schwantz. Er gleichet
gantz und gar einem Rothschwantz-Hahn.
Seine Nahrung ist Gewürmer und
Wein-Beeren; er brütet wie die Stein-
Klatsche, und ziehet Herst-Zeit wie die
andern Vögel mit weg, wiewohl unver-
merckt, weil er ohnedem hier zu Lande
wenig gemerckt wird. Die Meer-Am-
sel heckt hier zu Lande gar nicht, zieht
aber Herbst- und Frühlings-Zeit, wie an-
dere Vögel hier vorbey. Es ist ein
schwartzgrauer Vogel, etwas wenig weiß
eingesprengt, und etwas grösser als die
schwartze Amsel, hat eine weisse Kehle, fast
wie die Wasser-Amsel; Sie ziehen auf
starcken Flug, sind ein sehr dummer Vo-
gel, bey dem Herde, massen die Vogel-
Steller wahrnehmen, daß, wenn bey dem
Rücken etwan einer unversehens un-
ter dem Garne wieder hervor, und da-
von kommt, derselbe sich auf die Tritt-
Reiser setzen soll, biß der Vogel-Steller
seinen Herd wiederum zum Rücken fer-
tig gemacht; alsdenn dieser Vogel wieder-
um einfallen, und sich zum andernmahl
rücken lassen soll. Sie sind sonsten von
[Spaltenumbruch] ungemeiner Fettigkeit, darinnen sie fast
allen andern Mittel-Vogeln vorgehen.
S. Notabilia Venat. p. 93.

Von der Pyrole.
§. 38.

Dieser Vogel hat seinen Nah-
men bekommen von dem heilen Thon, den
er auf eine angenehme Art von sich giebt,
da er fast den Klang, Bierhohl, Bier-
hohl, oder Pyrol stets von sich hören
läßt.

Von der Nachtigall.
§. 39.

Man hält davor, daß die
Nachtigallen, so nach Gregorii gefangen
werden, dasselbige Jahr in den Kefichen
nicht singen sollen. Wenn man sie in
den Stuben aufbehält, und sie fangen
zeitlich an zu singen, so glaubt man, daß
es bald Sommer werden werde. Man
kan dasselbe mit kleinen Gärnlein gar
leicht fangen, wenn vorhero ein wenig
Erde aufgegraben wird, so suchet dasselbe
darauf nach Würmen, und wird auf
solche Art berückt. Ein Nachtigall-
Männlein mit einem Canarien-Weiblein
zu gatten gehet an; Man bekommt auch
von ihnen Jungen, selbige aber aufzu-
bringen, gehet wie meistens mit denjeni-
gen Bastarten, die von zweyerley Vögeln,
nemlich von einem, der aus dem Kropff,
und einem, der aus dem Schnabel-Aetzen
erzeuget worden, gar schwer her. Da-
her auch auf solche Gattung nichts zu hal-
ten, sondern es ist allerdings nöthig, daß
man Vögel zusammen thue, die ihre Ae-
tzung auf gleiche Weise verrichten. Wenn
man die Nachtigall in einen Vogel-
bauer thut, denselben mit einem Papier
oder Tuch rings umher vermacht, daß
sie sich nicht stossen kan, dabey aber doch
an einen hellen Ort setzt, daß sie, so viel
als nöthig, siehet, fängt sie zwar gleich
den ersten Tag an, frische Ameisen-Eyer
und Mehl, oder andere Würmer zu fres-
sen, die man ihr in einem gläsernen Schäl-
chen mitten in den Vogelbauer zu setzen
pflegt, damit sie die Würmer fein sehen,
und selbige doch nicht heraus kriechen kön-
nen. So bald man aber anfängt ihr
diese Speise zu entziehen, und ihr gehack-
tes Hertz mit dürren Ameisen-Eyern, o-
der zu was man sie sonst gewöhnen will,
vorsetzet, so fängt sie an betrübt auszu-
sehn, und wenn man den Vortheil, den
die Erfahrung am besten lehren kan,
nicht weiß, so sterben sie gar. Der Mohn

ist

Des Dritten Theils 35. Capitel/ von mancherley Feder-Wildpraͤth.
[Spaltenumbruch] denn ob er gleich zahm wird, laͤßt er ſich
doch ab- und zuzufliegen nicht gewoͤhnen,
uͤbertreffen aber an der Geſchicklichkeit,
Lieder pfeiffen zu lernen, viel andere Voͤ-
gel; was ſie einmahl koͤnnen, behalten ſie
ihr Lebtage, und wenn ſie auch unter
hundert andern Voͤgeln ſaͤſſen. Die
Amſeln werden mit Habichten und Sper-
bern gebeitzet, mit Netzen, Dohnen,
Sprenckeln, Huͤtten, Kloben und Leim-
Ruthen gefangen. Es werden die Am-
ſeln ebenfalls wie die Droſſeln, oder
Krammets-Voͤgel, und andere derglei-
chen geſpeiſet, in der Kuͤchen zugerichtet,
und auf dem Roſt gebraten.

