Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Erden. [Spaltenumbruch]
get, daß er noch ein grösseres Riesen-Ge-bein, von Mannes dicke, und acht Schuh lang, gefunden, und, weil er observiret, daß es in der Erde weich, durch die Lufft aber härter werde, hat er solches umb- graben mit Gyps begossen, und solcher- massen gantz glücklich heraus gebracht, auch hierauff ebenfalls zur Kunst-Kam- mer geliefert, da es von vielen Doctori- bus Philosophiae von Tübingen und Stuttgard, auch von Jedermann insge- mein vor ein würckliches Riesen-Gebein mit Verwunderung gehalten worden. Es hat aber einesmahls der Kunst- Kämmerer von dieser Erde etwas ge- nommen, getrocknet und durch ein Haar- Sieb auff schwartzes Papier gesiebet, da er per Microscopium observiret, daß der- gleichen und mehrere Arten kleine Cör- perchen gewesen, als der natürliche Saa- me solcher Erd-Gewächse, darinnen befindlich. Und weil der Mann mehre- re dergleichen, mittlere und kleinere Sor- ten, in grosser Menge gefunden, so, daß Jedermann derselben überdrüßig ge- worden, hat man endlich gestehen müs- sen, daß es keine Riesen-Gebeine, son- dern unterirdische Gewächse seyen, maas- sen er ebenfalls dergleichen mehr, wie Elephanten-Zähne, Einhörner, Büffels- Hörner, auch Rehbocks-Gehörngen, von eben dieser Eigenschafft gefunden. Die Materie war kalckicht, und dem Gyps gleich, leichte, wie solches noch heutiges Tages zu sehen; Daraus zu urtheilen, daß die Natur der Erden mancherley Transmutation mit denen unterirdischen Gewächsen vornehme, wie solches der berühmte Happelius in seiner Wunder- baren Welt von dem mineralischen Hol- tze, pag. 1293. experimentiret, da er schreibet: Unter die Mineralien will man auch zehlen dasjenige Holtz, so mancher Orten sehr tieff in dem Schooß der Erden gefunden wird, und diese höltzerne Sub- stantzen haben ihren Ursprung nicht von der wachsenden Natur, sondern sind ein pur lauter Werck der Natur, welche in ihrem fruchtbahren Schooß Beine, Hörner, und also auch Höltzer, welche der wachsenden Krafft der Natur nach- äffen, herfür bringet, welches hieran abzunehmen, daß gemeiniglich solche Sachen, in denen allertieffsten Erd- Gründen, nemlich in der Jungfräulichen Erde, wie man es nennet, das ist, in der reinen unverfälschten, so von aussen zu, oder von oben, mit nichts anders ver- [Spaltenumbruch] mischet, und zu welcher, allem Vermu- then nach, niemahls einige Baum-We- senheit hinab gedrungen, gefunden wer- den. Von dieser Art ist dem Kirchero aus Böhmen ein Holtz geschicket worden, wel- ches man in den untersten Berg-Klüfften, und in dem reinesten Schooß vorerklärter Jungfern-Erde gefunden, und das dem Ebenholtz am allergleichsten gesehen, aber viel härter und schwerer gewesen. Eben derselbige berichtet, daß vor 20. Jahren, verstehe von der Zeit an zu rechnen, da er sein Werck von der unterirdischen Welt ausgehen lassen, ein mineralischer Gang oder Strich entdecket worden von gegrabenem Holtz, daraus man die schönsten Creutze, Taffeln und Tische, so dem Eben-Holtze nichts bevor gegeben, bereitet, und selbige umb der Rarität willen, hin und wieder, in denen Römi- schen Kunst-Cammern, zum Schau- werck auffgehoben. Uber welches mi- neralische Holtz der gelehrte Mann, Franciscus Stellatus, von wegen des Rö- mischen Fürsten Caesii, als ersten Ent- deckern solcher Berg-Gruben, ein be- sonders schönes Werck ausgehen lassen; Und gleichfalls offtbemeldter Kircherus beursachet worden, offt deshalben mit gesagtem Stellato sich zu besprechen, ja endlich gar