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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Th. 33. C. vom Fuchs-Behälter.
[Spaltenumbruch]
Das 33. Capitel/
Von einem Fuchs-Behälter.
§. 1.

Wenn die Herrschafften in ihrem Lan-
de durch ihre Forst-Bedienten auf
denen angestellten Jagden im Herbst, da
die Bälge am besten sind, Füchse lebendig
einfangen, und dieselben zu besserer Ver-
wahrung in die hierzu verfertigten Fuchs-
Kästen einstecken lassen, so werden sie mei-
stentheils auf ihren Residenzen in den
Jäger-Hof geliefert, und aus denen Kä-
sten in einen wohl verwahrten und ver-
mauerten Zwinger gelassen, allda auf-
behalten und gefüttert, biß etwan auf
hohen Befehl bey einer bestimmten Zeit
ein Fuchs-Prellen gehalten werden soll,
da dieselben Füchse wieder eingefangen,
nach den verlangten Ort geliefert, und
daselbst so viel, als iederzeit auf einmahl
zu prellen verlanget wird, ausgelassen
werden, um der hohen Herrschäfft, und
denen Cavalliers und Dames ein Vergnü-
gen und eine Lust zu machen.

§. 2.

Nachdem aber die Güter und
Jagd-Revieren nicht alle einander gleich
seyn, und also nicht einer so viel Jagd ha-
ben kan, als der andere, so könte mancher
des Herbstes durch alle und iede Feld-Bü-
sche und Brüche mit Hasen-Netzen um-
stellen, und die Füchse einfangen lassen;
die Füchsinnen aber, zumahl im Decem-
ber
und Januario, da sie bald läuffisch
werden, gantz alleine besonders verwah-
ren. Wer keinen eigenen Zwinger hät-
te, könte nur die Füchsinnen in einen Zie-
gel-Ofen thun, welcher eine ziemliche
Höhe, Weite und Breite haben, und mit
starcken Mauern verwahret seyn müste,
daß sie nicht so leichtlich daraus kommen
könten. Jn die Brand-Löcher zur Sei-
te, wo der Ziegelstreicher das Holtz einzu-
schieben pflegt, müssen von starcken eiche-
nen oder doch kiefernen Spünde-Bre-
tern, die 9. Ellen in der Länge halten,
Fuchs-Kästen geschoben, und die Vor-
schieber offen gelassen, das übrige aber fest
vermauert werden, daß die Kästen hal-
ten, und die Füchsinnen aus dem Ofen
hinein kriechen können. Man muß aber
auch nicht vergessen, ihnen in solchem Car-
cer
ihren Fraß zu geben, und kan ihnen
der Schäfer schon wöchentlich ein verdor-
ben Schaf hinein werffen, welches die
Füchse des Nachts, wenn alles stille, schon
holen werden. Jm Februario darauf,
[Spaltenumbruch] da die Füchsinnen allenthalben läuffisch,
und die Füchse zu rollen pflegen, kan man
einen artlichen Fang damit vornehmen.
Man befestiget eine Füchsin, die läuffisch
worden, an einer Kette, woran ein Wür-
bel ist, und schliesset sie einem Hunde
gleich in einem Bruche an einen Baum
an; Noch besser aber ists, wenn man
dieses mit etlichen zugleich practicirt.
Hierauf wird man Wunder sehen, wie
sich die Füchse einstellen, und mit den
Füchsinnen courtisiren werden. Will
man nun davon profitiren, so verlappet
man ermeldten Bruch oder Morast mit
doppelten Feder-Lappen, und umstellet
ihn mit kleinem Zeuge oder Hasen-Netzen,
so kan man eine einträgliche Fuchs-
Jagd halten, wie ich solches selbst experi-
menti
rt habe. Man muß sich hiebey wun-
dern, daß der Fuchs die Federn nicht bey
dem lebendigen Gevögel, sondern viel-
mehr dieselben hernachmals, da solche an
Faden geknüpffet sind, scheuet; wovon der
Herr von Göchhausen diese gantz wahr-
scheinliche Raifon giebt, daß es wohl daher
rühre, weil diese Lappen so offtmahls
durch der Menschen Hand gezogen, und
also durch die Witterung des Menschen
ihm zuwider werden, so, daß er, als ei-
nes von den behutsamsten Thieren, sich
alsdenn wahrnimmt, und nicht gerne
drüber gehet. S. Notabilia Venatoris bey
mir pag. 287. im Anhang.

