Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Vorbericht an den Leser von der Jagd der Alten. Die allen Völckern abgewinnt,Ihr Kampf ein Wetz-Stein ihrer Tugend. Man hält von Ubungen des Pythius auch viel, Die Jagd ist aber Ernst, und jenes nur ein Spiel. Sie ist zwar Kurtzweil, doch ein Krieg; Nur daß er nicht auf Menschen wütet. Durch sie erlangt die Unschuld Sieg, Die eben wie Alcides schüttet Den Zorn auf Schlangen aus, und Ungeheuer fällt, Die nur in Wüsteney verkehren Wald und Welt. Was kan erwecken grösser Lust, Als wenn man Löw' und Drachen tödtet? Den Spiß jagt durch der Bäre Brust, Die Faust in Luchs und Wölffen röthet. Die Gemssen übersteigt, die Elephanten zwingt, Dianen Ebers-Köpff in ihren Tempel bringt. Wenn man die Hirschen übereilt, Den Tod durch unsre Pfeile flügelt. Mit Falcken Wolck und Lufft zertheilt; Und Reichern ihren Flug verriegelt. Wenn man die Beute theilt mit vielen Wagen aus, Zu opfern auf Altär, und Spießen in das Hauß. Die Jagd macht hertzhafft und geschickt, Zum Krieg und hurtigen Geschäfften; Klug, daß uns niemand leicht berückt, Stärckt Glieder, mehrt die Lebens-Kräfften. Sie räumet geiler Lust nicht Zeit und Wachsthum ein, Wer nun die Tugend liebt, der muß ein Jäger seyn. Inhalt:
Vorbericht an den Leſer von der Jagd der Alten. Die allen Voͤlckern abgewinnt,Ihr Kampf ein Wetz-Stein ihrer Tugend. Man haͤlt von Ubungen des Pythius auch viel, Die Jagd iſt aber Ernſt, und jenes nur ein Spiel. Sie iſt zwar Kurtzweil, doch ein Krieg; Nur daß er nicht auf Menſchen wuͤtet. Durch ſie erlangt die Unſchuld Sieg, Die eben wie Alcides ſchuͤttet Den Zorn auf Schlangen aus, und Ungeheuer faͤllt, Die nur in Wuͤſteney verkehren Wald und Welt. Was kan erwecken groͤſſer Luſt, Als wenn man Loͤw’ und Drachen toͤdtet? Den Spiß jagt durch der Baͤre Bruſt, Die Fauſt in Luchs und Woͤlffen roͤthet. Die Gemſſen uͤberſteigt, die Elephanten zwingt, Dianen Ebers-Koͤpff in ihren Tempel bringt. Wenn man die Hirſchen uͤbereilt, Den Tod durch unſre Pfeile fluͤgelt. Mit Falcken Wolck und Lufft zertheilt; Und Reichern ihren Flug verriegelt. Wenn man die Beute theilt mit vielen Wagen aus, Zu opfern auf Altaͤr, und Spießen in das Hauß. Die Jagd macht hertzhafft und geſchickt, Zum Krieg und hurtigen Geſchaͤfften; Klug, daß uns niemand leicht beruͤckt, Staͤrckt Glieder, mehrt die Lebens-Kraͤfften. Sie raͤumet geiler Luſt nicht Zeit und Wachsthum ein, Wer nun die Tugend liebt, der muß ein Jaͤger ſeyn. Inhalt:
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Vorbericht an den Leſer von der Jagd der Alten.
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Man haͤlt von Ubungen des Pythius auch viel,
Die Jagd iſt aber Ernſt, und jenes nur ein Spiel.
Sie iſt zwar Kurtzweil, doch ein Krieg;
Nur daß er nicht auf Menſchen wuͤtet.
Durch ſie erlangt die Unſchuld Sieg,
Die eben wie Alcides ſchuͤttet
Den Zorn auf Schlangen aus, und Ungeheuer faͤllt,
Die nur in Wuͤſteney verkehren Wald und Welt.
Was kan erwecken groͤſſer Luſt,
Als wenn man Loͤw’ und Drachen toͤdtet?
Den Spiß jagt durch der Baͤre Bruſt,
Die Fauſt in Luchs und Woͤlffen roͤthet.
Die Gemſſen uͤberſteigt, die Elephanten zwingt,
Dianen Ebers-Koͤpff in ihren Tempel bringt.
Wenn man die Hirſchen uͤbereilt,
Den Tod durch unſre Pfeile fluͤgelt.
Mit Falcken Wolck und Lufft zertheilt;
Und Reichern ihren Flug verriegelt.
Wenn man die Beute theilt mit vielen Wagen aus,
Zu opfern auf Altaͤr, und Spießen in das Hauß.
Die Jagd macht hertzhafft und geſchickt,
Zum Krieg und hurtigen Geſchaͤfften;
Klug, daß uns niemand leicht beruͤckt,
Staͤrckt Glieder, mehrt die Lebens-Kraͤfften.
Sie raͤumet geiler Luſt nicht Zeit und Wachsthum ein,
Wer nun die Tugend liebt, der muß ein Jaͤger ſeyn.
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