Des Dritten Theils 31. Cap. von der Stangada und Fincken-Roccolo.
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tags in die ausgeschnittenen Fuß-Pfade gehen, und die Wachteln mit langen Stan- gen oder Seilen mit Schellen auftreiben, die hernachmahls alle in die Panthera flie- gen und hängen bleiben. Es werden offt in einem Morgen, wenn der Strich gut ist, hundert Wachteln gefangen.
§. 4.
Um Neptunia, einem kleinen Städtlein, so in Campagna di Roma nicht weit von dem Meer gelegen, werden des Jahres viel tausend Stück gefangen, und findet man, daß einer bey dem Aldrovan- do in seiner Ornithologie L. 13. Cap. 22. fol. 76. folgendes davon anführet: Was ich zu Neptunia, wo wir drey Tage ge- blieben, gesehen, kan ich nicht unterlassen zu berichten. Als wir im Reisen unge- fähr zu diesem Wachtel-Fang gekommen, sahen wir die Wachtel-Netze (zweifels oh- ne die Roccoli) auf 4000. Schritt weit aufgerichtet; Die Weyde-Leute vermel- deten, die Wachteln' brächen aus Barba- rien des Abends auf, und kämen sie mit einem eintzigen Flug des Morgens in J- talien an. Einer unter ihnen hätte in einem Wachtel-Kröpfflein Basilien-Saa- men gefunden, der, als er angebauet wor- den, bald aufgangen, welches eine Probe einer schnell-verrichteten Wanderschafft, weil der Saame nicht verkocht und ver- dauet werden können. Als der Ver- walter dieses Orts befraget worden, wie viel Vögel sie denselbigen Morgen gefan- gen, und zwar durch Bestätigung der Weyde-Leute? so antwortete er, über ze- hen tausend; Wir befunden auch des folgenden Tages, daß solches der Wahr- heit gemäß sey, und die Jäger beklagten sich doch, der grosse Wind hätte ihren Fang verdrehet, welcher auch in der That sehr groß und ungestüm war, sonst mü- ste der Fang noch weit besser seyn. Es werden hernach diese Vögel in die Stadt gebracht, woselbst die Vorkäuffer von Rom aufwarten, die vor hundert Wach- teln 15. Julier, das ist, anderthalb Gold- Cronen, bezahlen.
§. 5.
Signor Agostino erzehlet in sei- ner 19. Giornata dell Agricoltura et de Piaceri della villa, daß zu Neapoli im April und Majo sich viel Personen einfän- den, die grosse Herren und Cavalliers ein- laden, den Kampff ihrer Wachteln, die sie expresse deswegen hielten, mit anzu- sehen. Es wird eine Tafel zu dem Kampf- Platz zugerichtet, die zwo Wachteln wer- den iede an das Ende des Tisches gesetzt, und iedweder ein wenig Hierse-Brey vorge- [Spaltenumbruch]
geben; in der mittlern Tafel werden auch etliche Hierse-Körnlein gestreuet; die um die Tafel stehenden Zuschauer müs- sen gantz still und stumm bleiben, sonst würde der Kampff nicht angehen. Ver- richten nun die auf der Tafel gegen ein- ander über gestellten Wachteln ihren Ge- genblick, und eine wird der andern ge- wahr, so geben sie ein starckes Zorn-Zei- chen von sich, und lauffen schnell zusam- men, wie zweene Ritter im Turnier; So bald sie den in der Mitte gesäeten Hier- sen erreichen, fallen sie einander dergestalt hitzig an, daß es Federn und Blut giebt, und das währet so lange, biß eine die Wahlstatt verläßt, und die Flucht er- greifft, dadurch der Herr der überwin- denden Wachtel die Ehre und das Gewet- te gewinnt; Es wird offters eine solche Helden-Wachtel, wenn sie ihm anders feil ist, um 10, 15, 20. und mehr Crohnen verkaufft.
§. 6.