§. 37.

Der Amſeln giebt es unter-
ſchiedene Arten, als die Schwartz-Amſel,
die Stein-Amſel, und Meer-Amſel. Von
der Schwartz-Amſel hab ich im vorher-
gehenden gehandelt; Dieſes muß ich noch
hierbey mit anfuͤgen, daß dieſer Vogel
an den Hoͤltzern Abends-Zeit eine beſon-
dere Art hat, indem derſelbe, wenn er et-
was von Wildpraͤth, als Haſen, Fuͤch-
ſen, oder auch hoch Wildpraͤth mercket,
ohn Aufhoͤren pflegt zu ſchnippen und zu
ruffen, daher ſich der Weydemann offt-
mahls hiernach richtet, und wahrnimmt.
Die Stein-Amſel iſt an Farbe Aſchen-
farbigt, am Kopff biß auf den Rumpff,
der Bauch aber Ziegel-roth, mit unver-
merckten weiſſen Federlein eingeſprengt,
und einem rothen Schwantz. Er gleichet
gantz und gar einem Rothſchwantz-Hahn.
Seine Nahrung iſt Gewuͤrmer und
Wein-Beeren; er bruͤtet wie die Stein-
Klatſche, und ziehet Herſt-Zeit wie die
andern Voͤgel mit weg, wiewohl unver-
merckt, weil er ohnedem hier zu Lande
wenig gemerckt wird. Die Meer-Am-
ſel heckt hier zu Lande gar nicht, zieht
aber Herbſt- und Fruͤhlings-Zeit, wie an-
dere Voͤgel hier vorbey. Es iſt ein
ſchwartzgrauer Vogel, etwas wenig weiß
eingeſprengt, und etwas groͤſſer als die
ſchwartze Amſel, hat eine weiſſe Kehle, faſt
wie die Waſſer-Amſel; Sie ziehen auf
ſtarcken Flug, ſind ein ſehr dummer Vo-
gel, bey dem Herde, maſſen die Vogel-
Steller wahrnehmen, daß, wenn bey dem
Ruͤcken etwan einer unverſehens un-
ter dem Garne wieder hervor, und da-
von kommt, derſelbe ſich auf die Tritt-
Reiſer ſetzen ſoll, biß der Vogel-Steller
ſeinen Herd wiederum zum Ruͤcken fer-
tig gemacht; alsdenn dieſer Vogel wieder-
um einfallen, und ſich zum andernmahl
ruͤcken laſſen ſoll. Sie ſind ſonſten von
[Spaltenumbruch] ungemeiner Fettigkeit, darinnen ſie faſt
allen andern Mittel-Vogeln vorgehen.
S. Notabilia Venat. p. 93.

Von der Pyrole.
§. 38.

Dieſer Vogel hat ſeinen Nah-
men bekommen von dem heilen Thon, den
er auf eine angenehme Art von ſich giebt,
da er faſt den Klang, Bierhohl, Bier-
hohl, oder Pyrol ſtets von ſich hoͤren
laͤßt.

Von der Nachtigall.
§. 39.