Das 34. Capitel/
Vom Fuchsfangen im Eisen.
§. 1.

DAs Fuchsfangen mit dem Eisen, so
zeithero ziemlich geheim gehalten
worden, wird folgender Gestalt am füg-
lichsten verrichtet. Man schmiert die
Schuh mit Pferde- oder Küh-Mist, bin-
det einen gebratenen Hering mit Bast da-
ran, und schleiffet solchen durch die Felder,
wo der Fuchs zu traben pflegt. An statt des
gebratenen Herings kan man auch die gel-
be abgeschabte Materie von Mäuse-Holtz,
weissen Kampher, Honig, Gänse-Fett,
und Zwiebeln, in einem neuen Tiegel mit
Butter kröschen lassen, und Schweins-
oder Brod-Grieffen darunter rösten, und
solches alles in einen Beutel thun; wäh-
render Schleppe muß man alle hundert
Schritte eine Grieffe fallen lassen, denn
wenn man sie gar zu überflüßig fallen
läßt, wird der Fuchs zu geschwind satt;

also
Des Andern Th. 33. C. vom Fuchs-Behaͤlter.
[Spaltenumbruch]
Das 33. Capitel/
Von einem Fuchs-Behaͤlter.
§. 1.

Wenn die Herrſchafften in ihrem Lan-
de durch ihre Forſt-Bedienten auf
denen angeſtellten Jagden im Herbſt, da
die Baͤlge am beſten ſind, Fuͤchſe lebendig
einfangen, und dieſelben zu beſſerer Ver-
wahrung in die hierzu verfertigten Fuchs-
Kaͤſten einſtecken laſſen, ſo werden ſie mei-
ſtentheils auf ihren Reſidenzen in den
Jaͤger-Hof geliefert, und aus denen Kaͤ-
ſten in einen wohl verwahrten und ver-
mauerten Zwinger gelaſſen, allda auf-
behalten und gefuͤttert, biß etwan auf
hohen Befehl bey einer beſtimmten Zeit
ein Fuchs-Prellen gehalten werden ſoll,
da dieſelben Fuͤchſe wieder eingefangen,
nach den verlangten Ort geliefert, und
daſelbſt ſo viel, als iederzeit auf einmahl
zu prellen verlanget wird, ausgelaſſen
werden, um der hohen Herrſchaͤfft, und
denen Cavalliers und Dames ein Vergnuͤ-
gen und eine Luſt zu machen.

§. 2.