Dieses Weyde-Werck mit der Stangada währt biß ungefähr acht Tage nach Michaelis. Einige machen den Richt- Acker etwas kleiner, und bauen ihn mit Hierse oder Hafer, hingegen wird der völlige Acker mit einem grossen Deck-Garn überzogen. Sind die ums Netz gefal- lene Wachteln vorbey, so muß man sie in der Nähe herum mit Spießruthen fein gemach in den angebauten Richt-A- cker eintreiben und zusammen bringen. Sind nun deren genug beysammen, so werden sie in die Steck-Garn oder ohne Steck-Garn in ein Eck hinaus getrieben, und bleiben auch zwey oder drey Perso- nen unter dem Deck-Netze verborgen. Das Deck-Netz muß sehr groß seyn, un- ten am Boden allenthalben wohl aufge- hen, auch oben lucker anliegen, und wie ei- ne Tenn-Wand eingefangen, und des Nachts über auf der Erde zurückgeleget seyn; es wird allererst nach vollendetem Strich, und nachdem man viel Wachteln in den Aeckern zusammen eingetrieben, herüber gezogen. Bey dieser Manier die Stangada zu richten, hat man die Wachtel- Stangen nächst an dem Acker, oder gleich vorher, aber nicht in die Mitten hinein zu stellen, damit sie mit Gelegenheit, und ohne Aufstöberung der darinnen liegenden Wachteln niedergelassen werden, und in der Uberziehung der Netze nicht verhinder- lich seyn. Will man auf diese Weise auch aussen herum Pantheren setzen, wird es desto besser seyn. D. Olina schreibet, man stelle bey diesen Stangaden auch etwas en-
ge
Des Dritten Theils 31. Cap. von der Stangada und Fincken-Roccolo.
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tags in die ausgeſchnittenen Fuß-Pfade gehen, und die Wachteln mit langen Stan- gen oder Seilen mit Schellen auftreiben, die hernachmahls alle in die Panthera flie- gen und haͤngen bleiben. Es werden offt in einem Morgen, wenn der Strich gut iſt, hundert Wachteln gefangen.
§. 4.
Um Neptunia, einem kleinen Staͤdtlein, ſo in Campagna di Roma nicht weit von dem Meer gelegen, werden des Jahres viel tauſend Stuͤck gefangen, und findet man, daß einer bey dem Aldrovan- do in ſeiner Ornithologie L. 13. Cap. 22. fol. 76. folgendes davon anfuͤhret: Was ich zu Neptunia, wo wir drey Tage ge- blieben, geſehen, kan ich nicht unterlaſſen zu berichten. Als wir im Reiſen unge- faͤhr zu dieſem Wachtel-Fang gekommen, ſahen wir die Wachtel-Netze (zweifels oh- ne die Roccoli) auf 4000. Schritt weit aufgerichtet; Die Weyde-Leute vermel- deten, die Wachteln’ braͤchen aus Barba- rien des Abends auf, und kaͤmen ſie mit einem eintzigen Flug des Morgens in J- talien an. Einer unter ihnen haͤtte in einem Wachtel-Kroͤpfflein Baſilien-Saa- men gefunden, der, als er angebauet wor- den, bald aufgangen, welches eine Probe einer ſchnell-verrichteten Wanderſchafft, weil der Saame nicht verkocht und ver- dauet werden koͤnnen. Als der Ver- walter dieſes Orts befraget worden, wie viel Voͤgel ſie denſelbigen Morgen gefan- gen, und zwar durch Beſtaͤtigung der Weyde-Leute? ſo antwortete er, uͤber ze- hen tauſend; Wir befunden auch des folgenden Tages, daß ſolches der Wahr- heit gemaͤß ſey, und die Jaͤger beklagten ſich doch, der groſſe Wind haͤtte ihren Fang verdrehet, welcher auch in der That ſehr groß und ungeſtuͤm war, ſonſt muͤ- ſte der Fang noch weit beſſer ſeyn. Es werden hernach dieſe Voͤgel in die Stadt gebracht, woſelbſt die Vorkaͤuffer von Rom aufwarten, die vor hundert Wach- teln 15. Julier, das iſt, anderthalb Gold- Cronen, bezahlen.
§. 5.
Signor Agoſtino erzehlet in ſei- ner 19. Giornata dell Agricoltura et de Piaceri della villa, daß zu Neapoli im April und Majo ſich viel Perſonen einfaͤn- den, die groſſe Herren und Cavalliers ein- laden, den Kampff ihrer Wachteln, die ſie expreſſe deswegen hielten, mit anzu- ſehen. Es wird eine Tafel zu dem Kampf- Platz zugerichtet, die zwo Wachteln wer- den iede an das Ende des Tiſches geſetzt, und iedweder ein wenig Hierſe-Brey vorge- [Spaltenumbruch]
geben; in der mittlern Tafel werden auch etliche Hierſe-Koͤrnlein geſtreuet; die um die Tafel ſtehenden Zuſchauer muͤſ- ſen gantz ſtill und ſtumm bleiben, ſonſt wuͤrde der Kampff nicht angehen. Ver- richten nun die auf der Tafel gegen ein- ander uͤber geſtellten Wachteln ihren Ge- genblick, und eine wird der andern ge- wahr, ſo geben ſie ein ſtarckes Zorn-Zei- chen von ſich, und lauffen ſchnell zuſam- men, wie zweene Ritter im Turnier; So bald ſie den in der Mitte geſaͤeten Hier- ſen erreichen, fallen ſie einander dergeſtalt hitzig an, daß es Federn und Blut giebt, und das waͤhret ſo lange, biß eine die Wahlſtatt verlaͤßt, und die Flucht er- greifft, dadurch der Herr der uͤberwin- denden Wachtel die Ehre und das Gewet- te gewinnt; Es wird offters eine ſolche Helden-Wachtel, wenn ſie ihm anders feil iſt, um 10, 15, 20. und mehr Crohnen verkaufft.