selbst nach Aqvasparta, 50. Meilen von Rom, zu reisen, daselbst ei- nen der Orten sehr wohlkundigen Menschen zu dingen, und mit diesem fer- ner 3. Meilen fortzufahren, biß zu der Brücken eines Bachs, in der Gegend, wo Tudertum (ist eine Stadt im Hertzog- thum Spoleto) lieget, woselbst ihm der Weg-Weiser zwischen einem kleinen Thal mancherley Gänge gewiesen, da sie hin- ein gangen, und eine gewisse Art von Erdreich geschauet, welches gar grob, und gleichsam wie mit etlichen Baum- Rinden verschärffet gewesen. Solches rau- hes Erdreich haben sie hinweg geräumet, und folgends in etwas härterer Erde ei- ne glintzende glatte Ader getroffen, von welcher der Geleits-Mann gesprochen, daß es diejenige Erde wäre, woraus die köstliche vorberührte Römische Taffeln gemachet: Hier sahe man keine Spuhr, noch Merck-Zeichen einiges Baums und nichts, als die lautere reine Erde, wel- che in ihrem inwendigen Schooß etwas weicher ist, an der Lufft aber zu einer höltzernen Substanz erhärtet, und nicht anders, als ein jedwedes anderes Holtz sich schneiden, hobeln, und poliren lässet, wie C
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
get, daß er noch ein groͤſſeres Rieſen-Ge-bein, von Mannes dicke, und acht Schuh lang, gefunden, und, weil er obſerviret, daß es in der Erde weich, durch die Lufft aber haͤrter werde, hat er ſolches umb- graben mit Gyps begoſſen, und ſolcher- maſſen gantz gluͤcklich heraus gebracht, auch hierauff ebenfalls zur Kunſt-Kam- mer geliefert, da es von vielen Doctori- bus Philoſophiæ von Tuͤbingen und Stuttgard, auch von Jedermann insge- mein vor ein wuͤrckliches Rieſen-Gebein mit Verwunderung gehalten worden. Es hat aber einesmahls der Kunſt- Kaͤmmerer von dieſer Erde etwas ge- nommen, getrocknet und durch ein Haar- Sieb auff ſchwartzes Papier geſiebet, da er per Microſcopium obſerviret, daß der- gleichen und mehrere Arten kleine Coͤr- perchen geweſen, als der natuͤrliche Saa- me ſolcher Erd-Gewaͤchſe, darinnen befindlich. Und weil der Mann mehre- re dergleichen, mittlere und kleinere Sor- ten, in groſſer Menge gefunden, ſo, daß Jedermann derſelben uͤberdruͤßig ge- worden, hat man endlich geſtehen muͤſ- ſen, daß es keine Rieſen-Gebeine, ſon- dern unterirdiſche Gewaͤchſe ſeyen, maaſ- ſen er ebenfalls dergleichen mehr, wie Elephanten-Zaͤhne, Einhoͤrner, Buͤffels- Hoͤrner, auch Rehbocks-Gehoͤrngen, von eben dieſer Eigenſchafft gefunden. Die Materie war kalckicht, und dem Gyps gleich, leichte, wie ſolches noch heutiges Tages zu ſehen; Daraus zu urtheilen, daß die Natur der Erden mancherley Tranſmutation mit denen unterirdiſchen Gewaͤchſen vornehme, wie ſolches der beruͤhmte Happelius in ſeiner Wunder- baren Welt von dem mineraliſchen Hol- tze, pag. 1293. experimentiret, da er ſchreibet: Unter die Mineralien will man auch zehlen dasjenige Holtz, ſo mancher Orten ſehr tieff in dem Schooß der Erden gefunden wird, und dieſe hoͤltzerne Sub- ſtantzen haben ihren Urſprung nicht von der wachſenden Natur, ſondern ſind ein pur lauter Werck der Natur, welche in ihrem fruchtbahren Schooß Beine, Hoͤrner, und alſo auch Hoͤltzer, welche der wachſenden Krafft der Natur nach- aͤffen, herfuͤr bringet, welches hieran abzunehmen, daß gemeiniglich ſolche Sachen, in denen allertieffſten Erd- Gruͤnden, nemlich in der Jungfraͤulichen Erde, wie man es nennet, das iſt, in der reinen unverfaͤlſchten, ſo von auſſen zu, oder von oben, mit nichts anders ver- [Spaltenumbruch] miſchet, und zu welcher, allem Vermu- then nach, niemahls einige Baum-We- ſenheit hinab