Man haͤlt davor, daß die
Nachtigallen, ſo nach Gregorii gefangen
werden, daſſelbige Jahr in den Kefichen
nicht ſingen ſollen. Wenn man ſie in
den Stuben aufbehaͤlt, und ſie fangen
zeitlich an zu ſingen, ſo glaubt man, daß
es bald Sommer werden werde. Man
kan daſſelbe mit kleinen Gaͤrnlein gar
leicht fangen, wenn vorhero ein wenig
Erde aufgegraben wird, ſo ſuchet daſſelbe
darauf nach Wuͤrmen, und wird auf
ſolche Art beruͤckt. Ein Nachtigall-
Maͤnnlein mit einem Canarien-Weiblein
zu gatten gehet an; Man bekom̃t auch
von ihnen Jungen, ſelbige aber aufzu-
bringen, gehet wie meiſtens mit denjeni-
gen Baſtarten, die von zweyerley Voͤgeln,
nemlich von einem, der aus dem Kropff,
und einem, der aus dem Schnabel-Aetzen
erzeuget worden, gar ſchwer her. Da-
her auch auf ſolche Gattung nichts zu hal-
ten, ſondern es iſt allerdings noͤthig, daß
man Voͤgel zuſammen thue, die ihre Ae-
tzung auf gleiche Weiſe verrichten. Wenn
man die Nachtigall in einen Vogel-
bauer thut, denſelben mit einem Papier
oder Tuch rings umher vermacht, daß
ſie ſich nicht ſtoſſen kan, dabey aber doch
an einen hellen Ort ſetzt, daß ſie, ſo viel
als noͤthig, ſiehet, faͤngt ſie zwar gleich
den erſten Tag an, friſche Ameiſen-Eyer
und Mehl, oder andere Wuͤrmer zu freſ-
ſen, die man ihr in einem glaͤſernen Schaͤl-
chen mitten in den Vogelbauer zu ſetzen
pflegt, damit ſie die Wuͤrmer fein ſehen,
und ſelbige doch nicht heraus kriechen koͤn-
nen. So bald man aber anfaͤngt ihr
dieſe Speiſe zu entziehen, und ihr gehack-
tes Hertz mit duͤrren Ameiſen-Eyern, o-
der zu was man ſie ſonſt gewoͤhnen will,
vorſetzet, ſo faͤngt ſie an betruͤbt auszu-
ſehn, und wenn man den Vortheil, den
die Erfahrung am beſten lehren kan,
nicht weiß, ſo ſterben ſie gar. Der Mohn

iſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0330" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Dritten Theils 35. Capitel/ von mancherley Feder-Wildpra&#x0364;th.</hi></fw><lb/><cb/>
denn ob er gleich zahm wird, la&#x0364;ßt er &#x017F;ich<lb/>
doch ab- und zuzufliegen nicht gewo&#x0364;hnen,<lb/>
u&#x0364;bertreffen aber an der Ge&#x017F;chicklichkeit,<lb/>
Lieder pfeiffen zu lernen, viel andere Vo&#x0364;-<lb/>
gel; was &#x017F;ie einmahl ko&#x0364;nnen, behalten &#x017F;ie<lb/>
ihr Lebtage, und wenn &#x017F;ie auch unter<lb/>
hundert andern Vo&#x0364;geln &#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Die<lb/>
Am&#x017F;eln werden mit Habichten und Sper-<lb/>
bern gebeitzet, mit Netzen, Dohnen,<lb/>
Sprenckeln, Hu&#x0364;tten, Kloben und Leim-<lb/>
Ruthen gefangen. Es werden die Am-<lb/>
&#x017F;eln ebenfalls wie die Dro&#x017F;&#x017F;eln, oder<lb/>
Krammets-Vo&#x0364;gel, und andere derglei-<lb/>
chen ge&#x017F;pei&#x017F;et, in der Ku&#x0364;chen zugerichtet,<lb/>
und auf dem Ro&#x017F;t gebraten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 37.</head>
              <p>Der Am&#x017F;eln giebt es unter-<lb/>
&#x017F;chiedene Arten, als die Schwartz-Am&#x017F;el,<lb/>
die Stein-Am&#x017F;el, und Meer-Am&#x017F;el. Von<lb/>
der Schwartz-Am&#x017F;el hab ich im vorher-<lb/>
gehenden gehandelt; Die&#x017F;es muß ich noch<lb/>
hierbey mit anfu&#x0364;gen, daß die&#x017F;er Vogel<lb/>
an den Ho&#x0364;ltzern Abends-Zeit eine be&#x017F;on-<lb/>
dere Art hat, indem der&#x017F;elbe, wenn er et-<lb/>
was von Wildpra&#x0364;th, als Ha&#x017F;en, Fu&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;en, oder auch hoch Wildpra&#x0364;th mercket,<lb/>
ohn Aufho&#x0364;ren pflegt zu &#x017F;chnippen und zu<lb/>
ruffen, daher &#x017F;ich der Weydemann offt-<lb/>
mahls hiernach richtet, und wahrnimmt.<lb/>
Die Stein-Am&#x017F;el i&#x017F;t an Farbe A&#x017F;chen-<lb/>
farbigt, am Kopff biß auf den Rumpff,<lb/>
der Bauch aber Ziegel-roth, mit unver-<lb/>
merckten wei&#x017F;&#x017F;en Federlein einge&#x017F;prengt,<lb/>
und einem rothen Schwantz. Er gleichet<lb/>
gantz und gar einem Roth&#x017F;chwantz-Hahn.<lb/>
Seine Nahrung i&#x017F;t Gewu&#x0364;rmer und<lb/>
Wein-Beeren; er bru&#x0364;tet wie die Stein-<lb/>
Klat&#x017F;che, und ziehet Her&#x017F;t-Zeit wie die<lb/>
andern Vo&#x0364;gel mit weg, wiewohl unver-<lb/>
merckt, weil er ohnedem hier zu Lande<lb/>
wenig gemerckt wird. Die Meer-Am-<lb/>
&#x017F;el heckt hier zu Lande gar nicht, zieht<lb/>
aber Herb&#x017F;t- und Fru&#x0364;hlings-Zeit, wie an-<lb/>
dere Vo&#x0364;gel hier vorbey. Es i&#x017F;t ein<lb/>
&#x017F;chwartzgrauer Vogel, etwas wenig weiß<lb/>
einge&#x017F;prengt, und etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die<lb/>
&#x017F;chwartze Am&#x017F;el, hat eine wei&#x017F;&#x017F;e Kehle, fa&#x017F;t<lb/>
wie die Wa&#x017F;&#x017F;er-Am&#x017F;el; Sie ziehen auf<lb/>
&#x017F;tarcken Flug, &#x017F;ind ein &#x017F;ehr dummer Vo-<lb/>
gel, bey dem Herde, ma&#x017F;&#x017F;en die Vogel-<lb/>
Steller wahrnehmen, daß, wenn bey dem<lb/>
Ru&#x0364;cken etwan einer unver&#x017F;ehens un-<lb/>
ter dem Garne wieder hervor, und da-<lb/>
von kommt, der&#x017F;elbe &#x017F;ich auf die Tritt-<lb/>
Rei&#x017F;er &#x017F;etzen &#x017F;oll, biß der Vogel-Steller<lb/>
&#x017F;einen Herd wiederum zum Ru&#x0364;cken fer-<lb/>
tig gemacht; alsdenn die&#x017F;er Vogel wieder-<lb/>
um einfallen, und &#x017F;ich zum andernmahl<lb/>
ru&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll. Sie &#x017F;ind &#x017F;on&#x017F;ten von<lb/><cb/>
ungemeiner Fettigkeit, darinnen &#x017F;ie fa&#x017F;t<lb/>
allen andern Mittel-Vogeln vorgehen.<lb/>
S. <hi rendition="#aq">Notabilia Venat. p.</hi> 93.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#aq">Pyrole.</hi></hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 38.</head>