§. 6.
Dieſes Weyde-Werck mit der Stangada waͤhrt biß ungefaͤhr acht Tage nach Michaelis. Einige machen den Richt- Acker etwas kleiner, und bauen ihn mit Hierſe oder Hafer, hingegen wird der voͤllige Acker mit einem groſſen Deck-Garn uͤberzogen. Sind die ums Netz gefal- lene Wachteln vorbey, ſo muß man ſie in der Naͤhe herum mit Spießruthen fein gemach in den angebauten Richt-A- cker eintreiben und zuſammen bringen. Sind nun deren genug beyſammen, ſo werden ſie in die Steck-Garn oder ohne Steck-Garn in ein Eck hinaus getrieben, und bleiben auch zwey oder drey Perſo- nen unter dem Deck-Netze verborgen. Das Deck-Netz muß ſehr groß ſeyn, un- ten am Boden allenthalben wohl aufge- hen, auch oben lucker anliegen, und wie ei- ne Tenn-Wand eingefangen, und des Nachts uͤber auf der Erde zuruͤckgeleget ſeyn; es wird allererſt nach vollendetem Strich, und nachdem man viel Wachteln in den Aeckern zuſammen eingetrieben, heruͤber gezogen. Bey dieſer Manier die Stangada zu richten, hat man die Wachtel- Stangen naͤchſt an dem Acker, oder gleich vorher, aber nicht in die Mitten hinein zu ſtellen, damit ſie mit Gelegenheit, und ohne Aufſtoͤberung der darinnen liegenden Wachteln niedergelaſſen werden, und in der Uberziehung der Netze nicht verhinder- lich ſeyn. Will man auf dieſe Weiſe auch auſſen herum Pantheren ſetzen, wird es deſto beſſer ſeyn. D. Olina ſchreibet, man ſtelle bey dieſen Stangaden auch etwas en-
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Des Dritten Theils 31. Cap. von der Stangada und Fincken-Roccolo.
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gehen, und die Wachteln mit langen Stan-
gen oder Seilen mit Schellen auftreiben,
die hernachmahls alle in die Panthera flie-
gen und haͤngen bleiben. Es werden offt
in einem Morgen, wenn der Strich gut
iſt, hundert Wachteln gefangen.
§. 4. Um Neptunia, einem kleinen
Staͤdtlein, ſo in Campagna di Roma nicht
weit von dem Meer gelegen, werden des
Jahres viel tauſend Stuͤck gefangen, und
findet man, daß einer bey dem Aldrovan-
do in ſeiner Ornithologie L. 13. Cap. 22.
fol. 76. folgendes davon anfuͤhret: Was
ich zu Neptunia, wo wir drey Tage ge-
blieben, geſehen, kan ich nicht unterlaſſen
zu berichten. Als wir im Reiſen unge-
faͤhr zu dieſem Wachtel-Fang gekommen,
ſahen wir die Wachtel-Netze (zweifels oh-
ne die Roccoli) auf 4000. Schritt weit
aufgerichtet; Die Weyde-Leute vermel-
deten, die Wachteln’ braͤchen aus Barba-
rien des Abends auf, und kaͤmen ſie mit
einem eintzigen Flug des Morgens in J-
talien an. Einer unter ihnen haͤtte in
einem Wachtel-Kroͤpfflein Baſilien-Saa-
men gefunden, der, als er angebauet wor-
den, bald aufgangen, welches eine Probe
einer ſchnell-verrichteten Wanderſchafft,
weil der Saame nicht verkocht und ver-
dauet werden koͤnnen. Als der Ver-
walter dieſes Orts befraget worden, wie
viel Voͤgel ſie denſelbigen Morgen gefan-
gen, und zwar durch Beſtaͤtigung der
Weyde-Leute? ſo antwortete er, uͤber ze-
hen tauſend; Wir befunden auch des
folgenden Tages, daß ſolches der Wahr-
heit gemaͤß ſey, und die Jaͤger beklagten
ſich doch, der groſſe Wind haͤtte ihren
Fang verdrehet, welcher auch in der That
ſehr groß und ungeſtuͤm war, ſonſt muͤ-
ſte der Fang noch weit beſſer ſeyn. Es
werden hernach dieſe Voͤgel in die Stadt
gebracht, woſelbſt die Vorkaͤuffer von
Rom aufwarten, die vor hundert Wach-
teln 15. Julier, das iſt, anderthalb Gold-
Cronen, bezahlen.