gedrungen, gefunden wer- den. Von dieſer Art iſt dem Kirchero aus Boͤhmen ein Holtz geſchicket worden, wel- ches man in den unterſten Berg-Kluͤfften, und in dem reineſten Schooß vorerklaͤrter Jungfern-Erde gefunden, und das dem Ebenholtz am allergleichſten geſehen, aber viel haͤrter und ſchwerer geweſen. Eben derſelbige berichtet, daß vor 20. Jahren, verſtehe von der Zeit an zu rechnen, da er ſein Werck von der unterirdiſchen Welt ausgehen laſſen, ein mineraliſcher Gang oder Strich entdecket worden von gegrabenem Holtz, daraus man die ſchoͤnſten Creutze, Taffeln und Tiſche, ſo dem Eben-Holtze nichts bevor gegeben, bereitet, und ſelbige umb der Raritaͤt willen, hin und wieder, in denen Roͤmi- ſchen Kunſt-Cammern, zum Schau- werck auffgehoben. Uber welches mi- neraliſche Holtz der gelehrte Mann, Franciſcus Stellatus, von wegen des Roͤ- miſchen Fuͤrſten Cæſii, als erſten Ent- deckern ſolcher Berg-Gruben, ein be- ſonders ſchoͤnes Werck ausgehen laſſen; Und gleichfalls offtbemeldter Kircherus beurſachet worden, offt deshalben mit geſagtem Stellato ſich zu beſprechen, ja endlich gar ſelbſt nach Aqvaſparta, 50. Meilen von Rom, zu reiſen, daſelbſt ei- nen der Orten ſehr wohlkundigen Menſchen zu dingen, und mit dieſem fer- ner 3. Meilen fortzufahren, biß zu der Bruͤcken eines Bachs, in der Gegend, wo Tudertum (iſt eine Stadt im Hertzog- thum Spoleto) lieget, woſelbſt ihm der Weg-Weiſer zwiſchen einem kleinen Thal mancherley Gaͤnge gewieſen, da ſie hin- ein gangen, und eine gewiſſe Art von Erdreich geſchauet, welches gar grob, und gleichſam wie mit etlichen Baum- Rinden verſchaͤrffet geweſen. Solches ꝛau- hes Erdreich haben ſie hinweg geraͤumet, und folgends in etwas haͤrterer Erde ei- ne glintzende glatte Ader getroffen, von welcher der Geleits-Mann geſprochen, daß es diejenige Erde waͤre, woraus die koͤſtliche vorberuͤhrte Roͤmiſche Taffeln gemachet: Hier ſahe man keine Spuhr, noch Merck-Zeichen einiges Baums und nichts, als die lautere reine Erde, wel- che in ihrem inwendigen Schooß etwas weicher iſt, an der Lufft aber zu einer hoͤltzernen Subſtanz erhaͤrtet, und nicht anders, als ein jedwedes anderes Holtz ſich ſchneiden, hobeln, und poliren laͤſſet, wie C
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Von der Erden.
get, daß er noch ein groͤſſeres Rieſen-Ge-
bein, von Mannes dicke, und acht Schuh
lang, gefunden, und, weil er obſerviret,
daß es in der Erde weich, durch die Lufft
aber haͤrter werde, hat er ſolches umb-
graben mit Gyps begoſſen, und ſolcher-
maſſen gantz gluͤcklich heraus gebracht,
auch hierauff ebenfalls zur Kunſt-Kam-
mer geliefert, da es von vielen Doctori-
bus Philoſophiæ von Tuͤbingen und
Stuttgard, auch von Jedermann insge-
mein vor ein wuͤrckliches Rieſen-Gebein
mit Verwunderung gehalten worden.
Es hat aber einesmahls der Kunſt-
Kaͤmmerer von dieſer Erde etwas ge-
nommen, getrocknet und durch ein Haar-
Sieb auff ſchwartzes Papier geſiebet, da
er per Microſcopium obſerviret, daß der-
gleichen und mehrere Arten kleine Coͤr-
perchen geweſen, als der natuͤrliche Saa-
me ſolcher Erd-Gewaͤchſe, darinnen
befindlich. Und weil der Mann mehre-
re dergleichen, mittlere und kleinere Sor-
ten, in groſſer Menge gefunden, ſo, daß
Jedermann derſelben uͤberdruͤßig ge-
worden, hat man endlich geſtehen muͤſ-
ſen, daß es keine Rieſen-Gebeine, ſon-
dern unterirdiſche Gewaͤchſe ſeyen, maaſ-
ſen er ebenfalls dergleichen mehr, wie
Elephanten-Zaͤhne, Einhoͤrner, Buͤffels-
Hoͤrner, auch Rehbocks-Gehoͤrngen,
von eben dieſer Eigenſchafft gefunden.