              <p>Die&#x017F;er Vogel hat &#x017F;einen Nah-<lb/>
men bekommen von dem heilen Thon, den<lb/>
er auf eine angenehme Art von &#x017F;ich giebt,<lb/>
da er fa&#x017F;t den Klang, Bierhohl, Bier-<lb/>
hohl, oder <hi rendition="#aq">Pyrol</hi> &#x017F;tets von &#x017F;ich ho&#x0364;ren<lb/>
la&#x0364;ßt.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von der Nachtigall.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 39.</head>
              <p>Man ha&#x0364;lt davor, daß die<lb/>
Nachtigallen, &#x017F;o nach <hi rendition="#aq">Gregorii</hi> gefangen<lb/>
werden, da&#x017F;&#x017F;elbige Jahr in den Kefichen<lb/>
nicht &#x017F;ingen &#x017F;ollen. Wenn man &#x017F;ie in<lb/>
den Stuben aufbeha&#x0364;lt, und &#x017F;ie fangen<lb/>
zeitlich an zu &#x017F;ingen, &#x017F;o glaubt man, daß<lb/>
es bald Sommer werden werde. Man<lb/>
kan da&#x017F;&#x017F;elbe mit kleinen Ga&#x0364;rnlein gar<lb/>
leicht fangen, wenn vorhero ein wenig<lb/>
Erde aufgegraben wird, &#x017F;o &#x017F;uchet da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
darauf nach Wu&#x0364;rmen, und wird auf<lb/>
&#x017F;olche Art beru&#x0364;ckt. Ein Nachtigall-<lb/>
Ma&#x0364;nnlein mit einem Canarien-Weiblein<lb/>
zu gatten gehet an; Man bekom&#x0303;t auch<lb/>
von ihnen Jungen, &#x017F;elbige aber aufzu-<lb/>
bringen, gehet wie mei&#x017F;tens mit denjeni-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">Ba&#x017F;tart</hi>en, die von zweyerley Vo&#x0364;geln,<lb/>
nemlich von einem, der aus dem Kropff,<lb/>
und einem, der aus dem Schnabel-Aetzen<lb/>
erzeuget worden, gar &#x017F;chwer her. Da-<lb/>
her auch auf &#x017F;olche Gattung nichts zu hal-<lb/>
ten, &#x017F;ondern es i&#x017F;t allerdings no&#x0364;thig, daß<lb/>
man Vo&#x0364;gel zu&#x017F;ammen thue, die ihre Ae-<lb/>
tzung auf gleiche Wei&#x017F;e verrichten. Wenn<lb/>
man die Nachtigall in einen Vogel-<lb/>
bauer thut, den&#x017F;elben mit einem Papier<lb/>
oder Tuch rings umher vermacht, daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en kan, dabey aber doch<lb/>
an einen hellen Ort &#x017F;etzt, daß &#x017F;ie, &#x017F;o viel<lb/>
als no&#x0364;thig, &#x017F;iehet, fa&#x0364;ngt &#x017F;ie zwar gleich<lb/>
den er&#x017F;ten Tag an, fri&#x017F;che Amei&#x017F;en-Eyer<lb/>
und Mehl, oder andere Wu&#x0364;rmer zu fre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, die man ihr in einem gla&#x0364;&#x017F;ernen Scha&#x0364;l-<lb/>
chen mitten in den Vogelbauer zu &#x017F;etzen<lb/>
pflegt, damit &#x017F;ie die Wu&#x0364;rmer fein &#x017F;ehen,<lb/>
und &#x017F;elbige doch nicht heraus kriechen ko&#x0364;n-<lb/>
nen. So bald man aber anfa&#x0364;ngt ihr<lb/>
die&#x017F;e Spei&#x017F;e zu entziehen, und ihr gehack-<lb/>
tes Hertz mit du&#x0364;rren Amei&#x017F;en-Eyern, o-<lb/>
der zu was man &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t gewo&#x0364;hnen will,<lb/>
vor&#x017F;etzet, &#x017F;o fa&#x0364;ngt &#x017F;ie an betru&#x0364;bt auszu-<lb/>
&#x017F;ehn, und wenn man den Vortheil, den<lb/>
die Erfahrung am be&#x017F;ten lehren kan,<lb/>
nicht weiß, &#x017F;o &#x017F;terben &#x017F;ie gar. Der Mohn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0330] Des Dritten Theils 35. Capitel/ von mancherley Feder-Wildpraͤth. denn ob er gleich zahm wird, laͤßt er ſich doch ab- und zuzufliegen nicht gewoͤhnen, uͤbertreffen aber an der Geſchicklichkeit, Lieder pfeiffen zu lernen, viel andere Voͤ- gel; was ſie einmahl koͤnnen, behalten ſie ihr Lebtage, und wenn ſie auch unter hundert andern Voͤgeln ſaͤſſen. Die Amſeln werden mit Habichten und Sper- bern gebeitzet, mit Netzen, Dohnen, Sprenckeln, Huͤtten, Kloben und Leim- Ruthen gefangen. Es werden die Am- ſeln ebenfalls wie die Droſſeln, oder Krammets-Voͤgel, und andere derglei- chen geſpeiſet, in der Kuͤchen zugerichtet, und auf dem Roſt gebraten. §. 