§. 5. Signor Agoſtino erzehlet in ſei-
ner 19. Giornata dell Agricoltura et de
Piaceri della villa, daß zu Neapoli im
April und Majo ſich viel Perſonen einfaͤn-
den, die groſſe Herren und Cavalliers ein-
laden, den Kampff ihrer Wachteln, die
ſie expreſſe deswegen hielten, mit anzu-
ſehen. Es wird eine Tafel zu dem Kampf-
Platz zugerichtet, die zwo Wachteln wer-
den iede an das Ende des Tiſches geſetzt, und
iedweder ein wenig Hierſe-Brey vorge-
geben; in der mittlern Tafel werden
auch etliche Hierſe-Koͤrnlein geſtreuet;
die um die Tafel ſtehenden Zuſchauer muͤſ-
ſen gantz ſtill und ſtumm bleiben, ſonſt
wuͤrde der Kampff nicht angehen. Ver-
richten nun die auf der Tafel gegen ein-
ander uͤber geſtellten Wachteln ihren Ge-
genblick, und eine wird der andern ge-
wahr, ſo geben ſie ein ſtarckes Zorn-Zei-
chen von ſich, und lauffen ſchnell zuſam-
men, wie zweene Ritter im Turnier; So
bald ſie den in der Mitte geſaͤeten Hier-
ſen erreichen, fallen ſie einander dergeſtalt
hitzig an, daß es Federn und Blut giebt,
und das waͤhret ſo lange, biß eine die
Wahlſtatt verlaͤßt, und die Flucht er-
greifft, dadurch der Herr der uͤberwin-
denden Wachtel die Ehre und das Gewet-
te gewinnt; Es wird offters eine ſolche
Helden-Wachtel, wenn ſie ihm anders feil
iſt, um 10, 15, 20. und mehr Crohnen
verkaufft.
§. 6. Dieſes Weyde-Werck mit der
Stangada waͤhrt biß ungefaͤhr acht Tage
nach Michaelis. Einige machen den Richt-
Acker etwas kleiner, und bauen ihn mit
Hierſe oder Hafer, hingegen wird der
voͤllige Acker mit einem groſſen Deck-Garn
uͤberzogen. Sind die ums Netz gefal-
lene Wachteln vorbey, ſo muß man ſie
in der Naͤhe herum mit Spießruthen
fein gemach in den angebauten Richt-A-
cker eintreiben und zuſammen bringen.
Sind nun deren genug beyſammen, ſo
werden ſie in die Steck-Garn oder ohne
Steck-Garn in ein Eck hinaus getrieben,
und bleiben auch zwey oder drey Perſo-
nen unter dem Deck-Netze verborgen.
Das Deck-Netz muß ſehr groß ſeyn, un-
ten am Boden allenthalben wohl aufge-
hen, auch oben lucker anliegen, und wie ei-
ne Tenn-Wand eingefangen, und des
Nachts uͤber auf der Erde zuruͤckgeleget
ſeyn; es wird allererſt nach vollendetem
Strich, und nachdem man viel Wachteln
in den Aeckern zuſammen eingetrieben,
heruͤber gezogen. Bey dieſer Manier die
Stangada zu richten, hat man die Wachtel-
Stangen naͤchſt an dem Acker, oder gleich
vorher, aber nicht in die Mitten hinein zu
ſtellen, damit ſie mit Gelegenheit, und ohne
Aufſtoͤberung der darinnen liegenden
Wachteln niedergelaſſen werden, und in
der Uberziehung der Netze nicht verhinder-
lich ſeyn. Will man auf dieſe Weiſe auch
auſſen herum Pantheren ſetzen, wird es
deſto beſſer ſeyn. D. Olina ſchreibet, man
ſtelle bey dieſen Stangaden auch etwas en-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/312>, abgerufen am 21.11.2024.
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