Die Materie war kalckicht, und dem Gyps
gleich, leichte, wie ſolches noch heutiges
Tages zu ſehen; Daraus zu urtheilen,
daß die Natur der Erden mancherley
Tranſmutation mit denen unterirdiſchen
Gewaͤchſen vornehme, wie ſolches der
beruͤhmte Happelius in ſeiner Wunder-
baren Welt von dem mineraliſchen Hol-
tze, pag. 1293. experimentiret, da er
ſchreibet: Unter die Mineralien will man
auch zehlen dasjenige Holtz, ſo mancher
Orten ſehr tieff in dem Schooß der Erden
gefunden wird, und dieſe hoͤltzerne Sub-
ſtantzen haben ihren Urſprung nicht
von der wachſenden Natur, ſondern ſind
ein pur lauter Werck der Natur, welche
in ihrem fruchtbahren Schooß Beine,
Hoͤrner, und alſo auch Hoͤltzer, welche
der wachſenden Krafft der Natur nach-
aͤffen, herfuͤr bringet, welches hieran
abzunehmen, daß gemeiniglich ſolche
Sachen, in denen allertieffſten Erd-
Gruͤnden, nemlich in der Jungfraͤulichen
Erde, wie man es nennet, das iſt, in
der reinen unverfaͤlſchten, ſo von auſſen
zu, oder von oben, mit nichts anders ver-
miſchet, und zu welcher, allem Vermu-
then nach, niemahls einige Baum-We-
ſenheit hinab gedrungen, gefunden wer-
den. Von dieſer Art iſt dem Kirchero aus
Boͤhmen ein Holtz geſchicket worden, wel-
ches man in den unterſten Berg-Kluͤfften,
und in dem reineſten Schooß vorerklaͤrter
Jungfern-Erde gefunden, und das dem
Ebenholtz am allergleichſten geſehen, aber
viel haͤrter und ſchwerer geweſen. Eben
derſelbige berichtet, daß vor 20. Jahren,
verſtehe von der Zeit an zu rechnen, da
er ſein Werck von der unterirdiſchen
Welt ausgehen laſſen, ein mineraliſcher
Gang oder Strich entdecket worden
von gegrabenem Holtz, daraus man die
ſchoͤnſten Creutze, Taffeln und Tiſche, ſo
dem Eben-Holtze nichts bevor gegeben,
bereitet, und ſelbige umb der Raritaͤt
willen, hin und wieder, in denen Roͤmi-
ſchen Kunſt-Cammern, zum Schau-
werck auffgehoben. Uber welches mi-
neraliſche Holtz der gelehrte Mann,
Franciſcus Stellatus, von wegen des Roͤ-
miſchen Fuͤrſten Cæſii, als erſten Ent-
deckern ſolcher Berg-Gruben, ein be-
ſonders ſchoͤnes Werck ausgehen laſſen;
Und gleichfalls offtbemeldter Kircherus
beurſachet worden, offt deshalben mit
geſagtem Stellato ſich zu beſprechen, ja
endlich gar ſelbſt nach Aqvaſparta, 50.
Meilen von Rom, zu reiſen, daſelbſt ei-
nen der Orten ſehr wohlkundigen
Menſchen zu dingen, und mit dieſem fer-
ner 3. Meilen fortzufahren, biß zu der
Bruͤcken eines Bachs, in der Gegend,
wo Tudertum (iſt eine Stadt im Hertzog-
thum Spoleto) lieget, woſelbſt ihm der
Weg-Weiſer zwiſchen einem kleinen Thal
mancherley Gaͤnge gewieſen, da ſie hin-
ein gangen, und eine gewiſſe Art von
Erdreich geſchauet, welches gar grob,
und gleichſam wie mit etlichen Baum-
Rinden verſchaͤrffet geweſen. Solches ꝛau-
hes Erdreich haben ſie hinweg geraͤumet,
und folgends in etwas haͤrterer Erde ei-
ne glintzende glatte Ader getroffen, von
welcher der Geleits-Mann geſprochen,
daß es diejenige Erde waͤre, woraus die
koͤſtliche vorberuͤhrte Roͤmiſche Taffeln
gemachet: Hier ſahe man keine Spuhr,
noch Merck-Zeichen einiges Baums und
nichts, als die lautere reine Erde, wel-
che in ihrem inwendigen Schooß etwas
weicher iſt, an der Lufft aber zu einer
hoͤltzernen Subſtanz erhaͤrtet, und nicht
anders, als ein jedwedes anderes Holtz
ſich ſchneiden, hobeln, und poliren laͤſſet,
wie
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