37. Der Amſeln giebt es unter- ſchiedene Arten, als die Schwartz-Amſel, die Stein-Amſel, und Meer-Amſel. Von der Schwartz-Amſel hab ich im vorher- gehenden gehandelt; Dieſes muß ich noch hierbey mit anfuͤgen, daß dieſer Vogel an den Hoͤltzern Abends-Zeit eine beſon- dere Art hat, indem derſelbe, wenn er et- was von Wildpraͤth, als Haſen, Fuͤch- ſen, oder auch hoch Wildpraͤth mercket, ohn Aufhoͤren pflegt zu ſchnippen und zu ruffen, daher ſich der Weydemann offt- mahls hiernach richtet, und wahrnimmt. Die Stein-Amſel iſt an Farbe Aſchen- farbigt, am Kopff biß auf den Rumpff, der Bauch aber Ziegel-roth, mit unver- merckten weiſſen Federlein eingeſprengt, und einem rothen Schwantz. Er gleichet gantz und gar einem Rothſchwantz-Hahn. Seine Nahrung iſt Gewuͤrmer und Wein-Beeren; er bruͤtet wie die Stein- Klatſche, und ziehet Herſt-Zeit wie die andern Voͤgel mit weg, wiewohl unver- merckt, weil er ohnedem hier zu Lande wenig gemerckt wird. Die Meer-Am- ſel heckt hier zu Lande gar nicht, zieht aber Herbſt- und Fruͤhlings-Zeit, wie an- dere Voͤgel hier vorbey. Es iſt ein ſchwartzgrauer Vogel, etwas wenig weiß eingeſprengt, und etwas groͤſſer als die ſchwartze Amſel, hat eine weiſſe Kehle, faſt wie die Waſſer-Amſel; Sie ziehen auf ſtarcken Flug, ſind ein ſehr dummer Vo- gel, bey dem Herde, maſſen die Vogel- Steller wahrnehmen, daß, wenn bey dem Ruͤcken etwan einer unverſehens un- ter dem Garne wieder hervor, und da- von kommt, derſelbe ſich auf die Tritt- Reiſer ſetzen ſoll, biß der Vogel-Steller ſeinen Herd wiederum zum Ruͤcken fer- tig gemacht; alsdenn dieſer Vogel wieder- um einfallen, und ſich zum andernmahl ruͤcken laſſen ſoll. Sie ſind ſonſten von ungemeiner Fettigkeit, darinnen ſie faſt allen andern Mittel-Vogeln vorgehen. S. Notabilia Venat. p. 93. Von der Pyrole. §. 38. Dieſer Vogel hat ſeinen Nah- men bekommen von dem heilen Thon, den er auf eine angenehme Art von ſich giebt, da er faſt den Klang, Bierhohl, Bier- hohl, oder Pyrol ſtets von ſich hoͤren laͤßt. Von der Nachtigall. §. 39. Man haͤlt davor, daß die Nachtigallen, ſo nach Gregorii gefangen werden, daſſelbige Jahr in den Kefichen nicht ſingen ſollen. Wenn man ſie in den Stuben aufbehaͤlt, und ſie fangen zeitlich an zu ſingen, ſo glaubt man, daß es bald Sommer werden werde. Man kan daſſelbe mit kleinen Gaͤrnlein gar leicht fangen, wenn vorhero ein wenig Erde aufgegraben wird, ſo ſuchet daſſelbe darauf nach Wuͤrmen, und wird auf ſolche Art beruͤckt. Ein Nachtigall- Maͤnnlein mit einem Canarien-Weiblein zu gatten gehet an; Man bekom̃t auch von ihnen Jungen, ſelbige aber aufzu- bringen, gehet wie meiſtens mit denjeni- gen Baſtarten, die von zweyerley Voͤgeln, nemlich von einem, der aus dem Kropff, und einem, der aus dem Schnabel-Aetzen erzeuget worden, gar ſchwer her. Da- her auch auf ſolche Gattung nichts zu hal- ten, ſondern es iſt allerdings noͤthig, daß man Voͤgel zuſammen thue, die ihre Ae- tzung auf gleiche Weiſe verrichten. Wenn man die Nachtigall in einen Vogel- bauer thut, denſelben mit einem Papier oder Tuch rings umher vermacht, daß ſie ſich nicht ſtoſſen kan, dabey aber doch an einen hellen Ort ſetzt, daß ſie, ſo viel als noͤthig, ſiehet, faͤngt ſie zwar gleich den erſten Tag an, friſche Ameiſen-Eyer und Mehl, oder andere Wuͤrmer zu freſ- ſen, die man ihr in einem glaͤſernen Schaͤl- chen mitten in den Vogelbauer zu ſetzen pflegt, damit ſie die Wuͤrmer fein ſehen, und ſelbige doch nicht heraus kriechen koͤn- nen. So bald man aber anfaͤngt ihr dieſe Speiſe zu entziehen, und ihr gehack- tes Hertz mit duͤrren Ameiſen-Eyern, o- der zu was man ſie ſonſt gewoͤhnen will, vorſetzet, ſo faͤngt ſie an betruͤbt auszu- ſehn, und wenn man den Vortheil, den die Erfahrung am beſten lehren kan, nicht weiß, ſo ſterben ſie gar. Der Mohn iſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/330
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/330>, abgerufen am 03.12.2024.