Nachdem aber die Guͤter und
Jagd-Revieren nicht alle einander gleich
ſeyn, und alſo nicht einer ſo viel Jagd ha-
ben kan, als der andere, ſo koͤnte mancher
des Herbſtes durch alle und iede Feld-Buͤ-
ſche und Bruͤche mit Haſen-Netzen um-
ſtellen, und die Fuͤchſe einfangen laſſen;
die Fuͤchſinnen aber, zumahl im Decem-
ber
und Januario, da ſie bald laͤuffiſch
werden, gantz alleine beſonders verwah-
ren. Wer keinen eigenen Zwinger haͤt-
te, koͤnte nur die Fuͤchſinnen in einen Zie-
gel-Ofen thun, welcher eine ziemliche
Hoͤhe, Weite und Breite haben, und mit
ſtarcken Mauern verwahret ſeyn muͤſte,
daß ſie nicht ſo leichtlich daraus kommen
koͤnten. Jn die Brand-Loͤcher zur Sei-
te, wo der Ziegelſtreicher das Holtz einzu-
ſchieben pflegt, muͤſſen von ſtarcken eiche-
nen oder doch kiefernen Spuͤnde-Bre-
tern, die 9. Ellen in der Laͤnge halten,
Fuchs-Kaͤſten geſchoben, und die Vor-
ſchieber offen gelaſſen, das uͤbrige aber feſt
vermauert werden, daß die Kaͤſten hal-
ten, und die Fuͤchſinnen aus dem Ofen
hinein kriechen koͤnnen. Man muß aber
auch nicht vergeſſen, ihnen in ſolchem Car-
cer
ihren Fraß zu geben, und kan ihnen
der Schaͤfer ſchon woͤchentlich ein verdor-
ben Schaf hinein werffen, welches die
Fuͤchſe des Nachts, wenn alles ſtille, ſchon
holen werden. Jm Februario darauf,
[Spaltenumbruch] da die Fuͤchſinnen allenthalben laͤuffiſch,
und die Fuͤchſe zu rollen pflegen, kan man
einen artlichen Fang damit vornehmen.
Man befeſtiget eine Fuͤchſin, die laͤuffiſch
worden, an einer Kette, woran ein Wuͤr-
bel iſt, und ſchlieſſet ſie einem Hunde
gleich in einem Bruche an einen Baum
an; Noch beſſer aber iſts, wenn man
dieſes mit etlichen zugleich practicirt.
Hierauf wird man Wunder ſehen, wie
ſich die Fuͤchſe einſtellen, und mit den
Fuͤchſinnen courtiſiren werden. Will
man nun davon profitiren, ſo verlappet
man ermeldten Bruch oder Moraſt mit
doppelten Feder-Lappen, und umſtellet
ihn mit kleinem Zeuge oder Haſen-Netzen,
ſo kan man eine eintraͤgliche Fuchs-
Jagd halten, wie ich ſolches ſelbſt experi-
menti
rt habe. Man muß ſich hiebey wun-
dern, daß der Fuchs die Federn nicht bey
dem lebendigen Gevoͤgel, ſondern viel-
mehr dieſelben hernachmals, da ſolche an
Faden geknuͤpffet ſind, ſcheuet; wovon der
Herr von Goͤchhauſen dieſe gantz wahr-
ſcheinliche Raifon giebt, daß es wohl daher
ruͤhre, weil dieſe Lappen ſo offtmahls
durch der Menſchen Hand gezogen, und
alſo durch die Witterung des Menſchen
ihm zuwider werden, ſo, daß er, als ei-
nes von den behutſamſten Thieren, ſich
alsdenn wahrnimmt, und nicht gerne
druͤber gehet. S. Notabilia Venatoris bey
mir pag. 287. im Anhang.

Das 34. Capitel/
Vom Fuchsfangen im Eiſen.
§. 1.

DAs Fuchsfangen mit dem Eiſen, ſo
zeithero ziemlich geheim gehalten
worden, wird folgender Geſtalt am fuͤg-
lichſten verrichtet. Man ſchmiert die
Schuh mit Pferde- oder Kuͤh-Miſt, bin-
det einen gebratenen Hering mit Baſt da-
ran, und ſchleiffet ſolchen durch die Felder,
wo der Fuchs zu traben pflegt. An ſtatt des
gebratenen Herings kan man auch die gel-
be abgeſchabte Materie von Maͤuſe-Holtz,
weiſſen Kampher, Honig, Gaͤnſe-Fett,
und Zwiebeln, in einem neuen Tiegel mit
Butter kroͤſchen laſſen, und Schweins-
oder Brod-Grieffen darunter roͤſten, und
ſolches alles in einen Beutel thun; waͤh-
render Schleppe muß man alle hundert
Schritte eine Grieffe fallen laſſen, denn
wenn man ſie gar zu uͤberfluͤßig fallen
laͤßt, wird der Fuchs zu geſchwind ſatt;

alſo
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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/206>, abgerufen am 23.11.2024.